Die anatomie einer nachricht
Lehrveranstaltung: Kommunikation
Gruppe: 1
Lektor: Frau Dr. Altrichter
Autoren: Benesch Thomas, Kaindl Barbara, Wessely Verena
Die Anatomie einer Nachricht /
Mit vier Ohren empfangen
Buch: Friedemann SCHULZ von THUN
Miteinander Reden
Kapitel 1 und 2
Seite 25-68
DIE ANATOMIE EINER NACHRICHT
Wie wir schon wissen, braucht man zu einer funktionierenden menschlichen Kommunikation einen SENDER, der etwas mitteilen möchte. Das, was er sendet, nennen wir Nachricht. Es liegt jedoch am Empfänger, das Gehörte zu entschlüsseln, was oft schwieriger ist, als man denkt. Um zu überprüfen, ob die Nachricht richtig aufgefasst wurde, gibt es das Feedback (Rückmeldung).
Eine einzige Nachricht enthält viele Botschaften gleichzeitig, das heißt, man empfängt gleich ein ganzes Paket mit vielen Botschaften.
Welche Inhalte kann nun eine solche Nachricht haben?
(Sicht des Senders)
Beispiel: Mann und Frau sitzen im Auto – sie fährt - Kreuzung
Mann: “Du, da vorne ist grün!“
Sie: “Fährst du oder fahre ich?“
Sachinhalt:
Zunächst enthält die Nachricht eine einfache Sachinformation: Die Ampel ist grün. Das ist eine unumstrittene Tatsache.
Selbstoffenbarung: (Was gebe ich von mir selbst kund?)
Zusätzlich steckt in einer Nachricht eine Information über den Sender selbst. Anhand unseres Beispiels stellen wir fest, dass der Mann deutsch spricht, offenbar farbtüchtig ist und aufmerksam das Geschehen auf der Straße mitverfolgt; aber auch, dass er seine Frau für hilfsbedürftig hält.
Beziehung: (Wie stehe ich zu dir?)
Außerdem geht aus der Nachricht hervor, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von ihm hält. Das ist oft am Tonfall, der gewählten Formulierung, an den Gesten zu erkennen.
In diesem Fall gibt uns der Mann einen Hinweis, dass er seiner Frau nicht zutraut, den Wagen optimal zu lenken. Diese wehrt sich natürlich dagegen, indem sie antwortet: „Fährst du oder fahre ich?“ Sie hat nicht den Sachverhalt der Aussage gehört, sondern die Kritik/Beziehungsseite. Dass die Ampel grün ist, wird sie wohl kaum bestreiten können.
Das heißt, dass man durch das Senden einer Nachricht gleichzeitig seine Beziehung zum Empfänger ausdrückt, was wieder durch den Tonfall, die Betonung usw. klar wird.
Dieser Punkt hängt nun auch ein wenig mit der Selbstoffenbarung zusammen.
Bei der Selbstoffenbarung ist nur der Sender betroffen: wie stehe ich zu dir? Bei der Beziehungsseite sind sowohl Sender als auch Empfänger betroffen: wie ist unser Verhältnis zueinander?
Appell: (Wozu ich dich veranlassen möchte)
Fast alle Nachrichten haben die Funktion, den Empfänger in irgendeiner Form zu beeinflussen. Das kann jetzt offen oder versteckt geschehen. Geschieht es versteckt, sprich, wenn man alle anderen „Seiten“ (Sachseite, Selbstoffenbarungsseite...) darauf ausrichtet, eine bestimmte Wirkung zu erzielen, spricht man von Manipulation.
Bei unserem Beispiel wäre der Appell wohl folgender: „Gib ein bisschen Gas, damit wir noch bei Grün über die Kreuzung kommen!“
Wahrscheinlich würde die Frau den Appell an sich vernünftig finden, aber durch die Bevormundung ihres Mannes reagiert sie gereizt darauf.
Zusammengefasst: Ein und dieselbe Nachricht enthält viele Botschaften, die auf 4 Seiten gleichzeitig gesendet werden (Sach-, Selbstoffenbarungs-, Beziehungs- und Appellseite), aber nicht immer auf vier Seiten gleichzeitig empfangen wird.
Arten von Botschaften
Gehen wir nun etwas genauer auf die BOTSCHAFTEN ein, die entweder implizit (indirekt) oder explizit (direkt)sein können.
Beispiel: Ich gehe auch gerne ins Kino. Implizit
Könnte ich mit euch ins Kino gehen? Explizit
Oft wird die eigentliche Hauptbotschaft implizit gesendet!
Weiters gibt es kongruente (in sich stimmige) und inkongruente (unstimmige) Nachrichten.
Kongruent: Wütende Mutter, schreit, rotes Gesicht:
“So gehst du mir nicht aus dem Haus!“
Inkongruent: Lächelndes Mädchen, fröhlich, Funkeln in Augen:
„Heute war der schlimmste Tag meines Lebens!“
Egal was man auch tut, man kommuniziert immer („Grundgesetz der Kommunikation“ Watzlawick 1969), sei es durch Worte, Gesten, Mimik usw.
- es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren. Oft kommt es auch zu Missverständnissen, weil man sich mit der Qualifikation einer Nachricht schwer tut („War das jetzt ironisch gemeint oder nicht?“).
Nicht immer senden wir „hübsche“ Pakete mit Botschaften, sondern auch „Verwirrpakete“. Oft drückt man sich unklar aus, um später seine Aussage dementieren und dann sagen zu können: „Das hab’ ich nicht gesagt!“
Es werden aber auch in vielen Fällen unbewussten Wünsche geäußert, die sich durch den nicht-sprachlichen Kanal zur Geltung bringen. Wenn der Sender einer Nachricht nicht ganz mit sich im reinen ist, spricht man davon, dass er 2 Seelen in der Brust hat.
Beispiel: Kind – trauriges Gesicht – Mutter fragt was los sei
„Es is’ eh alles in Ordnung.
“
Einerseits hat das Kind irgendwelche Probleme, andererseits möchte es jetzt in Ruhe gelassen werden.
Es ist sehr wichtig, sich darüber im klaren zu sein, dass es tatsächlich 2 Seelen in der eigenen Brust gibt und dass man sie getrennt wahrnehmen soll.
Wenn man sich darüber im klaren ist, könnte man dann sagen: „Ich bin jetzt zwar traurig, möchte aber gerne in Ruhe gelassen werden.“ Das erleichtert sowohl dem Sender als auch dem Empfänger die Situation.
Mit vier Ohren empfangen
Bis jetzt haben wir uns dieses „Nachrichtenpaket“ nur von der Sicht des Senders betrachtet. Aber der Empfänger muss dieses Paket mit den vier Botschaften wieder richtig auspacken.
Sobald er das Paket nicht von allen vier Seiten betrachtet, versteht er die Botschaft falsch und es kommt zu einem Kommunikationsproblem.
Was sagt das Paket dem Empfänger?
Sachverhalt: Wie ist er zu verstehen?
Selbstoffenbarungsseite: Was ist los mit dem anderen?
Beziehungsseite: Wie steht er zu mir, wie fühle ich mich?
Appellseite: Was soll ich tun?
Der Empfänger kann sich nun aussuchen mit welchem Ohr er hinhört:
„Stimmt, die Phase dauert noch länger“ (Sachverhalt)
„Machst du dir Sorgen, bist vielleicht im Stress“ (Selbstoffenbarungsseite)
„Glaubst du nicht, dass ich Auto fahren kann“ (Beziehungsseite)
„Ich gebe gleich Gas“ (Appellseite)
Es gibt also verschiedene „Ohrentypen“
Das Sachohr
Ein typisches Beispiel für ein Sachohr ist der Mann.
Frau: „Liebst du mich?“
Mann: „Tja, Schatz was heißt Liebe. Das müsste man erst mal definieren“.
Das Emotionale Ohr
Ein Beispiel für ein „emotionales Ohr“ ist die Frau.
Mann: „Wir können uns morgen nicht treffen (Ich brauche Ruhe)
Frau: „ Wieso, meidest du mich? Liebst du mich nicht mehr?
Die Frau hat also den sachlichen Teil des Pakets völlig überhört.
Sie reagiert nur auf der emotionalen Ebene. Männer sagen oft auch „überempfindlich“. Das heißt solche Menschen nehmen alles persönlich und bringen alles in Zusammenhang mit ihrer Person.
Das Selbstoffenbarungsohr
Dieses Ohr ist im Vergleich zum Beziehungsohr die gesündere Variante. Es nimmt die Nachricht unter dem Aspekt auf: Was sagt mir die Nachricht über dich.
So wäre es wahrscheinlich besser die Nachricht: „Ich brauche Ruhe“ des Mannes nicht persönlich zu nehmen, sondern ihm die Ruhe zu lassen.
Er hat sicherlich nur einen schlechten Tag gehabt.
Manche Therapeuten übertreiben das oft und antworten auf die Frage: „Wie viel kostet diese Stunde eigentlich?“ Wieso haben sie irgendwelche finanziellen Probleme?
Therapeuten benutzen das Selbstoffenbarungsohr auch bei einer Therapie „Aktives Zuhören“ um Gefühle und Einstellungen des Patienten herauszuhören.
Das Appellohr
“Ich bin ihm Stress“ – Hast du Probleme? Soll ich dir helfen?
Ein Appellohr-Mensch hört den Wunsch des anderen, der oft gar nicht vorhanden ist
Wenn der Empfänger sein Appellohr extrem benützt, dann unterstellt er jeder Verhaltensweise eine „beruhende Absicht“: Man will etwas erreichen (Funktionalität) Beispiel: „Ich habe Migräne“ – Wozu dient dir die Migräne?
Wie kommt es sonst noch zu Missverständnissen?
Das Selbstkonzept des Empfängers
Zum Beispiel: Jemand der nicht viel von sich hält, wird die Nachricht eher so interpretieren, dass sie sein negatives Selbstbild verstärkt.
Das Bild, das der Empfänger vom Sender hat
Aufgrund der Kleidung, des Geschlechts schließen wir auf andere Dinge, wir stecken den Menschen in eine Schublade.
Korrelierte Botschaften
Der Empfänger hört einen Teil der Botschaft mit, der gar nicht existiert. Zum Beispiel: Geläufige Korrelation: Ich fühle mich so alleine – korrelierte Botschaft è Geh nicht weg!
Es ist daher schwierig geläufige Korrelationen zu sprengen und dies ist oft nur durch Meta-Kommunikation (gezieltes Nachfragen) möglich.
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