Die römische philosophie
Die römische Philosophie
Philosophie in Rom:
In den Jahren 156 – 155 v. Chr. hielten sich drei Griechen als Gesandte zu politischen Handlungen in Rom auf: Es waren die drei Philosophen Karneades, Kritolaos und Diogenes von Apollina. Neben ihrer Erfüllung der ihrer diplomatischen Auftrages hielten sie öffentliche Vorlesungen über Gerechtigkeit als Fundament menschlichen Zusammenlebens. Derartige Erörterungen widersprachen den Älteren Roms und die drei Philosophen wurden daraufhin genötigt Rom zu verlassen. Man knüpfte dabei an die Senatsverfügung aus dem Jahr 161 v.
Chr. an, die sämtliche in Rom ansässige griechischen Rhetoren und Philosophen der Stadt verwies – eine Vorgangsweise, die die grundsätzliche distanzierte Haltung der praktisch orientierten Römer gegenüber der Philosophie erkennen lässt: Diese wurde vielfach als etwas Fremdes, dem römischen Wesen nicht Angemessenes empfunden.
Das Interesse an der griechischen Philosophie war aber letztlich gar nicht aufzuhalten, handelte es sich doch nur um ein Teilphänomen jenes umfassenden Prozesses, der bereits um Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. eingesetzt hatte und erst im 2.
Jahrhundert n. Chr. seinen Höhepunkt erreichen sollte: die zunehmende Durchdringung römisches Lebens mit der überlegenen griechischen Zivilisation und Kultur, bedingt durch Gebietsgewinne zunächst im Raum Süditaliens und Siziliens und später dann in den griechisch – hellenistischen Gebieten des östlichen Mittelmeerraumes.
Die Philosophie auf ihrem Weg nach Rom:
Jene auf jahrhundertlangen Entwicklungen aufbauende Kulturepoche Griechenlands, während Rom intensiven Kontakt mit dem Osten aufnahm, wird als Hellenismus bezeichnet. Damals war Athen zwar noch politisch bedeutungslos, aber Athen war ein geistiges Zentrum und viel besuchter Sitz von Philosophenschulen :
Der Akademie,
Des Peripatos
Der Stoa und
Der Epikureer.
Ad a) Die Akademie wurde von Platon im Hain des Halbgottes Akademos gegründet.
Ihre späteren Leiter hatten von Platons philosophischer Position ( Ideenlehre ) abgewendet und eine skeptische Haltung ( Skeptizismus ) eingenommen, die sich mit dem Feststellen des Wahrscheinlichen begnügte. Erst Antiochos von Askalon öffnete sich den Gedanken der Stoa, da er in der Verbindung zwischen der eigenen Tradition und den Elementen anderer
philosophischer Systeme einen Weg der Findung der Wahrheit sah. Diese Haltung nennt man Eklektizismus ( wichtigster Vertreter: Cicero). Dies kam dem typischen Bedürfnis der Römer entgegen, die weniger an geschlossene Denksysteme interessiert waren. Als an deren praktischen Anwendung zur Bewältigung des Lebens.
Ad b) Der Peripatos geht auf Aristoteles zurück.
Die Perpatetiker betrieben im Hellenismus vor allem Naturwissenschaften. In späterer Zeit war Alexandria das Zentrum dieser Schule.
Ad c) Begründer der Stoa war Zenon von Kition. Er entwickelte ein umfassendes philosophisches Denkgebäude, das von einem Ordnungsprinzip getragen war:
Die materiell gedachte Gottheit, die Vernunft, schuf die Welt, durchdringt sie und lenkt sie durch ihre Vorsehung; daher ist die gesetzmäßig und vernünftig geordnete Natur ebenfalls göttlich und verpflichtet den Menschen sich ihr anzupassen und sich dadurch in die gute göttliche Ordnung einzufügen. Dies freiwillig zu tun ist oberste Pflicht, da der Mensch mit seiner Vernunft Anteil am göttlichen Logos hat. Das Wissen um diese Dinge verleiht ihm jene innere Haltung der Weltgeborgenheit, die als die stoische Ruhe bezeichnet wird.
Die bedeutendste Vertreter waren Panaitos von Rhodos und Poseidonios von Apameia.
Ad d) Die Gegenposition von den Stoikern nahmen die Epikureer ein. Gegründet von Epikur von Samos hatte diese Schule zwar auch die Erreichung der Glückseeligkeit zum Ziel, aber den Weg dorthin in einem von den Unannehmlichkeiten des öffentlichen Wirkens freien, zurückgezogenen Leben: Bereits in der Antike wurde das Lebensgefühl der Epikureer mit dem Schlagwort „ Lebe im Verborgenen“ charakterisiert. Für die Befreiung des Menschen von Unannehmlichkeiten, vor allem von Todesangst und Jenseitsfurcht, sowie für die Erlangung möglichst anhaltender Lust, die im Geistigen genießen, besonders der Freundschaft, gesehen wurde, zog Epikur die materialistische Lehre des Atomisten Demokrit von Abdera heran. Dieser sah die Welt als Produkt der nach rein mechanischen Gesetzmäßigkeiten erfolgenden Zusammenballungen kleinster, unteilbarer Körper ( Atome), die sich in dauerndem Fall im leeren Raum bewegen und sich wieder aus ihrer Verbindung lösen. Folgerichtig nahmen Demokrit und Epikur die Existenz unzähliger Welten an.
Die Götter lebten, wenn überhaupt, in den Zwischenräumen zwischen diesen Welten und kümmerten sich nicht um die Menschen, deren Tod ja nichts anderes sei als eine Auflösung der Atomverbindungen, die Körper und Seele ausmachten. Diese Lehre übten auf die Römer im 1 Jahrhundert v. Chr. der Zeit des Niedergangs der Republik in den Bürgerkriegen und des Verfalls der herkömmlichen Weltordnung, verständlicherweise große Anziehungskraft aus. Der Epikureismus ( Vertreter: Vergil ( in seiner Jugend) und Horaz ( teilweise), verlor in der frühen Kaiserzeit ( 1.Jahrhundert n.
Chr.) zunehmend an Bedeutung. An seiner stelle traten die religiösen Heilslehren der Stoa, orientalische Mysterienkulte und schließlich das Christentum.
Was die atomistisch – materialistische Weltsicht betrifft, wurde die Bedeutung erst in der Neuzeit 17. Jahrhundert ) wieder erkannt.
Die Voraussetzungen der hellenistischen Philosophie:
Die eigentliche Leistung der hellenistischen Philosophie, an welche die Römer anknüpften, bestand hauptsächlich in der Konzentrierung auf die Glückseligkeit der Menschen; daneben war man aber auch um die Systematisierung des überlieferten Wissens bemüht; Die Philosophie ist in drei Arten unterteilt:
Naturlehre – Erforschung der Natur;
Morallehre – wie in den Ursachen der Dinge bzw.
in den Moralgesetzen der Lebensführung die Wahrheit selbst sich finden lässt.
Logik – die Methode des Erkennens;
Diese Unterteilung hat im Prinzip bis heute noch Gültigkeit.
In der Folge kann man natürlich die drei Hauptteile der Philosophie nochmals unterteilen.
Daraus ist ersichtlich, dass man sich stets dessen bewusst war, dass die Anfänge der Philosophie weit über die hellenistischen Jahrhunderte zurückreichten. Jener Frühzeit war diese Einteilung allerdings noch fremd.
In der Tat stand am Beginn der griechischen Philosophie allumfassende Fragen und der Versuch, die Welt mit den Mittel der denkenden Vernunft zu begreifen.
Diese Haltung ist bezeichnend für alle frühen Philosophen bis Sokrates, die man unter dem Begriff Vorsokratiker zusammenfasst.
Für die spätere Entwicklung von größter Bedeutung waren zwei grundverschiedene Richtungen dieser ersten Phase der europäischen Philosophie:
Einerseits die von Pythagoras von Samos in der Stadt Kroton gegründete Schule der Pythagoreer: sie sah in er Zhl und in der geometrishn Form das Wahre Sein, dem die minderwertige, sich ständig verändernden Welt und der übergang der Seelen von einem Individuum in ein anderes gegenüberstehen. Die Pythagoreer behandelten ihre Philosophie als Geheimlehre.
Eine entgegengesetzte Haltung nahmen im 5.Jahrhundert v. Chr.
die sogenannten Sophistenein. Ir Hauptvertreter Protagoras von Abdera bekannte sich zu einer Leugnung der Erkenntnismöglichkeit in Bezug auf Götter und richtete die Philosophie auf das Praktische aus, z.B. Lehr- und Lernbarkeit.
Der Sophist Gorgias von Leontinoi galt bereits in der Antike als der eigentliche Begründer der rhetorik, mit der es ihm gelang z.B.
in einem öffentlichen Vortrag in athen selbst das Verhalten der mythichen Ehebrecherin Helena zu verteidigen- das zahlende Publikum war groß.
Gegen diese Art komerziellen Philosophierens trat vehement Sokrates ein. Sokrates fühlte sich veranlasstin der Diskussion mit jungen Menschen Probleme der Ethik zu lösen. Für ihn bedeutete Philosophie, den Fragen nac objektiven, allegemien gültigen Wahrheiten und Werten durch exakte Begriffsbestimmung auf denGrund zu gehen und daraus Konsequenzen für die eigene Lbensführung zu ziehen. Diese neue Art des Philosophierens führte in athen zu heftigen Widerständen, sodass Sokrates schließlich wegen „Verführung der Jugend“ und „Einführung neuer Götter“ angeklagt und um Tode verurteilt wurde.
Philosophie in der späteren Antike:
In den folgenden Jahrhunderten rückte das Interesse am Menschen, vor allem am Individuum, ( ethik) immer mehr ins Zentrum der Philosophie.
So nahm die spätere Stoa endgültig Züge einer Heilslehre an, die eine Möglichkeit zur Slebsterlösung anbot.
Unter den übrigen philosophischen richtungen ware s die platonische Akademie, die de wieder auf die Interpretation der Werke ihres Gründers zurückgriff und seine Metaphysik und theologie in den Mittelpunkt stellte. Daraus entsand der Neuplatonismus, als dessen Begrüner Plotin von Heliopolis gilt. Dieser vertrat in Weiterführung der Ideenlehre die ansicht von einem einzigem göttlichn Wesen („das Eine“) , dem die Welt über mehrere Zwischenstufen entströme, an derem untersten Ende die Materie stehe. Aufgbe des
Menschen sei die Rückkehr ins Jensseits, die er durch mystische Vereinigung mit dem Gtt schon im Diesseits vorwegnehemn könne.
Der Neuplatonismus übte sehr graoße Anziehungskarft aus, da er, ähnlich wie die orientalische Mysterienkulte ( Mithras) und das Christentum , eine Erlösug verhieß.
Welche Faszination die mittlerweile über mehr als tausend Jahre reichende antike Philosophie auch in einr christlichen Umwelt ausübt, zeigt der „ letzte Schriftsteller der Römer“, Manlius Anicius Torquatus Severinus Boethius, geboren in Rom. Seinen Plan, sämtlcihe Werke von Platon und Aristoteles ins Lateinische zu übersetzen , konnte er zwar nicht verwirklichen, doch hinterließ er eine reihe philosophischer Schriften, die antikes Gedankengut an das Mittelalter weitergaben.
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