Studie energie
STUDIE ENERGIE
Sonnige Zukunft:
Energieversorgung jenseits von Öl und Uran
Inhalt
VORWORT des Herausgebers
ZUSAMMENFASSUNG
Der Ausstieg ist machbar
Sparen als neue Energiequelle
Der Greenpeace-Standpunkt
ERSTER TEIL
Bilanz der Energieverschwendung
Die Plünderung der Energieressourcen
Temperaturanstieg ohne gleichen
Grenzen der Ausbeutung: das Problem Entsorgung
Klima in Gefahr
Der natürliche Treibhauseffekt
Der künstliche Treibhauseffekt
Katastrophe als Dauerzustand?
Unberechenbar: die Rückkopplungen
Die globale Erwärmung: Indizien
Umwelt in Gefahr Erst sterben die Wälder...,
Umweltverschmutzer Auto
Die tägliche Ölpest
Atomenergie: geringer Nutzen, große Gefahren
ZWEITER TEIL
Greenpeace-Szenario
Das Greenpeace-Szenario und seine Prämissen Quellen und Modelle
Keine technologische Revolution auf dem Energiesektor
Energiesparen als Quelle der Zukunft
Erneuerbare Energien erobern den Markt
Die Industrie spart Energie
Wirtschaft und Bevölkerung wachsen
Die Haushalte: gleicher Komfort, weniger Energie
Transport und Verkehr: Vier Szenarien
Dienstleistung: riesiges Sparpotential
Ziele
Die Ziele des alternativen Energiezenario
Treibhauseffekt eindämmen
Ausstieg aus fossiler Energie
Globale Angleichung der Einkommen
Ergebnisse
Das alternative Energiesystem
Geschütztes Klima
Umbau des Energiesystems
Maßnahmen zum Umbau des Energiesystems
Preispolitik: Keine Subventionen für fossile Energie
Energiemarkt: Bessere Chancen für Alternativen
Forschung: Alternativen nicht zum Nulltarif
Transport und Verkehr: Maßnahmenbündel
Nord-Süd: Gefälle überwinden
Internationale Abkommen: Wo ein Wille ist...
,
Internationale Energieagenturen: Neuer Wind
Kosten
Keine Mehrkosten für das neue Energiesystem
Externe Kosten: Was kostet ein Menschenleben?
DRITTER TEIL
Ausblick
Über das Modell hinaus
Ökologische Grenzen respektieren
Jahrzehnt der Entscheidung
Literaturliste
Die vorliegende Kurzfassung basiert auf dem Report:
"Towards a fossil free energy future The Next Energy Transition" (FFES) des Boston Center des Stockholm Environment Institute (Bestelladresse: Greenpeace International, Keizersgracht 176, 1016 DW Amsterdam, Niederlande) im Auftrag von Greenpeace International, 1993
Vorwort des Herausgebers
"Was die Welt uns geben kann, reicht für die Bedürfnisse, aber nicht für die Habgier aller Menschen" - Mahatma Gandhi –
Kohlendioxid (CO2) ist das bedeutendste Klimagas und damit verantwortlich für mehr als die Hälfte des künstlichen Treibhauseffekts. CO2 entsteht, wenn fossile Energieträger - Kohle, Erdöl, Erdgas - verbrannt werden, also bei fast allen Tätigkeiten in der industrialisierten Welt. Jährlich beträgt der weltweite Ausstoß von CO2 22 Milliarden Tonnen, wobei die Industrienationen 75 Prozent in die Luft blasen.
Forscher des Intergovernmental Panel on Climate ein Pool der weltweit angesehensten kamen in ihrem Bericht "Wissenschaftliche Einschätzung des Klimawandels" zu folgendem Schluß: Die vom Menschen verursachten Emissionen von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen müssen sofort um 60 Prozent reduziert werden, falls ein Interesse besteht, die Erwärmung der Erde auf dem jetzigen Level einzufrieren.
Wie die dafür nötige Wende in der Energiepolitik aussehen kann, hat Greenpeace bereits mehrfach beschrieben. Ende 1991 erschien unter dem Titel "Ein klimaverträgliches Energiekonzept für (Gesamt-) Deutschland - ohne Atomstrom" eine Studie, die eine ökologisch wie ökonomisch sinnvolle Alternative zur hiesigen Energiepolitik skizziert.
1992 ging Greenpeace mit einer Studie über "Least Cost Planning" auf ein zentrales Element für den Umbau der Energiewirtschaft ein.
In der hier vorliegenden Publikation wird Greenpeace den weltweiten Ausstieg aus nuklearen und fossilen Energieträgern als langfristig machbaren und erforderlichen Weg darstellen. Wie dringend radikale Eingriffe in die Energiepolitik sind, zeigen die folgenden Trends: - Die größte internationale Umweltkonferenz, die 1992 in Rio stattgefunden hat, verabschiedete lediglich eine unverbindliche Klimakonvention, die den Unterzeichnern keine Verpflichtungen zur Senkung der CO2- Emissionen auferlegte. - Die deutsche Regierung faßte 1990 den Beschluß, die CO2- Emissionen hierzulande um 25 bis 30 Prozent bis zum Jahr 2005 zu drosseln - und dabei blieb es. Bisher gibt es nicht im Ansatz Aktivitäten, um dieses Ziel in die Tat umzusetzen. - Obwohl die dramatischen Auswirkungen auf das Klima hinreichend bekannt sind, steigen die CO2-Emissionen noch.
Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2010 weltweit 30 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr in die Luft geschleudert - Tendenz steigend. – In Schwellenländern wie China, Indien, Lateinamerika oder der GUS werden die energiepolitischen Weichen jetzt gestellt. Was dort heute etabliert wird, prägt die kommenden fünfzig Jahre.
Die Industrienationen, hauptverantwortlich für die Klimaänderung, zeigen nicht die geringste Neigung, die von ihnen angestoßene Entwicklung umzukehren. Im Gegenteil: Sie "exportieren" das westliche System der Energie- und Ressourcenverschwendung in die Länder des Südens. Skrupelloses Wirtschaften aber untergräbt die Existenz des gesamten Planeten, der Umweltschutz gerät zunehmend ins Abseits.
Die Wirtschaft könne weitere "Belastungen" nicht verkraften, tönt es aus den Schaltstellen von Wirtschaft und Politik im Hinblick auf die Rezession. Ob die Umwelt weitere Lasten tragen kann, wird nicht diskutiert und das, obwohl die gesamte weitere Existenz des homo sapiens auf tönernen Füßen steht.
Die gegenwärtige wirtschaftliche Krise ist keine vorübergehende Rezession, sondern eine tiefgreifende Strukturkrise unseres Wirtschaftssystems. Greenpeace ist der Ansicht, daß eine ökologisch ausgerichtete Reform des Wirtschaftssystems überfällig ist. Ein Beispiel: Viele Produkte des täglichen Bedarfs - von der Waschmaschine bis zum Fotoapparat - sind selbst bei kleineren Defekten nur teuer oder gar nicht zu reparieren. Häufig ist es billiger, gleich ein neues Gerät zu kaufen, das alte landet nach kurzem Gebrauch auf dem Müll.
Der Grund dafür ist, daß die Kosten für Ressourcen (Energie und Material) niedrig und die Abgaben für Arbeitskraft (Lohnsteuer) hoch sind. So gehen Verschwendung und Rationalisierung von Arbeitskräften Hand in Hand. Diese Entwicklung sollte umgekehrt werden, indem die Ressourcen teurer, die staatlichen Abgaben auf die Löhne niedriger werden - mit dem Effekt einer ökologisch verträglichen Produktion: mit weniger Materialeinsatz und mehr Arbeit.
Matthias Stüwe
Dezember 1993
Zusammenfassung
Der Ausstieg ist machbar
Die vorliegende Studie, die von unabhängigen Stellen, darunter dem bekannten "Boston Centre des Stockholm Environment Institute" für Greenpeace erarbeitet wurde, beweist: Ein schrittweiser Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis 2100 und das rasche Ende der Atomenergie bis spätestens 2010 sind technisch und wirtschaftlich machbar. An die Stelle der fossilen Brennstoffe treten allmählich effiziente Energietechniken und erneuerbare Energiequellen. Mit diesen Maßnahmen ließen sich die globalen Kohlendioxidemissionen binnen vierzig Jahren um die Hälfte und bis zum Jahr 2100 auf Null senken.
Dem aber haben viele Befürworter fossiler Energieträger immer vehement widersprochen. 2 Nach Einschätzung der Wissenschaftler ist ein Umbau des Energie-Systems machbar, ohne die Wirtschaft aus den Angeln zu heben oder mit Mehrkosten zu belasten. Dazu müssen Gelder, mit dem der Staat ohnehin das Energiesystem beeinflußt, konsequent in Spartechnologien und erneuerbare Energien umgelenkt werden. Staatliche Eingriffe in das Energiesystem haben eine lange Tradition, bedenkt man die acht Milliarden Mark Subventionen für die deutsche Steinkohle oder die amerikanischen Steuervergünstigungen für die Förderung von Erdöl. Der Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle wird auf der politischen Bühne entschieden.
Sparen als neue Energiequelle
Die Industrieländer, als maßgebliche CO2-Verursacher, nehmen bei der Reduktion eine Schlüsselrolle ein.
Sie müssen nun damit beginnen, einen Prozeß umzukehren, den sie selbst verursacht haben. Der allmähliche Ausstieg aus fossilen Brennstoffen geht Hand in Hand mit der Einführung effizienter Energienutzung und einer umfassenden Erschließung umweltschonender, erneuerbarer Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie, Biomasse und kleineren Wasser- und Erdwärmekraftwerken. Erneuerbare Energien, die gegenwärtig 14 Prozent der weltweiten Energieversorgung gewährleisten, würden nach diesem Szenario im Jahr 2030 mehr als 60 Prozent der benötigten Energie liefern und im Jahr 2100 den globalen Gesamtenergiebedarf decken. Atomstrom würde nur noch bis spätestens 2010 zum Einsatz kommen. Wenn dieses Szenario verwirklicht wird, ließen sich die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um die Hälfte drosseln. Dadurch verringerte sich der Temperaturanstieg von 0,3 Grad Celsius pro Jahrzehnt binnen 30 Jahren auf 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Allerdings müßte mit dem Umbau der Energiewirtschaft sofort begonnen werden. Für jedes Jahrzehnt, das ohne einen radikalen Wandel in der Energiepolitik verstreicht, muß mit einer zusätzlichen Temperaturerhöhung um 0,4 Grad Celsius gerechnet werden.
Der Greenpeace-Standpunkt
Den rechnerischen Simulationen liegen Prognosen der Weltbank, des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und der Vereinten Nationen zur Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung zugrunde. Deren Voraussagen beruhen auf konservativen Annahmen: daß Wirtschaft und Bevölkerung weiter wachsen, daß der auf Konsum ausgerichtete Lebensstil der Industrienationen nicht angetastet wird und neue Technologien nur begrenzt verfügbar sind. Greenpeace teilt diese wachstumsorientierten Einschätzungen nicht. Das alternative Energie-szenario "Fossil Fuel Enegy Scenario" (FFES) legt sie zugrunde, um mit anderen Szenarien, etwa des IPCC, vergleichbar zu sein.
Greenpeace geht davon aus, daß sich die Industrienationen in Zukunft die Frage nach dem "Wieviel" stellen und sich am Prinzip "Genug" orientieren müssen: das heißt, ein begrenzter Konsum pro Kopf und eine Industrie, die nicht mehr auf unbegrenztes Wachstum setzt. Ein anhaltendes Wirtschaften in Richtung Grenzen verfügbarer Ressourcen brächte irgendwann ähnliche politische und militärische Konflikte um Edelmetalle, Wasser oder Holz wie sie schon heute um Öl toben. Auch die wachsende Weltbevölkerung, die das Szenario zugrundelegt, hat langfristig entscheidenden Einfluß auf den Energie- bzw. Rohstoffverbrauch insgesamt. Aber selbst auf der Basis der konservativen Annahmen des Szenarios ist an dem Ergebnis nicht zu rütteln: Die Welt kann in Zukunft ohne fossile Brennstoffe und Atomenergie auskommen. Der Einsatz fossiler Brennstoffe für weitere hundert Jahre, wie die Studie ihn vorsieht, birgt allerdings Gefahren.
Eine ernsthafte Beeinträchtigung des Klimas und der Ökosysteme der Erde ist nicht mit Sicherheit auszuschließen. Mit dem vorliegenden Szenario kann lediglich die schlimmstmögliche Entwicklung verhindert werden. Die Auswirkungen eines globalen Temperaturanstiegs sind jedoch kaum kalkulierbar. Das sollte Grund genug sein, Vorsorge zu treffen und die CO2-Emissionen noch scheller als hier vorgesehen zu drosseln. Die Studie offenbart darüberhinaus, daß technikorientierte Antworten mittel- und langfristig nicht mehr greifen werden und die Diskussion um Klimaschutz, bzw. Ökologie allgemein eine neue Qualität erhalten müssen.
Dazu gehören Überlegungen zur Eingrenzung des Bevölkerungswachstums, zur Gestaltung eines fairen Nord-Süd-Verhältnisses und zu einem Wandel des Lebensstils in den Industrienationen. In diesem Sinne liefert die Studie Bausteine zu einer globalen Erdschutzpolitik.
Bilanz der Energieverschwendung
Die Plünderung der Energieressourcen
Mehr als 400 Millionen Jahre vergingen, bis durch chemische Umwandlungsprozesse und Photosynthese aus organischen "Abfällen" der Natur die fossilen Bodenschätze der Erde entstanden. Heute verbrennt die Menschheit an einem Tag mehr fossile Energie als sich in tausend Jahren Erdgeschichte gebildet haben. Seit Beginn der industriellen Revolution kletterte der Energieverbrauch stetig. Im Zeitraum von 1860 bis 1985 stieg er um das 60fache.
Zwischen 1970 und 1990 wurde die unglaubliche Menge von 450 Milliarden Barrel (1 Barrel = 119,228 Liter) Erdöl, 90 Milliarden Tonnen Kohle und 31 Billionen Kubikmeter Erdgas verbrannt.
Der Zugriff auf die Ressourcen ist höchst ungleich verteilt: 72 Prozent der Energie wird von den Industrienationen - das sind ein Viertel der Weltbevölkerung - beansprucht. Ein Europäer verbraucht beispielsweise durchschnittlich 10 bis 30 mal mehr kommerziell gelieferte Energie als ein Bewohner des Landes der "Dritten Welt"; die Nordamerikaner bringen es auf das 40fache. Damit emittieren die Bewohner des Nordens 80 Prozent aller Treibhausgase, die die Erde künstlich aufheizen. Temperaturanstieg ohne gleichen Im vergangenen Jahrzehnt sind zahlreiche Studien über die Zukunft von Energiewirtschaft und Klima erschienen - mit düsteren Vorhersagen: Trotz Treibhauseffekts ist in den kommenden vierzig Jahren mindestens mit einer Verdoppelung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und mit einem noch stärkeren Ausbau der Atomenergie zu rechnen – wenn die Menschen mit der Verschwendung fortfahren. Das belegen Szenarien vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beziehungsweise von der amerikanischen Environmental Protection Agency (USEPA): Nach beiden Modellen erhöht sich der Verbrauch fossiler Brennstoffe bis zum Jahr 2030 um mehr als das Doppelte.
Die Kohlendioxidemissionen würden sich bis zum Jahr 2030 weltweit verdoppeln und bis 2100 um 350 bis 450 Prozent erhöhen. Inwieweit sich als Folge hiervon der CO2-Gehalt in der Atmosphäre erhöht, ist von mehreren Faktoren abhängig, z.B. davon, wieviel CO2 in den Ozeanen oder der Vegetation gespeichert wird, wie schnell die Zerstörung der Regenwälder voranschreitet und welche anderen Effekte hinzukommen (s.Rückkopplungseffekte).
Die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages geht davon aus, daß sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bei Fortführung der bisherigen Energiepolitik bis zum Jahr 2025 verdoppeln wird.
4 Andere Autoren sagen eine Verdoppelung bis zum Jahr 2060 voraus.5 Dies bedeutete nach Einschätzung der Autoren des "Fossil free energy scenario" (FFES) bis zum Jahr 2100 einen in der Geschichte beispiellosen globalen Temperaturanstieg um vier Grad Celsius, evtl. sogar mehr. Die Folgen für das Klima wären fatal: Auch wenn die Prognosen im Detail variieren, teilen alle Wissenschaftler die Aussage, daß mit einem Temperaturanstieg zu rechnen ist, der höher ist als alle Temperaturschwankungen in den letzten 10.000 Jahren. Was würde ein erhöhter Verbrauch von fossilen Brennstoffen in Zukunft bedeuten? Er hätte nicht nur katastrophale Folgen für das Klima.
Hinzu käme ein ungeheurer, mit der Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs verbundener technischer und finanzieller Aufwand.
Nötig wären:
Die Inbetriebnahme eines 1000-MW-Kohlekraftwerks alle zwei Tage
Die Verdoppelung der Ölförderung in OPEC-Ländern
Die Erschliessung neuer Ölfelder in der Größe des 672 Kilometer großen Feldes von Prudhoe Bay in Alaska alle ein bis zwei Monate
Der Bau eines neuen Atomkraftwerks alle sechs bis acht Wochen
Nach Schätzungen des IPCC und der USEPA6 müßten in den nächsten dreißig Jahren allein für Kraftwerke weltweit 7.785 Milliarden Dollar hingeblättert werden. Das World Energy Council (1993) beziffert den Kapitalbedarf für den weltweiten Ausbau der Energieversorgung bis 2020 auf ca. 30.000 Milliarden Dollar.
Grenzen der Ausbeutung: das Problem Entsorgung
Die Erde und ihre Bewohner stehen in einem Kreislauf gegenseitiger Abhängigkeit zueinander: Der Mensch entnimmt der Erde Rohstoffe und Ressourcen und "entsorgt" diese später als Wärme, Müll oder Luftschadstoffe. Die Mengen dieses Rohstoff- und Energieflusses sind begrenzt. Ein limitierender Faktor ist, daß die nutzbaren Rohstoffvorkommen irgendwann zur Neige gehen. Die eigentliche Begrenzung stellt jedoch das Problem der Entsorgung dar. Beispiel Müll: Schon heute versinken die Industrienationen im Müll und bürden anderen ändern - vorzugsweise des Südens - in Form von Müllexporten die Lasten ihres verschwenderischen Lebensstils auf. Der weltweite Atommüllberg wächst ebenfalls stetig, aber noch immer gibt es weltweit kein Endlager für die radioaktive Erblast dieser gefährlichen Technologie.
Die Frage ist auch nicht, wann die fossilen Energieträger erschöpft sein werden, sondern wie lange das Ökosystem noch Kapazitäten hat, Schadstoffe zu "entsorgen". Entsprechend international anerkannter Strategien zum Schutz des Klimas dürfen bis zum Jahr 2100 weltweit nur noch ca. 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff freigesetzt werden, wenn der Klimakollaps verhindert werden soll. Die fossilen Brennstoffe dieses Planeten würden jedoch ausreichen, um 5000 bis 10 000 Milliarden Tonnen in die Luft zu blasen. Jede Energienutzung ist zudem an Rohstoffverbrauch gekoppelt; dabei entstehen weitere Abfallprodukte, die die Umwelt belasten. Eine intelligente Energienutzung wäre auch ein Beitrag zur Entschärfung des Müllproblems.
Ein weiteres Argument gegen die sorglose Plünderung der Ressourcen ist die zunehmende Abhängigkeit vieler Länder vom teuren Import fossiler Brennstoffe, insbesondere von Erdöl. Diese Abhängigkeit führt zur Konkurrenz um knappe Energieträger und zu internationalen Spannungen. Für die Volkswirtschaften zahlreicher Länder des Südens ist die finanzielle Belastung durch horrende
Energieausgaben schon heute untragbar.
Klima in Gefahr
Der natürliche Treibhauseffekt
Seit Millionen Jahren sorgt der natürliche Treibhauseffekt für eine ausgeglichene Temperatur der Erdatmosphäre. Wie die Glasscheiben eines Treibhauses lassen die Treibhausgase (Kohlendioxid, Wasserdampf, Ozon, Lachgas und Methan) die Sonnenstrahlung passieren und halten die reflektierte Wärme in Nähe der Erdoberfläche fest. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt herrschten auf der Erde durchschnittlich minus 20 Grad Celsius, und damit wäre sie unbewohnbar.
Ein in Millionen Jahren entstandenes, komplexes System ineinandergreifender biologischer und hydrologischer Regelkreise sorgt für ein stabiles Gleichgewicht der Treibhausgase. So nehmen beispielsweise Pflanzen Kohlendioxid auf und geben es bei ihrer Verwitterung wieder an die Umwelt ab. In den vergangenen 160.000 Jahren erlebte die Erde bislang zwei Perioden, in denen die mittlere, globale Temperatur um fünf Grad Celsius unter dem heutigen Mittelwert lag. In diesen Eiszeiten lag Nordeuropa unter meterdicken Schnee- und Eismassen begraben. Diese Entwicklungen vollzogen sich allerdings sehr langsam: Tausend Jahre dauerte es, bis die Erde sich nach einer Eiszeit wieder auf "normale" Temperaturen erwärmte.
Der künstliche Treibhauseffekt
Je mehr Treibhausgase in die Atmosphäre entweichen,
desto mehr Wärme wird in ihnen festgehalten. Mit
einem Anteil von 50 Prozent am menschengemachten
Treibhauseffekt ist Kohlendioxid (CO2) der
Klimakiller Nummer eins; jährlich etwa 22
Milliarden Tonnen heizen das Klima auf. Hinzu
kommen andere Treibhausgase wie FCKW (17 Prozent),
Methan (13 Prozent), Ozon (7 Prozent) und Lachgas
(5 Prozent). Mehr als 100.000 Jahre lang überstieg
die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre nie
0,028 Prozent oder 280 ppm (parts per million =
Teile je Millionen Teile Luft). In nur einem
Jahrhundert dagegen, vom Beginn der industriellen
Revolution bis heute, ist die Konzentration des
Kohlendioxids auf 357 ppm (= Teile je Millionen
Teile Luft) angestiegen.
Wenn die Menschen am
verschwenderischen Lebensstil festhalten, wird die
CO2-Konzentration in weniger als fünfzig Jahren 600
ppm erreichen. Klimatologen sagen für diesen Fall
einen so rasanten, globalen Temperaturanstieg
voraus, wie ihn die Menschheit noch nicht erlebt
hat.
Katastrophe als Dauerzustand?
Wenn die Durchschnittstemperaturen weiter so rapide
ansteigen, steht dem Planeten Erde
eine nicht rückgängig zu machende Klimaveränderung
ins Haus. Die Berichte des Intergovernmental Panel
on Climate Change (IPCC) für die Jahre 1990 und
1992 nennen einige der möglichen Auswirkungen einer
schnellen Erwärmung der Erde:
- veränderte Niederschlagsverhältnisse und
Ausdehnung von Dürregebieten
- Verlust riesiger Landstriche aufgrund des
anschwellenden Meeresspiegels und der Ausdehnung
der Meere
- schwierigere oder nicht mehr gewährleistete
Wasserversorgung in manchen Teilen der Welt -
weitgehende Beeinträchtigung der Land- und
Forstwirtschaft sowie der Fischerei
- ernsthafte Gesundheitsschädigung des Menschen
- Aussterben zahlreicher Pflanzen- und Tierarten.
Die natürlichen Ökosysteme rund um die Welt wären
nicht in der Lage, sich an den raschen
Temperaturanstieg anzupassen. Auf der Nordhalbkugel
wäre damit beispielsweise das Absterben riesiger
Wälder verbunden, da die Flora und Fauna
kontinentales, kaltgemäßigtes Klima (boreal)
benötigt.
Hurrikans in den Tropen und Orkane in
gemäßigten Klimazonen wie Europa werden sich häufen
und heftiger werden, ein Phänomen, das schon heute
zu beobachten ist. Millionen von Menschen müßten
aufgrund des steigenden Meeresspiegels, in Folge
von Überschwemmungen oder Wüstenbildung ihre Heimat
verlassen und zu Umweltflüchtlingen werden. In
Bangladesh würden vermutlich die ertragreichsten
landwirtschaftlichen Nutzflächen überflutet,
während im Mittelmeerraum mit großer Dürre und
Wasserknappheit zu rechnen wäre.
Unberechenbar: die Rückkopplungen
Die Realität könnte diese Prognosen sogar noch
übertreffen. Der IPCC hat darauf hingewiesen, daß
einige Faktoren unzureichend in die Berechnungen
eingeflossen sind:
Beispiel Ozeane: Ein beträchtlicher Teil des CO2
aus der Luft wird von den Ozeanen aufgenommen und
von ihnen gelöst (wie Kohlensäure im
Mineralwasser). Der Treibhauseffekt bewirkt auch
eine Erwärmung der Ozeane, so daß diese weniger CO2
aufnehmen.
Dadurch gelangt mehr CO2 in die
Atmosphäre, der Treibhauseffekt verstärkt sich, es
wird noch wärmer. Dieses wird im Fachjargon als
"positive Rückkopplung" bezeichnet; die
Auswirkungen sind negativ.
Beispiel Methan: Wenn sich Dauerfrostboden und
Tundra durch den Treibhauseffekt erwärmen, können
sie enorme Mengen an Methan freigeben. Im Vergleich
zum heutigen Methangehalt in der Atmosphäre sind
die noch schlummernden, natürlichen Vorkommen
dieses Gases gewaltig. Das entweichende Methan
würde den Treibhauseffekt verschärfen und eine
weitere, verhängnisvolle positive Rückkopplung in
Gang setzen. Beide Mechanismen könnten den
Treibhauseffekt explosionsartig beschleunigen und
intensivieren.
Es gibt auch negative
Rückkopplungsmechanismen, die den Treibhauseffekt
abschwächen könnten. Diskutiert wird in diesem
Zusammenhang beispielsweise der Einfluß von Wolken,
Wasserdampf oder Gletschern. Doch selbst wenn
negative Rückkopplungen den Treibhauseffekt
eindämmen, umkehren werden sie ihn nicht.
Die globale Erwärmung:
Indizien
Die Enquête-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre"
des Deutschen Bundestages schreibt 1992:
"Beobachtungen innerhalb der letzten 30 bis 50
Jahre weisen eindeutig auf eine beginnende
Umstellung des globalen Klimas hin". 7 Indizien für
eine beginnende Erwärmung der Erde:
- Die sieben wärmsten Jahre, die seit 1860
verzeichnet wurden, fielen ins letzte Jahrzehnt,
wobei die Jahre 1990 und 1991 die höchsten
Temperaturmittelwerte aufwiesen.
- Die Verdunstung über den tropischen Mee-ren hat
zwischen 1949 und 1989 um 16 Prozent zugenommen.
- Die Oberflächentemperaturen der tropischen Ozeane
sind zwischen 1949 und 1989 um 0,5 Grad gestiegen.
- Das rasch fortschreitende Ausbleichen der
Korallenriffe, die sehr empfindlich auf
Schwankungen der Wassertemperatur reagieren, ist
ein trauriges Indiz für den beginnenden
Temperaturanstieg: Die Korallen stoßen in Folge der
Erwärmung des Wassers ihre
Symbiosepartner, die Braunalgen, ab. Die Algen
bleichen aus und sterben innerhalb weniger Monate.
- In den letzten 20 Jahren ist die Winddynamik um
etwa 40 Prozent angestiegen. In den Tropen haben
die Windgeschwindigkeiten um 20 Prozent und in den
mittleren Breiten um 15 Prozent zugenommen. In
wenigen Jahren (1988 bis 1992) traten gleich drei
Hurrikane auf.
- Die Gebirgsgletscher schmelzen ab. Seit 1950
haben die Gletscher in den Alpen etwa die Hälfe
ihrer Eismassen verloren.
- Der Meeresspiegel ist in den letzten hundert
Jahren um 10 bis 20 Zentimeter angestiegen.
Eskalierende Kosten jüngster Naturkatastrophen:
OKT. 1987 NW-Europa Unbenannter Sturm $2,5 Mrd.
SEPT.
198 USA Hurrikan Hugo $5,8 Mrd.
JAN. 1990 NW-Europa Orkan Daria $4,6 Mrd.
FEB. 1990 NW-Europa Orkan Herta $1,3 Mrd.
FEB.
1990 NW-Europa Orkan Vivian $3,2 Mrd.
FEB. 1990 NW-Europa Orkan Wibke $1,3 Mrd.
JULI 1990 USA Stürme in Colorado $1,0 Mrd.
SEPT.1991 JAPAN Taifun Mireille $4,8 Mrd.
AUG. 1992 US Hurrikan Andrew $20 Mrd.
AUG. 1992 USA Wirbelsturm Iniki $1,4 Mrd.
Die Versicherungen schlagen Alarm: Die
Leistungsansprüche und Zahlungen im Zusammenhang
mit extremen Wetterlagen sind innerhalb der letzten
25 Jahre weltweit steil angestiegen.
Umwelt in Gefahr
Erst sterben die Wälder.
..
Der Treibhauseffekt mit drohender Klimaänderung ist
nur eine einzige Folge der verfehlten
Energiepolitk. Die "moderne" Art der
Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen
verursacht aber noch andere beachtliche Schäden.
Fast 170 Millionen Tonnen Schwefel und Stickoxide
werden aus Kraftwerken, Autos und aus anderen
Quellen jährlich in die Luft geschleudert. Die
Säureablagerung und die damit verbundene
Verschmutzung führen zu Waldsterben, Umkippen von
Seen und zu Erkrankungen der menschlichen
Atmungsorgane.
Allein in Deutschland werden die
Kosten des Waldsterbens auf jährlich neun
Milliarden DM geschätzt. Und die
Giftkonzentrationen steigen immer weiter. Bereinigt
wurde alleine die Sprache: "Waldsterben" heißt
heute "Waldschäden", der jährliche
"Waldschadensbericht" mutierte zum
"Waldzustandsbericht", als ob das Sterben der
Wälder ein ganz normaler Zustand wäre.
Umweltverschmutzer Auto
Es gibt 680 Millionen Kraftfahrzeuge auf diesem
Planeten, und jede Sekunde kommt ein weiteres
hinzu. Das heißt: für zwei Neugeborene ein neues
Kraftfahrzeug. Autos verschlingen mehr als die
Hälfte des gesamten Erdölverbrauchs.
Ein Liter
Autosprit erzeugt beim Fahren 2,4 Kilogramm CO2.
Die Städte ersticken in Autoabgasen, und ihre
Bewohner verbringen die Zeit in Verkehrsstaus.
Stickoxide aus den Abgas-"Cocktails" verwandeln
sich in der Luft in "Sauren Regen", der Menschen,
Wäldern und Gebäuden schadet. Aus Stickoxiden und
Kohlenwasserstoffen entsteht bei Sonneneinstrahlung
Ozon. Dieses bodennahe Ozon (nicht zu verwechseln
mit dem UV-Schutzschild der Atmosphäre) ist ein
aggressives Reizgas und mitverantwortlich für
Waldsterben sowie für Augen-, Rachen- und
Lungenerkrankungen beim Menschen. Mexiko City
überschreitet die Smoggrenzwerte der
Weltgesundheitsorganisation die meiste Zeit im
Jahr.
Die tägliche Ölpest
Zwischen 1980 und 1990 liefen in Westsibirien
jährlich schätzungsweise 18 Millionen Barrel Erdöl
aus und zerstörten 55.000 Quadratkilometer des
empfindlichen Permafrostökosystems. 1989 strömten
aus dem Tanker der Exxon Valdez vor Alaska 1,4
Millionen Barrel Öl ins Meer und verursachten ein
größeres Tiersterben als jede frühere Ölpest. Vier
Jahre nach dem Unfall fand man verkrüppelte Fische,
hirngeschädigte Robben, unfruchtbare Vögel und tote
Schwertwale. Öl ist für Flora und Fauna ein
tödliches Gift; es kann sich im Fettgewebe der
Tiere anlagern und chronische Schäden anrichten.
Wenn es Kleinstlebewesen (Muscheln, Schnecken)
zerstört, ist die gesamte marine Nahrungskette
bedroht.
So spektakulär die sichtbare Ölpest ist,
lediglich fünf Prozent der drei bis vier Millionen
Tonnen Öl, die jährlich die Ozeane vergiften, gehen
auf das Konto der Havaristen. Der Hauptanteil
stammt aus Schiffen, die ihre Tanks auf hoher See
waschen oder aus undichten Pipelines.
Atomenergie: geringer Nutzen, große
Gefahren
50 Jahre hat die Industrie an der Atomenergie
gebastelt und Milliarden von Dollar in diese
Technologie gepumpt. Trotz allem deckt die
Atomenergie nur fünf Prozent des globalen
Energiebedarfs; ihre Risiken und Gefahren sind
unermeßlich. Die Katastrophe von Tschernobyl
verstrahlte über 100.000 Quadratkilometer Land und
machte es unbewohnbar.
Die Atomindustrie gibt die
Anzahl der Strahlentoten allein in der Ukraine mit
6000 bis 8000 an, aber unabhängige Stellen gehen
von deutlich höheren Zahlen aus. Bei den
Unfallbekämpfungsmaßnahmen waren über 600.000
Katastrophenhelfer im Einsatz. Nach offiziellen
Angaben kostete der Unfall die Sowjetunion von 1986
bis 1989 insgesamt 9,2 Milliarden Rubel (das sind
nach alter Berechnungsgrundlage umgerechnet 200
Milliarden Mark). In der Bundesrepublik gab es im
Zeitraum 1990 bis 1992 691 "meldepflichtige
Ereignisse" (Behördendeutsch für "Störfälle").
Diese Zahl läßt ahnen, wieviele "Ereignisse" es
weltweit gegeben haben mag.
Wiederaufarbeitung und
"Entsorgung" von atomarem Abfall sind gefährlich,
teuer und nutzlos; die Entsorgung ist noch heute
ungeklärt. Boden aus der Nähe der
Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Sellafield,
England, ist so verstrahlt, daß er 34.000 mal
soviel Plutonium enthält wie deutscher Ackerboden.
In WAAs wie Sellafield oder dem französischen La
Hague funktioniert die "Abfallbehandlung" nicht
nach Plan. Die Anlagen werden daher zu
Zwischenlagern für in- und ausländischen Atommüll.
Die Entsorgung radioaktiven Mülls ist 50 Jahre nach
Einführung der Atomenergie ungelöst.
Das hindert
die Industrie jedoch nicht daran, Jahr für Jahr
weltweit 150.000 Kubikmeter kontamimierte Abfälle
wie Kleidung, Werkzeuge, Flüssigkeiten etc. zu
produzieren; dazu kommen noch pro Jahr 10.000
Tonnen abgebrannte Brennelemente. Bis zur Mitte des
nächsten Jahrhunderts werden schätzungsweise
450.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente anfallen.
Bislang wurden weltweit nahezu 900 Tonnen Plutonium
produziert - für eine Atomwaffe reichen sieben bis
neun Kilogramm. Überhaupt ist der Gedanke einer
"friedlichen" Nutzung der Atomkraft reine Fiktion:
In einer 1990 erschienen Studie der amerikanischen
Carnegie Friedensstiftung heißt es: Ohne die Hilfe
westdeutscher Firmen "wäre Pakistan heute nicht in
der Lage, Atomwaffen zu produzieren, wäre Indiens
nukleares Potential weitaus kleiner und besäßen
weder Argentinien noch Brasilien die Fähigkeit zur
Herstellung spaltbaren Materials".
Greenpeace-Szenario
Das Greenpeace-Szenario und seine
Prämissen
Die zentrale Frage der Studie lautet: Ist ein
stufenweiser, weltweiter Ausstieg aus der Nutzung
fossiler Energieträger und der Atomenergie in einem
vorgegebenen Zeitrahmen (bis zum Jahr 2100)
ökonomisch und technisch machbar? Kann auf diese
Weise die Erwärmung der Erde eingedämmt werden? Die
vorliegende Studie richtet sich vor allem auf
Treibhausgase, die durch die Energienutzung
emittiert werden, allen voran das Kohlendioxid. Die
Emission anderer Treibhausgase wurde in dem FFES in
Anlehnung an bestehende Beschlüsse (Montrealer
Protokoll zu FCKW) oder auf der Basis von
Untersuchungen zu Methan (CH4) oder Lachgas (N2O)
(Studien der US Environmental Protection Agency,
USEPA) berücksichtigt.
Quellen und Modelle
Das für Greenpeace erarbeitete alternative
Energieszenario (FFES) verbindet im wesentlichen
drei erprobte Computermodelle miteinander. Diese
analysieren die Entwicklung des Energieverbrauchs,
seine Auswirkung auf das Klima und die
wirtschaftlichen Aspekte.
Das "Stockholm
Environment Institut" und der Berater Paul Waide
prüften mehr als hundert Berichte über Energie- und
Klimaszenarien aus den letzten Jahren. So konnten
die neuesten Daten zu erneuerbaren Energiequellen
(z.B. Biomasse), zu fossilen Brennstoffen und die
renommierten Klimamodelle (IPCC 1990 und 1992)
einfließen. Zudem nahmen die Verfasser eine
detaillierte Analyse des Transportsektors vor.
Durch Änderung der Annahmen (z.
B. geringeres
Wirtschaftswachstum, langsamere
Bevölkerungsentwicklung) entwarfen die Autoren
verschiedene Varianten des FFES. Die Welt wurde in
zehn Zonen unterteilt, um die Vergleichbarkeit der
Modellrechnungen mit anderen Untersuchungen zu
gewährleisten.
Die drei Computermodelle
1. LEAP (Longrange Energy Alternative Planning =
Langfristige Alternative Energieplanung) ist ein
Modell des globalen Energieendverbrauchs, das sich
seit zehn Jahren bewährt hat (z.B.
beim "Kenya
Fuelwood Project, 1980-82"). LEAP ist mit einer
internationalen Umweltdatenbank (Environmental Data
Base) verbunden und wurde für die Schätzung
künftiger
Treibhausgasemissionen verwendet. Das Modell
bewertet den regionalen und weltweiten
Energieverbrauch nach Sektoren sowie Fragen zu
Energieressourcen und Technologien.
2. STUGE (= Sealevel and Temperature Change Under
the Greenhouse Effect) ist ein Klimamodell des
Fachbereichs Klimaforschung der britischen
University of East Anglia. Es befaßt sich mit
Veränderungen des Meeresspiegels und des Klimas.
Mit Hilfe dieses vom IPCC anerkannten Modells
konnten Klimaziele entwickelt und die klimatischen
Auswirkungen des FFES in seinen verschiedenen
Varianten beurteilt werden.
3. ASF (= Atmospheric Stabilisation Framework) ist
ein Klimamodell der US Environmental Protection
Agenca (USEPA). Es setzt die Rahmenbedingungen für
eine Stabilisierung des Klimas. Dieses Modell
diente dazu, die Ergebnisse von STUGE zu überprüfen
und Kostenfaktoren zu berechnen. Die Analysen zum
Energiesektor basieren auf dem häufig verwendeten
makroökonomischen Edmonds-Reilly-Modell (ER),
welches Preis- und Einkommensfaktoren in stärkerem
Maße als LEAP berücksichtigt.
Zusammen mit den
LEAP-Ergebnissen konnten so zusätzliche Kostendaten
in das Projekt integriert werden.
Keine technologische Revolution auf dem
Energiesektor
Bei der Energieeinsparung und den erneuerbaren
Energien wird auf bekannte und ausgereifte
Techniken zurückgegriffen. Rasante
Technologiesprünge sind nicht vorgesehen. Überholte
Geräte und Apparate müssen durch energiesparende
Ausrüstungen ausgetauscht werden, stillgelegte
Kraftwerke auf der Basis
fossiler Brennstoffe werden zunehmend durch Systeme
auf der Grundlage erneuerbarer Energien ersetzt.
Effizienztechnologien und alternative
Energiequellen werden jedoch erst dann installiert,
wenn sie - verglichen mit herkömmlichen
Energieträgern - rentabel sind. Energieintensive
Produktionen wie z.
B. Stahl oder Zement werden
teilweise durch innovative Materialien (z.B.
Keramik, Verbundwerkstoffe) ausgetauscht. Konkret
soll dies z.B.
innerhalb des neuen
Forschungszentrums der Daimler Benz AG erfolgen:
Ventile, Pleuel und Kolben aus Siliziumnitrid
könnten das Gewicht von Motoren drastisch
reduzieren. Untersucht werden sollen auch neue
Materialien und Sandwichbauweisen für den
Leichtbau. Die Studie klammert aus: Die Gewinnung
von Energie aus Gezeitenkraftwerken, die Nutzung
von Erdwärme durch die "Hot-Dry-Rock-Technik" und
Müllverbrennungsanlagen. Der Ansatz ist damit
konservativ, d.h. nur moderate Veränderungen des
technologischen Status quo werden angepeilt.
Ein
technischer Durchbruch würde den Umbau des
Energiesystems beschleunigen und qualitativ
verbessern. So könnten beispielsweise
fortschrittliche "Zwei-Photon"- Leuchtschichten und
elektrodenlose Lampen den Energiebedarf für
Beleuchtung noch um die Hälfte des im Szenario
errechneten Wertes verringern.
Energiesparen als Quelle der Zukunft
Die wichtigste Energiequelle der Zukunft ist das
Energiesparen, und so ist die Energieeffizienz der
Schlüssel zum FFES. Effizient ist die Nutzung von
Energie, wenn mit wenig Einsatz von Ressourcen ein
maximaler Nutzen erzielt wird. Das ist heutzutage
nicht der Fall. Die USA erhöhten in den vergangenen
hundert Jahren die Nutzungseffizienz von Energie
nur um ein Prozent pro Jahr.
Viele andere Länder
überschritten zwischen 1973 und 1986 aufgrund
staatlicher Maßnahmen und steigender Energiepreise
eine Jahresrate von 2,5 Prozent. Neue steuer- und
ordnungspolitische Maßnahmen sind daher für die
Entwicklung intelligenter Techniken zentral. Obwohl
die Nutzungseffizienz in den Jahren 1973 bis 1986
vielerorts erhöht wurde (Energiesparen in Folge des
Ölpreisschocks), ist das Potential der
kostendämpfenden Energieeinsparung immens und
bisher kaum erschlossen. Das ist sehr erstaunlich,
denn es gibt bereits erprobte Technologien für
Fahrzeuge, Gebäude, Apparate und
Industrieverfahren, die den Energieverbrauch bei
gleicher oder verbesserter Leistung um 15 bis 85
Prozent senken könnten: hochwärmegedämmte Gebäude,
die fast nicht beheizt werden müssen, Autos, die
viermal weniger Kraftstoff verbrauchen und Geräte
mit einem Stromverbrauch, der 90 Prozent niedriger
ist als heute generell üblich. Das FFES setzt auf
eine rasche Verbesserung der Energieeffizienz. Die
für eine wirtschaftliche Produktionseinheit
benötigte Energiemenge vermindert sich in den
kommenden 20 Jahren um 40 Prozent, bis 2030 um 60
und bis 2100 um 87 Prozent.
Die Energieintensität
sinkt aufgrund intelligenter Nutzung und
struktureller Änderungen in der Wirtschaft um
durchschnittlich 2,5 Prozent jährlich in den
kommenden vierzig Jahren und geht danach pro Jahr
um weitere 0,5 Prozent zurück. Die Studie nimmt an,
daß die Energieintensität bis zum Jahr 2030 um 50
Prozent zu verbessern ist; danach ist eine weitere,
wenn auch sehr viel langsamere Energieeinsparung um
30 Prozent zu erwarten. Bis 2030 dürften 20 Prozent
der Heizwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung geliefert
werden, wobei allmählich von Erdgasbetrieb auf
Biogas umgestellt wird.
Erneuerbare Energien erobern den Markt
"Erneuerbare Energien" verwenden die natürlichen
Energieströme der Erde und tasten die endlichen
Energievorräte wie fossile Brennstoffe und
Atomenergie nicht an. Wenn alternative Energien
vernünftig eingesetzt werden, sind sie ökologisch
verträglich. Heute decken diese Energieträger, vor
allem Wasserkraft und Biomasse, bereits 14 Prozent
des globalen Energiebedarfs.
Seit einigen Jahren
sinken die Kosten für erneuerbare Energien. Zwar
sind diese Energiesysteme in der Finanzierung
teurer, dafür ist der Betriebsaufwand niedriger als
bei Systemen auf fossiler Basis. Bei niedrigerem
Zinssatz (acht Prozent oder weniger) sind
Technologien für Windenergie,solarthermische
Energie, Biomasseverbrennung, passive
Solarenergienutzung in Gebäuden (wie z.B. in
Wintergärten), Wasserkraft und Erdwärme gegenüber
fossiler Energieversorgung in manchen Ländern heute
schon konkurrenzfähig. In der Bundesrepublik
beispielsweise erzeugt ein neues Kohle-Kraftwerk
Strom zu 0,13 DM und 0,16 DM pro Kilowattstunde.
Eine Kilowattstunde aus einer modernen
Windkraftanlage ist für 0,14 DM zu haben. In
abgelegenen Gebieten ist Elektrizität aus
Solarzellen schon jetzt günstiger als Dieselstrom;
sie dürfte sich bis 2010/2015 als kostengünstige
Alternative zu herkömmlicher Energie aus fossilen
Kraftwerken erweisen. Weltweit sind die Preise für
erneuerbare Energiequellen gefallen. Binnen eines
Jahrzehnts ist Elektrizität aus Windenergie in den
USA und Dänemark um 70 Prozent billiger geworden.
Die Kosten für solarthermische Energie sind seit
1980 um 75 Prozent gesunken und werden sich bis zum
Jahr 2000 um weitere 25 Prozent reduzieren. Wenn
die Anlagen und technischen Geräte in
Massenproduktion gefertigt würden, könnte der Preis
für Strom aus Solarzellen um 75 Prozent gesenkt
werden.
Heute kostet eine Kilowattstunde 1,30 DM
bis 3,50 DM pro Kilowattstunde, dann würde der
Kunde weniger als 0,50 DM bezahlen.11 Aus Analysen
verschiedener Forschungsinstitute ergibt sich, daß
erneuerbare Energien in zwanzig bis dreißig Jahren
mit fossilen Brennstoffen im Preis konkurrieren
können. Die Studie projektiert einen anfänglich
bescheidenen Beitrag der direkten Nutzung der
Sonnenenergie zur Heizkraft: im Jahr 2100 maximal
20 Prozent in den sonnigsten Regionen, im Jahr 2030
schon 10 Prozent. Es wird angenommen, daß mehr
Strom erzeugt wird und die Elektrizität im Jahr
2100 vor allem durch den Einsatz von
Elektrowärmepumpen der wichtigste Energieträger
sein wird. Eine kurzfristige Verwendung von
Biomasse hängt von der schnellen Verbreitung
ökologischer Landbaumethoden ab. Das bedeutet
jedoch nicht, daß weiter im gegenwärtigen Umfang
und Tempo Wälder abgeholzt und intensive
Monokulturen betrieben werden.
Biomasse und
Wasserstoff decken den Großteil des restlichen
Bedarfs.
Die Industrie spart Energie
Der Industriesektor gliedert sich in die sechs
Sektoren Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle,
Nichtmetallische Minerale, Papier und Zellstoff,
Chemie sowie restliche Industrie (z.B.
Nahrungsmittel-, Textil-, Maschinen- und
Montanindustrie). In den Industrienationen ist mit
einer rückläufigen oder gleichbleibenden
Grundstoffproduktion zu rechnen, während diese
Industriezweige in den südlichen Erdteilen
expandieren. Die Eisen- und Stahlproduktion
verschlingt gegenwärtig 27 Prozent der gesamten
Energie im Industriesektor.
Verbesserte Verfahren
wie die Umstellung von
Sauerstoff-Aufblas-Konvertern auf Lichtbogenöfen
würde die Effizienz auf 7,4 Gigajoule Energie pro
Tonne Stahl erhöhen. Damit verdoppelt sich die
Energieeffizienz in den besten Hütten; in vielen
Werken in China und Indien kann sie sich sogar
versiebenfachen. Die Papierherstellung verschlingt
fünf Prozent des gesamten industriellen
Energieverbrauchs. Verbesserungen in der
allgemeinen Betriebsüberwachung, der
Wärmerückgewinnung und Abfallverwendung, ein
verminderter Wasserverbrauch und Techniken wie
Sauerstoffbleichen können bis zum Jahr 2030 zu
Effizienzgewinnen von 30 Prozent führen. Das
Szenario geht davon aus, daß alle zehn Weltregionen
sich im projektierten Zeitraum in den
wirtschaftlichen Aktivitäten angleichen. Diese
Entwicklung wird von umfangreichen Einsparungen im
Energiesektor begleitet.
Zum Energiesparen gehören:
modernste Kraft-Wärme-Kopplung für Raumheizung und
Warmwasserbereitung, neueste
Metallproduktionsverfahren, mehr Recycling (vor
allem von Aluminium), Elektromotoren mit regelbarer
Drehzahl und effizientere Elektroöfen.
Wirtschaft und Bevölkerung wachsen
Im FFES werden zu Vergleichszwecken, wie auch in
zahlreichen anderen Studien, konservative Annahmen
getroffen. Die Prämissen basieren auf Prognosen zur
Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung, wie die
Weltbank und das IPCC sie vornimmt. Danach wird
sich die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2100 auf 11,3
Milliarden Menschen verdoppeln, die
Weltwirtschaftstätigkeit wird im gleichen Zeitraum
um 1400 Prozent ansteigen. Die nördlichen Länder
halten an ihrem konsumorientierten Produktions- und
Lebensstil fest, andere Länder übernehmen das
Wirtschaftssystem der Industriegesellschaften. Eine
erhöhte Beanspruchung der Ressourcen und Belastung
der Umwelt (Wälder, Trinkwasser, Ackerland) ginge
damit einher.
Die Haushalte: gleicher Komfort, weniger
Energie
In vielen Industrienationen können bei der
Raumheizung bis zu 90 Prozent Energie eingespart
werden - bei gleichem Komfort. Notwendig ist die
Kombination starker Wärmedämmung, optimaler
Regelung sowie effiziente Geräte und
Heizungsanlagen, bzw. die Installation von
Fernheizungssystemen. Bei der Warmwasserbereitung
besteht ein großes Potential, Energie einzusparen
und die Kohlenstoffemissionen zu drosseln, z.B.
über Solarwarmwasserbereitern.
Je nach Region und
Technologie kann die Effizienz um 40 bis 300
Prozent erhöht werden. Die Effizienz von Gasherden
wäre um 46 Prozent, die von Elektroherden um 33
Prozent zu steigern. In Kenia, Burkina Faso und
Niger waren Programme für eine bessere
Energienutzung beim Kochen erfolgreich. Das FFES
nimmt an, daß die Anzahl der Personen pro Haushalt
weltweit sinkt, damit wächst die Anzahl der
Haushalte schneller als die Bevölkerung;
Urbanisierung und Elektrifizierung schreiten voran.
Die Haushalte erhöhen die Effizienz und stellen auf
andere Energiequellen um. Die Tage
energieintensiver Dienstleistungen und Geräte sind
weltweit gezählt.
Dieses ist ein Schlüsselfaktor
der Energiebedarfsprojektionen im Haushaltsektor.
Das FFES rechnet damit, daß bis zum Jahr 2100
weltweit eine Standardreihe von
hochleistungsfähigen Elektrogeräten verfügbar ist.
Der Energieaufwand für Heizung und Kühlung
verringert sich durch verbesserte Gebäudeisolation,
Wärmedämmung, passive Sonnenenergienutzung und
Fernheizung in gemäßigten Klimazonen.
Warmwasserbereitung mit Sonnenenergie und
zunehmende Energieschöpfung aus Sonnenwärme und
Biomasse folgen zu einem späteren Zeitraum. Die
Sonnenenergie liefert je nach Region neun bis 36
Prozent der Energie für die Warmwasserbereitung.
Das FFES nimmt an, daß in südlichen Ländern der
Energieverbrauch pro Haushalt zunimmt, da die
Einkommen steigen und die Nachfrage wächst.
Die
effizientere Energienutzung wird hier durch größere
Wohnflächen und höheren Komfort ausgeglichen, so
daß kaum Energie einzusparen ist.
Transport und Verkehr: Vier Szenarien
Die FFES-Analyse des Transportsektors konzentriert
sich in erster Linie auf PKW, Lieferwagen,
Motorräder und LKW. Dagegen bleiben
Eisenbahn/Straßenbahn, Schiffs- und Flugverkehr
ausgeklammert. Der Anteil dieser Sektoren am
Gesamtenergieverbrauch im Bereich Verkehr betrug
1990 etwa 30 Prozent. Heute fahren weltweit 680
Millionen Fahrzeuge umher (430 Millionen PKW, 110
Millionen Lieferwagen, 110 Millionen Motorfahrräder
und 30 Millionen Schwerlastwagen). Wenn die
Verkehrsspirale sich weiter dreht, sind es im Jahr
2030 1.
620 Millionen Kraftfahrzeuge; bis 2100
wächst ihre Zahl dann auf stattliche 4.930
Millionen an. Mike Walsh erarbeitete vier
Szenarien: ein Modell, das den Status quo
unverändert läßt, und drei Szenarien, die jeweils
die Auswirkungen von verschiedenen Technologien und
politischen Maßnahmen auf den Energieverbrauch im
Verkehrssektor beleuchten. Zu diesen Maßnahmen
zählen:
- Effiziente Energienutzung (sparsamere Autos)
- Verbesserte Technologien zur Emissionsreduktion
- Kontrollierte Zulassung von Straßenfahrzeugen
- Einführung nichtfossiler Kraftstoffe im
Transportsektor
Szenario 1 präsentiert die Folgen für den
Energieverbrauch und die CO2-Emissionen, wenn wir
weitermachen wie bisher. Die zwei
Übergangsszenarien beschreiben die Konsequenzen für
den Fall, daß Energie besser genutzt und Emissionen
reduziert werden (Szenario 2) und für den Fall, daß
zusätzlich die Anzahl von Fahrzeugen beschränkt
wird (Szenario 3). Szenario 4 berücksichtigt außer
den Parametern 1-3 die Einführung nichtfossiler
Kraftstoffe.
Dieses Szenario wurde in das
Hauptprogramm LEAP integriert. Der Benzinverbrauch
für den weltweiten Fahrzeugpark verringert sich:
von einem Verbrauch von 8,4 bis 7,3 Liter bei 100
Kilometern pro Stunde heute auf 4,2 bis 3,6 Liter
bis zum Jahr 2030. (Auch diese Annahme ist moderat,
denn es gibt schon jetzt Modelle, die 2,5 Liter
verbrauchen). Die Gesamtanzahl der Kraftfahrzeuge
steigt bis 2010 auf maximal 960 Millionen auf,
1.150 Millionen im Jahr 2030 und auf 1.600
Millionen im Jahr 2100.
Alternative Kraftstoffe
kommen auf den Markt, und solarelektrische und
Solar-Wasserstoff-Systeme werden zwischen 2015 und
2020 konkurrenzfähig. Sie decken im Jahr 2030 etwa
30 Prozent und im Jahr 2100 schon 80 Prozent des
Spritverbrauchs für Kraftfahrzeuge.
Dienstleistungen: riesiges Sparpotential
In Gebäuden des Dienstleistungssektors besteht ein
großes Energiesparpotential, da Energie für
Beleuchtung, Raumheizung und Kochen viel
effizienter als bisher eingesetzt werden kann. In
den USA könnte der Energieverbrauch laut Angaben
des Büros für Technologieabschätzung (Congressional
Office of Technology Assessment) in den nächsten 25
Jahren um die Hälfte gesenkt werden. In Thailand
kann bei Beleuchtung 70 Prozent Energie, bei
Klimatisierung und Ventilation 33 bis 26 Prozent
eingespart werden - ohne finanzielle Nachteile. Im
Dienstleistungsbereich wird eine Verbesserung der
Energieeffizienz um jährlich 2,5 Prozent von 1988
bis 2010 und um 1,8 Prozent von 2010 bis 2030
angenommen.
Daraus ergibt sich, alle Regionen
zusammengefaßt, bis 2030 eine 60prozentige
Einsparung von Energie.
Ziele
Die Ziele des alternativen
Energieszenarios
Das Szenario hatte ein zukünftiges Energiesystem zu
entwerfen, das die folgenden Vorgaben erfüllt:
Treibhauseffekt eindämmen
Die globale Erwärmung (von der vorindustriellen
Zeit bis zum Jahr 2100) muß unter zwei Grad Celsius
liegen, der Temperaturanstieg je Dekade darf 0,1
Grad Celsius nicht übersteigen. Der Meeresspiegel
soll sich von 1990 bis 2100 um höchstens 20 bis 50
Zentimeter erhöhen, das ist ein Anstieg um zwei bis
fünf Zentimeter pro Jahrzehnt.
Diese Zielvorgaben basieren auf der Studie "Targets
and Indicators of Climate Change", (Report for the
Advisory Group for Greenhouse Gases, AGGG; Swart,
R.J., & Rijsbermann, F.
R.), die 1990 im Vorfeld
des IPCC (Intergovernmental Panel of Climate
Change) erstellt wurde.
Ausstieg aus fossilen Energieträgern
Der Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle wird
stufenweise, aber konsequent vollzogen. Die
Verbrennung fossiler Energieträger endet im Jahr
2100. Die Atomenergie hat keine Zukunft: Sie ist
ökologisch schädlich, birgt ungeheure
Sicherheitsrisiken und die Gefahr einer
Proliferation von Atomwaffen. Im FFES ist der
Ausstiegstermin das Jahr 2010.
Erneuerbare Energien
werden schrittweise eingeführt. Bestimmte
Technologien wie große Wasserkraftwerke,
Müllverbrennungsanlagen sowie bestimmte
Aufforstungsarten kommen aus ökologischen Gründen
nicht in Betracht.
Globale Angleichung der Einkommen
Ein Viertel der Weltbevölkerung im Norden
konsumiert mehr als 70 Prozent der weltweit
kommerziell bereitgestellten Energie, während
dreiviertel der Weltb
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