Anwendung der radioaktivität in der medizin
Die Anwendung von Radioaktivität in der Medizin
Die Radioaktivität birgt viele Gefahren, und viele Menschen sind durch die Folgen von radioaktiver Strahlung krank geworden oder sogar ums Leben gekommen.
Treffen radioaktive Strahlen auf eine menschliche Zelle kann dabei der Zellkern und somit die DNA (Desoxyribonucleinsäure) stark getroffen und stark geschädigt werden.
Dadurch kann sich eine Zelle mitunter nicht weiter teilen, oder die "abgespeicherten Informationen" werden verändert, so dass nach einer Weile Mutationen in der Zelle auftreten können, so dass diese wiederum von den körpereigenen Abwehrkräften angegriffen und geschädigt, bzw. zerstört wird.
Die Horrorvorstellung der Explosion einer Atombombe lässt auch abgebrühte Menschen erschauern. Derjenige, der die genauen Folgen abmessen kann, kann jeden Thriller als "Gute Nacht - Geschichte" ansehen, und wer es nicht kann, gleicht (aufgrund der wenigen Informationen, die jedermann hat) diese konkreten Vorstellungen durch kaum minder grausame Phantasiebilder aus (wie man in vielen Filmen und Geschichten sieht/hört).
Radioaktivität ist für jeden ein Warnsignal. Hört man etwas von "verstrahlten Gütern", möchte man möglichst schnell die Flucht ergreifen und niemandem käme der Gedanke, sich freiwillig in der Nähe von radioaktiven Stoffen aufzuhalten oder diese sogar in seinem Körper vorzufinden oder zu plazieren.
Doch heutzutage benutzen wir Radioaktivität zu unseren Gunsten. Die zerstörenden Strahlen kommen uns gerade zu Gute, wenn wir am schwächsten sind: Wenn wir krank sind.
Eine noch seltsamere Vorstellung: Radioaktivität in der Nähe von schwachen oder kranken Menschen, sogar innerhalb ihrer Körper?
Ja, über Röntgenaufnahmen, Untersuchungen durch intravenös "verabreichte Radioaktivität", Bestrahlung von erkrankten Zellen oder Tumoren oder sogar indem zeitweilig radioaktives Material in den Körper eingesetzt wird.
Dass auch diese Behandlungen Risiken bergen, ist für jeden leicht ersichtlich, doch die großen Erfolge, die durch Behandlungen dieser Art erzielt werden, lassen Mediziner und auch Erkrankte täglich das Risiko eingehen, das doch in den letzten Jahren durch exaktere Anwendungen immer geringer gehalten werden konnte.
Die alltäglichste Anwendung von Radioaktivität in der Medizin ist kaum jemandem wirklich als solche bewußt: denn Röntgenstrahlung gehört zu den radioaktiven Strahlungen.
Schon bei ihrer Entdeckung wurde sie kaum als solche wahrgenommen, und erst auch als "Partygag" auf einigen Feiern aufgestellt, so dass sich viele aus Spaß damit beschäftigten, Körperteile zu röntgen.
Schnell erkannte man auch den großen Vorteil der Röntgenstrahlung für die Medizin.
Man kann durch Röntgen eines Körperteiles herausfinden, wie es um die Knochen steht, auch, wie bestimmte Muskel arbeiten.
Ein Patient, bzw. der zu untersuchende Teil des Patienten wird zwischen einen Leuchtschirm und den Röntgenapparat gelegt oder gestellt.
Die spezielle Strahlung ist eine besonders kurzwellige und energiereiche Strahlung. Die Wellenlänge ist wesentlich kürzer als die von gewöhnlichem Licht (teilweise fast viermal so kurz). Je kürzer die Wellenlänge einer Strahlung, um so eher durchdringt sie einen Körper, daher scheint Licht nicht durch die meisten Körper hindurch, Röntgenstrahlen aber schon.
Somit erscheinen Knochen, die eine größere Menge an Strahlung absorbieren auf dem Leuchtschirm eher als sehr dunkle bis schwarze "Flecken", dort, wo das Licht direkt auf den Schirm fällt, entstehen helle Flächen. (Das spätere "Bild" entsteht aus einem Papier, beziehungsweise einer Folie, die mit Silbernitrat bestrichen ist. Trifft die Strahlung auf diese Lösung, reagiert sie und es entsteht Silber.
Dieses wird später beim "abwaschen" der Folie nicht so leicht abgespült wie das Silbernitrat, so dass an den Stellen, an denen keine Strahlung auftraf auf dem endgültig entwickelten Bild allerdings helle Stellen zu sehen sind.)
Der Herzmuskel beispielsweise lässt Teile der Strahlung durch und auf dem Bildschirm entsteht ein eher gräuliches Bild.
So kann der Arzt auf dem Bildschirm erkennen, ob beispielsweise ein Muskel geschädigt ist oder sogar ein Knochen gebrochen.
Bei einer Sportverletzung des Fußes beispielsweise wird als erstes eine Röntgenaufnahme gemacht, um festzustellen, ob "nur" ein Muskel gezerrt ist, oder ob er vielleicht sogar gerissen, bzw. ein Knochen gebrochen ist.
Auch Krankheiten wie Osteoporose oder ähnliche Erkrankungen, durch die die Knochenstruktur verändert bzw.
zerstört wird, können durch Röntgenaufnahmen gut erkannt werden.
Diese Methode erscheint zunächst perfekt, so erschien sie auch vor über 100 Jahren; doch mittlerweile weiß man auch um die Gefahren der Röntgenstrahlung. Denn, trotz allen Nutzens, Röntgenstrahlung ist radioaktive Strahlung - und kann genau wie unabsichtliche Strahlung - Schäden verursachen. Aufgrund dieser Gefährdung trägt jeder Behandelte Bleiwesten über nicht zu bestrahlenden und gefährdeten Körperteilen. So verlassen Arzthelfer den Röntgenraum, dessen Wände aus Sicherheitsgründen mit Blei ausgestattet sein müssen.
Die Untersuchungsmöglichkeiten mit Hilfe von Röntgenstrahlung sind allerdings noch ausgewählter möglich.
Zur Untersuchung des Verdauungstraktes beispielsweise wird dem Patienten eine geringe Menge eines Salzes (meist Bariumsulfat) "zu essen gegeben".
Da dieses Salz im Gegensatz zu den Verdauungsorganen recht stark Röntgenstrahlen absorbiert, und somit auf dem Lichtschirm sehr gut zu beobachten ist, wo innerhalb des Verdauungstraktes Probleme auftreten, wird diese Methode oft verwendet um Krankheiten wie Tumore im Verdauungstrakt zu erkennen.
Doch Röntgenstrahlung wird nicht nur zu Erkennung sondern auch zur direkten Bekämpfung von Krankheiten eingesetzt.
Röntgenbestrahlung erreicht oft nur eine geringe Tiefe in der Haut, so dass sie sich nicht zur Behandlung von tiefer liegenden Tumoren eignet, sondern hier eher Schäden in den oberen Hautschichten anrichten würde. Daher wird Röntgentherapie heute hauptsächlich zur Behandlung von Hautkrankheiten angewandt.
Eine tiefergehende Bestrahlung eines Körperteils oder eher eines Tumors ist auf zweierlei Wegen möglich:
Erstens die Möglichkeit der intensiveren Bestrahlung eines Tumors.
Bei dieser Methode wird die zellzerstörende Kraft der Strahlung ausgenutzt, die dafür sorgt, dass die Zellen des Tumors sich nicht weiter vermehren oder im Idealfall sogar verkleinern und verschwinden.
Zunächst wird der Patient genau untersucht, um die exakte Lage des Tumors bestimmen zu können. Dies geschieht meistens durch eine Computertomographie, einer speziellen Art des Röntgens.
Wenn genau festgestellt wurde, wo der Tumor sitzt, und welche Ausmaße er annimmt, und die Strahlentherapie angeordnet wurde, wird in einem Patientengespräch und unter Einbeziehung aller Fakten genau festgelegt, welche Behandlung wie lange und in welchem Ausmaß angewandt wird. Vor allem bei Krebspatienten muss genau abgestimmt werden, wie die Behandlung erfolgen soll. Die Strahlentherapie bietet zwar viele Möglichkeiten, doch sind auch das Risiko beziehungsweise die damit verbundenen Unannehmlichkeiten mit ein zu beziehen.
Sobald festgelegt wurde wie eine Chemotherapie und die Bestrahlung zusammenarbeiten können, wird ein genaues Behandlungsschema für den einzelnen Patienten erstellt.
Denn nur regelmäßige Bestrahlung in der richtigen Dosis können ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Zu niedrige Dosen könnten keinen Erfolg haben, zu hohe Dosen sind riskant, da genau wie bei der Chemotherapie auch gesunde Zellen unwiderruflich zerstört werden können.
Bei der Behandlung selbst wir der Patient in Rückenlage positioniert, um möglichst genau mit einem gebündelten Strahl "treffen" zu können. Doch das Treffen und Zielen selbst übernimmt ein Computer, um die Zielgenauigkeit zu erhöhen.
(Während dieser Behandlungen sollte der Patient möglichst still liegen, doch es ist möglich, dass er beispielsweise ein Buch liest oder ähnliches, da bis zu 6 Stunden Stilliegen sehr schwierig werden können; der Komfort ist zwar gering , aber immerhin auf einer Art "Minimum" angesichts der Situation.
)
Diese äußere "Beschusstherapie" wird Telecurietherapie genannt, sie ist in drei Klassen geteilt: Oberflächen-, Orthovolt - und Megavolttherapie. Die Oberflächentherapie ist die bereits erwähnte Röntgenbestrahlung an der Oberfläche der Haut. Die beiden anderen Therapien arbeiten mit Gammastrahlung.
Die Orthovolttherapie behandelt häufig eher Tochtergeschwülste größerer Tumore, die Megavolttherapie behandelt auch tiefer liegende Geschwülste durch harte Strahlen.
Da nur Gammastrahlung effektiv genug wirkt um nennenswerte Erfolge zu verbuchen, muss das zur Bestrahlung verwendete Material möglichst viel dieser Strahlung und möglichst wenig der Alpha - bzw. Betastrahlung, die wegen mangelnder therapeutischer Wirkung abgefiltert werden, abgeben.
Weiterhin muss das verwendete Material möglichst viel dieser Strahlung abgeben, damit aus finanziellen Gründen möglichst wenig Material verbraucht werden muss. Außerdem sollte das Material eine möglichst hohe Halbwertszeit haben um lange verwendet werden zu können. Am besten erfüllt diese Voraussetzung Kobalt-60.
Durch regelmäßige Therapie dieser Art kann ein Tumor erheblich verkleinert werden, sein Wachstum wird verlangsamt oder gestoppt, und manchmal kann ein Tumor komplett entfernt werden, ohne dass größere Operationen durchgeführt werden müssen.
Die Nebenwirkungen dieser Art der Therapie liegen allerdings in körperlicher Schwäche, teilweise großer Müdigkeit, Haarausfall und eine Schwächung des Immunsystems.
Eine weitere Art der Therapie von Geschwülsten durch Radioaktivität besteht in der direkten Einführung von radioaktiven Stoffen in den Körper.
Diese Tiefentherapie (Nuklearmedizinische Therapie) funktioniert auf mehrere Arten.
Einerseits gibt es die Möglichkeit leicht erreichbare und genau einzuschätzende Tumore direkt stark zu bestrahlen, in dem man Cäsium 137 in unmittelbarer Nähe des Tumors in den Körper einsetzt.
Dass diese Therapie nur selten eingesetzt werden kann, obwohl sie den Vorteil mit sich bringt, dass das Cäsium einige Tage im Körper verbleiben kann und somit wirklich eine sehr starke Wirkung verursacht, bedingt, dass sie fast ausschließlich bei Gebärmuttermund oder -hals nahen Tumoren eingesetzt wird.
Doch eine andere Art der Therapie durch Radioaktivität von innen heraus wurde alleine 1999 60 000 mal angewandt: Radiojodtherapien, bei denen ausgenutzt wird, dass sich Jod größtenteils in der Schilddrüse anreichert und somit radioaktives Jod von der Schilddrüse aus strahlt.
Allgemeine Gefahr der Behandlung mit radioaktiven Stoffen ist immer die Möglichkeit, dass Radioaktivität nicht nur Krebs heilen, sondern auch verursachen kann.
Die Strahlung kann Zellen zerstören und zur Mutation bringen, viele Patienten die mit radioaktiver Strahlung behandelt werden leiden unter Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Hautstörungen, Juckreiz, Rötungen, Immunschwächung und als Folge können Infektionen wie Tuberkulose, Pilzinfektionen usw.
auftreten, für die gesunde Menschen weniger anfällig sind.
Diese Reaktionen werden auch als "Strahlenkater" bezeichnet. Viele ehemalige Behandelte leiden heute an Leukämie, die auf eine hohe Strahlendosis in der Kindheit zurückzuführen sind.
Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass Radioaktivität heute eine große Rolle in der Medizin einnimmt, speziell bei der Erkennung von Krankheiten und der Behandlung von Krebs, einer der noch gefürchtetsten und am wenigsten bekämpften Krankheiten.
Durch die Möglichkeiten der Strahlentherapie kann eine Krebsbehandlung wesentlich erfolgreicher und für den Patienten schonender vorgenommen werden.
Trotz der Nebenwirkungen denke ich, dass Radioaktivität in der heutigen Medizin eine wesentliche Rolle spielt, und dass sie einige positive Entwicklungen mit sich brachte.
Die Radioaktivität birgt viele Gefahren, und viele Menschen sind durch die Folgen von radioaktiver Strahlung krank geworden oder sogar ums Leben gekommen.
Doch die Radioaktivität gibt uns auch die Möglichkeit, Krankheiten zu erkennen und zu heilen und Menschen das Leben zu retten.
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