Der traum
Der Traum und die Traumpsychologie
Das Wort Traum (lat. somnium) leitet sich vom mittel- und althochdeutschen troum ab, altsächsisch drom, altfriesisch dram, mittelenglisch dream und altnordisch draumr. Die Bedeutung läßt sich wahrscheinlich auf das Wort Trugbild zurückführen, beeinflußt vom germanischen drau(g)ma und dem indogermanischen dhreugh = trügen.
Der Traum
Als Traum bezeichnet man eine Phase des Schlafes, die sich dadurch auszeichnet, daß ein anderer Bewußtseinszustand vorliegt als im Wach- oder Tiefschlafzustand. Es treten halluzinatorische Bilderabfolgen auf, die visuell und akustisch wahrgenommen werden. Der Traum entsteht passiv und ohne eine ichzentrierte Lenkung und wird daher oft als Ausdruck des Unbewußten gesehen.
Die Trauminhalte sind zumeist von äußeren Reizen unabhängige seelische Produktionen, die Trieb- und Affektzustände, Probleme, Wünsche und Ängste in verschlüsselter Form darstellen. Auch Sinnesreize und Organempfindungen können in bedingter Form Einfluß nehmen und den Inhalt bestimmen. Statt logischer Verknüpfungen treten im Traum die Verbindungen der Erlebnisse durch Gefühle und Affekte auf.
In der Psychoanalyse gilt der Traum als die Hauptquelle des Unbewußten und man geht dort davon aus, daß der Traum in der Regel eine Darstellung der Triebregungen ist und sich auf Grund einer Zensur dem Bewußtsein nur in chiffrierter und verschlüsselter Form darbietet. So stellt er zumeist eine fiktive Erfüllung von verdrängten Wünschen dar.
Der Unterschied zwischen Schlafen und Wachen liegt wesentlich darin, daß die höheren Geistesfunktionen, wie z.
B. kritisches Denken und Urteilen, ausgeschaltet sind, während die niederen Tätigkeiten, wie z.B. Empfinden, Vorstellen und Erinnern auch während der Erholungspause des Gehirns im Schlaf weiterhin tätig sind. Manche unserer Sinnespforten bleiben bekanntlich dem Schlaf zugänglich, und wie im wachen Zustand alle Sinnesorgane ständig die Anregung zur seelischen Tätigkeit geben, so sind es im Schlaf meist nur das Ohr, die Nase, das Tast- und das Gemeingefühl, die innere Erregungen vermitteln. Die dadurch entstehende Empfindung gestaltet sich zu einer ihr entsprechenden Vorstellung.
Der Traum hatte zunächst im Altertum die gleiche religiöse Bedeutung, wie wir sie auch heute noch bei den primitiveren Kulturen antreffen. Im Britischen Museum befindet sich eine Papyrosrolle über den Traum, deren Alter mit fast 4000 Jahren angegeben wird. Mehr Belege besitzen wir über die Zeit etwa ein Jahrtausend später. Damals bestand bei Babyloniern und Assyrern eine derartige Wertschätzung des Traumes, daß nicht nur politische Entscheidungen auf Grund von Träumen getroffen wurden, sondern auch der Einzelne sich vor allen wichtigen Entscheidungen von seinem Traumdeuter beraten ließ, so wie man heute etwa einen Astrologen oder Rechtsanwalt konsultiert. Die Chaldäer hatten einen großen Einfluß auf die semitische und römische Kultur, so daß der Begriff Chaldäer später nahezu gleichbedeutend war mit „Traumkundigem“.
Auch das Alte Testament ist voll von Träumen, die in frühen Büchern noch als Offenbarungen hingenommen wurden und erst zur Zeit der Propheten kritischer gewertet wurden.
Homer unterschied bereits zwischen zwei Arten von Träumen: wahre und falsche Verkündigungen. Sophokles, Sokrates, Aristoteles und Hippokrates hinterließen umfangreiche Werke über den Traum, die noch immer fast die selben Probleme zum Inhalt haben, wie sie in der heutigen, modernen Traumforschung Gegenstand sind. Selbst Cäsar und Nero hielten sich einen offiziellen Traumdeuter am Hofe.
Die nüchterne Verweltlichung des Traumes war dann ein Fortgang, der auch ohne wissenschaftliche Forschereinstellung (Aristoteles) und diagnostisch-therapeutische Auswertungsversuche (Hippokrates), nicht aufzuhalten gewesen wäre. Im westlichen Kulturraum wird der Traum für fast anderthalb Jahrtausende vergessen, während er in der östlichen Welt des Islams einen ähnlichen kultisch-religiösen Stellenwert erlangt wie schon etwa 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung bei den Chinesen oder im Altertum.
Während der Zeit der Renaissance erlebte der Traum in der westlichen Welt einen Tiefpunkt an Achtung.
Erst die Romantiker (z.B. Novalis, Schelling, Goethe....
) machten den Traum wieder zum Inhalt ihrer Werke indem sie die Beziehung zum Traum, Märchen und Unbewußten wieder anerkannten, was jedoch weitläufig noch als unwissenschaftlich und emotional-irrational abgetan wurde.
Sigmund Freud
Um 1900 leitete der Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud (1895-1982) mit seinem Werk „Traumdeutung“ die moderne Traumforschung ein. Sie entwickelte sich zur Grundlage des mehrere tausend Bände umfassenden Schrifttums über den Traum. Er bezeichnete den Traum nunmehr als eine eigene physische Leistung des Träumers und befaßte sich mit grundlegenden Fragen der Traumpsychologie: die Bedingungen der Entstehung, seine Abhängigkeit von Reizen während des Schlafzustandes, die inhaltlichen Eigentümlichkeiten des wachen Denkens usw. All dies lief auf die Frage hinaus, ob der Trauminhalt einen Sinn hat, und ob man diesen deuten kann. Über den Weg der Psychoanalyse fand Freud weitere Informationen, die zu seiner orthodoxen Theorie führten, die besagt, daß Träume fast ausnahmslos eine fiktive Wunscherfüllung seien und eine Darstellung von Triebregungen, die jedoch einer „Zensur“ unterliegen und daher nur in verschlüsselter Form aufzufinden sind.
Die Traumarbeit bezeichnet er als den Vorgang der Umformung von Traumgedanken (latenter Inhalt) in das Bilderrätsel, was uns dann als „manifester“ Traum teilweise morgens in Erinnerung bleibt. In diesem Vorgang bedient die Traumarbeit sich einiger Mechanismen wie z.B. dem Verdichten, dem Verschieben oder dem Verwenden von Deckfiguren und Decksymbolen.
Die von Freud benannten Symbole sind fast ausschließlich Zeichen für Sexuelles, wobei Langes oder Längliches den männlichen Aspekt symbolisieren und das Hohle den weiblichen.
Neben diesem chiffrierten „manifesten“ Traum existiert nach Meinung Freuds auch der „latente Traumgedanke“, der die Triebansprüche zum Ausdruck bringt und den Inhalt darstellt, der dem manifesten Traum vorausgeht, also die Grundlage für die Traumarbeit darstellt, hier aber nicht verarbeitet wird.
Seine Bedeutung gewann Sigmund Freud dadurch, daß er zusätzlich zur alten Psychologie das neue Unbewußte mit einbezog, woraus neue Erkenntnisse in der Triebdynamik resultierten. Die Bildung des Traumes resultiert aus drei Elementen: nächtliche Sinneseindrücke, was besagt, daß der Trauminhalt sehr wohl durch äußere Reize beeinflußt wird, Tagesreste, also Vorstellungen und Gedanken die mit dem aktuellen Tagesgeschehen zusammenhängen und „Verdrängtes“, was sich im latenten Inhalt (Unbewußten) wieder ausdrückt und eben den verdrängten Wunsch oder Triebinhalt darstellt.
Carl Gustav Jung
C. G. Jung war einer der Schüler von Freud und lebte von 1875-1961. Er war schweizer Psychologe und Psychiater und lange Zeit als Professor in Zürich und Basel tätig.
Als Grundlagen dienten ihm die Lehren Freuds, welche er jedoch erweiterte. Er fügte ihnen die Vorstellung über psychische Energie hinzu, die der Entwicklung der individuellen Persönlichkeit (Individuation), die des individuellen und kollektiven Unbewußten und die des Archetyps.
Er prägte die Begriffe der Introversion und der Extraversion. Seiner Meinung nach besteht zwischen Natur und Psyche sowohl ein kausaler als auch ein Sinnzusammenhang. Nach seinem Verständnis ist die Chiffrierung des Traumes als natürliche Äußerungsform des Unbewußten zu sehen und wie Gleichnisse oder Märchen zu sehen. Viele Traumsymbole schreibt er der Verbindung des Menschen zur Urerfahrung der Menschheit zu.
Als Urerfahrung bezeichnet er Geburt und Tod, Reifung, Wandlung, Beziehung zum anderen Geschlecht und anderes.
C. G. Jung bezeichnet die Träume als Lebenslinien, in denen die Person in Wünschen und Entwürfen die Selbstdarstellung ausdrückt. Er bezieht auch die Zukunft in seine Theorien mit ein, die ebenfalls in den sogenannten Wahrträumen zu finden sind.
Forschung
Eine moderne, experimentelle Grundlagenforschung des Traumes wurde seit 1953 entwickelt.
An der Universität in Chicago machten die Physiologen Kleitman und Aserinsky die Entdeckung, daß plötzlich auftretende, schnelle Augenbewegungen im Schlaf ein Anzeichen für den Vorgang des Träumens sind (REM-Phase). Die im EEG dabei aufgezeichneten Hirnaktionsströme zeigen ein flaches Hirnwellenmuster, das die langsamen Hirnwellen mit 1-2 Hz des Tiefschlafstadiums ablöst. Die Traumzeit einer Nacht umfaßt etwa 20% der Schlafzeit. Auch im NREM-Schlaf (ohne Augenbewegung) können seelische Vorgänge stattfinden. Sie sind jedoch flüchtiger und ungeformter.
Forschungen haben bewiesen, daß Traumentzug zu einer verstärkten Tendenz zu Träumen führt.
Ob dabei regelmäßig, wie zunächst angenommen, seelische Störungen entstehen, ist fraglich geworden.
Symbolik und Wirkung
Eine unbequeme Lage oder ein körperlicher Schmerz während des Schlafens bewirkt einen entsprechenden Inhalt im Traum. In diesem Fall wären die Inhalte Fesselung oder tötliche Angriffe. Brenzliche Gerüche erregen Träume von Feuergefahr, plötzliches Ausstrecken symbolisiert das Gefühl eines tiefen Sturzes etc.
Die Morgenträume sind die, die uns gelegentlich in Erinnerung bleiben, da das Großhirn, was die Nacht hindurch abgeschaltet ist, sich nun schon wieder mit geringer Aktivität am Traumgeschehen beteiligt. Morgenträume sind deutlicher und logischer.
„Hindernisträume äußern sich darin, daß man während dem Träumen versucht wegzulaufen, um Hilfe zu rufen oder sich anzukleiden. Durch die Abwesenheit des wachen Urteils im Traum, erklärt sich das Durcheinander der Bilder, das Unsinnige und Unmoralische vieler Handlungen im Traum. Die Ideen und Bilder folgen einfach dem Prinzip der Ideenassoziation, selbst das Erinnerungsvermögen ist so unsicher, daß verstorbene Personen lebend erscheinen, jedes Zeitmaß verschwindet, die Einheit des Ortes nicht beachtet wird und sogar die Persönlichkeit des Träumers sich in mehrere Personen aufspalten kann.
Hand Out
Traum-Traumpsychologie
Begriffserklärngen:
Traum : Eine in bestimmten Phasen des Schlafes auftretende Bilderabfolge von vorwiegend visueller Qualität.
Der Traum entsteht passiv und ohne eine ichzentrierte Lenkung und wird daher oft als Ausdruck des Unbewußten gesehen. Die Trauminhalte sind zumeist von äußeren Reizen unabhängige seelische Produktionen, die Trieb- und Affektzustände, Probleme, Wünsche und Ängste in verschlüsselter Form darstellen.
Auch Sinnesreize und Organempfindungen können in bedingter Form Einfluß nehmen und den Inhalt bestimmen. Statt logischer Verrknüpfungen treten im Traum die Verbindungen der Erlebnisse durch Gefühle und Affekte auf.
In der Psychoanalyse gilt der Traum als die Hauptquelle des Unbewußten und geht davon aus, daß der Traum in der Regel eine Darstellung der Triebregungen ist und sich auf Grund einer Zensur dem Bewußtsein nur in chiffrierter und verschlüsselter Form darbietet. So stellen sie zumeist eine fiktive Erfüllung von verdrängten Wünschen dar.
Unbewußtes: In der Psychoanalyse wird das Unbewußte als ein eigenständiges psychisches System aufgefaßt, indem die gesamte Triebdynamik und ein Teil der Erlebnisverarbeitung lokalisiert werden. So erscheint das Unbewußte auch als Ort der verdrängten Triebtendenzen, die das Verhalten beeinflussen, aber nicht bewußt erlebt werden können.
Häufig äußern sie sich in neurotischen Symptomen. Im Unterschied zu der einseitig trieb-dynamischen Auffassung von Sigmund Freud sieht C. G. Jung im Unbewußten die gesamte Grundlage der seelisch-geistigen Entwicklung. Er unterscheidet ein persönliches Unbewußtes (Vergessenes und Verdrängtes) von einem kollektiven Unbewußten (Urerfahrung der Menschheit, Gattungsgedächtnis).
Archetypus: (griechisch: Urtypus, Urbild) nach der Definition C.
G. Jungs: angeborene Verhaltensweisen oder Bilder von Urbildern und Ideen
Chaldäer: Einwohner der Landschaft im südlichen Mesopotamien, die sich besonders der Astronomie und Astrologie zuwandten (1000 v. Chr.)
Introversion: (lat. Innenwendung) Nach C. G.
Jung eine Einstellung des Bewußtseins, bei der Psychische Energie auf die eigene Innenwelt gerichtet ist. introvertiert = nach innen gewandt (menschliches Interesse), extravertiert als Gegensatz.
© Katharina Fink
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