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  Dem zusammenhang von schicksal und schuld, von menschlichem handeln und



Die metaphorische Bedeutung der Abenteuer des Odysseus       Dem Zusammenhang von Schicksal und Schuld, von menschlichem Handeln und göttlicher Gerechtigkeit wird in der Odyssee große Bedeutung beigemessen. Wie die Taten, die sie ohne Zutun der Götter begehen, haben die Menschen auch die Leiden, die daraus folgen, allein verursacht. Die Götter an Freude und Leid schuldlos zu zeigen, ist der „Odyssee“ so wichtig, daß zu Anfang der ersten Szene in einer programmatischen Erklärung Zeus selbst die Verhältnisse klarstellt. Wenn er hier die Meinung der Menschen, daß die Übel von den Göttern kämen, als unverdiente Beschuldigung zurückweist und sagt, die Menschen hätten doch auch durch eigene Schuld Leiden über das Schicksalsmaß hinaus, dann will Zeus nicht nur für einen Teil der Leiden die Verantwortung ablehnen, sondern es kommt ihm darauf an, den ganzen Vorwurf zu entkräften. Leiden die Menschen, wie ihnen das Schicksal bestimmt hat, so ist den Göttern ohnehin kein Vorwurf zu machen. Nur aus dem vermeidbaren, überflüssigen Elend erhebt sich ein schwacher Vorwurf, der aber allein die Menschen trifft : Diese Leiden haben sie eigener Schuld zuzuschreiben und sollen sich deshalb nicht beklagen.

Dadurch, daß in der „Odyssee“ Taten geschehen können, die dann ebensolche Leiden zur Folge haben, entstehen in den Zusammenhängen von schicksalhafter Bedeutung, göttlicher Lenkung und selbstverantwortlichem menschlichem Handeln, völlig neue Verhältnisse. In der Odyssee demonstriert Zeus die Schuldlosigkeit der Götter. Damit ändert sich aber nicht nur das Wesen der Götter, sondern auch das des Schicksals. Nicht jedes Unglück ist jetzt ein schicksalhaftes Verhängnis; das Schicksal kann milder erscheinen, weil die schwersten Katastrophen allein durch die Frevel der Menschen verursacht werden. Dieses mildere Schicksal trägt dann auch stets dazu bei, jeden Vorwurf von den Göttern fernzuhalten. Was dem Schicksal und den Göttern an Verantwortung abgenommen wird, müssen die handelnden Menschen übernehmen.

Ihnen wird eine zuvor unbekannte Selbständigkeit angetragen, der sich beispielsweise die Gefährten des Odysseus nicht gewachsen zeigen. Als Toren vergreifen sie sich an den Rindern des Gottes Helios. In der Odyssee steht neben den Gefährten, die durch ihr Handeln zugrunde gehen, Odysseus der durch seine Art des Handelns überlebt. Es ist nicht so, daß niemand anders zu handeln vermöchte, als die Toren der Odyssee es tun. Ihr Fehler wird ihnen übelgenommen, sie hätten klüger handeln müssen, so die Götter. In einem Werk wie der Odyssee darf der Held nie töricht sein.

Damit ist gleichzeitig gesagt, daß die Verleitung zur Torheit nicht mehr von den Göttern ausgehend gedacht werden kann, ihnen vermöchte selbst ein Held nicht zu widerstehen, sondern vielmehr warnen die Götter die Menschen. Sie meinen es gut, doch die Toren wollen nicht hören und gehen blind in ihr Verderben. Die Odyssee stellt das Verhängnis als nicht unentrinnbar dar, sondern vielmehr als Folge eigener Schuld. Um der stark betonten Selbständigkeit der Handelnden selbst willen greifen die Götter in das Geschehen überhaupt weniger handelnd als vielmehr ratend und warnend ein; es bleibt den Menschen überlassen, ob sie Rat oder Warnung annehmen oder nicht. Die Odyssee kennt die Möglichkeit, daß jemand von sich aus etwas denkt oder tut; Penelope wird von der Reise des Telemachos gesagt, daß es nicht sicher sei, ob ihn ein Gott zur Reise veranlaßt habe oder ob ihn sein eigener Sinn bewege, nach Pylos zu reisen. Nicht die Götter verleiten somit also zu Torheit und Frevel, sondern allein die Umstände und die menschliche Unbesonnenheit.

Aus Neugier und Neid öffnen die Gefährten den Windschlauch; weil sie dem Hunger nicht zu widerstehen vermögen vergreifen sie sich an den Rindern des Helios. Nur Odysseus vermag die Schwierigkeiten zu ertragen und besitzt so die Vorsicht, den Frevel zu meiden. Seine Gefährten schelten ihn darum als hart, durch ihre sehr menschlichen Schwächen sind sie den Anforderungen nicht gewachsen. Odysseus muß völlig andere Vorzüge beweisen als die Helden in der „Ilias“, deren Größe ich in der Stärke zeigt, mit der sie ihre Kämpfe bestehen und in der Tapferkeit, mit der sie ihr Schicksal tragen. Odysseus selbst muß klug sein, Auswege finden, Schwierigkeiten ertragen, um sein Leben retten zu können. Er steht seinem unverschuldeten Unglück gegenüber, anders als die Freier, die allein wegen ihres Übermutes und Unverstandes umkommen.




Sie überhören die Warnungen der Seher und auch die Aufforderung des Telemachos sein Haus zu verlassen; sie fürchten weder Götter noch Menschen. Das Schicksal der Freier, wie das des Odysseus erscheint völlig gerecht, die Götter trifft auch hier kein Vorwurf, da Odysseus dem Unheil entgeht, die Freier aber durch eigene Schuld umkommen. Man kann sagen, daß die Bedeutungslosigkeit der Gefährten wie auch der Freier an ihrem Unverstand zeigt, die Größe Odysseus jedoch an seiner Klugheit und Beherrschung, der Tugenden, um derentwillen er gerettet wird. Es ist ein Thema der Odyssee im Gegenbild anderer Schicksale Leiden und glückliches Ende ihres Helden erscheinen zu lassen, den Zusammenhang von Schuld und Unglück, von Glück, Klugheit und Götterliebe. Dieses Thema ist das Eigentum des Dichters. Was davon schon in den Odysseemärchen enthalten war, geht über das Märchenhafte des glücklichen Endes nicht hinaus.

Erst indem der neue Sinn die alte Geschichte durchdringt, wird aus dem Märchen das große Epos Zusammenfassend möchte ich noch auf die Ziele des Dichters eingehen. Wenn Odysseus nach den Liedern des Demodokos seine eigene Erzählung beginnt Und seinen Namen nennt, dann meint er als Person des Epos zwar seine List mit dem hölzernen Pferd und seinen Ruhm als Eroberer Trojas, also das wovon Demodokos gesungen hatte. Der Dichter aber, der Odysseus diese Worte sagen läßt, denkt zugleich an die mannigfaltigen Listen, von denen das Epos schon berichtete und noch berichten wird sowie an den Ruhm den der Held durch die wunderbare Heimkehr gewinnen wird. Indem Odysseus sich selbst rühmt, rühmt er zugleich die Odyssee und ihren Dichter, denn Dichtung und Dichter sind es, die seinen Ruhm tragen. Der Dichter jedoch rühmt zugleich mit seinem Helden sich selbst und sein Werk. Die Worte ähneln auffallend dem Lob, das dem Gesang von Demodokos erteilt wurde.

Beide Gedichte, die „Ilias“ und die „Odyssee“ scheinen sich, ebenso wie ihre Helden um den ersten Platz zu erstreiten. Mit einer altgriechischen Erfahrung möchte ich meine Ausführungen beenden : „Alles geben die Götter, die unendlichen, Ihren Lieblingen ganz, alle Freuden, die unendlichen, Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz. Trotzdem ist der Mensch nicht nur Spiegelbild der Götter. Es gibt wohl gegenüber dem Wechsel der menschlichen Dinge und der Unkalkulierbarkeit des Unglücks, ein Verhalten, das nicht die Götter herausfordert, ein dem Menschen gemäßes Verhalten.“ Dieses wollte der Dichter, meiner Meinung nach, den Lesern seiner Odyssee mit auf den Weg geben.

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