Kann man die zeit zwischen 1933 und 1939 als wirtschaftswunder bezeichnen
Kann man die Zeit zwischen 1933 und 1939 als Wirtschaftswunder bezeichnen?
Um diese Frage zu beantworten muss man sich zunächst die Frage stellen was Wirtschaftswunder eigentlich bedeutet. Der Begriff steht für die rasche wirtschaftliche Erholung und das anhaltende Wirtschaftswachstum in Westdeutschland nach der Währungsreform 1948. 1952 hatte die Bundesrepublik Deutschland bereits wieder ein Produktionsniveau erreicht das mit dem Vorkriegsstand vergleichbar war, und zwischen 1953 und 1960 stieg das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik um 61 Prozent. Die Frage die nun im Raume steht, ist ob eine solche wirtschaftliche Entwicklung mit der Zeit zwischen 1933 und 1939 vergleichbar ist. Hierfür muss man sowohl Aspekte dafür als auch dagegen anführen und abschließend abwägen welche Punkte überwiegen.
Die Regierung verabschiedete in der Zeit zwischen 1933 und 1939 2 große 4-Jahrespläne.
Der erste zielte auf die Rettung der deutschen Bauern ab welche einen großen Anteil an der Erhaltung der Ernährungs- und Lebensgrundlage der Nation hatten. Dies wurde auch im Parteiprogramm der NSDAP deutlich. Hier forderte man: „Land und Boden(Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedelung unseres Bevölkerungsüberschusses“. Ferner forderte man dass sich der Staat verpflichtet, in erster Linie für die Erwerbs- und Lebensmöglichkeiten der Staatsbürger zu sorgen. Sollte dies jedoch nicht gewährleistet sein so müssten Nicht-Staatsbürger mit Auswanderung rechnen.
Der zweite 4-Jahresplan zielte vor allem auf die Beseitigung der Arbeitslosigkeit ab.
Als Hitler im Januar 1933 Reichskanzler wurde gab es ca. 6 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Es war die Zeit kurz nach dem Ende der Weltwirtschaftskrise gewesen und es begann allmählich wieder der weltweite Konjunkturzyklus. Die Regierung hatte es geschafft innerhalb von nur 3 Jahren die Arbeitslosigkeit auf ein Minimum reduziert. Die Besonderheit besteht darin dass dies alles ohne Inflation bei stabilen Preisen und Löhnen erreicht wurde. Damit stellt sich zwangsläufig die Frage auf welche Art und Weise neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Arbeitslosenzahlen ist die beginnende Mobilmachung für den Krieg. Es wurden somit zahlreiche Stellen in der Rüstungsindustrie geschaffen.
Die Wirtschaftspolitik steuerte von Anfang an auf den Krieg zu und das ist genau der Punkt an dem die obengestellte Frage mit „Nein“ beantwortet werden müsste. Der Aufschwung der Wirtschaft ist zu einem großen Teil auf die weltweite Besserung der Wirtschaftslage nach der Weltwirtschaftskrise zurückzuführen. Zum anderen ist zu sagen dass ohne die allgemeine Mobilmachung und die damit verbundene Blütezeit der Rüstungsindustrie solch ein Wirtschaftsaufschwung niemals möglich gewesen wäre. Der wirtschaftliche Aufschwung ist das Ergebnis einer bedenkenlosen Verschuldungs- und Aufrüstungspolitik.
Schon im Jahre 1935 übertrafen erstmals die Rüstungsausgaben für den Krieg die Staatsausgaben für öffentliche Investitionen. 1939 war die Staatsverschuldung in Deutschland auf 47,3 Mrd. Reichsmark angestiegen. Gründe dafür waren auch zum Beispiel das bedenkenlose Bereitstellen von Geld für die Wirtschaft. Dadurch wuchs der Geldumlauf und damit die Inflation. 1936 führten Probleme der Rohstoffversorgung und des Außenhandels zu einem wirtschaftlichen Engpass.
Dies ist wiederum ein Indiz dafür dass die NS-Wirtschaftspolitik nicht immer erfolgreich war. Hitler zog daraus die Schlussfolgerung dass die deutsche Wirtschaft innerhalb von 4 Jahren unabhängig und eigenständig werden muss um im Kriegsfalle einer Wirtschaftsblockade durch das Ausland stand zu halten. Diese Rüstung in Wirtschaft und Armee schuf neue Arbeitsplätze und sicherte vor allem hohe Gewinne, schränkte jedoch auch die Konsumgüterproduktion für die Bevölkerung ein.
Meiner Meinung nach kann diese Zeit unmöglich als ein Wirtschaftswunder bezeichnet werden. Die NS-Wirtschaftspolitik war viel zu einseitig auf die Rüstung und den Krieg ausgerichtet. Sie war nie eigenständig sondern nur ein Mittel zur Machtstabilisierung und der Außenpolitik.
Die Löhne und Gehälter blieben auf dem Tiefstand von 1932 wohingegen im Bereich des Rüstungssektors große Investitionen getätigt wurden. Der Versorgungssektor wurde dabei jedoch völlig vernachlässigt. Der Lebensstandard von 1928 wurde nie erreicht. In meinen Augen wollte Hitler nur kurzfristige Erfolge und hatte kein Interesse an einer langfristigen Planung. Diese Art der Politik hätte nur verwirklicht werden können wenn sich der Traum vom gewonnenen Krieg und der Vorherrschaft in Europa erfüllt hätte.
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