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  Carsten reichert

    Die Religionskritik Sigmund Freuds     I. Die Entstehung der Religion nach Freud Religion ist das Resultat einer Katastrophe, dem sog. „Urvatermord“. Freud beruft sich hierbei auf eine Theorie von Robertson Smith: Die Menschheit sei anfangs teils äffisch, teils menschlich gewesen. Der Urvater dieses Volkes besitzt jegliche Art von Nahrung sowie alle Weibchen. Die eifersüchtige Herde tötet den Urvater um an Nahrung und die Weibchen zu kommen.

Aus dieser Situation bildet sich ein Schock (die Affenmenschen wagen es nicht, Weibchen und Nahrung für sich zu beanspruchen). Dieser Schock führt dann zu Nachdenken, Freiheit und zu Kultur, die durch die Zwangsneurose (gestörte Erlebnisverarbeitung) Religion abgesichert wird. Im Opfermahl werde die Tötung des Urvaters abermals begangen.   Die Stellung der Religion in der Ontogenese (=Entwicklung des Menschen)   Religion ist Zentrum von Objektfindung und Abirrung => kollektive Zwangsneurose als Folge der drei Urtraumata.   Urtraumata Reaktion des Menschen Trennung vom Lustobjekt Mutter Narzissmus Unterworfenheit gegenüber Gesetz und Vater Ödipus-Komplex Verlassenheit von der Natur Unsterblichkeitsglaube u.a.

mit Kult und Liturgie   Die Stellung der Religion in der Phylogenese (= Entwicklung des „Stammes“)   Freud hebt die jüdisch-christliche Religion und Moses besonders hervor, da diese religiöse Kulte, Abbildschaffung, etc. verbieten. Dies sei ein entscheidender Schlag gegen Libido, Ritual und Fetischismus. Diese Religionen entwickelten das Vaterprinzip, welches das Symbol für die Objektfindung (=Realitätsfindung) ist. Darin sieht Freud den Grund der weltweiten Dominanz dieser beiden Religionen.   II.

Kritik an Freud   Inkonsequenz bei der Zwangsneurose   Nach Freud ist die Zwangsneurose sinnlos. Sie nimmt Freiheit, findet kein Ziel, ist krank. Religion ist aber keine Krankheit, sondern trägt krankes als erlösbar mit. Ausserdem soll Religion kein Zwang sein, sondern Freiheit.         Religiöser Ritus   Es handelt sich in der Religion nicht um die Befriedigung der Libido, sondern vielmehr um die Suche nach dem göttlichen DU (Heilsmacht). Dies kann nur durch Selbstaufgabe und Übereignung an Jesus Christus erreicht werden.

  Symbolische Ordnung des Ortes   Freud glaubt an das Wort der Liebe und an das heilende Wort zwischen Arzt und Patient. Warum glaubt er dann nicht an die Wirksamkeit des Wortes zwischen Vater und Sohn? Freud ist auch bei der Umschreibung des Ödipus-Komplex zu ungenau, zwischen Tochter und Vater spricht man vom Elektra-Komplex.   Urvatermord-Mythos   Diese Theorie wird von verschiedenen Personen abgelehnt, z.B. von Portmann, Levi-Strauss, Krower;   Weiterhin muss gesagt werden: Christus spielt keine Vaterrolle, er steht in Sohnschaft! Der Sinn des christlichen Abendmahls: Jesus ist die einzige Person, der Gottesgemeinschaft und Mitmenschlichkeit so auslebt, wie es in der Schöpfung vorgesehen war. Jesus war gehorsam bis zu seinem Tod am Kreuz.

Leid und Scheitern darf nicht auf Jesus und seine Tod bezogen werden, da dies sich nur durch Ablehnung des Volkes ergeben hat.   „Die Zukunft einer Illusion“ – Freuds Hauptstudie   Religion ist eine Illusion und kann daher keinen Glauben verlangen – so Freud. Er vergleicht das mit dem Beispiel eines armen Mädchens, das sich wünscht, einen Prinz zu heiraten. Theoretisch ist das möglich, aber kaum wahrscheinlich. Dieses Bild überträgt Freud auf die Religion. Die Religion ist in diesem Fall der Wunsch, also somit eine Illusion – was eigentlich keine vernünftige Argumentation ist.

  John Bamberger: Haupteinwand gegen „Die Zukunft einer Illusion“   Freud glaubt, er habe mit seiner Hauptstudie die religiöse Erfahrung wiederlegt. Bamberger findet es überraschend, dass Freud selbst diese Gotteserfahrung nie erlebt hat bzw. dass er sie nie bei anderen gefunden hat. Freud konnte also gar nicht ahnen, dass eine solche Erfahrung überhaupt existiert. Dies kann er daher nicht zugeben, da es die Lösung des „Problems“ stark beeinflussen würde und er die Forschungen neu aufnehmen müsste. Bamberger sieht darin einen Mangel an Interesse bei Freud.

Es kommt seiner Ansicht nach zum Vorschein, dass Freud den Glauben und seine Gotteserfahrung nie richtig studiert hat.

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