Die g'sunde watsch'n
Die g’sunde Watsch’n
„eine g‘sunde Watsch’n schadet nie.“
Dieser Aussage zufolge hat das Zufügen körperlicher Schmerzen keinerlei Auswirkung auf die Seele. Gespräche mit Betroffenen machen jedoch deutlich, daß Demütigung und Kränkung mit den Erleiden von Gewalt verbunden ist.
J. Ehrengut – Lange schrieb im „Handbuch der Kinderheilkunde“ zum Thema Prügelstrafe: „Bei sehr empfindlichen oder neurotisch Veranlagten sollten Strafen, vor allem die Prügelstrafe nur sehr dosiert angewandt werden.“
Die Körperstrafe wird meist mit der Begründung vertreten, daß vom Kinde eine Kommunikation (Argumentation und Begründung) noch nicht aufgenommen werden kann.
Es gibt kein wissenschaftlich begründetes Ergebnis, nach dem die körperliche Bestrafung grundsätzlich schlecht ist. Durch Erkenntnisse der Verhaltenstherapie wissen wir, daß ein Kleinkind durch sofortige Belohnung oder Bestrafung besonders leicht zum richtigen Verhalten geführt werden kann.
Konrad Lorenz meint: „Schon im Alter von wenigen Monaten, bemißt ein Kleinkind sein Geschrei nach dem Erfolg, den es bei der Mutter damit hat.“ Weiters spricht er von „Brülltyrannen, die sich in kürzester Zeit in artige Säuglinge verwandeln.“
„Die allzu weiche, liebebedürftige Mutter wagt deshalb nicht die feste Hand zu zeigen, weil sie fürchtet die Liebe des Kindes zu verlieren.“
Die Strafe dient dazu, um ein unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.
Das Kind lernt durch die Erfahrung mit der Strafe, was es tun darf und was nicht.
Eine Strafe ist dann gerechtfertigt, wenn ein dem Kind bekanntes Gebot oder Verbot wissentlich und in böser Absicht nicht beachtet hat.
Eltern bestrafen ihre Kinder schon oft für kindliches Verhalten z.B.: Anschreien, heftiges Anfassen. Dadurch versagt das Kind öfter und leichter und ist unsicherer als zuvor.
Strafe ist nicht nötig, aber Konsequenz schon.
Die „Strafe“ für wissentliche und mutwillige Zerstörung eines Gegenstands durch ein Kind könnte z.B.: Wiederherstellung oder Neubeschaffung des Gegenstands sein. Dadurch übernimmt das Kind Verantwortung für die Tat und es wird ein emotionaler und gedanklicher Prozeß in Gang gesetzt.
Redl führt das Motiv der Strafe darauf zurück, daß das Kind als Stellvertreter für selbsterlebtes oder bei sich selbst unterdrücktes Treibleben dient.
Kinder können aus vielen Gründen bestraft und geprügelt werden, sie müssen aber nicht immer der auslösende Faktor dafür sein. Die motivierenden Faktoren liegen sehr oft bei den Eltern. Mann nimmt an, daß Kinder von den Eltern oft unbewußt in Situationen gedrängt werden, in denen sie den Eltern einen Anlaß bieten müssen, geschlagen zu werden, um den Eltern eine psychische Entlastung zu gewähren.
Die vordergründigen Erklärungen : Unfolgsamkeit, Schlimmsein, scheinbar übertriebene Neugierde, Lärmerregung,...
der Kinder sowie die Überlastung und Nervosität der Eltern stellen den eigentlich Grund zum Schlagen dar.
Der Anlaß zur Bestrafung ist oft ein oberflächlicher. Hinter diesen Anlässen stecken oft tiefere Ursachen. Die Eltern erwarten sich ein „besonders braves Kind“ und werden häufig enttäuscht. Diese Belastung führt oft dazu, daß Eltern keine Geduld aufbringen sonder mit Prügel reagieren.
Manche Psychoanalytiker können bei Erklärungsversuchen der psychischen Vorgänge, die Strafe ausgelöst werden von der „Masochismustheorie“ (das Kind verlange nach Strafe um ein Schuldgefühl zu befriedigen) nicht lösen.
Die meisten Kinder haben nicht die Absicht böse oder schlimm zu sein, es sei denn es geht um ein geschwisterliches Eifersuchtsdrama, in dem dem Kind ständig oder zeitweilige der andere vorgezogen wird.
Kinder sind in diesen Fällen nicht auf Schläge aus, sonder es möchte ebenso liebgehabt werden wie die Geschwister.
Wenn das Kind aber seine Aggression zeigt, kann man nicht davon ausgehen, daß es Prügel will, auch wenn es weiß, daß es für dieses Verhalten Prügel bekommt. Kinder nehmen in diesem Fall Prügel als unangenehme Begleiterscheinung in Kauf, weil die Wut so groß ist, daß sie nicht mehr unterdrückt werden kann.
Hinter diesen Aggressionsausbrüchen steht immer der Wunsch nach Liebe und Zuneigung. Werden in diesen Fällen Prügel angewandt, wird die Not des Kindes verstärkt und es kommt zu einem kurzfristigen „Abbruch der Beziehung“.
Nach der Strafe wir das Kind oft aus dem Gesichtsfeld der Eltern verbannt („marsch ins Zimmer“ oder „ins Bett“), damit die Eltern mit dem herausfordernden Benehmen oder den ungerechtfertigten Anschuldigungen fertig werden können.
Ein normales Kind wird weinen, böse sein, noch rasch etwas heimlich kaputt machen oder die Geschwister noch mehr hassen als zuvor.
Anna Freud meint: “Geschwisterliebe ist eine bloße Wunschvorstellung der Erwachsenen.“
Aus einer Elternbefragung geht hervor, daß Eltern aus diesen Gründen Klapse geben:
wenn die Eltern selbst nicht mehr weiterwissen
wenn die Mütter in Eile oder die Situation für lange Erklärungen zu gefährlich ist
wenn alle anderen Erziehungsmittel ausgeschöpft sind
wenn das Kind andere Kinder oder seine Eltern geschlagen hat, damit das Kind merkt, wie weh das tut
Zur Frage warum Kinder bestraft werden, antworteten die Eltern:
Das Kind soll begreifen, daß es nicht machen kann, was es will. Es muß schon von klein auf lernen, wo seine Grenzen sind.
Das Kind soll merken, daß die Eltern böse und enttäuscht sind, und lernen, ihre Verbote und Anweisungen zu beachten.
Eltern wollen mit Strafe ihre Autorität dokumentieren
Das Kind soll mit Strafe vor Gefahren geschützt werden.
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