Ppp - spezialgebiet / stefanie pietsch:
PPP – Spezialgebiet / Stefanie Pietsch, 8C:
Die Geschichte der Philosophie:
Seinem griechischen Ursprung nach bedeutet das Wort Philosophie Weisheits- oder Wissenslehre. Heute bezeichnet man als Philosophie jede theoretisch begründete Anschauung vom Weltganzen, der Stellung des Menschen im Weltganzen, der Werte, der Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten des Menschen sowie seine Rechten und Pflichten.
Die beste Herangehensweise an die Philosophie ist es, philosophische Fragen zu stellen:
Wie wurde die Welt erschaffen? Liegt hinter dem, was geschieht, ein Wille oder ein Sinn? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wie sollten wir leben?
Solche Fragen haben die Menschen zu allen Zeiten gestellt.
DAS ALTERTUM:
Das philosophische Denken der griechischen Antike war von einer einzigen Frage bewegt: der Frage nach dem Sein des Seienden.
Das mythische Weltbild:
Unter Philosophie verstehen wir eine ganz neue Art zu denken, die gegen 600 v. Chr.
In Griechenland entstanden ist. Vorher hatten die verschiedenen Religionen den Menschen alle Fragen beantwortet. Solche religiösen Erklärungen wurden von Generation zu Generation in den Mythen weitergereicht. Ein Mythos ist eine Göttererzählung, die erklären will, warum das Leben so ist, wie es ist. In der ganzen Welt ist im Laufe der Jahrtausende eine wilde Flora von mythischen Erklärungen der philosophischen Fragen herangewachsen. Die griechischen Philosophen versuchten zu beweisen, dass die Menschen sich nicht darauf verlassen konnten.
Gegen 700 v. Chr. Schrieben Homer und Hesiod große Teile des griechischen Mythenschatzes auf. Die ersten griechischen Philosophen kritisierten Homers Götterlehre, weil die Götter ihnen darin zu viel Ähnlichkeit mit den Menschen hatten. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wurde ausgesprochen, dass Mythen vielleicht nichts anderes sein könnten als menschliche Vorstellungen. Ein Beispiel für diese Mythenkritik finden wir bei dem Philosophen Xenophanes, der gegen 570 v.
Chr. Geboren wurde. Die Menschen, meinte er, hätten sich die Götter nach ihrem eigenen Bild erschaffen.
Es findet eine Entwicklung von einer mythischen Denkweise zu einem Denken hin statt, das auf Erfahrung und Vernunft aufbaute. Das Ziel der ersten griechischen Philosophen war es, natürliche Erklärungen für die Naturprozesse zu finden.
Die Naturphilosophen:
Die ersten Philosophen werden oft als „Naturphilosophen“ bezeichnet, weil sie sich vor allem für die Natur und Naturprozesse interessierten.
Sie werden oft auch als Vorsokratiker bezeichnet, da sie vor Sokrates gelebt haben. Sie glaubten, dass ein bestimmter Urstoff hinter allen Veränderungen stecke. Sie fragten nach sichtbaren Veränderungen in der Natur und versuchten, einige ewige Naturgesetze herauszufinden. Sie wollten die Ereignisse in der Natur verstehen, ohne auf die überlieferten Mythen zurückzugreifen. Vor allem versuchten sie, die Naturprozesse durch die Beobachtung der Natur selber zu verstehen. Auf diese Weise befreite sich die Philosophie von der Religion.
Die Naturphilosophen machten die ersten Schritte in Richtung einer wissenschaftlichen Denkweise. Damit gaben sie den Anstoß zu allen späteren Naturwissenschaften. Das meiste Wissen findet man in den Schriften des Aristoteles, der 200 Jahre nach den ersten Philosophen lebte. Er fasst aber nur die Ergebnisse zusammen, zu denen die Philosophen vor ihm gekommen waren.
3 Philosophen aus Milet:
Thales stammt aus der griechischen Kolonie Milet in Kleinasien. Er hielt das Wasser für den Ursprung aller Dinge.
Anaximander lebte ebenfalls in Milet. Er meinte, dass unsere Welt nur eine von vielen ist, die aus etwas entstehen und in etwas vergehen, das er das Unendliche nannte. Er hat sich nicht, wie Thales, einen ganz bestimmten Stoff vorgestellt. Ein dritter Philosoph aus Milet war Anaximenes (ca.570-526 v. Chr.
). Er hielt die Luft oder den Lufthauch für den Urstoff aller Dinge. Er teilte also die Auffassung Thales, dass ein Urstoff allen Veränderungen in der Natur zugrunde liegen muß.
Aus nichts kann nichts werden:
Von etwa 500 v. Chr. An lebten in der griechischen Kolonie Elea in Süditalien einige Philosophen; der bekannteste unter ihnen war Parmenides (ca.
540-480 v. Chr.). Er glaubte, dass alles, was es gibt, immer schon existiert hat. Das war bei den Griechen ein verbreiteter Gedanke. Aus nichts kann nichts werden, meinte Parmenides.
Und nichts, was existiert, kann zu nichts werden. Er hielt überhaupt keine wirkliche Veränderung für möglich. Nichts kann etwas anderes werden als das, was es ist. Er meinte, die Sinne vermittelten uns ein falsches Bild der Welt, ein Bild, das nicht mit dem übereinstimmt, was die Vernunft den Menschen sagt. Als Philosoph betrachtete er es als seine Aufgabe, alle Formen von „Sinnestäuschungen“ zu entlarven. Dieser starke Glaube an die menschliche Vernunft wird als Rationalismus bezeichnet.
Alles fließt:
Zur gleichen Zeit wie Parmenides lebte Heraklit (ca. 540-480 v. Chr.) aus Ephesos in Kleinasien. Er hielt gerade die dauernden Veränderungen für den grundlegendsten Charakterzug der Natur. „Alles fließt“ meinte Heraklit.
Alles ist in Bewegung und nichts währt ewig. Er wies ebenfalls darauf hin, dass die Welt von dauernden Gegensätzen geprägt ist. Wenn wir niemals krank wären, würden wir nicht begreifen, was Gesundheit bedeutet. Sowohl Gut als auch Böse haben einen notwendigen Platz in der Ganzheit, meinte Heraklit. In allen Veränderungen und Gegensätzen der Natur sah Heraklit also eine Einheit oder Ganzheit. Dieses „Etwas“, das allem zugrunde liegt, nannte er „Gott“ oder „Logos“ (=Vernunft).
Die Vernunft des Parmenides stellte klar, dass sich nichts ändern kann. Aber die Sinneserfahrungen des Heraklit stellten ebenso klar, dass in der Natur dauernd Veränderungen stattfinden. Parmenides sagt, dass sich nichts ändern kann und dass die Sinneseindrücke deshalb unzuverlässig sein müssen. Heraklit sagt, dass sich alles verändert („Alles fließt“) und dass die Sinneseindrücke zuverlässig sind.
Vormachtstellung Athens und kulturelle Blüte:
Athen wird nach den Perserkriegen (500-479) zur führenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Macht im großgriechischen Raum. Nach der vollständigen Zerstörung Milets durch die Perser (494) verlagert sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von Ionien vor allem nach Athen und Städten wie Korinth und Ägina.
Der Zeitraum nach den Perserkriegen bis in den Peloponnesischen Krieg hinein (431-404) wird im allgemeinen als Blüte Athens bezeichnet, vor allem die Zeit unter der Führung des Perikles (443-429), dem sog. Perikleischen Zeitalter. 4 Grundstoffe:
Empedokles (ca. 494-434 v. Chr.) glaubte, die Natur habe insgesamt 4 Urstoffe oder “Wurzeln”, wie er sie nannte: Erde, Luft, Feuer und Wasser.
Er meinte, dass in der Natur 2 verschiedene Kräfte wirken müssen. Diese Kräfte nannte er Liebe und Streit. Was die Dinge verbindet ist die Liebe, was sie auflöst, der Streit. Empedokles unterscheidet also zwischen Stoff und Kraft.
Ein anderer Philosoph, der sich nicht damit zufrieden geben wollte, dass ein bestimmter Urstoff – Wasser zum Beispiel – zu allem, was wir in der Natur sehen, umgeformt werden kann, war Anaxagoras (500-428 v. Chr.
) aus Athen in Kleinasien. Er meinte, die Natur sei aus vielen winzigen Teilen zusammengesetzt, die mit dem Auge nicht wahrgenommen werden können. Alles lässt sich in noch kleinere Teile teilen, aber selbst in den kleinsten Teilen steckt etwas von allem. Er nannte diese kleinsten Teilchen „Samen“ oder „Keime“. Die Kraft, die Menschen, Tiere, Blumen und Bäume zeugt, nannte er Geist. Anaxagoras interessierte sich sehr für Astronomie.
Er glaubte, alle Himmelskörper seien aus demselben Stoff gemacht wie die Erde. Diese Überzeugung kam ihm, nachdem er einen Meteoriten untersucht hatte. Er erklärte auch die Entstehung von Sonnenfinsternissen.
Die Atomtheorie:
Demokrit (ca. 460-370 v. Chr.
) war der letzte Naturphilosoph. Er kam aus der Hafenstadt Abdera in der nördlichen Ägäis. Er nahm an, dass alles aus kleinen, unsichtbaren Bausteinen zusammengesetzt sein müsse, von denen jeder einzelne ewig und unveränderlich ist; Demokrit nannte diese kleinsten Teilchen Atome (=das Unteilbare). Für ihn war die Feststellung wichtig, dass das, aus dem alles gebaut ist, sich nicht in immer kleinere Teile zerlegen lässt. Er hielt alle Atome für fest und massiv, aber sie konnten nicht gleich sein. Das einzige, was es gibt, sind die Atome und der leere Raum, meint er.
Da er nur an das „Materielle“ glaubte, bezeichnet man ihn als Materialisten. Die Atomtheorie erkläre auch unsere Empfindungen, meinte Demokrit.
Geschichtswissenschaft & Medizin:
Während die griechischen Philosophen versuchten, natürliche Erklärungen für die Naturprozesse zu finden, bildete sich nach und nach auch eine Wissenschaft, deren Ziel es war, ebenso natürliche Ursachen für den Lauf der Welt zu finden. Die bekanntesten griechischen Historiker waren Herodot (484-424 v. Chr.) und Thukydides (464-400 v.
Chr.).
Es entstand auch eine griechische ärztliche Wissenschaft, die versuchte, für Gesundheit und Krankheit natürliche Erklärungen zu finden. Diese Wissenschaft wurde von Hippokrates begründet, der um das Jahr 460 v. Chr. Auf der Insel Kos geboren wurde.
Die Philosophie in Athen:
Die 3 größten antiken Philosophen heißen Sokrates, Platon und Aristoteles. Um etwa 450 v. Chr. Wurde Athen zum kulturellen Zentrum der griechischen Welt. Nun nahm auch die Philosophie eine neue Richtung. Es strömte aus den griechischen Kolonien eine Gruppe von wandernden Lehrern und Philosophen nach Athen.
Sie nannten sich Sophisten; diese betrachteten die überlieferten Mythen kritisch.
® Sokrates (470-399 v. Chr.) wurde in Athen geboren. Er beschäftigte sich mit dem Menschen und dem Menschenleben. Dadurch, dass er in Gesprächen mit anderen den Unwissenden spielte, brachte er sie dazu, ihre Vernunft anzuwenden.
Im Jahre 399 v. Chr. Wurde er angeklagt, „die Jugend zu verderben“ und „die Götter nicht anzuerkennen“. Sokrates betrachtete sich selbst nicht als Sophisten, sondern nannte sich Philosoph, also jemand, der danach strebt, Weisheit zu erlangen. Für ihn war es wichtig, ein sicheres Fundament für unsere Erkenntnisse zu finden. Er glaubte, dieses Fundament liege in der menschlichen Vernunft.
Mit seinem starken Glauben an die menschliche Vernunft war er ein ausgeprägter Rationalist.
® Platon (427-347 v. Chr.):
.) Seine Ideenlehre: er hielt die Wirklichkeit für zweigeteilt ® Dualismus
Der eine Teil ist die Sinnenwelt, über die wir nur ungefähre oder unvollkommene Kenntnis erlangen können, indem wir unsere 5 Sinne benutzen.
Der andere Teil ist die Ideenwelt, über die wir sicheres Wissen erlangen können, wenn wir unsere Vernunft gebrauchen.
.) Platon zufolge ist auch der Mensch ein zweigeteiltes Wesen, der aus einem Körper und einer Seele besteht.
.) Er hielt alle Phänomene in der Natur für bloße Schattenbilder der ewigen Formen oder Ideen.
.) Platon war 29 Jahre alt, als Sokrates den Schierlingsbecher trinken musste.
Er war lange Schüler des Sokrates gewesen und eröffnete bei Athen seine eigene philosophische Schule, die er Akademie nannte. Auch an Platons Akademie war das lebendige Gespräch das wichtigste, deshalb wurde der Dialog die Form, in der er seine Philosophie niederschrieb.
® Aristoteles (384-322 v. Chr.): stammt aus Makedonien.
.
) Er war 20 Jahre lang Schüler an Platons Akademie.
.) Die lebendige Natur interessierte ihn am allermeisten.
.) Aristoteles wies daraufhin, dass nichts im Bewusstsein existiert, was nicht zuerst in den Sinnen existiert hat. Ihm zufolge ist gerade die Vernunft das wichtigste Kennzeichen des Menschen.
.) Er stellt fest, dass die Wirklichkeit aus verschiedenen Einzeldingen besteht, die eine Einheit aus Form und Stoff darstellen. Jede Veränderung in der Natur ist Aristoteles zufolge eine Umformung des Stoffes von der Möglichkeit zur Wirklichkeit.
.) Die „Form“ des Menschen ist laut Aristoteles, dass er sowohl eine „Pflanzenseele“ als auch eine „Tierseele“ und eine „Vernunftseele“ hat.
Der Hellenismus:
dauerte ca.
300 Jahre. Unter Hellenismus versteht man die griechisch dominierte Kultur, die in den 3 großen hellenistischen Reichen herrschte – in Makedonien, Syrien und Ägypten. Seit etwa 50 v. Chr. Übernahm Rom die politische und militärische Vorherrschaft. Damit begann die Römerzeit, wir sprechen auch von der Spätantike.
Es entstand eine „ internationale Mischkultur“ unter Führung der jetzt überlegenen griechischen kulturellen Technik. Begünstigt wurde die Ausbreitung der griechischen Kultur durch die Tatsache, dass die aufsteigende Großmacht Rom eine besondere kulturelle Dynamik entwickelte. Man bezeichnet die etwa 300 Jahre zw. Dem Tod Alexanders und dem Tod Caesars als „Hellenismus“ und drückt damit diesen Verschmelzungsprozess aus. Die typische hellenistische Staatsform ist die auf das Heer und ein vielgliedriges Beamtentum gestützte Monarchie.
Auf die hellenistische Philosophie hat die Skepsis einen starken Einfluß ausgeübt.
Es lässt sich innerhalb der hellenistischen Philosophie eine immer stärkere Neigung zur gegenseitigen Annäherung und Verschmelzung der Standpunkte beobachten.
Die Kyniker:
Die kynische Philosophie wurde um 400 v. Chr. in Athen von Antisthenes begründet. Er war ein Schüler des Sokrates. Der bekannteste Kyniker war Diogenes, ein Schüler des Antisthenes.
Die Stoiker:
Die Kyniker waren von großer Bedeutung für die stoische Philosophie, die um 300 v. Chr. in Athen aufkam. Ihr Begründer war Zenon, der ursprünglich aus Zypern kam. Wie Heraklit meinten die Stoiker, dass alle Menschen an derselben Weltvernunft – oder am selben „Logos“ – teilhätten. Sie hielten jeden Menschen für eine Welt im Miniaturformat, einen „Mikrokosmos“, der den „Makrokosmos“ widerspiegelt.
Sie meinten, es gibt nur eine Natur ® Monismus. Sie betonten außerdem, dass alle Naturprozesse (z.B. Krankheit und Tod) den unwandelbaren Gesetzen der Natur folgen.
Die Epikureer:
Aristippos war Schüler des Sokrates und er hielt es für das Ziel des Lebens, soviel sinnlichen Genuss wie möglich zu erlangen. Um 300 v.
Chr. begründete Epikur (341-270) in Athen eine philosophische Schule (die Epikureer). Er entwickelte Aristippos Lustethik weiter und kombinierte sie mit Demokrits Atomlehre.
Der Neuplatonismus:
Die bemerkenswerteste philosophische Strömung der Spätantike war vor allem von Platons Ideenlehre inspiriert. Man nennt sie deshalb Neuplatonismus. Der wichtigste Neuplatoniker war Plotin (ca.
205-270), der in Alexandria Philosophie studierte, später jedoch nach Rom umzog.
DAS MITTELALTER:
Das alte Römische reich zerfiel in 3 verschiedene Kulturräume. In Westeuropa bekamen wir eine lateinisch-sprachige christliche Kultur mit der Hauptstadt Rom. In Osteuropa bildete sich eine griechisch-sprachige christliche Kultur mit der Hauptstadt Konstantinopel (später erhielt Konstantinopel den griechischen Namen Byzanz). Auch Nordafrika und der Mittlere Osten hatten zum Römischen Reich gehört. Diese Gebiete entwickelten im Mittelalter eine arabisch-sprachige moslemische Kultur.
Während des gesamten Mittelalters übernahmen die Araber in Wissenschaften wie der Mathematik, der Chemie, Astronomie und Medizin die Führungsrolle.
Die griechisch-römische Kultur wurde teilweise durch die römisch-katholische Kultur im Westen, teilweise durch die oströmische Kultur und teilweise durch die arabische Kultur im Süden überliefert.
Das Christentum, das zunächst stark von den Unterschichten getragen war, hatte seine ersten blutigen Verfolgungen bereits unter Nero (64), Domitian (81-96) und Trajan (98-117) zu erleiden. Höhepunkte waren die allgemeinen Christenverfolgungen. Konstantin sicherte völlige Religionsfreiheit. 391 wurde das Christentum Staatsreligion.
Die Renaissance beginnt – die Widergeburt der antiken Kultur setzt ein:
Wie sah das Verhältnis zwischen den griechischen Philosophen und den Lehren der Bibel aus? Bestand ein Widerspruch zwischen Bibel und Vernunft, oder ließen Glaube und Wissen sich vereinen? Fast alle Philosophie des Mittelalters kreiste um diese eine Frage.
Augustinus lebte von 354 bis 430. Er versuchte sich an vielen religiösen und philosophischen Strömungen, ehe er zum Christen wurde. Eine Zeitlang war er Manichäer. Die Manichäer waren eine für die Spätantike sehr typische Sekte, die eine halb religiöse und halb philosophische Heilslehre verkündeten. Sie teilten die Welt in Gut und Böse, Licht und Finsternis, Geist und Stoff ein.
Eine Zeitlang war Augustinus von der stoischen Philosophie beeinflusst (die Stoiker stritten eine scharfe Trennung zwischen Gut und Böse ab), vor allem aber wurde er von der zweiten wichtigen philosophischen Richtung der Spätantike geprägt – dem Neuplatonismus. Hier stieß er auf den Gedanken, dass das gesamte Dasein göttlicher Natur sei. Augustinus war der erste Philosoph, der die Geschichte in die Philosophie einbezog.
Er lebte in einer ausgesprochenen Krisenzeit. Er starb 430, als die Vandalen Hippo belagerten. Das durch den Druck der Völkerwanderung schon lange bedrohte weströmische Imperium erlitt seinen ersten großen Schock durch die Einnahme und Plünderung Roms durch die Westgoten im Jahre 410.
Die Kirche war im Mittelalter sehr stark von Männern dominiert, was jedoch nicht heißt, dass es keine Denkerinnen gegeben hätte. Eine davon war Hildegard von Bingen. Sie lebte von 1098 bis 1179 als Nonne im Rheinland. Sie war eine Frau, arbeitete aber trotzdem als Predigerin, Schriftstellerin, Ärztin, Botanikerin und Naturforscherin.
Aquin und Magnus, die Reformation:
Der größte und wichtigste Philosoph des Hochmittelalters war Thomas von Aquin, der von 1225 bis 1274 lebte. Er stammte aus dem kleinen Städtchen Aquino zwischen Rom und Neapel, arbeitete aber auch als Dozent in Paris.
Er wollte die Philosophie des Aristoteles mit dem Christentum vereinbaren. Thomas glaubte an 2 Wege, die zu Gott führen. Der eine Weg führt über den Glauben und die Offenbarung, der andere Weg über die Vernunft und die Sinne. Er will zeigen, dass es nur 1 Wahrheit gibt. Er glaubte, auf der Basis von Aristoteles´ Philosophie Gottes Existenz beweisen zu können. Sein Philosophielehrer hieß Albertus Magnus.
Aquin und Magnus gehörten beide dem neugegründeten Dominikanerorden an.
Nur wenige Jahre nach dem Tod Thomas von Aquins begann die christliche Einheitskultur, Risse zu werfen. Philosophie und Wissenschaft befreiten sich immer weiter von der kirchlichen Theologie, und das brachte der Religion auch ein freieres Verhältnis zur Vernunft. Dies führte zu einer neuen wissenschaftlichen Methode und zu einer neuen religiösen Innigkeit. Auf diese Weise wurde das Fundament für 2 wichtige Umwälzungen des 15. und 16.
Jahrhunderts gelegt, nämlich für die Renaissance und die Reformation. Unter Renaissance verstehen wir eine umfassende kulturelle Blütezeit, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts einsetzte. Sie begann in Norditalien, verbreitete sich dann aber rasch nach Norden.
Das Recht auf selbständige Urteilsbildung und Verantwortung des Einzelnen in Fragen der Religion und des gesellschaftlichen Lebens ist ein wichtiger Impuls für die Reformation gewesen.
Die Neuzeit:
Seit René Descartes richtet sich das Interesse der Philosophie nicht mehr auf die Frage : Was kann ich erkennen, sondern auf die Frage: Wie kann ich erkennen – wandert also vom Gegenstand der Erkenntnis hin zur Methode der Erkenntnis.
Die neuzeitliche Philosophie ist Philosophie des Bewusstseins, mentalistisch, und sie ist eine Philosophie des Subjekts. Nicht wie das Universum an sich ist, rückt ins Zentrum, sondern: Wer ist dieses Ich, das da nach den Möglichkeiten seiner Erkenntnis fragt? Vorraussetzung für diese Wende musste aber sein, dass man an den anscheinend gesicherten Erkenntnissen, mit denen man aufgewachsen war, zu zweifeln begann.
Die neuzeitliche Philosophie wird sich bis ins 19. und frühe 20. Jahrhundert auf die Fragen nach der Struktur des menschlichen Bewusstseins, nach den Möglichkeiten und Grenzen des Selbstbewusstseins, nach der Struktur des Subjekts, des Individuums konzentrieren.
Das neue Menschenbild:
Vor allen Dingen führte die Renaissance zu einem neuen Menschenbild.
Die Humanisten der Renaissance entwickelten einen ganz neuen Glauben an den Menschen und seinen Wert, was in scharfem Kontrast zum Mittelalter stand, wo einseitig die sündhafte Natur des Menschen betont worden war. Der Mensch wurde nun als etwas unendlich Großes und Wertvolles betrachtet. Eine Zentralfigur der Renaissance war Marsilio Ficino. Er rief aus: “Erkenne Dich selbst, o göttliches Geschlecht in menschlicher Verkleidung!“. Während des ganzen Mittelalters hatte man in allem den Ausgang von Gott genommen. Die Humanisten der Renaissance nahmen den Ausgang vom Menschen selber.
Der Humanismus der Renaissance war in stärkerem Maße als der der Antike vom Individualismus geprägt. Das Ideal wurde das, was wir als Renaissancemenschen bezeichnen. Darunter verstehen wir einen Menschen, der sich mit allen Bereichen des Lebens, der Kunst und der Wissenschaft befasst.
Das neue Menschenbild führte zu einer ganz neuen Lebensauffassung. Es war auch von großer Bedeutung, dass die Renaissance zu einer neuen Naturauffassung führte, die als Pantheismus bezeichnet wird. Es wurde besonders betont, wie wichtig es war, wissenschaftliche Beobachtungen in einer genauen mathematischen Sprache auszudrücken.
Man solle messen, was sich messen lässt, und das, was sich nicht messen lässt, messbar machen, sagte Galileo Galilei, einer der allerwichtigsten Wissenschafter des 17. Jahrhunderts.
Die Menschen griffen nun in die Natur ein und beherrschten sie.
Das neue Weltbild:
Niemand hatte bezweifelt, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums war, dass sie feststand und die „Himmelskörper“ um sie kreisten. Diese Vorstellung bezeichnet man als geozentrisches Weltbild. Im Jahr 1543 erschien ein Werk mit dem Titel „Sechs Bücher über die Umläufe der Himmelskörper“.
Geschrieben hatte es der polnische Astronom Kopernikus. Er behauptete, dass sich nicht die Sonne um die Erde drehe, sondern die erde um die Sonne. Er hielt die Sonne für den Mittelpunkt des Universums. Diese Auffassung nennt man das heliozentrische Weltbild, das heißt, dass sich alles um die Sonne dreht. Er glaubte, dass sich die Erde und die anderen Planeten in kreisförmigen Bahnen um die Sonne bewegen.
Zu Beginn des 17.
Jahrhunderts konnte der deutsche Astronom Johannes Kepler die Ergebnisse von umfassenden Beobachtungen vorlegen, die bewiesen, dass die Planeten sich in elliptischen – oder ovalen – Bahnen um die Sonne als Brennpunkt bewegen.
Isaac Newton (1642-1727) verdanken wir die endgültige Beschreibung des Sonnensystems und der Bewegung der Planeten.
Das neue Gottesbild:
Als sich Philosophie und Wissenschaft von der Theologie trennten, entstand auch langsam eine neue christliche Frömmigkeit. Dann setzte die Renaissance mit ihrem neuen Menschenbild ein und das war auch für die Religion von Bedeutung.
Die Bibel wurde in die Volkssprachen übersetzt.
Das Barock:
Das 17.
Jahrhundert war geprägt von der Spannung zwischen unversöhnlichen Widersprüchen. Einerseits gab es weiterhin die lebensbejahende Weltsicht der Renaissance – andererseits hielten sich viele ans andere Extrem und führten ein Leben der Weltverneinung und religiösen Zurückgezogenheit. In vieler Hinsicht war das Barock geprägt von Eitelkeit und Torheit, aber auch um die Vergänglichkeit aller Dinge.
Auch die Philosophie war von harten Kämpfen zwischen widersprüchlichen Denkweisen geprägt. Manche Philosophen hielten das Dasein für im Grunde seelischer oder geistiger Natur. Einen solchen Standpunkt nennt man Idealismus.
Der entgegengesetzte Standpunkt heißt Materialismus. Damit ist eine Philosophie gemeint, die alle Phänomene des Daseins auf konkrete stoffliche Größen zurückführen will. Auch der Materialismus hatte im 17. Jahrhundert viele Fürsprecher. Der einflussreichste war der Philosoph Thomas Hobbes.
Ein wichtiger Philosoph namens Leibniz wies darauf hin, dass der große Unterschied zwischen allem, was aus Stoff und allem, was aus Geist gemacht ist, darin besteht, dass das Stoffliche in immer kleinere Teile zerlegt werden kann, aber die Seele lässt sich nicht in Stücke schneiden.
Die beiden wichtigsten Philosophen des 17. Jahrhunderts waren Descartes und Spinoza. Auch sie beschäftigten sich mit Fragen wie dem Verhältnis zwischen Seele und Körper.
® René Descartes (1596-1650) reiste zeitlebens viel in Europa hin und her. Nach der berauschenden Neuentdeckung von Mensch und Natur in der Renaissance entstand abermals das Bedürfnis, die zeitgenössischen Gedanken in einem einzigen zusammenhängendem philosophischen System zu vereinen. Der erste große Systembauer war Descartes, und ihm folgten Spinoza, Locke und Berkeley, Hume und Kant.
Er war, wie Platon, davon überzeugt, dass zwischen Geist und Materie eine scharfe Grenze besteht.
Er geht davon aus, dass es 2 verschiedene Formen der Wirklichkeit gibt – oder 2 Substanzen. Die eine Substanz ist das Denken oder die Seele, die andere die Ausdehnung oder die Materie. Wir bezeichnen Descartes als Dualisten, das bedeutet, dass er eine scharfe Trennlinie zwischen der geistigen und der räumlichen Wirklichkeit zieht. Er kam zu dem Schluss, dass der Mensch ein Doppelwesen ist, das sowohl denkt als auch Raum einnimmt.
® Baruch Spinoza (1632-1677) gehörte zur jüdischen Gemeinde in Amsterdam.
Spinoza setzte ein Gleichheitszeichen zwischen Gott und der Natur. Er sah Gott in allem, was existiert, und alles, was existiert, in Gott. Alles, was ist, lässt sich auf ein und dasselbe zurückführen, meinte er. Dieses Eine bezeichnete er einfach als Substanz. Er hat keine dualistische Wirklichkeitsauffassung wie Descartes, man bezeichnet ihn als Monisten. Das bedeutet, dass er die gesamte Natur und alle Lebensverhältnisse auf ein und dieselbe Substanz zurückführt.
Spinoza hielt Gott – oder die Naturgesetze – für die innere Ursache von allem, was geschieht.
Beide, sowohl Descartes als auch Spinoza, sind ausgeprägte Rationalisten. Ein Rationalist ist jemand, der an die Wichtigkeit der Vernunft glaubt.
Dieses rationalistische Denken war für die Philosophie des 17. Jahrhunderts typisch. Auch im Mittelalter war sie stark vertreten, im 18.
Jahrhundert aber wurde sie einer immer tiefer schürfenden Kritik ausgesetzt. Mehrere Philosophen vertraten den Standpunkt, dass wir überhaupt keine Bewusstseinsinhalte haben, solange wir noch keine sinnlichen Erfahrungen haben. Eine solche Ansicht wird Empirismus genannt.
Die wichtigsten Empiristen – oder Erfahrungsphilosophen – waren Locke, Berkeley und Hume, alle 3 waren Briten. Die tonangebenden Rationalisten des 17. Jahrhunderts waren der Franzose Descartes, der Niederländer Spinoza und der Deutsche Leibniz.
Deswegen unterscheidet man gern zwischen dem englischen Empirismus und dem kontinentalen Rationalismus.
Die Aufklärung:
Mehrere der französischen Aufklärungsphilosophen hatten England besucht, das in mancher Hinsicht freisinniger war als ihre Heimat. Die englische Naturwissenschaft faszinierte sie, vor allem Newton und seine universale Physik.
Die Revolution beginnt im Jahre 1789. Wie die Humanisten der Antike – wie Sokrates und die Stoiker – hatten die meisten Aufklärungsphilosophen einen unerschütterlichen Glauben an die menschliche Vernunft. Das war so auffällig, dass viele die französische Aufklärungszeit auch einfach als „Rationalismus“ bezeichnen.
Die Aufklärungsphilosophen hielten es für ihre Aufgabe, auch eine Grundlage für Moral, Ethik und Religion zu schaffen, die mit der unveränderlichen Vernunft der Menschen übereinstimmte.
Die Pädagogik wurde als Wissenschaft in der Aufklärungszeit begründet.
Das Schlagwort „Zurück zur Natur“ stammt von Jean-Jacques Rousseau. Er erklärte, die Natur sei gut und deshalb auch der Mensch „von Natur aus“. Alles Übel liege in der zivilisierten Gesellschaft, die den Menschen von seiner natur entferne.
Die französischen Aufklärungsphilosophen kämpften aktiv für das, was sie als die „natürlichen Rechte“ des Bürgers bezeichneten.
Die Revolution von 1789 erklärte eine Reihe von Rechten, die für alle Bürger gelten sollten. Aber als Bürger galten im Grunde nur Männer. 1787 veröffentlichte der Aufklärungsphilosoph Condorcet eine Schrift über die Rechte der Frau.
Immanuel Kant wurde 1724 in der ostpreußischen Stadt Königsberg geboren. Seine christliche Überzeugung war eine wichtige Grundlage für seine Philosophie. Er meinte, dass sowohl die Empfindungen als auch die Vernunft eine wichtige Rolle spielen, wenn wir die Welt erfahren.
Er behauptet, dass sich nicht nur das Bewusstsein nach den Dingen richtet, die Dinge richten sich auch nach dem Bewusstsein. Kant sagt, dass das Kausalgesetz in uns liegt. Den Unterschied, den Kant zwischen den „Dingen an sich“ und den „Dingen für uns“ macht, ist sein wichtigster Beitrag zur Philosophie. Wie die Dinge „an sich“ sind, können wir nie ganz sicher erfahren. Wir können nur wissen, wie die Dinge sich für uns „zeigen“.
Kant hielt die Vorraussetzung, dass der Mensch eine unsterbliche Seele hat, dass es einen Gott gibt und dass der Mensch einen freien Willen hat, für eine mehr oder weniger unerlässliche Voraussetzung der Moral des Menschen.
Er glaubte auch, dass alle Menschen eine praktische Vernunft hätten, die uns jederzeit sagt, was im moralischen Bereich Recht ist und was Unrecht.
Die Romantik:
Die Romantik war die letzte Epoche in Europa. Sie begann Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland, und zwar als Reaktion auf die einseitige Glorifizierung der Vernunft in der Aufklärungszeit. Sie trug dazu bei, das Gefühl der eigenen Identität der einzelnen Nationen zu stärken. Kant hatte schon gezeigt, wie wichtig der Beitrag des Ichs zur Erkenntnis ist.
Die Romantiker bekannten sich zu einer fast hemmungslosen Glorifizierung des Ichs. Der Inbegriff der romantischen Persönlichkeit ist darum auch das künstlerische Genie.
Der Dichter Novalis, eins der jungen Genies der Romantik, sagte: „Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt.“ Er schrieb einen Mittelalterroman mit dem Titel „Heinrich von Ofterdingen“, der große Bedeutung für die Romantik hatte. Er beschreibt die Sehnsucht nach etwas Fernem und Unerreichbarem, was typisch für die Romantiker war.
Die Natur wurde nun als ein einziges großes „Ich“ bezeichnet.
Die Romantiker verwendeten auch Ausdrücke wie „Weltseele“ oder „Weltgeist“. Ihr wichtigster Philosoph war Friedrich Wilhelm Schelling, der von 1775 bis 1854 lebte. Er versuchte, die Trennung von „Materie“ und „Geist“ aufzuheben. Große Bedeutung für die Romantiker hatte auch Johann Gottfried Herder, der von 1744 bis 1803 lebte. Er hielt auch den Verlauf der Geschichte für das Resultat eines zielgerechten Prozesses.
Weil die Romantik in so vielen Bereichen eine Neuorientierung mit sich brachte, ist es üblich, zwischen 2 Formen der Romantik zu unterscheiden:
Universalromantik: Romantiker, die sich mit der Natur, der Weltseele und dem künstlerischen Genie beschäftigten.
Nationalromantik: kam später. Sie interessierte sich vor allem für die Geschichte des Volkes, seine Sprache und die gesamte „volkstümliche“ Kultur.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde 1770 in Stuttgart geboren. Er vereinigte in seiner Philosophie fast alle Gedanken, die sich bei den Romantikern entwickelt hatten, und führte sie weiter. Jedesmal, wenn eine klare Behauptung aufgestellt wird, taucht eine gegensätzliche Behauptung auf, was Hegel Negation nennt. Der Standpunkt, der zwischen den beiden entgegengesetzten Standpunkten vermittelte, wird von ihm als Negation der Negation bezeichnet.
Er nannte die 3 Stadien der Erkenntnis These, Antithese und Synthese.
Sören Kierkegaard wurde 1813 in Kopenhagen geboren. Wichtig für ihn war die Suche nach den Wahrheiten, die für das Leben des Einzelnen wichtig sind. Wichtig sei, so meinte er, die „Wahrheit für mich“ zu finden. Er stellte also das Individuum – oder den Einzelnen – dem „System“ gegenüber. Wesentlich ist die Existenz des Einzelnen.
Kierkegaard meinte, dass es 3 verschiedene Existenzmöglichkeiten gibt. Er selbst verwendet das Wort „Stadien“. Er nennt diese Möglichkeiten das „ästhetische Stadium“, das „ethische Stadium“ und das „religiöse Stadium“.
Karl Marx:
bezeichnen wir als historischen Materialisten (klassenlose Gesellschaft; dialektischer Verlauf der Geschichte bis zu deren Erreichung in Form von Klassenkämpfen). Er war außerdem Historiker, Soziologe und Ökonom. Er hatte eine besondere historische Wirkung: „Die Philosophen haben die Welt (bisher) nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.
“
Die materiellen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse in einer Gesellschaft bezeichnete Marx als deren Basis. Die Art und Weise, wie in einer Gesellschaft gedacht wird, ihre politischen Institutionen, ihre Gesetze, ihre Religion, Moral, Kunst, Philosophie und Wissenschaft nannte Marx ihren Überbau. Der Überbau einer Gesellschaft ist ein Reflex ihrer materiellen Basis. Marx beschäftigte vor allem die Frage des Übergangs von der kapitalistischen zu einer kommunistischen Gesellschaft. Im Jahre 1848 veröffentlichte er zusammen mit Friedrich Engels das berühmte Kommunistische Manifest. Der erste Satz in diesem Manifest lautet: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus.
“
Marx hatte darauf hingewiesen, dass das menschliche Bewusstsein ein Produkt der materiellen Basis einer Gesellschaft sei. Darwin bewies, das der Mensch das Ergebnis einer langen biologischen Entwicklung ist, und Freuds Studium des Unterbewussten legte bloß, dass die Handlungen des Menschen oft gewissen „animalischen“ Trieben oder Instinkten zu verdanken sind, die in seiner Natur liegen.
Geschichtsphilosophie:
Während die Politik die gegenwärtige Gestaltung von Gesellschaft und Staat betrifft und es philosophisch gesehen dabei auf die Prinzipien ankommt, die letztlich auf Wertentscheidungen beruhen, weitet die Geschichtsphilosophie den „Bewertungsraum“ in die Vergangenheit aus und versucht zugleich mit Einschluß der Zukunft ein umfassendes Geschichts- und Menschenbild zu gewinnen.
Alles Dasein, wie wir es sehen und erleben, unterliegt der Zeit, d. h. es verändert sich, und besitzt dadurch das Grundmerkmal der Geschichtlichkeit.
Der Mensch ist in ein Geschehen verschieden schneller Veränderungen hineingestellt.
Geschichte im engeren Sinn betrifft den am weltweiten Entwicklungsprozeß bewusst mitwirkenden Menschen.
Das Ideal der Geschichtsphilosophie ist eine umfassende Zusammenschau der Natur- und Menschheitsentwicklung. Auch durch den jeweiligen Wirklichkeitsaspekt sind Geschichtsauffassungen bestimmt.
® Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Geschichte verläuft:
¨ Linear begrenzt (Augustinus – Christentum; Einmaligkeit der Weltgeschichte; zeitlich begrenzt; Weltschöpfung und Weltende)
¨ Linear unbegrenzt (Compte – positivistisches Zeitalter; Stufe der Wissenschaft nach Religion und Philosophie; Marx – klassenlose Gesellschaft)
¨ Zyklisch begrenzt (Spengler – Geschichte als regelmäßiges Entstehen und Vergehen einzelner Kulturen, die mit Organismen verglichen werden: Aufblühen und Verwelken)
¨ Zyklisch unbegrenzt (ewiger Kreislauf; sich wiederholend)
Nach Spengler sind Kulturen Organismen. Jede ist einzigartig, hat einen eigenen Stil und eine „Kulturseele“.
Der „Lebenslauf“ der Kulturen ist jedoch gleichartig: Die Stadien sind Kindheit, Jugend, Blüte, Alter und Untergang bzw. Aufblühen und Verwelken.
Es werden nach einer relativ geschichtslosen Zeit zahlreicher kleinerer Gesellschaften (Stämme), die „geschichtslosen Gesellschaften“ nach Levi-Strauss, deren Anfänge sich im Dunkel der Weltgeschichte verlieren, 24 Kulturkreise festgestellt. Kultur entsteht durch erfolgreiche Antworten des Menschen auf Herausforderungen durch die Natur. Eine schöpferische Minorität findet Lösungen, denen die breite Masse folgt. Schließlich erlahmt die Schaffenskraft, und die herrschende Minorität wird durch neue religiöse Bewegungen und Klassenkämpfe bedroht.
Manche Kulturen konnten diese Herausforderungen bewältigen und dadurch überdauern.
Freud:
.) Freud wurde 1856 geboren und studierte an der Universität Wien Medizin.
Er war durch seine Praxis als Psychotherapeut der kindlichen Sexualität auf die Spur gekommen.
.) Er hatte auch festgestellt, dass viele Formen psychischen Leidens auf Konflikte in der Kindheit zurückgeführt werden können.
Als Säugling haben wir in uns ein Trieb- oder Lustprinzip, welches Freud als Es bezeichnet. Mit zunehmendem Alter lernen wir, uns unserer Umgebung anzupassen und das Lustprinzip mit dem Realitätsprinzip abzustimmen. Freud sagt, wir bauen ein Ich auf, das diese regulierende Funktion übernimmt. Die moralischen Erwartungen unserer Umwelt scheinen in uns zu stecken und ein Teil von uns geworden zu sein. Das hat Freud als Über-Ich bezeichnet.
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) Nach langer Erfahrung in der Behandlung von Patienten kam Freud zu der Erkenntnis, dass das Bewusstsein des Menschen nur einen kleinen Teil seiner Psyche ausmacht. Alles, was wir gedacht oder erlebt haben und was uns einfällt, wenn wir nachdenken, bezeichnet Freud als das „Vorbewusste“. Der Ausdruck „das Unbewusste“ bezeichnet bei ihm alles, was wir verdrängt haben.
.) Freud zeigt, dass wir zwischen dem Traum, so, wie wir uns am nächsten Morgen daran erinnern, und seiner eigentlichen Bedeutung unterscheiden müssen. Die Traumbilder selber hat er als manifesten Trauminhalt bezeichnet.
Aber der Traum hat auch eine tiefere Bedeutung, die dem Bewusstsein verborgen ist und die hat Freud den latenten Traumgedanken genannt. Die Umformung der „latenten Traumgedanken“ in den „manifesten Trauminhalt“ hat Freud Traumarbeit genannt ® man muss das „Motiv“ des Traums demaskieren oder decodieren, um das eigentliche „Thema“ des Traums herauszufinden.
Seit den zwanziger Jahren hat Freuds Psychoanalyse die Kunst und Literatur direkt beeinflusst. Der Vormärz beginnt (1830-1848).
Die Gegenwart:
Das 19. Jahrhundert steht unter dem Zeichen des Idealismus.
Dann folgt ein plötzlicher Umschlag des Denkens vom Idealismus in den Materialismus. Er erhebt sich teils aus dem soziologischen, teils aus dem naturwissenschaftlich-technischen Denken. Um 1860 etwa erfolgt eine Rückkehr zu Kant. Man bekennt sich wieder zur Kritik, zur Beschränkung auf das Gegebene der Sinneserfahrung im Geiste Kants. Und so verbündet sich der neue Kritizismus mit dem Positivismus, Empirismus und Pragmatismus und kommt in einem entscheidenden Punkt doch wieder mit dem materialistisch-naturwissenschaftlichen Denken überein: im Phänomenalismus, wobei man vor allem dem Gottesgedanken gegenüber skeptisch war.
Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts bestimmt die Lebensphilosophie (das Denken ist nur eine Funktion des Lebens; Vorrang des Erlebens, der Gefühle und persönlichen Wertungen), die an Schopenhauer und Nietzsche, aber auch z.B. an Motive der Romantik anknüpft, die philosophische Diskussion maßgebend mit. Sie wendet sich gegen die Versachlichung der Natur und des Menschen, gegen ihre Technifizierung, gegen ihre Entseelung.
Der Neukantianismus ist eine Bezeichnung für eine philosophische Strömung in Deutschland in der Zeit von 1870 bis 1920, die eine Philosophie allein auf der Grundlage der kantischen Methodik für möglich hält. Die entscheidende philosophische Disziplin ist daher die Erkenntnistheorie, welche die menschliche Erkenntnis hinsichtlich ihrer Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen untersucht (finden wir auch bei Platon, Aristoteles, Descartes und Kant).
Die rasante Entwicklung der modernen Gesellschaft seit der Neuzeit, die Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten wären ohne Philosophie nicht denkbar gewesen. Die rasante Entwicklung der Erfahrenswissenschaften im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert beeinflusste auch die innerphilosophische Diskussion (gewisse wissenschaftliche Grundeinstellung). Die verbreitete Ablehnung jeder metaphysischen Philosophie ließ das Interesse an Logik wieder zunehmen. In den letzten 50 Jahren wurde die Logik vor allem in ihren Anwendungsmöglichkeiten für Naturwissenschaften, Human- und Sozialwissenschaften sowie für programmierbare Rechenautomaten weiterentwickelt.
Neu entwickelte Wissenschaften, wie Informationstheorie und Kybernetik, die Wissenschaft von den Steuerungsvorgängen in komplexen Systemen, basieren in hohem Maße auf den Errungenschaften der modernen Logik.
Der Existenzialismus:
...ist ein Sammelbegriff für mehrere philosophische Strömungen, die von der existentiellen Situation des Menschen ihren Ausgang nehmen. Man spricht auch von der Existenzphilosophie des 20.
Jahrhunderts.
Die frage nach dem Weltschöpfungsmotiv wird u. a. im Existenzialismus aufgeworfen: Weshalb ist die Welt mit Glück und Unglück für die Menschen nicht von vornherein ein stets glückhaftes, zeitloses Sein? Pessimistisch ließe sich die Frage in Anlehnung an Heidegger so ausdrücken: Warum ist überhaupt etwas, und nicht besser nichts? Der Mensch ist aus dem Nichts ohne seinen Willen in die Welt geworfen, und sein Dasein ist ein „Sein zum Tode“ Die Grundstimmung seines Lebens ist Angst, Sorge, Langeweile und Schwermut.
Wittgenstein: „Weil die Welt ist, gibt es das, was über die Welt hinaus ist und was unaussprechlich ist: das Mystische.“ Die Logik sagt nichts über die Wirklichkeit aus.
Das dem Denken und der Wirklichkeit Gemeinsame kann nur „geschaut“ und durch Symbole „gezeigt“ werden.
Die Existenzphilosophie hatte für viele Menschen auf der ganzen Welt große Bedeutung. Ihre Wurzeln reichen zurück zu Kierkegaard und sogar zu Sokrates. Ähnlich haben auch andere philosophische Strömungen der Vergangenheit in unserem Jahrhundert noch einmal eine Blütezeit und eine Erneuerung erlebt. Der Neothomismus zum Beispiel greift Gedanken wieder auf, die in die Tradition des Thomas von Aquin gehören. Die sogenannte Analytische Philosophie oder der Logische Empirismus greift auf Hume und den britischen Empirismus zurück und auf die Logik des Aristoteles.
Und dann ist das 20. Jahrhundert natürlich vom sogenannten Neomarxismus und seinen vielen Strömungen geprägt. Die Wurzeln des Materialismus´ reichen ebenfalls weit in die Geschichte zurück. In der modernen Wissenschaft erinnert vieles an die Bemühungen der Vorsokratiker. Noch immer wird zum Beispiel nach dem unteilbaren „Elementarteilchen“ gefahndet, aus dem alle Materie aufgebaut ist. Und immer noch kann uns niemand genau erklären, was „Materie“ eigentlich ist.
Die modernen Naturwissenschaften – zum Beispiel die Atomphysik oder die Biochemie – sind so faszinierend, dass sie für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer Lebensanschauung geworden sind.
Unsere Zeit hat sich allerdings auch vielen neuen Problemen stellen müssen. Das gilt vor allem für die großen Umweltprobleme. Eine wichtige philosophische Strömung des 20. Jahrhunderts ist deshalb die Ökophilosophie. Viele westliche Ökophilosophen vertreten die Auffassung, dass unsere gesamte Zivilisation einen falschen Kurs eingeschlagen hat.
Sie haben den Entwicklungsgedanken problematisiert, welcher auf der Vorstellung basiert, dass der Mensch in der Natur ganz „oben“ steht und genau diese Vorstellung kann für den ganzen lebenden Planeten lebensgefährlich sein.
Friedrich Nietzsche lebte von 1844 bis 1900. Für ihn hatten sich das Christentum und die philosophische Tradition von der Welt ab- und dem „Himmel“ oder der „Welt der Ideen“ zugewandt.
Albert Einstein (1869-1955) wies nach, dass das Licht sich in kosmischen Dimensionen nicht geradlinig fortpflanzt. Sein Verlauf ist abhängig von Gravitationsfeldern. Nach der Entwicklung der Speziellen Relativitätstheorie im Alter von 26 Jahren lehrte er an verschiedenen Universitäten und wurde etwa ab 1920 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Karl Jaspers lebte von 1883 bis 1969. Er kam von der Medizin (Psychiatrie) zur Philosophie. Er war Existenzphilosoph, Ursprungsdenker und ausgezeichneter Geschichtsphilosoph. Grenzsituationen (z.B. Leid, Liebe, Kampf, Todesnähe,.
..) bringen den Menschen zur „Existenz“, zum Bewusstsein seines eigentümlichen menschlichen Daseins.
Gabriel Marcel: 1889-1974; wichtig für den Menschen ist nicht das, was er besitzt, das Haben, sondern das, was er ist, die innere Existenz. Diese kann nicht Gegenstand werden. Erst im Zwiegespräch (mit sich, mit anderen, mit Gott) leuchtet die Existenz auf.
Jean-Paul Sartre lebte von 1905 bis 1980. Er war Existenzialist und entwickelte seine Philosophie gleich nach dem Krieg in den vierziger Jahren. Später schloss er sich der marxistischen Bewegung in Frankreich an, trat aber nie in eine Partei ein. In einem Café hat er seine Lebensgefährtin Simone de Beauvoir kennengelernt. Auch sie war Existenzphilosophin. Sartre hat gesagt: „Existenzialismus ist Humanismus.
“ Er meinte damit, dass der Existenzialismus ausschließlich vom Menschen selber ausgeht. Existenzialismus ist im weiteren Sinn ein Sammelbegriff für alle existenzialischen Strömungen, im engeren Sinn die Philosophie Sartres. Im Mittelpunkt steht der ideologiemüde, enttäuschte Mensch. Das Sein (das Ganze) oder Fragen nach dem Objekt und seiner Erkenntnis sind für ihn nicht wichtig. Der Mensch ist an sich nichts, er muß sich zu etwas machen
Bolzano war einer der originellsten Denker des 19. Jahrhunderts.
Er blieb lange unverstanden. Er repräsentiert wieder die vorkantische Tradition in der Philosophie (objektivistisches Denken). Er hält Metaphysik aus reinen Begriffen für möglich. Metaphysische Sätze dieser Art sind die Aussagen, dass Gott existiert und dass ihm seiner Natur nach Unveränderlichkeit, Allwissenheit, Allmacht und Heiligkeit zukommen; alle Substanzen stehen in Wechselwirkung; unser Ich ist auch eine Substanz, und zwar eine unsterbliche.
Die Tiefenpsychologie ist eine wissenschaftliche Erforschung der als real aufgefassten Innenwelt. Das Ichbewusstsein ist nur die Spitze eines Eisbergs, aus der Tiefe des umfassenden (für das Ich) „Unbewussten“ auftauchend.
Durch ein besseres Verstehen von Kunst, Mythen und Religion gewannen Freud, Jung und Frankl Einfluß auf die Philosophie der Gegenwart.
Ethik im technologischen Zeitalter:
Im 20. Jahrhundert verschärft sich die Notwendigkeit einer philosophischen Auseinandersetzung mit ethischen Fragen. Die Intensivierung des Kulturkontaktes, der tendenzielle Übergang zur Weltherrschaft, der weltweite Informationstransfer durch die Medien, die rasante gesellschaftliche Entwicklung im Gefolge des technologischen Fortschritts und die Beschleunigung des Kulturwandels bewirken einen gegenüber vergangenen Jahrhunderten vertieften und rascheren Traditionsverlust. Ein eindrückliches Beispiel dieser (technischen) Entwicklung sind die Methoden der logischen Analyse und der Sprachanalyse, die im 20. Jahrhundert entwickelt worden sind.
Ein weltumspannendes Informationsnetz konfrontiert das Individuum mit moralischen Fragen von brisanter Aktualität und historisch bisher kaum gekannter Grundsätzlichkeit. Nach der Meinung der vergleichenden Verhaltensforscher, wie etwa Konrad Lorenz, ist aber das natürliche moralische Empfinden des Menschen nur für den Nahbereich entwickelt. Was weiter entfernt ist, betrifft uns wenig.
Die Entwicklung der Technik hat dazu geführt, dass unsere Möglichkeiten, in der Natur, sowohl unserer Umwelt als auch des Menschen selbst, einzugreifen, derart zugenommen haben, dass die traditionelle Ethik, die hauptsächlich eine Ethik des individuellen Handelns war, nicht mehr ausreicht.
In der Postmoderne (unser Zeitalter) gibt es keine geschlossene Gesamtdeutung des Lebens mehr und keine Ausrichtung auf ein universales, die Menschheit umfassendes Ziel, wie es etwa die Aufklärung beinhaltet. Die philosophische Leitfigur unserer Zeit ist nicht der Metaphysiker, sondern dessen Widerpart, der Skeptiker.
Dieser ist sich bewusst, dass es nichts Endgültiges zu wissen gibt, dass alles Wissen fragwürdig und vorläufig ist und das die Wahrheit von heute der Irrtum von morgen sein kann.
Philosophie wird lebendig sein, solange Liberalität, Toleranz, kritisches Über-den-Dingen-Stehen, Offenheit und Redlichkeit gefragt sind; sie unterstützt die demokratischen Prinzipien Recht und Gerechtigkeit, offene Verwaltung und soziale Hilfe, freie Wahlen und Pluralität.
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