Woolf, virginia adeline
Woolf, Virginia Adeline
Englische Schriftstellerin und Philosophin, *1882, t1941
W. wurde am 25.Januar 1882 unter dem Namen Stephen in London geboren. Da sie keine Schule besuchen konnte, erhielt sie etwas Unterricht von ihrer Mutter Julia Stephen die acht Kinder zur Welt brachte und jung starb. Ihr Vater, Sir Leslie Stephen philosophischer Autor und egoistischer Haustyrann, vernachlässigte die Bildung seiner Töchter sträflich. Nach seinem Tode waren sie mittellos.
Eine kleine Erbschaft von einer Tante rettete sie aus der bitteren Armut, ermöglichte W. eine bescheidene, aber freie Existenz, die Grundlage ihrer literarischen Produktion. Mit ihrer Schwester Vanessa schuf sie sich einen Kreis, in dem sie kulturelle und politische Probleme, Pazifismus und Feminismus diskutierten: die BIoomsbury Group.
1912 heiratete Virginia Leonhard Woolf. Gemeinsam bauten sie die Hogarth Press auf, womit sie sich unabhängig von etablierten Verlegern machten<Woolf 1925>.: »I am the only woman in England free to write what I like« <Ich bin die einzige Frau in England, die die Freiheit hat, zu schreiben was sie will)
Aber erst die neuen feministischen Bewegungen haben international zu Woolfs Würdigung durch Neuauflagen, Übersetzungen und Forschung geführt.
Das sind vor allem ihre politisch - philosophischen Schriften A Room of One’s Own,1928 und Three Guineas, 1938. In beiden Teilen entfaltet sie ihre feministisch-materialistische Kritik des modernen Patriarchats und seiner Rechtfertigungsideologien in historischer Perspektive. W. thematisiert die Korrelation von Armut und Destruktion der Kreativität von Frauen: Sie ist der Meinung eine Frau muß Geld haben und ein Zimmer für sich allein, wenn sie schreiben will . . Dieser minimalen Voraussetzungen sind Frauen durch die Geschichte hin bis in die Gegenwart beraubt: im Gegensatz zu Vätern und Söhnen.
Auch der öffentliche Reichtum der Väter fließt zu Gunsten ihres Geschlechts - in Universitäten, Bibliotheken und Stipendien, von denen sie Töchter ausschließen; die Armut der Mütter ist das „Erbe“ der Töchter. Diese ökonomische, politische Konstellation ist die Ursache der intelektuellen Verelendung, nicht die als „Wissenschaft“ verkündete angeblich natürliche geistige, moralische und physische Unterlegenheit der Frauen. Sie war der Ansicht Wissenschaften sind Machtmittel, gerichtet gegen Frauen; sie bestimmen das Herrschaftsverhältnis von akademischen Vätern zu ihren Töchtern: sie betrachtet Akademiker als mächtigste Prototypen des Patriarchats, die wütend männliche „Superiorität“ verteidigen.
V.W. beschreibt die Zerstörung des weiblichen Selbst durch Armut und Unfreiheit: “ich muß nicht im einzelnen beschreiben, wie hart die Arbeit war, noch die Schwierigkeiten schildern, von dem Geld so zu leben (oder) das Gift der Angst und Verbitterung [beschreiben] .
.. Vor allem, immer Arbeiten machen zu müssen, die man nicht machen wollte, und sie wie ein Sklave zu tun, schmeichelnd und kriechend und dann der Gedanke daran, daß die eine Begabung, die zu verstecken Tod bedeutete ... untergehen könnte und mit ihr ich selbst, meine Seele“.
Sie begreift die Vernichtung potentiell kreativer Frauen als historischen und kollektiven Prozeß: eingeschlossen ins Haus, ausgeschlossen von Welterfahrung, werden sie inWahnsinn und Tod getrieben. Sie sagt intellektuelle Freiheit hängt von materiellen Dingen ab. Dichtung hängt von intellektueller Freiheit ab. Und Frauen sind immer arm gewesen, nicht nur seit zweihundert Jahren ...
Frauen hatten weniger intellektuelle Freiheit als die Söhne der Sklaven aus Athen. Frauen haben also nicht die geringste Chance gehabt, Gedichte zu schreiben . .
Sie setzt ihre Patriarchatsanalyse 1938 in Three Guineas angesichts verschärften Antifeminismus noch eindringlicher fort. Jetzt rufen Patriarchen im Namen des Vaterlands den Einfluß von Frauen zu Hilfe, um gemeinsam den Krieg zu verhindern und die intellektuelle Freiheit zu retten W. distanziert sich von der unterstellten Gemeinsamkeit, , expliziert die divergente Weltsicht als Folge des ungleichen Status von Patriarchen und Frauen.
Sie meint obwohl wir die gleichen Dinge ansehen, nehmen wir sie unterschiedlich wahr. Das gilt für den Militarismus: Krieg als Beruf wird sogar als Glück und Abenteuer und als Einsatzmöglichkeit für männliche Tugenden, ohne die die Menschen verkümmern würden geschätzt. Doch waren es immer die Männer, die kämpften, nicht die Frauen. Selten ist im Lauf der Geschichte ein Mensch dem Gewehr einer Frau zum Opfer gefallen; die meisten Vögel und wilden Tiere wurden von Männern getötet, nicht von Frauen. Militarismus ist das Konzept und die Verantwortung von Männern.- Das gilt auch für ihren Patriotismus Sie schrieb“als Frau habe ich in Wahrheit gar kein Land .
.. Unser Land hat mich den größten Teil der Geschichte hindurch wie eine Sklavin behandelt; hat mir die Erziehung und jeden Anteil an seinen Besitztümern verweigert.“ Sie spricht von »Tyranny of the partriarchal state« (der Tyrannei des patriarchalen Staates) und folglich vom Kampf zwischen den Opfern des patriarchalen Systems und den Patriarchen, vom Kampf der Töchter gegen die Väter. Diesen Antagonisrnus definiert sie folgendermaßen: eure Klasse besitzt durch Geburt . .
praktisch alles Kapital, allen Grundbesitz, alle Wertgegenstände und alle Patronaisrechte in England. Unsere Klasse besitzt durch Geburt ... praktisch kein Kapital, keinen Grundbesitz, keine Wertgegenstände und keine Patronatsrechte in England. Durch die Jahrhunderte hin lauten die Verdikte des Patriarchats: Du sollst nicht lernen, Du sollst nicht verdienen; Du sollst nicht besitzen.
Die Diktatur über Frauen umfaßt Haus und Öffentlichkeit: Sie schlägt vor, daß die öffentliche und private Welt untrennbar miteinander verbunden werden; daß die Tyranneien und Unterwürfigkeiten der einen zu den Tyranneien und Unterwürfigkeiten der anderen werdenUnd sie umfaßt die Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart: Creon läßt Antigone lebendig begraben, moderne Tyrannen werfen die Suffragetten ins Gefängnis, jetzt ins Konzentrationslager. - Welche Art von Frieden muß das Ziel sein? «It is to assert the right of all - women and men - to the respect in their persons of the great principles of Justice and Equality and Liberty«. (... die Rechte aller - aller Männer und Frauen - auf Respektierung der großen Prinzipien Gerechtigkeit.
Gleichheit und Freiheit in einer Person müssen erklärt werden.
In ihrem letzten Brief schrieb sie:»1 can`t tight any longer« und kurz darauf, nämlich am 28. März 1941, nahm sie sich in Rodmell in Sussex das Leben.
© by Eva Schönhart
8a Klasse 200/2001
Somerville Fairfax, Mary
Schottische Wissenschaftlerin, * 1780, gest. 1872
Sie wurde 1780 als einzige Tochter des Leutnants und späteren Admirals William Fairfax und Margaret Charters in Schottland geboren. Mit zwei Brüdern und ihrer Mutter, ihr Vater war wegen seines Berufes oft für längere Zeit abwesend, lebte sie in großer Einfachheit im Sommer in Burntisland, im Winter in Edinburgh.
Dort wuchs sie in enger Verbindung mit der Natur relativ wild auf. Mit neun Jahren konnte sie nicht schreiben und kaum lesen und rechnen. Als ihr Vater dies feststellte, wurde sie für ein Jahr in eine Privatschule geschickt, wo sie das Nötigste lernen sollte. Abgesehen von dem üblichen Unterricht in Tanzen, Musik und Zeichnen, bestand darin ihre ganze formale Bildung. Ihr Interesse für Mathematik wurde zufällig geweckt, als sie, inzwischen fünfzehn Jahre alt, beim Durchblättern einer Zeitschrift auf ein Rätsel stieß, dessen Lösung in für sie seltsamen Symbolen, nämlich algebraischen Gleichungen gegeben war. Als sie sich daraufhin Kopien von Mathematikbüchern besorgte, waren ihre Eltern schockiert und versuchten, sie von dieser Beschäftigung abzubringen.
1804 heiratete sie Samuel Greig, einen entfernten Vetter, der weder Kenntnisse besaß noch an Wissenschaft interessiert war und der Frauen intellektuelle Fähigkeiten absprach. S. lebte bis zu seinem Tod 1807 mit ihm und ihren beiden Söhnen, von denen einer bereits als Kind starb, in London. Als Witwe kehrte sie zu ihren Eltern nach Edinburgh zurück, wo sie aufgrund eines finanziellen Erbes ein relativ unabhängiges Dasein führen konnte, das ihr ermöglichte, intensiv mit mathematischen Studien zu beginnen. Auf Empfehlung des späteren Mathematikprofessors Wallace, las sie eine kleine Kollektion meist französischer Mathematikbücher und schließlich auch Newtons Principia.
1812 heiratete S.
den gebildeten, auslandserfahrenen Armee - Arzt ,William Somerville, einen nahen Vetter. Er vertrat, wie S., die z.B. Mills Petition für das Frauenstimmrecht unterschrieb, liberale und fortschrittliche Ansichten. So befürwortete er auch die akademische Bildung von Frauen und ermutigte und unterstützte S.
zeitlebens nachdrücklich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Nach ihrer Übersiedlung 1816 nach London, wurden beide zu bekannten und gefragten Mitgliedern der dortigen wissenschaftlich-literarischen Gesellschaft. Auf einer Reise nach Europa 1817 trafen sie in Paris, in der Schweiz und in Italien mit den namhaftesten Wissenschaftlern ihrer Zeit zusammen. Von der „scientific community“ wurde S., nach eigenen Aussagen, anerkannt und nicht mit Herablassung behandelt. Sie wurde als „scientific lady“ akzeptiert, weil sie trotz ihr er wissenschaftlichen Ambitionen ihre „weiblichen“ Pflichten als Hausfrau und Mutter niemals vernachlässigte.
Einige Jahre nach dem Tod ihrer ältesten Tochter 1824 entwickelte sich ihr ausgeprägtes Interesse an der Wissenschaft zu einer professionellen Tätigkeit. Am 27.3.1827 wurde sie von einem Verleger gebeten, einen Abriß von Laplaces Mécanique céleste zu verfassen, um dieses bedeutende Werk auch in England bekannt zu machen. Nach anfänglichem Zögern, erst nachdem ihr versprochen wurde, ihre Arbeit geheimzuhalten und ihr Manuskript zu verbrennen, falls es sich als nicht zufriedenstellend erweisen würde, willigte sie ein. Sie kannte Laplace persönlich und stand bis zu seinem Tod 1827 mit ihm in einem wissenschaftlichen Briefwechsel.
Nach vier Jahren konnte sie das Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren. 1831, sie war mittlerweile siebenundvierzig Jahre alt, erschien ihre erste Publikation The mechanism of the Heavens, die ein voller Erfolg wurde. Zu ihren engsten wissenschaftlicher Diskussionspartnern zählten der Astronom John Herschel und der Physiker Faraday. 1834 veröffentlichte sie On the Connexion of the Physical Sciences, das begeistert aufgenommen
wurde. Nach dem Auftreten des Halleyschen Kometen im August 1835 publizierte sie im Dezember ein Resümee der wichtigsten Theorien zu diesem Phänomen. Es folgten die
Bücher Physical Geography 1848 und On Molecular and Microscopic Science 1869, S.
war inzwischen 89 Jahre alt.
Um der Gesundheit ihres Ehemanns willen ließ sich Sommerville mit ihm und ihren beiden Töchtern, nach zahlreichen Reisen nach Europa, 1840 endgültig in Italien nieder. Durch Vermittlung ihres noch in England lebenden Sohnes, durch Briefe und Besuche ihrerseits oder ihrer britischen Freunde blieb sie noch für lange Zeit ein Teil der heimischen Wissenschaftsszene, doch nach 1850 stand sie nicht mehr in deren Zentrum. Verwitwet und in Trauer um ihren verstorbenen Sohn schrieb S. in den letzten Jahren vor ihrem Tod 1872 eine Autobiographie, die 1873 von einer ihrer Töchter herausgegeben wurde. Diese Schrift, die eine Zeit von fast hundert Jahren umfaßt, ist nicht nur als Bericht über S.
s eigenes außergewöhnliches Leben interessant, sondern auch wegen der Schilderung der intellektuellen Szene des 19. Jahrhunderts, zu der sie gehörte.
Von Marys experimenteller Arbeit sind nur drei kurze Schriften publiziert worden, die sie nicht einmal selbst bei der „Royal Academy“ eingereicht hat.
Sie untersucht erstens Lichtstrahlen auf Magnetismus, zweitens verschiedenste Körper auf ihre Lichtdurchlässigkeit und drittens die Wirkung einzelner Strahlen des Spektrums auf
Pflanzen und andere Substanzen.
The Mechanism of Heavens ist keine bloße Übersetzung von Laplaces Werk, welches in Vollendung von Newtons Himmelsmechanik und Gravitationstheorie die physikalische
Stabilität des Sonnensystems beweist, sondern dessen Einführung, Erläuterung und Darstellung zugleich. S.
ist bestrebt, Laplaces mathematische Methode zu erklären, durch
die die Resultate aus einer einzigen allgemeinen Bewegungsgleichung deduziert werden. Dazu ergänzt sie Laplaces Ausführungen, falls erforderlich, durch Diagramme oder vervollständigt sie durch Beweise für verschiedene Sätze aus Mechanik und Astronomie. In einem Vorwort, welches als separater Band neuaufgelegt wurde, liefert S. den für die LeserInnen erforderlichen Hintergrund. Ihr Buch muß als ein entscheidender Beitrag zur Modernisierung der englischen Mathematik gewertet werden. Für fast hundert Jahre diente es als Unterrichtswerk für höhere Mathematik und Astronomie.
On the Connexion of the Physical Science präsentiert in für Spezialisten und wissenschaftlich interessierte LeserInnen verständlicher Form die neuesten Ideen und Ergebnisse physikalischer Forschung. Das Werk trägt maßgeblich dazu bei, den zu dieser Zeit noch unbestimmten Begriff „physikalische Wissenschaft“ zu definieren. Neben physikalischer Astronomie werden vor allem die Entwicklungen in den Bereichen Optik, Wärme, Elektrizität und Magnetismus aufgezeigt. Aber auch klassische Gebiete wie Mechanik, Hydrostatik, Pneumatik, Meteorologie und Akustik werden behandelt. Die Darstellung ist beschreibend, d.h.
formale mathematische Beweise oder Diagramme werden in den Anhang verlegt. Zwischen 1834 und 1877 erscheint das Buch zehnmal.
Für jede neue Auflage, außer der letzten, wird es von S. überarbeitct und aktualisiert.
1877 ist sein Umfang auf das Vierfache angewachsen. Es wird ins Französische, Deutsche und Italienische übersetzt.
Der Physiker Maxwell bezeichnet das Werk als eines, welches die leitenden Ideen, die in den Köpfen der Wissenschaftler arbeiten und sie zu Entdeckungen führen, ohne daß sie sie endgültig formulieren könnten, in eine definitive und einsichtige Form bringt.
Physical Geograpy, welches sieben Auflagen erreicht, beschreibt die Erde mit ihren Meeren, ihrem Klima, ihren Tieren und Pflanzen in ihrem gegenwärtigen Zustand, geht aber auch auf geologische Entstehungsprozesse ein. Da einige Wochen vor ihrem Buch ein ähnliches Werk, der erste Band von Humboldts Kosmos erschien, wollte S. ihr Manuskript erst verbrennen, und nur ihr Ehemann und John Herschel konnten sie davon abhalten.
On Molecular and Microscopic Science ist nicht so erfolgreich wie seine Vorgänger. Es handelt von der Konstitution der Materie und der Struktur mikroskopischer Organismen.
In allen ihren Schriften geht es S. darum, nicht nur den Forschungsstand einer Disziplin darzulegen, sondern gleichzeitig wechselseitige Zusammenhänge verschiedener Wissenschaften und anderer Erkenntnisse aufzudecken. Alle ihre Bücher betonen die Interdependenzen, die in der Natur und im Studium von Naturerscheinungen gefunden wurden. S. zitiert Bacon, wenn sie auf der Titelseite einiger Auflagen von Physical Sciences schreibt: »No natural phenomenon can be studied by itself alone but, to be understood, it must be considered as it stands connected with all nature.« (Kein natürliches Phänomen kann für sich alleinstudiert werden, sondern es muß, um verstanden zu werden, so betrachtet werden, wie es mit der gesamten Natur verbunden ist.
) Der Fortschritt der modernen Wissenschaft besteht für S. in einer Vereinfachung der Naturgesetze und einer Vereinheitlichung einzelner Zweige durch allgemeine Prinzipien. Durch ihre Darstellung von Wissenschaft trägt S. entscheidend dazu bei, Paradigmen zu schaffen, die von erheblicher Bedeutung für den wissenschaftlichen Fortschritt sind.
© by Eva Schönhart
8a Klasse 200/2001
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