Albert-ludwigs-universität freiburg i
Methoden empirischer Sozialforschung
Gliederung:
Einleitung
Was versteht man unter empirischer Sozialforschung ?
„Empirische Sozialforschung ist die systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen.“
(aus: Atteslander, Peter, Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York 1995)
Zur Geschichte und Bedeutung der empirischen Sozialforschung
Zum Begriff der Wissenschaftlichkeit / Gütekriterien
Objektivität (Ergebnisse unabhängig von den durchführenden Personen)
Reliabilität (Zuverlässigkeit)
Validität (Gültigkeit)
ökologische Validität
Beispiel zum Unterschied zwischen Reliabilität und Validität
Empirizismus (Fehlen von Validität und Reliabilität)
Der Ablauf eines empirischen Forschungsprozesses
Problembenennung
Gegenstandsbenennung
Durchführung (Anwendung von Forschungsmethoden)
Analyse (Auswertungsverfahren)
Verwendung (von Ergebnissen)
6. Die Methoden der empirischen Sozialforschung
6.1 Dokumenten- und Inhaltsanalyse
Befragung
6.2.1 Grundformen
a) Expertenbefragung
Umfrage
Befragungsarten
Vollstrukturiertes Interview
Halbstrukturiertes (oder teilstrukturiertes) Interview
Unstrukturiertes Interview
Realkontaktbefragung
Gruppeninterview
Gruppendiskussion
Sonderformen
Schriftliche Befragung
Telefonische Befragung
Panelbefragung
6.
3 Beobachtung
Offene Beobachtung
Verdeckte Beobachtung
Teilnehmende Beobachtung
Nicht-teilnehmende Beobachtung
6.4 Experiment
Ex-post-facto-Experiment
Laborexperiment
Feldexperiment
6.5 Simulation
7. DIE BEOBACHTUNG (siehe auch 6.3 )
8. DIE BEFRAGUNG (siehe auch 6.
2 )
Theoretischer Ansatz zur Befragung
Zur Gestaltung eines Fragebogens
Die Bedeutung der empirischen Sozialforschung in der Politikwissenschaft
Literatur:
Alemann, Ulrich von, Politikwissenschaftliche Methoden: Grundriß für Studium und Praxis, München 1995
Atteslander, Peter : Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York, 1995, 8.,bearb. Aufl.
Bucher, Anton A. , Einführung in die empirische Sozialwissenschaft, Stuttgart - Berlin - Köln 1994
Friedrichs, Jürgen, Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1986, 14. Aufl.
König, René, Das Interview: Formen - Technik - Auswertung, Köln - Berlin 1968, 6. Aufl.
König, René: Grundlegende Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung. Erster Teil, Stuttgart 1973,
3., umgearb. u.
erw. Aufl.
Mayntz, Renate / Holm, Kurt / Hübner, Peter, Einführung in die Methoden der empirischen Soziologie, Opladen 1971, 2. Aufl.
Patzelt, Werner J., Einführung in die Politikwissenschaft, Passau 1997, 3.
, erg. Aufl.
Roth, Erwin, Sozialwissenschaftliche Methoden: Lehr - und Handbuch für Forschung und Praxis, München 1995
Schumann, Siegfried, Repräsentative Umfrage, München 1997
Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996
Wellhöfer, Peter R.: Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen, Stuttgart 1997, 2., überarb. u.
erw. Aufl.
Einleitung
Unser Referat dient in erster Linie der Vorbereitung der bevorstehenden Arbeit in den Arbeitsgruppen.
Letzte Woche haben wir ja bereits mehrere Fragestellungen erarbeitet, mit denen wir uns in den einzelnen Arbeitsgruppen beschäftigen werden.
Das Referat soll Euch vorrangig über Methoden der empirischen Sozialforschung informieren, so daß wir uns in den Arbeitsgruppen damit beschäftigen können, welche Methoden für die Bearbeitung unsere Fragestellungen angemessen sind und wie man konkret vorgehen könnte.
Dementsprechend ist unser Referat auch nicht direkt mit den Referaten über die verschiedenen Politikbegriffe vergleichbar.
Und wie Ihr seht, handelt es sich bei unserem Thesenpapier auch nicht um ein Thesenpapier im eigentlichen Sinne, sondern mehr oder weniger „nur“ um eine Gliederung.
Im folgenden werde ich Euch erklären, was man unter empirischer Sozialforschung versteht, wie ein empirischer Forschungsprozeß grundsätzlich aufgebaut ist und welche Methoden man anwenden kann.
Zum Begriff der Wissenschaftlichkeit empirischer Sozialforschung
-Objektivität, Reliabilität, Validität-
Die empirische Sozialforschung muß bestimmten Kriterien der Wissenschaftlichkeit gerecht werden.
FOLIE AUFLEGEN !!!
Es genügt nicht, soziale Verhältnisse subjektiv zu beschreiben und die empirische Sozialforschung als Erlebnisberichte einzelner Menschen zu betrachten.
Selbstverständlich muß Objektivität angestrebt werden. Dieses Gütekriterium verlangt, daß empirische Verfahren unabhängig von den Personen, die sie durchführen, die gleichen Ergebnisse erbringen.
Das ist beispielsweise eher der Fall, wenn ein Fragebogen ausgefüllt wird, als wenn zwei sehr unterschiedlich wirkende Personen ( z. B. die eine autoritär und bestimmt redend; die andere leise und schüchtern) in einem Interview die selben Fragen stellen.
Die Objektivität einer Methode läßt sich überprüfen, indem man verschiedene Personen mit dieser Methode Daten zum selben Untersuchungsobjekt erheben läßt und die Ergebnisse vergleicht. Wenn keine oder nur sehr geringe Unterschiede in der Durchführung und Auswertung zwischen den einzelnen Personen bestehen, kann man die Methode als objektiv bezeichnen.
Die Objektivität eines Verfahrens kann gesteigert werden, indem man eindeutige und einander ausschließende Auswertungsgesichtspunkte formuliert und indem mehrere Personen voneinander unabhängig auswerten.
Ein weiteres Kriterium ist die Reliabilität, die Zuverlässigkeit. Jede Methode muß die Daten zuverlässig erheben.
Eine Methode ist zuverlässig (bzw. verläßlich), wenn sie bei Wiederholungen unter gleichen Bedingungen identische Ergebnisse erzielt.
Von einem Persönlichkeitstest erwartet man beispielsweise, daß er bei wiederholter Anwendung von ein und derselben Person zu nahezu identischen Werten führt. (Vorausgesetzt wird bei diesem Beispiel, daß das untersuchte Persönlichkeitsmerkmal als stabil angesehen werden kann.
)
Das zentrale Kriterium ist die Validität, die Gültigkeit einer Erhebungsmethode. Bei einer Methode, die man als wissenschaftlich bezeichnet, muß nachgewiesen sein, daß sie auch das mißt, was sie messen soll. Eine Erhebungsmethode ist also dann valide bzw. gültig, wenn sie Daten zu genau den Sachverhalten erhebt, auf die die Theorie bezogen ist, die der Erhebung vorausging.
Eine sehr wichtige Bedeutung hat die sogenannte „ökologische Validierung“. Sie besagt ganz einfach, daß Daten möglichst im natürlichen Umfeld der betreffenden Personen und mit Verfahren, die nicht gekünstelt sind, gewonnen werden sollten.
Wenn beispielsweise eine Pfarrgemeinde die Einstellung durchschnittlicher KirchgängerInnen zur Kirchensteuer erfassen möchte, sollte sie nicht einen Fragebogen versenden, der vom Briefkopf des Pfarrbüros geziert wird. Noch weniger sollte man in diesem Fall zu einem Interview ins Pfarrhaus einladen.
Den Unterschied zwischen Reliabilität und Validität soll das folgende Beispiel veranschaulichen:
TAFELAUFSCHRIEB !!!
Angenommen, man habe vor einer Wand eine Zielscheibe aufgestellt und schieße mit zwei verschiedenen Gewehren mehrmals hintereinander darauf. Mit dem ersten Gewehr verfehle man die Scheibe jedes Mal, aber die Einschußlöcher in der Wand lägen dicht beieinander. Mit dem zweiten Gewehr dagegen treffe man die Scheibe mit jedem Schuß und alle Treffer lägen dicht beieinander.
Im ersten Fall liegt also eine hohe Zuverlässigkeit, aber keine Gültigkeit vor.
Im zweiten Fall liegt sowohl eine hohe Reliabilität, als auch eine hohe Validität vor.
Lägen beim zweiten Gewehr die Treffer auf der Scheibe weiter auseinander, so wäre eine geringere Zuverlässigkeit (Reliabilität) vorhanden.
(aus: Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996)
Erhebungsmethoden können also reliabel sein, d.h. sie erbringen bei Wiederholung das gleiche oder nahezu gleiche Ergebnis, aber nicht valide (sie liefern andere Daten, als sie liefern sollen).
Natürlich kann das Ergebnis einer Erhebung auch valide, aber nur in geringem Maße reliabel sein.
Die beiden Gütekriterien Reliabilität und Validität sind allerdings als Idealforderungen zu betrachten, denn meist muß man beim Einsatz einer Forschungsmethode Zugeständnisse an die realen Gegebenheiten machen.
Konkret heißt das, daß man wohl in der Realität nie eine hundertprozentige Validität und Reliabilität erreichen kann.
Aber ein Maximum der beiden Gütekriterien sollte unbedingt angestrebt werden.
Wenn beide Kriterien nicht erfüllt sind, spricht man von Empirizismus. Das bedeutet in unserem Fall entweder Unverständnis der Kriterien der empirischen Sozialforschung, oder mehr oder weniger bewußten Mißbrauch. Empirizismus liegt immer dann vor, wenn der Bezug zur Theorie nicht nachvollziehbar ist oder bewußt ignoriert wird.
Empirizismus liegt bei der Anwendung politischer Meinungsforschung vor, wenn beispielsweise der Fragebogen nicht validiert, also „gültig gemacht“, wurde.
So geschehen bei der unkontrollierten Übernahme von Fragebögen aus der Bundesrepublik Deutschland für Befragungen von Bürgern der DDR im Vorfeld der ersten freien Wahlen 1990. Die unterschiedliche geschichtliche Entwicklung führte dazu, daß bestimmten Begriffen unterschiedliche Bedeutungen zugeordnet wurden.
Was versteht man unter „empirischer Sozialforschung“ ?
TAFELAUFSCHRIEB !!!!
„Empirische Sozialforschung ist die systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen.“
(aus : Atteslander, Peter, Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York 1995)
- Was verstehen wir in diesem Zusammenhang unter „empirisch“, „systematisch“ und „sozialen Erscheinungen“ ?
Empirisch bedeutet erfahrungsgemäß, auf Erfahrung gestützt, auf Daten gegründet. Mit empirischer Sozialforschung betreiben wir also eine Erfahrungswissenschaft.
Empirisch steht hier für die Überprüfung theoretisch formulierter Annahmen ( = Theorien) über gesellschaftliche Zusammenhänge an realen Erfahrungen. Diese Überprüfung muß allerdings nach festgelegten Regeln, also systematisch, vor sich gehen.
Zu sozialen Erscheinungen, die empirisch wahrnehmbar sind, zählen beobachtbares menschliches Verhalten, Gegenstände, die von Menschen geschaffen wurden und durch Sprache und Schrift vermittelte Einstellungen, Erfahrungen, Meinungen, Absichten und Werturteile.
Mit Hilfe der empirische Sozialforschung soll die Unübersichtlichkeit komplexer Vorgänge durch die Verringerung auf wesentliche Zusammenhänge wenigstens teilweise behoben werden.
Zur Geschichte und Bedeutung der empirischen Sozialforschung
Bereits im 17. Und 18.
Jahrhundert entwickelte sich die empirische Sozialforschung aus verschiedenen Versuchen, mit sozialstatistischen Methoden und Beschreibungen gesellschaftliche Massenerscheinungen zu erklären.
Im 19. Jahrhundert setzten Versuche ein, mit Enquêten (amtliche Untersuchungen, Rundfragen, Umfragen) soziale Mißstände, die sich durch die Industrialisierung ergeben hatten, zahlenmäßig zu erfassen. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Untersuchung der Lebensverhältnisse von Arbeiterfamilien und auf Aspekte der sogenannten industriellen Verstädterung gelegt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Umfragen, Surveys genannt, verwendet, mit dem Ziel, Querschnittsstudien über räumlich abgrenzbare Bevölkerungsgruppen zu erhalten.
Heute wird unser tägliches Leben von der Verwendung der Daten empirischer Sozialforschung stärker geprägt, als man vermutet:
Fast jede Ware, die wir kaufen, wird uns durch Werbung empfohlen, die sich auf Marktforschung stützt. Zeitungen und Magazine richten die Art und die Menge ihres Informationsangebots nach Leseranalysen aus. Ohne Meinungsumfragen betreibt keine Partei Wahlkampf. Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und Kirchen bedienen sich immer häufiger der Ergebnisse von Meinungsumfragen.
Die empirische Sozialforschung ist zu einem bedeutenden Faktor des gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozesses herangewachsen.
Ihrer bedienen sich die Soziologie, die Politikwissenschaft, die Sozialpsychologie, die Volks- und Betriebswirtschaft, die Sozialanthropologie, sowie auch Bereiche der Sprach- und Litertaturwissenschaft und der Geschichte, um nur einige zu nennen.
Allen gemeinsam ist, daß sie versuchen, ihre Theorien, also ihre Aussagen über die Verhältnisse in der Realität, mit belegbaren, nachvollziehbaren Fakten abzusichern.
Die Methoden der empirischen Sozialforschung
Im folgenden werde ich die grundlegendsten Methoden der Datenerhebung kurz aufzeigen.
Die grundlegendsten deshalb, weil es auch diverse Mischformen gibt, und Methoden, die für uns nicht so sehr relevant sind.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen qualitativen und quantitativen Methoden.
Das qualitative Vorgehen wird gerne mit einem „geisteswissenschaftlichen Wissenschaftsverständnis“ in Verbindung gebracht.
Wenn folgende Punkte der Fall sind, spricht man von qualitativem Vorgehen :
Entdeckung von grundsätzlich Neuem bzw.
Abgewinnung bisher unbeachteter Fragestellungen
kein nennenswertes Vorwissen
Entwicklung der theoretischen Vorstellungen erst im Laufe der Datenerhebung
keine Verwendung von typischen, genau durchstrukturierten Erhebungsinstrumenten
schrittweise Auswahl der Untersuchungseinheiten nach Entwicklung und günstiger Gelegenheit
BEISPIEL : offenes (unstrukturiertes Interview)
Typisch für quantitatives Vorgehen, das gerne als „aus dem naturwissenschaftlichen Forschungsverständnis entwickelt“, beschrieben wird, ist:
klar und präzise formulierte Theorien und Vermutungen sind untersuchungsleitend
Ziel der Erhebung ist Test der Hypothese
Es wird angestrebt, die Ergebnisse zahlenmäßig ausdrücken zu können.
Einsatz von genau strukturierten Erhebungsinstrumenten
Nutzung von sorgfältig geplanten Stichproben
zur Datenanalyse vorzugsweise Einsatz von statistischen Methoden
BEISPIEL: geschlossener Fragebogen
Zwar kann man sich sicherlich für eher qualitatives oder eher quantitatives Vorgehen entscheiden, aber die meisten Methoden, auch Forschungsdesigns genannt, besitzen Aspekte beider Vorgehensweisen.
Von einer strikten Trennung kann also nicht die Rede sein.
Nun also zu den grundlegenden Methoden.
Ich beginne mit der sogenannten Dokumenten- und Inhaltsanalyse, eine Methode die wir ansatzweise mit unserer Textarbeit hier im Vorkurs auch schon angewendet haben.
Täglich versucht jeder von uns, den Inhalt von Zeitungsartikeln, Büchern und Fernsehsendungen zu verstehen.
Dieser Prozeß wird hier als Forschungsmethode systematisiert und objektiviert, mit dem Ziel, zuverlässige und gültige Ergebnisse zu bekommen.
Von der Textinterpretation, die man noch vom Deutschunterricht kennt, unterscheidet sich die Dokumenten- und Inhaltsanalyse durch die Systematik ihrer Vorgehensweise und dem Streben nach dem Ziel einer objektiven und von jedermann nachvollziehbaren und wiederholbaren Auswertung.
Durch die häufig mehrdeutigen Daten, ist dieses Ziel allerdings nicht immer leicht zu erreichen.
Mit der Dokumenten- und Inhaltsanalyse kann man sehr unterschiedliche Informationen analysieren, z.B. Anzeigen, politische Propaganda, Einstellungen von Massenmedien, Sprachverhalten, geschichtliche Dokumente , Antworten auf offene Fragen, und vieles mehr.
Auf die Methoden der Befragung und der Beobachtung gehe ich an dieser Stelle nicht ein.
Diese beiden Methoden sind von besonderer Wichtigkeit für unsere Arbeitsgruppen und werden Euch deshalb gleich ausführlich von Rita und Silvia vorgestellt. In welche Arten sich die Befragung und die Beobachtung weiter unterteilen lassen, könnt ihr außerdem den Punkten 6.2 und 6.3 der Gliederung entnehmen.
Neben den drei schon bisher kurz angesprochenen Methoden der Datenerhebung gibt es noch weitere zwei Methoden, von denen man gehört haben sollte.
Die eine ist das Experiment und die andere die Simulation.
Zum Experiment möchte ich nur anmerken, daß es die strengste Form der Hypothesenüberprüfung überhaupt ist und daß innerhalb des Experiments alles nach strengen und vorher genau festgelegten Regeln abzulaufen hat. Experimente unterscheidet man weiter in sogenannte ex - post - facto - Experimente, die man auch als Quasi - oder historische Experimente bezeichnet, Laborexperimente und Feldexperimente. Wer sich dazu näher informieren möchte, dem kann ich Atteslander S. 205- 223 und Patzelt S. 194- 197 empfehlen.
Durch Simulationsmethoden wie Planspiele und Computersimulationen lassen sich durch Nachbildung Strukturen und Prozesse besser verstehen und möglicherweise ausbauen bzw. weiterentwickeln.
FOLIE (2. Hälfte) AUFLEGEN => ERKLÄREN !!!
Nach diesem Überblick über die einzelnen Methoden werden Euch jetzt Rita und Silvia die Beobachtung und die Befragung ausführlich vorstellen.
Der Ablauf eines empirischen Forschungsprozesses
- Fünf Phasen des Forschungsablaufs -
FOLIE AUFLEGEN !!!
Prinzipiell kann man den Ablauf eines empirischen Forschungsprozesses in fünf Phasen einteilen.
Man muß dabei allerdings immer bedenken, daß es sich auch hier um eine idealtypische Darstellung handelt.
In der Praxis wird es immer wieder Überschneidungen, Sprünge und Rückschritte zwischen den einzelnen Phasen geben.
I Problembenennung
Am Anfang jeder empirischen Untersuchung steht ein Problem. Da die Lösungsmöglichkeiten nicht offensichtlich sind, sollen uns die erhobenen Daten dabei helfen, die beste Lösung zu finden.
Eine allgemeine Idee des Problems genügt nicht.
Die Idee muß konkret als Aussage formuliert und festgehalten werden. Eine solche Aussage bezeichnet man als Hypothese.
Nur anhand von Hypothesen können wir systematisch beobachten oder befragen.
Eine „klärende Idee“ ist somit die Voraussetzung der Forschung und nicht etwa schon deren Ergebnis.
Bevor man mit einer Untersuchung beginnen kann, muß man also das zu untersuchende Phänomen möglichst konkret formulieren und definieren.
Dazu gehört auch, daß man sich mit bereits bestehenden Untersuchungsergebnissen vertraut macht und überprüft, ob die eigene Fragestellung vielleicht nicht schon dadurch beantwortet werden kann, oder ob man möglicherweise bereits erprobte Methoden übernehmen kann.
Bei dieser Arbeit stößt man auch teilweise auf Definitionen von Begriffen, die man für die eigene Untersuchung verwenden kann.
II Operationalisierung - Gegenstandsbenennung
Bei der systematischen Erfassung einer sozialen Erscheinung kann man immer nur Ausschnitte erfassen.
Eine klare Begrenzung des Forschungsgegenstands, also die Gegenstandsbenennung, ist erforderlich.
Die Gegenstandsbenennung wird von folgenden Bedingungen beeinflußt:
Die Zeit.
Welcher Zeitabschnitt sozialer Vorgänge soll erfaßt werden? Strebt man eine Momentaufnahme oder das Aufzeigen von Veränderungen über Jahre/ Jahrzehnte an?
Wieviel Zeit steht überhaupt für die Untersuchung zur Verfügung?
Der Gegenstandsbereich.
Welche Gruppen von Erscheinungen oder Menschen können erfaßt werden?
Beispiel „Arbeitslosigkeit“
Will man eine Erhebung unter allen Arbeitslosen, die der Bundesanstalt für Arbeit gemeldet sind, vornehmen? Oder möchte man sich auf arbeitslose Jugendliche o.ä. beschränken?
Der Feldzugang.
Wie findet man Zugang zum Kreis der Betroffenen?
z.B. drogenabhängige Schüler oder Alkoholiker
Welche Bereiche sind überhaupt für eine Befragung zugänglich?
Die eben genannten groben Hinweise können natürlich durch weitere eingrenzende Bedingungen ergänzt werden.
Die Problem- und Gegenstandsbenennung sind eng miteinander verknüpft.
Es kommt durchaus vor, daß aus der Gegenstandsbenennung eine Überarbeitung der Problembenennung resultiert.
Generell kann man sagen, daß die Gegenstandsbenennung ein Vorgang ist, in dem beobachtbare Erscheinungen, aber auch abstrakte Vorstellungen, in eine systematische Ordnung gebracht werden.
Um Hypothesen an der Realität zu überprüfen, muß man sie in Forschungsoperationen übersetzen.
Diesen Vorgang nennt man Operationalisierung. Man kann den Vorgang in drei Schritte aufteilen:
Formulierung der Hypothese
Gegenstandsbenennung
Definition der Begriffe und deren Umsetzung in Variablen und Indikatoren
Unter Variablen versteht man das Vorhandensein von unterschiedlichen Ausprägungen einer Eigenart.
Direkt beobachtbare Variablen nennt man Indikatoren.
FOLIE ZUR VERANSCHAULICHUNG => ERKLÄREN !!!
Im weiteren Sinne heißt Operationalisierung auch konkrete Ausarbeitung der Erhebungsinstrumente, wie den Fragebogen oder den Interview- und Beobachtungsleitfaden.
III Durchführung
In dieser Phase wird die lange geplante Methode und Ausführungsweise schließlich angewendet.
Es wird „ernst“ - die Datensammlung mit der gewählten Methode beginnt.
Unsere Einflußmöglichkeiten auf den weiteren Ablauf sind begrenzt. Jetzt zeigt sich vielleicht auch, daß Fehler, die bis zum Planungsende noch nicht beseitigt waren, der Untersuchung bis zu ihrem Abschluß anhaften.
IV Analyse
Die Datenerhebung ist abgeschlossen.
Um nun unsere Schlußfolgerungen, Lösungsvorschläge, Antworten, Ergebnisse entwickeln zu können, müssen wir die erhobenen Daten auswerten.
Zur Datenanalyse gibt es viele unterschiedliche und zum Teil sehr komplizierte Möglichkeiten, von denen ich einige an dieser Stelle kurz nennen, aber nicht näher erklären möchte.
Das würde den Rahmen und das Ausmaß des Referats eindeutig sprengen.
Als Methoden der Datenanalyse seien hier also genannt, die hermeneutische Methode, die historische Methode, die juristische Methode, sowie diverse statistische Methoden.
Mehr zum Thema Datenanalyse findet ihr z.B. in Patzelt, S. 197- 218, und Atteslander, S.
259- 361.
V Verwendung
Die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung werden, wie eingangs schon kurz erwähnt, fast überall im täglichen Leben mehr oder weniger deutlich sichtbar.
Das Ergebnis der Forschung können wir auf vielfältige Weise publizieren oder wir müssen es der Institution liefern, die die Erhebung bei uns in Auftrag gegeben hat.
Wir können Problemlösungen formulieren und / oder neue Forschungsfragen aus unserem Ergebnis entwickeln.
Literatur
Alemann, Ulrich von, Politikwissenschaftliche Methoden: Grundriß für Studium und Praxis,
München 1995
Atteslander, Peter : Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin - New York, 1995, 8.,bearb.
Aufl.
Bucher, Anton A. , Einführung in die empirische Sozialwissenschaft, Stuttgart - Berlin - Köln 1994
Friedrichs, Jürgen, Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1986
König, René, Das Interview: Formen - Technik - Auswertung, Köln - Berlin 1968
König, René: Grundlegende Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung. Erster Teil, Stuttgart 1973, 3., umgearb. u.
erw. Aufl.
Mayntz, Renate / Holm, Kurt / Hübner, Peter, Einführeung in die Methoden der empirischen Soziologie, Opladen 1971
Patzelt, Werner J., Einführung in die Politikwissenschaft, Passau 1997, 3., erg. Aufl.
Roth, Erwin, Sozialwissenschaftliche Methoden: Lehr - und Handbuch für Forschung und Praxis,
München 1995
Schumann, Siegfried, Repräsentative Umfrage, München 1997
Stier, Winfried, Empirische Forschungsmethoden, Berlin - Heidelberg 1996
Wellhöfer, Peter R.: Grundstudium Sozialwissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen, Stuttgart 1997, 2., überarb. u. erw. Aufl.
Anmerkungen: |
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