Artikel pedia
| Home | Kontakt | Artikel einreichen | Oberseite 50 artikel | Oberseite 50 autors
 
 


  Philipp gmür,

 Zum Wesen der Mystik  Die Entstehung der deutschen Mystik ist mit dem Untergang des Rittertums ,mit der langsamen Entwicklung der städtischen Kultur und mit der Krise der zwei damaligen Mächte: des Papst- und des Kaiserreiches. Die hierarchisierte Kirche löst Widerstand beim Sektierertum und häretischen Bewegungen aus, die eine radikale Reform des religiösen Lebens anstreben, und schürt die Unzufriedenheit bei einer großen Anzahl Gläubiger. Die Rolle des religiösen Erfahrens geht verloren, der Glaube verliert evangelische Einfachheit zu bedeuten. Die hervorragenden Errungenschaften der Scholastik verlieren an Bedeutung und werden zu exklusiv, um den Geist der Gläubigen zu nähren und zu beleben. Das große Bedürfnis für religiöse Erfahrung findet bei den von bestimmten Gruppen verkündeten Ideen und Prinzipien, die für alle verständlich sind, seine Befriedigung. In dieser Zeit der Krise, des Zusammenbruchs des bestehenden Weltbildes und der Ungewissheit des Morgens (Kriege, Erdbeben, und der angekündigte Weltuntergang) wird die Mystik ein Mittel zur Erlösung von der dramatischen Gewissheit, zur Vereinigung von Mensch und Gott und erlaubt es Göttlichkeit zu atmen, die sich im Herzen befindet.

Es werden drei Vorrausetzungen für das mystische Erleben genannt: die Reinigung, die Erleuchtung und die Vereinigung. Bei der Ersten muss man sich von den Sünden befreien, sich von Versuchungen und Bindungen lösen, und eine heilige Gleichgültigkeit erreichen. Die Zweite soll das Überlegen verursachen, denn das führt zum Verstehen. Dabei fängt man an alles besser zu verstehen und zu begreifen. Die Dritte und letzte Vorrausetzung, also die Vereinigung, ist dann erfüllt, wenn der Mensch in Gott lebt, und Gott im Menschen. Damit wird eine komplette Vereinigung der Seele mit Gott gemeint und es erfolgt eine Einswerdung.

Das Wesen der Mystik wurde unterschiedlich beschrieben und erklärt. Deswegen sind verschiedene Werke entstanden, die sich in gewisser Hinsicht Ähneln und anderer Unterscheiden. Das Werk Meister Eckharts erlebte in seiner Geschichte zahlreiche ideologische Vereinnahmungsversuche: So soll es u. a. ein Wegbereiter der Reformation, des deutschen Idealismus und Ähnliches gewesen sein. Unbestritten ist jedoch, dass Eckhart zu den wichtigsten Autoren des Mittelalters gerechnet werden muss.

Auf eine nüchterne, geordnete, rationelle und logische Weise nimmt Eckhart dem Menschen die Daseinsangst und führt ihn in die Wesentlichkeit zurück, sofern er Gott gehören will und nicht sich selbst. Um zur Einheit mit Gott zu gelangen, durchläuft die Seele nach Eckhart einen vierstufigen Prozess: Sie erfährt zunächst ihre eigene Nichtigkeit, die sie mit allen Dingen und Kreaturen außerhalb Gottes verbindet, dann entdeckt sie ihre Ähnlichkeit mit Gott. Diese Erkenntnis führt zur Verschmelzung und Wesenseinheit mit Gott und schließlich zur Erfahrung des göttlichen Seins. In den ersten 8 Kapiteln „Die Reden der Unterweisung“ von Eckhart ist die Rede von „aus sich selbst herausgehen“, was der Gegensatz zum eigenen egoistischen Willen sein soll. Das „Herausgehen“ soll dazu führen, dass man sein Herz befreit. Wer diese Freiheit und die innere Ruhe erreichen will, muss sich zuerst von sich selbst lösen.

Wer seinen eigenen Willen zurückstellt, trennt sich auch von allem Anderen. Dieses „Lassen“ bedeutet aber keine komplette Selbstabsagung. Eckhart meint eher ein Ablegen aller Dinge im äußerlichen Sinne. Man muss das eigene „Ich“ bekämpfen, indem man sich besser kennen lernt, was oft wiederholt wird. Der neu entstandene Raum, soll von Gott betreten und eingenommen werden. Er verkündet ein ganz vom Geist her bestimmtes Christentum.

 Nach Eckhart kann jeder Mensch Gott auf diese mystische Art erfahren. Man muss nur die Voraussetzungen dafür schaffen. In seinen Predigten wird Abgeschiedenheit, das ledig werden von materiellen Dingen und das Einsehen des Guten das Gott mit der Schöpfung bildete genannt. Eckhart meint „...

wer etwas in Gott zu erkennen glaubt und ihm irgendeinen Namen anlegt, der sieht Gott nicht. Gott ist über Namen und über Natur.“ Für den sachlichen Eckhart spielte der Gehorsam eine sehr wichtige Rolle, wobei Hildegard von Bingen Demut für die wichtigste Tugend hielt. Im Mittelpunkt ihrer Visionen steht Gott, eine gewaltige, ruhende Erscheinung, welche die Gestalt des Kosmos annimmt, um damit das Universum als Schöpfung darzustellen. In einer Lichtwolke vor ihm erscheinen Sonne und Mond, in einer Sturmwolke die Schar der Seligen, die auf ihre ewige Heimat warten, in einer Feuerwolke der Chor der Feuergeister, der dem lasterhaften Trubel der Welt die himmlische Antwort gibt. Obwohl Hildegard von Bingen vor der Renaissance lebte, kann man sie als Humanistin bezeichnen.


Sie beschäftigte sich mit Medizin, Heilkunde, der Flora und Fauna, Politik und Kosmologie um nur einige zu nennen. Das Werk Causae et Curae (Ursachen und Heilungen) von Hildegard ist eine Abhandlung über den kranken Menschen, und eins ihrer vielen naturkundlichen Schriften. Hildegard wurde blitzartig von einem strahlenden Licht getroffen und eine Zwingende innere Stimme sagte ihr: "Schreibe auf, was du siehst, und sage, was du hörst!". Sie war eine Prophetin und vermittelte zwischen Mensch und Gott. Ihre Predigten und Briefe sollten die Menschen auf den rechten Weg zurückbringen und belehrten über eine korrekte Lebensweise und gottesgefällige Haltung. Der Sinn ihrer Handlungen war es, die Menschen zu einer Vertiefung des Glaubens zu verleiten.

Die Mystik der Hildegard von Bingen beruht auf der Verbundenheit mit der christlichen Kirche und ist das Resultat ihrer inneren Erfahrungen über das Übernatürliche, welches ihr ganzes Leben begleitet hat. Die von ihr beschriebenen Erlebnisse beruhen auf eigener Erfahrung und sind voll von Gefühlen. Das ist der erste bedeutende Unterschied im Lebenswerk von Hildegard von Bingen und demjenigen von Meister Eckhart. Die Werke von Eckhart sind rein theoretisch, während jene von Hildegard alle auf praktischem Erleben beruhen. Mystik sucht durch Versenkung in Form von Ekstase, Rausch und Meditation die Trennung zwischen dem menschlichen Ich und dem göttlichen Sein. Das Ziel dieser Handlungen ist meistens die Vereinigung, was als höchste Form der Frömmigkeit angesehen wird.

Mit dem aufblühen der Universitäten, an denen Frauen nicht zugelassen waren, kam es zu einer allmählichen Trennung zwischen den beiden Großgruppen der mehr Philosophisch, spekulativ – theoretischen Mystik einerseits und der affektiv – emotional ausgerichteten Mystik als Lebensvollzug bei Frauen anderseits. In den Visionen der Hildegard von Bingen wird klar, dass die Welt eine vielschichtige Schöpfung in ständiger Weiterentwicklung ist. Die Welt ist auf den Menschen ausgerichtet und ihm zum verantwortlichen Umgang übergeben. Danach umfasst Gott alles, denn Er ist das Ganze, weil das Ganze sein Werk ist. Der Mensch soll das Irdische pflegen, darf aber nicht das Göttliche vernachlässigen. Hildegard von Bingen schreibt, dass der Mensch neben dem Wissen über Gut und Böse auch Gottesfurcht und Gottesliebe in sich trägt.

Ihrer Meinung nach ist der Mensch von Natur aus gut, aber nicht jeder kann die gewisse Einheit mit Gott erreichen, denn das können nur die Auserwählten. Das ist der zweite bedeutende Unterschied zwischen Hildegard von Bingen und Meister Eckhart. Hildegard schreibt „Die Gesichter aber, die ich schaute, empfing ich nicht im Traum, auch nicht im Schlafzustand oder im Wahn, nicht mit den körperlichen Augen oder den Ohren des äußeren Menschen, ebenso wenig empfing ich sie an abgeschiedenen Orten, vielmehr nahm ich sie im Wachzustand und aufmerksam bei klarem Geist mit den Augen und Ohren des inneren Menschen an allgemein zugänglichen Orten nach dem Willen Gottes entgegen.“. Mit diesen Worten will sie betonen, dass ihre Werke im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und nicht in einer Art Trance entstanden sind. Jedoch ihre mystischen Abhandlungen und die festgehaltenen Zeichnungen ähneln heutigen Beschreibungen von Patienten, die über ihre Halluzinationen während ihrer Migräneanfälle berichten.

Bei diesem pulsierendem Kopfschmerz ist eine Lichtempfindlichkeit, und ein flakern vor den Augen zu bemerken was sehr oft zu Halluzinationen führen kann. Hildegard spricht sehr oft von „hellem Glanz“, „loderndem feurigem Licht“ und „Flammen“. Dazu kommen noch befehlende und anklagende Stimmen, und die Stellungnahme betreffend ihrer Geistesklarheit, die als Verneinung angesehen werden kann, was alles zum Schluss führt, dass Hildegard von Bingen unter erheblichen Kopfschmerzen leiden konnte, und das Ihre Werke das Ergebnis einer Mischung ihrer Erlebnisse und Halluzinationen sein konnten. Zwischen Hildegard von Bingen und Meister Eckhart bestehen aber nicht nur Unterschiede, sondern auch einige Ähnlichkeiten. Neben der gemeinsam empfundenen Berufung zum lehren und bekehren ist in ihren Werken die Rede von einer gewissen Selbstbefreiung. Nicht ohne Grund nennt sich Hildegard ein „zerbrechliches Gefäß“, dass mit göttlichem Geist aufgefüllt werden soll.

Eckhart ist deutlicher und will, dass der Geist den Körper verlässt um Raum für das Göttliche zu schaffen. Man muss auch erwähnen, dass sowie Hildegard als auch Eckhart zu gebildeten Menschen gehörten, ein tätiges Leben führten und viel reisten um unter anderem die Menschen zu bekehren und zu Gott als einzige Wahrheit zu überzeugen. Neben Hildegard von Bingen meldet sich eine Generation später Mechthild von Magdeburg, die auch vom göttlichen Licht überwältigt wurde, zu Worte. Dieses Licht wird ein unausweichlicher Zwang zum schreiben über die göttliche Urheberschaft. Auch sie erwähnt, dass ihr Buch auf Befehl von Gott entstand. Sie ist von ihrer Sendung überzeugt und nennt im Vorwort mit unglaublicher Sicherheit: “Dieses Buch sende ich nun als Boten allen geistlichen Menschen, beiden, den schlechten und den guten, denn wenn die Säulen fallen, dann kann das Gebäude nicht überdauern“.

Mit den Sinnen ihrer Seele empfindet Mechthild die Allgegenwärtige Region und versucht die Nahtstelle zwischen irdisch und göttlich zu finden. Diese Ausschließlichkeit und die himmelstürmende Bewegung ihrer zu Gott hindrängenden Seele fängt Mechthild im Bild des Tanzes ein. Im Mittelalter brachten die Klöster einige der berühmtesten Mystiker und Mystikerinnen hervor , deren Werke Aufgrund der Suche nach spiritueller Freiheit vermutlich zum Aufkommen der Reformation beitrugen. Man vermutet, dass die „Deutsche Theologie“, die von einem der Schüler von Meister Eckhart verfasst wurde, Martin Luther beeinflusste. Nennenswert ist auch, dass im 20. Jahrhundert ein Wiederaufleben des Interesses an der christlichen sowie der fernöstlichen Mystik festzustellen ist.

    Bibliographie: Józef Piórczyński, Mistrz Eckhart. Mistyka jako filozofia., Wroclaw 1997. Wieslaw Szymona, Mistrz Eckhart – Traktaty, Poznań 1987. Deutsche Predigten und Traktate, C. Hanser Verlag, München 1959.

Herbert Grundmann, Religiöse Bewegungen im Mittelalter, Hildesheim 1961. Niklaus Largier, Meister Eckhart Werke I und II, Deutscher Klassiker Frankfurt am Main 1993. Gerhard Wehr, Meister Eckhart, Rowohlt 1997. Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001 Plus © 1993-2000 Microsoft https://www.heiligenlexikon.de https://www.

eckhart.de

Suchen artikel im kategorien
Schlüsselwort
  
Kategorien
  
  
   Zusammenfassung Der Vorleser

   sachtextanalyse

   interpretation zwist

   Fabel interpretation

   literarische charakteristik

   interpretation bender heimkehr

   felix lateinbuch

   interpretation der taucher von schiller

   textbeschreibung

   charakterisierung eduard selicke
Anmerkungen:

* Name:

* Email:

URL:


* Diskussion: (NO HTML)




| impressum | datenschutz

© Copyright Artikelpedia.com