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  Verdi

Verdi Sein Leben und Wirken    Giuseppe Francesco Fortunino wurde am 9. Oktober 1813 in Le Rencole, einem kleinen Dorf in der Poebene nördlich von Parma, geboren. Sein Vater, Carlo Verdi, war ein Schenkenbesitzer und Lebensmittelhändler, seine Mutter, Luigia Verdi, geborene Uttini, verdiente als Spinnerin etwas Geld dazu. Verdis Schwester, die zwei Jahre später geboren wurde, starb mit 18 Jahren.   Der kleine Giuseppe wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf; seine Eltern mussten viel sparen, um sich den Musikunterricht und die Schule leisten zu können. Don Pietro Baistrocci, der Organist von Le Rencole, entdeckte das musikalische Talent in dem stillen, ernsten Buben.

Er gab ihm Unterricht, und Verdi wurde aufgefordert, später Baistoccis Nachfolger zu werden.   1823 kam Verdi ins Gymnasium. Er zog mit seinem alten Spinett zu einer Familie in Busseto, wo er in der Schule Don Pietro Salettis Unterricht in Italienisch, Latein, Rhetorik und Geschichte erhielt.   Ein Jahr später übernahm er die Organistenstelle. Verdi erhielt fachkundigen Unterricht in der Musikschule Ferdinando Provesis, der in Busseto zugleich Organist, Kapellmeister, Komponist, Librettist und Gymnasiallehrer war. Zur gleichen Zeit lief Verdi an Sonntagen und Feiertagen 5 km nach Rencole, um dort in San Michele den Orgeldienst zu versehen, den er nach Baistroccis Tod 1823 übernommen hatte.

1827 hatte er die Schulausbildung mit Auszeichnung bestanden. Mit 15 Jahren führte er zum ersten Mal ein Musikstück auf und erhielt viel Applaus für die Ouvertüre zu Rossinis „Barbiere di Siviglia“.   Drei Jahre später nahm der Kaufmann Antonio Barezzi, Vater von 6 Kindern, Verdi in sein Haus auf. Es entwickelte sich im Laufe der Jahre eine innige Vater-Sohn-Beziehung.   Sein Lehrer Provesi drängte ihn zu einem Studium auf dem Mailänder Konservatorium und Barezzi bot ihm finanzielle Unterstützung an, doch Verdi wurde abgelehnt. Er erhielt nun Privatunterricht bei Vincenzo Lavigna.

Lavigna bestand auf regelmäßige kontrapunktische Übungen, wie z. B. Bachs „Wohltemperiertem Klavier“.   Verdi bewarb sich um Provesis Nachfolge als Maestro di musica; er gewann den Wettbewerb und trat 1836 die Stelle als städtischer Musikdirektor an.   Im gleichen Jahr heiratete er Margherita Barezzi. Als 1837 die Tochter Virginia Maria Luigia geboren wurde, plagten das junge Ehepaar Geldsorgen.

Ein Jahr später starb seine Tochter; sein Sohn Icilio Romano wurde geboren.   Das italienische Opernrepertoir wurde in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhdt ausschließlich von dem Dreigestirn Rossini – Donizetti – Bellini regiert. Zu dieser Zeit beschäftigte sich Verdi mit den ersten Opernplänen. „Rocester“, den er 1837 in Parma aufführen wollte, und „Lord Hamilton“ gingen verloren. Ungeklärt ist, wieviel diese Werke mit „Oberto“ gemein haben.

  Verdi gab die Stelle als Musikdirektor auf und zog nach Mailand, wo er sich eine Wende erhoffte. 1839 starb sein Sohn.   Im November kam „Oberto“ an der Scala heraus. Bartolomeo Marelli erteilte im sogleich Aufträge für drei weitere Werke. 1840 war die Premiere von „König für einen Tag“; die Oper wurde nach nur einer Vorstellung eingezogen. Es war ein furchtbarer Mißerfolg.

Kurze Zeit später erkrankte Margherita an einer Gehirnentzündung und starb. Verdi stürzte in tiefe Depressionen, Nabucco entstand.   Verdi lernte Giuseppina Strepponi kennen, eine äußerst begabte Opernsängerin.   Im Frühjahr 1842 fand eine ungewöhnliche Uraufführung statt: „Nabucco“ begeisterte ganz Italien und der „Chor der Gefangenen“ wurde zum Freiheitsgesang der Italiener. Das Streben nach nationaler Identität und Einheit waren die Hauptthemen, und man sprach über nichts anderes als Verdi. „Nabucco“ erlebte 57 Reprisen.

  Verdi verbrachte seine Freizeit ab nun mit Intelektuellen, Wissenschaftlern, Künstlern und Journalisten.   1843 war die Premiere von „Die Lombarden“ oder „I Lombardi alla prima crociata“. Diese war wieder eine Oper mit patriotischer Thematik und auch ein großer Erfolg. Verdi nahm vieles in seine Oper auf, von dem er sich Wirkung versprach: ein türkisches Kolorit, eine Schlachtmusik, den Part einer obligaten Violine im Stil Paganinis, eine himmlische Vision und effektvolle Kontraste.   1844 folgten „Ernani“ und „Die beiden Foscari“.Verdi kaufte sich in Rencole das Anwesen „Il Pulgaro“ mit 25 Hektar Wiesen und Weingärten.


1845 „Giovanna d`Arco“ und „Alzira“ Verdi kaufte sich das Palazzo „Cavalli“ in Busseto 1846 „Attila“ (Kernszene „Auraitu l` universo, restil` Italia ame“) 1847 „Macbeth“, „Die Räuber“ und „Jèrusalem“ Verdi traf zum 2. Mal Giuseppina Strepponi, er reiste nach London und Paris: 1848 war die Uraufführung von „Corsaro“. In Italien herrschte Krieg und ständige Aufstände.Verdi kaufte sich das Landgut „Sant`Agata“; Reisen nach Paris und Rom. 1849 „Die Schlacht von Legnano“ und „Luisa Miller“. In dieser Oper wird Verdis persönlicher Stil festgelegt, die Figuren drücken sich individuell und scharf formuliert aus.

Zwischen Giuseppina Strepponi und Verdi hatte sich eine tiefe Beziehung entwickelt und sie zogen zusammen in den Palazzo „Cavalli“. 1850 „Stiffelio“ 1851 starb seine Mutter im 66. Lebensjahr, Verdi zog nach nach „Sant`Agata“ „Urraufführung von „Rigoletto“ 1853 „Troubadour“ und „La Traviata“   Die Jahre zwischen „Ernani“ und „La Traviata“ nannte Verdi „seine Galeerenjahre“, weil er unter ständigem Zeitdruck 1 – 2 Opern jährlich abliefern musste. Nach 1853 begannen sich Verdis Opern stilistisch zu wandeln, sie wurden breiter, klanglich reicher, länger und ehrgeiziger. 1855 „Die sizilianische Vesper“ 1857 „Simon Boccanegra“ und „Aroldo“ Verdi kehrt nach Italien zurück 1859 „Ein Maskenball“ Diese Oper sollte ursprünglich in Neapel spielen, er bekam aber Probleme mit der Zensur. Im selben Jahr heiratete er Giuseppina.

Der Krieg Piemont – Sardiniens gegen Österreich war im Gange.   Verdi wurde immer unzufriedener mit den Aufführungsbedingungen der italienischen Bühne und zog sich mehr und mehr auf sein Landgut „Sant`Agata“ zurück. Drei wichtige Auftragswerke ließen ihn zur Bühne zurückkehren. Auf Einladung des Zaren schrieb er für die Oper in St. Petersburg.   1860 Vereinigung Italiens Verdi kandidierte als Abgeordneter 1861 Viktor Emanuel II.

wurde zum König ernannt und Verdi Parlamentsabgeordneter in Turin 1862 „Macht des Schicksals“ und „Inno delle nazioni“ 1863 Spanien- und Parisreise 1866 Krieg zwischen Italien und Österreich Verdi mietete Palazzo „Sauli“ in Genua   Parisreise Für Paris, wo ihm mit „Jèrusalem“ und „Die sizilianische Vesper“ der Erfolg versagt geblieben war, nahm er 1867 „Don Carlos“ in Angriff.   Verdi adoptierte seine Nichte Fitomena. 1868 starb Rossini; Verdi begegnete erstmals Alessandro Manzoni. 1870 Parisreise 1871 „Aida“, eigentlich für die Eröffnung des Suez-Kanals bestimmt, war ein großer Erfolg. An dem ersten Todestag Manzonis 1874 wurde Verdis Requiem uraufgeführt. Ihm gelang eine zwar opernnahe, aber dennoch ergreifende Totenmesse.

Umzug von Palazzo „Sauli“ in Palazzo „Doria“ Ernennung zum Senator 1878 Filomena Verdi heiratete Alberto Carrara 1881 „Simon Boccanegra“ (neu gefasst) 1883 starb Richard Wagner 1884 „Otello“ 1888 Einweihung des Krankenhauses in Vianova 1893 „Falstaff“ Diese beiden letzten Opern sind Werke der Muße. Freundschaftliche Berater waren die Verleger Tito und Giulio Ricordi. 1895 Verhandlungen über das Alterheim für Musiker Verdi erlitt 1897 einen Schlaganfall; in den letzten Jahren seines Lebens war Verdi öfters krank gewesen. Seine Ehefrau Giuseppina Verdi starb am 14. November dieses Jahres. 1900 Einweihung des „Casa di piposo“ Verdi unterzeichnete sein Testament.

Den Großteil erbten Asylheime, Krankenhäuser, Anstalten für Taubstumme und Blinde in Genua, die Armen in Sant`Agata und die Stiftungen „Monte di Pieta“ und „Casa di riposa“.   Am 27. Jänner 1901 gegen 3 Uhr in der Nacht starb Verdi in einem Hotelzimmer in Mailand.   Am 30. Jänner wurde Giuseppe Verdi in Mailand bestattet. 300 000 Menschen schlossen sich der Trauerfeier an, 900 Sänger sangen unter der Leitung Arturo Toscaninis den „Chor der Gefangenen“.

Am 26. Februar wurde das Ehepaar Verdi in der Capelle „Casa di riposa“ beigesetzt.   Das Ansehen Verdis sank nach seinem Tod, und erst die Verdi Renaissance der 20er und 30er Jahre des 20. Jhdt führte, von Deutschland ausgehend, zu einer Neubeschäftigung mit seinem Werk. NABUCCO Oper in 4 Akten    Musik: Giuseppe Verdi Text: Temistocle Solera Premiere: 9. März 1842 Scala, Mailand   Es war Mirelli, der dem jungen Komponisten das Libretto, das Otto Nicolai abgelehnt hatte, aufdrängte.

Verdi nahm es widerwillig mit, und als er es aufschlug, fiel sein Blick auf die Worte des Freiheitschors   Va, pensiero, sull`di dorate... Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln...

  Dieser Vers ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Als Verdi im Sujet, der Geschichte von der Unterdrückung eines ganzen Volkes, seiner Gefangenschaft und endlich seiner Befreiung, die Erfahrungen und Träume seines eigenen Volkes wiedererkannte, wurde dieser Vers aus dem Sehnsuchtslied der Hebräer Impuls für seine Oper Nabucco. An ihm entzündete sich zuerst seine Phantasie und neugewonnene Schaffenskraft.Dann aber strömte ihm Einfall auf Einfall zu, und in drei Monaten war die Oper fertig.   Verdi, ein großer Patriot, wollte mit dieser Oper die Sehnsucht nach nationaler Einigung Italiens zum Ausdruck bringen; vor allem Österreich galt als Gegner der Einheit und Unabhängigkeit. Die Bevölkerung verstand diese Botschaft sofort und der auf den 136.

Psalm basierende Chor „Va pensiero“ begründete Verdis Ruhm als Kämpfer für die nationale Einigung Italiens. Verdis Name wurde Acronym für Vittorio Emanuele, Re D´Italia. Er selbst sah Nabocco als Durchbruchswerk zu einem individuellen Stil.   Die Oper ist in 4 Teile geteilt: 1) Jerusalem 2) Der Gottlose 3) Die Prophezeiung 4) Das zerbrochene Götzenbild   Die Geschichte selbst – die Berfreiung des jüdischen Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft – geht auf das alte Testament zurück.   578 v. Chr.

wird Jerusalem von dem babylonischen König Nabucco (bzw Nebukadnezar) besetzt. Der hebräische Oberpriester Zaccaria hat Nabuccos Tochter Ferena gefangen genommen; auf diese Weise will er den gewaltigen König erpressen. Ferena soll getötet werden, doch Ismael, der Neffe des Königs von Israel, rettet sie. Die Juden sind empört über diesen Verrat. Doch die beiden lieben sich, und Ferena tritt sogar ins Judentum ein.  Währendessen versucht Abigail, eine von Nabucco als Kind aufgenommene Sklavin, die Herrschaft an sich zu reißen.

Sie, von Ismael abgewiesen, da er Fenena liebt, hetzt und wütet gegen alle.   Nabucco dringt in den Tempel von Jerusalem ein und zerstört ihn. Kurze Zeit später lässt er sich als Gott ausrufen und will im doppelten Kampf gegen die gefangenen Juden und die von Abigail aufgewiegelten Assyrer beide Völker zwingen, ihre Götter zu stürzen und ihn anzubeten, und wird mit Wahnsinn bestraft. Abigail ergreift die Chance und bemächtigt sich der Herrschaft. Sie nimm Nabucco gefangen und erpresst von ihm die Todesurteile für Fenena und die Hebräer.   Die Juden sitzen unterdessen an den „Wassern zu Babel“ und denken an Zion.

Zaccarias ermutigt sie, indem er den Sieg der „Löwen von Juda“ voraussagt. Fenena wird zu Tode geführt, doch Nabucco kann die Hinrichtung in einem lichten Moment verhindern: er betet in seiner Verzweiflung zu Jehova. Überwältigt von der Macht des fremdern Gottes stürtzt er den Götzen Baal und entlässt die Gefangenen in ihre Heimat. Abigail begeht aus Schuldgefühlen Selbstmord. Personen der Oper und ihre Stimmlagen    Abigail Sklavin, „Stieftochter“ SOPRAN Besetzung bei der Premiere: Giuseppina Strepponi Abigail ist die schwierigste Rolle. Sie verlangt einen dramatische Koloratursopran und schließt auch einen Mezzosopran ein (Brusttöne!) AbigailsAnspruch und Machtfantasien, entstanden aus dem Verlangen der Sklavin nach Identität, führen zu einer Zerissenheit und Maßlosigkeit, die sich in nervösen Rhytmen und Riesenintervallen abbildet.

Die virtuosen Koleraturen in extremer Höhe, die großen Sprünge und die schnellen Läufe drücken Kälte, Aggressivität und Macht aus.Zwischen welchen Extremen diese Figur gespannt ist, zeigt der Schluss, die Bitte der Sterbenden um Vergebung, die durch die Schlichtheit der Melodie, auch durch ein ostinates Cellomotiv und das klagende Englischhorn besondere Epressivität gewinnt. Für Drastik und und Überdeutlichkeit, mit der Verdi seine Figuren noch zuweilen zeichnet, ist die Szene zwischen Nabucco und Abigail im dritten Teil aufschlußreich, in der ein übermütiges, geradezu freches Holzbläsermotiv Abigails Vorfreude auf einen Triumph illustriert, während der König um Erbarmen fleht.   Nabucco/ Nebukadnezar König der Babylonier BARITON Besetzung bei der Premiere: Giorgio Ronconi Die Macht hat ihn entstellt und er empfindet unverhohlene Lust an Gewalt. Ein mit wilder Freude gesungenes „Presto“ drückt genau diese Gefühle aus.Im 4.

Akt nimmt Nabucco die Stimme des Chores auf und verdeutlicht somit seine rettende Aktion.   Zaccaria hebräischer Oberpriester BASS   Fenena Nabuccos Tochter MEZZOSOPRAN   Ismael Neffe des Königs von Israel TENOR   Chöre der Assyrer   Chöre der Juden     Nabucco ist ein sehr plakatives Werk.Eine Fülle von Theatereffekten, wiederkehrende Motive, Instrumentalfarben und Klangfolgen, machen diese Oper auch für ungebildete Hörerspannend und abwechslungsreich.   Besonders bekannt ist der „Gefangenenchor“. „wie träumend ruft der verhaltene, einstimmige Gesang Bilder der verlorenen, einstimmigen Gesang Bilder der verlorenen Heimat und in die Erinnerung“ Männer - und Frauenstimmen erklingen in wechselnder Kombination und unterschiedlichem Satz, sie verleihen gemeinschaftlichen Gefühlen Ausdruck: Panik und Todesangst, Trasuer und Heimweh, Hoffnung, Kamfbereitschaft und Freude. Dann aber, zu Beginn der zweiten Stanze, scheint der Chorgesang, plötzlich fortissimo, sechstimmig und in neuer Tonart, gleichsam zu explodieren, als bräche lange Verschüttetes wieder auf.

Die Oper zeichnet sich weiters durch Öffnung und Erweiterung des Schemas, der Becanto Oper, durch ein großes Orchester, durch ein Umfangreicheres Klangvolumen, durch eine breitere, mächtigere, sich direkter entwickelnde Musik und durch die Fülle vokalen Feuerwerks aus.

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