1. verteilungssystem
Führungssystem
Allgemeines
MS:
Als Führung verstehen wir die dominante, gewaltfreie Einflußnahme eines formell oder informell
autorisierten Gruppenmitgliedes (= Führer).
Einfluß(nahme) auf:
a) die übrigen Gruppenmitglieder
b) die Bildung von formellen und informellen Zielen
c) die Verfolgung und Erreichung des Gruppenzieles
Unter einer Führungsform = Führungsstil verstehen wir das Verhalten eines Vorgesetzten zum Untergebenen.
In der Führungstechnik: Bezeichnung für keine bzw. zu schwache Führung.
In der Führungstechnik können 3 verschiedene Arten der Autorität ersichtlich sein:
a) positionsspezifische (-gebundene) Autorität
b) aufgabenspezifische (-gebundene) Autorität
c) personenspezifische (-gebundene) Autorität
Autorität:
(lat.: auctoritas: = Urheberschaft, Geltung, Ermächtigung)
Ursprünglich ein Ordnungsprinzip, das den Geltungsanspruch auf Anerkennung an oder in sich trägt.
Autoritätsträger:
Staat, Kirche, Familie, Justiz, ... im höchsten Sinne: Gott
Heute besitzt; ein Mensch, Kraft seiner Eigenschaften und Leistungen;
die Wissenschaft Kraft ihres Ansehens.
Autorität:
= auf Leistung und/oder Tradition beruhender maßgebender (-geblicher) Einfluß und Ansehen.
autoritär:
= in (illegitimer) Autoritätsanmaßung handelt (= diktatorisch).
Die autoritative Führung
autoritativ:
= auf echte Autorität gestützt, in legitimer Vollmacht handelnd.
Die Einflußnahme des Vorgesetzten stützt sich vorwiegend auf seine positionsgebundene Autorität
(= Stellung im Betrieb) und den mit der Position verbundenen Sanktions- oder Strafmöglichkeiten
(Strafe oder andere negative Folgen).
Die Hauptaufgaben des Vorgesetzten sind:
- Entscheiden
- Anordnen
- Kontrollieren
Unterstützt wird dieser Führungsstil durch eine betonte Statusdifferenzierung.
Organistorische Maßnahmen zur Statusdifferenzierung
a) beschränkte Zugänglichkeit zu Vorgesetzten:
- sehr eng begrenzte Sprechstunden und lange Wartezeiten
- mehrere Vorzimmer sind zu durchlaufen
- kurze Gesprächszeit
b) Statussymbole:
- Rangabzeichen
- Titel
- Büroausstattung (Größe des Schreibtisches, Sessel, ...
)
- Dienstfahrzeug
c) Beschränkung in der vertikalen Veränderung:
- Einstellungsvoraussetzungen
z.B.: Fachprüfungen
- Aufstieg durch Prüfungen oder Erfolgszahlen
- geschlechts-, alters- oder herkunftsspezifische Schranken
- Leistungsgrenzen
z.B.: Umsatzzahlen
d) relatives Gehalt:
Einer der wesentlichen und der gewichtigsten Unterschiede, da auch mit dem höheren Gehalt auch größere private Möglichkeiten verbunden sind und so der Wunsch nach höheren Ebenen und deren Ansehen verstärkt wird.
Der partizipative Führungsstil
Erst bei partizipativem Verhalten des Vorgesetzen kann man im engeren Sinn von Führung sprechen.
Der Vorgesetzte bemüht sich als Führer anerkannt zu werden; dazu ist es notwendig seine positionsspezifische Autorität möglichst zurückhaltend einzusetzen und im entsprechenden Ausmaß sich dafür aufgaben-, und personenspezifische Autorität zu erwerben. Nur so gelingt es ihm eine Atmosphäre des Vertrauens und eine hohe Gruppenkohäsion (Gruppenzusammenhalt) zu schaffen.
Abgesehen vom Eigenwert von solchen Gruppenkulturen in sozioemotionaler Hinsicht hat dieses Verhalten den Sinn eine starke Itentifikation des Mitarbeiters mit den Gruppenzielen und damit eine soziale Verpflichtung oder Loyalität zum Vorgesetzten zu schaffen.
Die Funktion des Vorgesetzten ist hier entscheidend geändert, da seine Hauptfunktion darin liegt, Entscheidungen nicht alleine, sondern mit der Gruppe (partizipativ = teilhabend) zu treffen. Der Vorgesetzte bleibt jedoch für die Entscheidung verantwortlich, auch wenn er sich der Gruppenmeinung angeschlossen hat.
Die Gruppe selbst führt sui generis (selbstzeugend) zu Konflikten (z.
B.: Zerfallen des Jugoslawien; starke Führung Titos verhinderte Konflikte).
Führung autonomer Arbeitsgruppen
(demokratische Führung)
Eigenschaften der autonomen Gruppen
I) Die positionsspezifische Autorität ist nicht vorhanden; der Führer kann regelmäßig gewechselt werden.
II) Entscheidet der Führer autokratisch, so ist seine Entscheidungskraft demokratisch legitimiert.
III) Die Gruppe ist nach außen relativ autonom, nach innen jedoch vollständig autonom.
IV) Die Autonomie findet dort ihre Grenze wo die Ziele des Gesamtsystems gefährdet werden (das Setzen von einzuhaltenden Grenzbedingungen ist notwendig).
V) Die Gruppe hat keinen direkten Vorgesetzen; sie wird indirekt durch Setzen von Grenzbedingungen und funktionalen Weisungen von zentralen oder funktionallen Stellen geleitet.
VI) Traditionelle Eigenschaften der Stab-Linienorganisation sind mit dem Konzept der verantwortlichen Autonomie nicht vereinbart (gruppenorientierte Strukturen sind notwendig).
Vergleich der Führungssystemtypen
A ... autoritative Führung
P .
.. partizipative Führung
D ... autonome Arbeitsgruppe
(demokratische Führung)
a) Einflußnahme des Gruppenleiters:
A: aufgrund seiner Position
P: aufgrund von Erkenntnissen und Tätigkeiten seiner Person; möglichst gering seiner Position
D: nur aufgrund seiner Person (Kenntnisse und Fähigkeiten sekundär/zweitranging)
b) Berechtigung der Führung:
A: ernannter Vorgesetzter (designiert [noch nicht im Amt])
P: der genannte Führer genießt die Anerkennung der Gruppe und ist zum Führer bestimmt
D: von der Gruppe bestimmt (demokratisch legitimiert)
c) psychologische Grundlagen zur Gefolgsschaft:
A: Sanktionsangst
P: Loyalität zum Vorgesetzten
D: Gruppenverantwortung
d) Funktion des Gruppenleiters:
A: Entscheiden - Anordnen - Kontrollieren
P: Integrieren - Strukturieren - Schlußentscheid treffen
D: Verbindung zu anderen Gruppen
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