Empirische untersuchung zu "frauen und internet"
Empirische Untersuchung zu "Frauen und Internet"
Wir sind an dem Artikel noch am Arbeiten......
Tanja Quist
Hausarbeit für das Seminar InterSem
Betreuer der Arbeit: Bernad Batinic, Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie, Universität Giessen
Dezember 1996
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über das Netznutzungsverhalten von Internetlern — insbesondere in Deutschland. Grundlage der Arbeit bildet eine im Sommer 1996 durchgeführte Internet-Umfrage.
Betrachtet man die Geschlechterverteilung im Internet auf der Basis verschiedener Internetumfragen (vgl. Batinic, 1996a, Pérez Munoz, 1996 sowie Bosnjak, 1997, für eine ausführliche Verfahrensdokumentation) so ist festzustellen, das Frauen in den Netzwelten unterrepräsentiert sind. Ihr Anteil liegt in den USA bei ca. 37% — in Deutschland bei nur etwa 6% (Batinic et al.
, 1997). Die Schlußfolgerung Frauen inter-essieren sich nicht für dieses Medium erscheint dennoch falsch. So betont Sherry Turkle (1996) , daß gerade virtuelle Gemeinschaften, wie sie im Internet existieren, auf Fähigkeiten angewiesen sind, die allgemeinhin eher Frauen zugewiesen werden.
"Da sind zum Beispiel die Fähigkeit zum Kompromiß, das Interesse an der Ko-operation und die Lust, etwas mit anderen zu teilen. Man könnte sagen, daß die neue Computerkultur exakt diejenigen Fähigkeiten erfordert, die traditionell von Frauen entwickelt worden sind." (Sherry Turkle, 1996)
Entsprechend erfreuen sich die Einführungsveranstaltungen zum Internet der Universi-täten sich eines regen Interesses von seiten weiblicher Teilnehmer.
Eine Auszählung der Teilnehmerlisten der Universität Giessen ergab folgende Frauenquoten:
73% Einführung ins Internet 44% Internet und WWW 50% Mail-Kommunikation
Bei Kursen zu eher technischen Anwendungen war der Frauenanteil geringer: zwischen 18% und 38% interessieren sich für das Erzeugen von WWW-Dokumenten mit HTML und nur 10% besuchten den Kurs TCP/IP-Kommunikation.
Interesse an dem Thema "Frauen und Internet" haben in letzter Zeit auch Hersteller bekommen, die ihre Produkte online anbieten. Namhafte Firmen in den USA haben eine Internet-Umfrage gesponsert, um nachzuforschen, wie Produkte und Dienstlei- stungen via Internet an "die Frau" gebracht werden können. Das Nutzungsverhalten stellte sich ihnen folgendermaßen dar: die befragten Frauen gehen hauptsächlich in das Internet um per E- Mail zu kommunizieren (79%) oder sich an Diskussionsforen zu beteiligen (71%). Nur 7% der Frauen kaufen Produkte via Internet. Die Gründe, das Internet nicht zu nutzen, sind vor allem Zeit- und Geldmangel, wohingegen technische Schwierigkeiten oder ein fehlender Internetzugang kaum eine Rolle spielen.
Aus dieser Studie läßt sich folgern, daß Frauen das Internet primär zu kommunikativen Zwecken nutzen.
1.1 Frauen und Internet
Im folgenden werden drei Themenbereiche dargestellt, die inhaltlich eng mit dem Komplex "Frauen und Internet" verbunden sind. Das erste Thema "Flaming" ist in den Bereich der Computer mediatet Communication (CMC) eingebunden und beschäftigt sich mit der Kommunikation im Internet z.B. via E-Mail, Diskussionsforen oder IRC.
Dargestellt werden Untersuchungen, die zeigen, daß Männer und Frauen im Internet unterschiedlich kommunizieren. Das zweite Thema "Frauennetze" soll einen Über- blick über die seit ungefähr 2 Jahren existierenden Frauen- Mailbox-Systeme vermit-teln. Zuletzt soll auf die Problematik von Pornographie und sexueller Gewalt im Inter-net aufmerksam gemacht werden.
1.1.1 Flaming in Datennetzen
"Flaming" ist in der Internetkommunikation eine bekannte Erscheinung und bedeutet soviel wie andere Teilnehmer fertig- bzw.
anzumachen. Herring (1994) stellt fest, daß sich bekannte geschlechtstypische Kommunikationsmuster auch in der CMC wieder- finden lassen. Den weiblichen Kommunikationsstil beschreibt sie folgendermaßen: eingeschüchtert, ausweichend, entschuldigend, mehr Fragen stellend als Erklärungen abgebend und andere unterstützend. Der männliche, eher aggressive Kommunikationsstil ist durch heftige, oft streitsüchtige Behauptungen, um andere lächerlich zu machen oder sich selbst hervorzuheben und Sarkasmus charakterisiert. Radford (1995) untersuchte daraufhin die Rolle der Geschlechtszugehörigkeit bei "flaming" in Inter- netkommunikationen. Er untersuchte aus 10 Listservern und Newsgroups, die entweder von einem Geschlecht dominiert wurden oder als Forum für besonders kontroverse Themen dienten, jeweils 25 Beispiele (es wurden insgesamt 250 Datensätze erfaßt).
Auf einer Likert-Skala von 1-5 wurden die Sessions nach Schweregrad des "flaming" eingestuft . Die Annahme, daß "flaming ein geschlechtsabhängiges Verhalten sei und hauptsächlich von Männern benutzt werde, hat sich in seiner Untersuchung bestätigt. Kritisch anzumerken ist, daß er keine Kontroll- Newsgroup mit moderaten Themen untersucht hat, sondern nur Newsgroups in denen häufig "flaming" zu erwar-ten war auswählte. Frauen und Männer beurteilen aber "typisch" weibliches und männliches Verhalten, wie z.B. "flaming" sehr ähnlich.
Herring (1994) hat Frauen und Männer 30 verschiedene Verhaltensweisen, darunter auch "flaming" auf einer Skala von 1-5 (von (1) = mag ich bis (5) = mag ich nicht) einstufen lassen. Es stellte sich heraus, daß Frauen und Männer gerne "Ausdrücke von Dank und Verständnis" mögen (im Mittel 2), zögernde/zurückhaltende Botschaften neutral finden (Mittel: 3) und "flaming" (Frauen Mittel: 4,3; Männer Mittel: 3,9) nicht mögen. Eine passende Antwort auf die Frage, warum Männer "flames" verfassen ohne sie zu mögen, hat Herring nicht. Vielleicht liegt der Unterschied bezüglich "flaming" darin, ob jemand ein "flame" erhält oder selbst verfaßt. Möglicherweise bewerten die Geschlechter, was ein "flame" ist und was nicht, auch unterschiedlich.
1.
1.2 "Virtuelle Schwesternschaft" (Frauennetze)
In der Schweizer WochenZeitung (WoZ) war im Januar 1996 zu lesen: "Die virtuelle Welt ist keine schöne neue Welt, sie spiegelt nur die Mechanismen der Realität wider - inklusive Pornos, frauenverachtenden Texten oder mieser Anmache (Flamings). Angesichts dieser nur allzu bekannten männlichen Verhaltensweisen fühlen sich viele Frau-en nach ihren ersten Ausflügen ins Netz ohnmächtig und wütend."
Frauen werden von Männern ignoriert und beleidigt, sogar in Frauendiskussionsfo-ren mit Frauenthemen mischen sich Männer ein (Herring 1994). Um dieser sexisti-schen Diskriminierung zu entgehen, nehmen einige Frauen eine männliche Identität an oder flüchten sich in Frauennetze . Seit gut zwei Jahren gibt es in Deutschland mitein-ander verbundene Frauen-Mailboxen, die es den Teilnehmerinnen ermöglichen, sich unter ihresgleichen auszutauschen.
Das überregionale Netzwerk WOMAN (Women Only Mail And News) ist ein Netz unabhängiger Frauen-Mailboxen, in denen 1996 sechs deutsche Frauenmailboxen und weitere aus aller Welt vertreten sind. Der Aus-tausch erfolgt national und international, die Themen sind breit gestreut, von ganz spezifischen Frauenthemen bis zur allgemeinen politischen Lage. Die Frauen sollen aktiv die neue Technologie mitgestalten, denn die Netze sind nur so gut wie ihre Nut-zerinnen. D.h. einen Rahmen schaffen, in dem Frauen die Standards der Kommunika-tion im Netz maßgeblich mitprägen und Inhalte und Diskussionsstile langfristig beein-flussen.
Da es nur in sechs deutschen Städten Frauenmailbox-Anbieterinnen gibt, kann der Austausch "ohne Diskriminierung" sehr schnell teuer werden. Frauen können sich aber über einen sogenannten "Point" einwählen, der es ihnen ermöglicht, offline Nachrichten zu lesen und zu schreiben. Frauen bestellen sich Daten zu Themen ihrer Wahl und über einen kurzen Telefonanruf führt das Pointprogramm einen automatischen Datenaustausch durch. Die Systembetreuung entscheidet, wer Userin sein darf. Dazu müssen persönliche Daten, die dann überprüft werden, angegeben werden. Pflichten der Userinnen sind z.
B. die Persönlichkeitsrechte einer anderen Person nicht zu verletzen, keine Daten in andere Netze weiterzuleiten und die Weitergabe von Daten (gleich in welcher Form) an Männer zu unterlassen. Zu den Telefonkosten kommt ein sogenannter Frauenförderbeitrag, der pauschal für jeweils ein Kalenderjahr erhoben wird.
1.1.3 Pornographie und sexuelle Gewalt im Internet
Internet und Pornographie ist ein populäres Thema, besonders in den Medien.
Karl Kollmann (1995) beschreibt in seinem Kapitel "Inhalte elektronischer Kommunikationsnetze", daß privaten Mailboxbetreibern zufolge vor allem Grafikdateien der Spar-ten "Erotik", "Sex" und "Pornographie" genutzt werden. Die Europe Online Internet User Befragung ermittelte bei 22,7% ihrer Teilnehmer und Teilnehmerinnen Interesse an Sex- und Erotikthemen . Vor kurzem erschien sogar eine Sonderausgabe eines Internet-Magazins, welches sich nur mit Hinweisen und Tips auf Erotikseiten im Netz beschäftigt. Der Markt boomt.
Seit März 1993 ist die erste Online-Vergewaltigung bekannt . In einem Multi-User-Dungen (MUD), einem Online-Rollenspiel, betrat ein gewisser Mr.
Bungel den Raum und fütterte die "Voodoo-Doll" mit sadistischen Fantasien. Die "Voodoo-Doll" kann laut Programmstruktur jeder Person in der Fantasiewelt fremde Gedanken und Tätigkeiten aufzwingen. Mr. Bungle ließ die teilnehmenden Frauen gegen ihren Willen, und für alle anderen Teilnehmer ersichtlich, obszöne Dinge tun. Er zwang sie zu Sex mit sich und untereinander, zu brutalen Handlungen an ihren Körpern . Einige der Opfer klagten danach über posttraumatische Zustände.
Eine Aktion gegen Pornographie und Diskriminierung auf Computerbildschirmen hat die FIFF-Regionalgruppe Paderborn ins Leben gerufen. Sie hat ein Plakat entworfen, welches auf Geschlechterdiskrimination im Internet aufmerksam machen soll. Sie wünschen sich, daß durch die Verbreitung des Posters via Internet, bald in möglichst vielen Rechnerräumen und an Arbeitsplätzen, wo Computer benutzt werden, ein Zei-chen gesetzt wird.
1.2 Empirischer Teil
1.2.
1 Entwicklung und Aufbau des Fragebogens
Die zugrundeliegende Idee des Untersuchung war, einen Einblick in das Internet-Nutzungsverhalten von Frauen, sowie ihr Interesse an Frauenthemen zu erhalten. Der Fragebogen sollte nicht zu lange sein, um die Leserinnen nicht im Vorfeld schon abzuschrecken, besonders den Modembenutzerinnen sollten keine hohen Kosten durch lan-ge Übertragungszeiten entstehen. Der Fragebogen ist in zwei Abschnitte gegliedert (s. Tabelle 1): Im ersten Abschnitt wurden die Angaben zur Person auf ein Minimum begrenzt, lediglich nach dem Geschlecht, dem Alter und dem Beruf und/oder Bildungsstand wurde gefragt. Der zweite Abschnitt – spezifische Fragen zu "Frauen und Internet" – ist nochmals in drei Unterbereiche eingeteilt. In Untergruppe A wurde nach dem Einstieg, den genutzten Bereichen und der Nutzungsdauer im Internet gefragt.
In der Untergruppe B interessierte die Frage, ob das Internet durch den hohen Anteil männlicher User als eine von Männern dominierte Welt empfunden wird, in der Frauen diskriminiert werden. Das Interesse an speziellen Frauenthemen, wie Frauenseiten und Frauennetze, stand in Teil C im Vordergrund.
Tabelle 1: Gliederung des Fragebogens
1. Abschnitt Soziodemographische Daten
2. Abschnitt Spezifische Fragen
A Einstieg, genutzte Bereiche, Nutzungsdauer
B Diskriminierung
C Frauenseiten, -netze, frauenpolitische Diskussionsforen
Um nicht nur junge Userinnen, sondern auch ältere anzusprechen, wurde als Anredeform das förmlichere "Sie", statt dem im Internet gebräuchlichen "Du" gewählt.
1.
2.2 Untersuchungsbedingungen
Es liegt nahe, bei einer Untersuchung über "Frauen und Internet", eine Umfrage eben auch in diesem Medium durchzuführen. Die eher herkömmlichen Untersuchungsme-thoden, wie Interviews, Verschicken oder Auslegen von Fragebögen, schien ungeeig-net, da die Nutzung des Internets in der breiten Bevölkerung (insbesonders bei Frauen) noch eher gering ist und daher vermutlich nur wenig betroffene Personen angesprochen hätte. Die Umfrage wurde in einem Zeitraum von 3 Monaten durchgeführt. Der Fragebogen war über das WWW (nicht in NetNews oder per E-Mail) vom 17.7.
–17.10.1996 verfügbar . Das gesamte Datenmaterial beruht auf 273 ausgewerteten Fra-gebögen, die online von den Benutzern und Benutzerinnen ausgefüllt wurden.
Die Stichprobe ist keine Zufallsauswahl, allein schon wegen der Selbstauswahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In der Regel liegt der Frauenanteil bei einer Internet-Umfrage nur zwischen 3%–9% .
Da der vorliegende Fragebogen auf Frauen zugeschnitten ist, ist der Prozentsatz der teilnehmenden Frauen (78,4%) wesentlich höher ausgefallen. Das Interesse an frauenspezifischen Themen oder auch der Wunsch, eine verbesserte Situation für Frauen im Internet zu schaffen, scheint groß zu sein.
1.2.3 Rücklauf
Bei Untersuchungen im Internet werden keine bestimmte Anzahl von Fragebögen ausgegeben, eine möglicherweise systematische Verzerrung läßt sich nicht untersuchen. D.
h. es ist nicht zu erkennen, wieviele Personen, und aus welchen Beweggründen, den Fragebogen zwar aufgerufen, jedoch nicht ausgefüllt bzw. ihn ausgefüllt haben, dann aber doch nicht abgeschickten. Insgesamt kamen 281 Fragebögen zurück, davon waren 272 auswertbar.
Abbildung 1: Rücklauf pro Woche und Rücklauf insgesamt über 13 Wochen Aus dem deutschsprachigen Raum haben 204 Personen teilgenommen: 160 Frauen (78,4%) und 44 Männer (21,6%). Von den 160 Fragebögen, die Frauen ausfüllten, wurden auch 148 komplett ausgefüllt .
68 Personen bilden eine kleine, homogene Subpopulation: es handelt sich hier um Studenten und Studentinnen aus den USA, die im Rahmen eines Deutschkurses den Fragebogen ausgefüllt haben. Auf diese Subpopulation werde ich in Punkt 3.6 eingehen. Der über die Zeit hin schwankende Rücklauf hat verschiedene Ursachen. Erstens die Ferienzeit während der Erhebungsphase, besonders die Augustwochen (3.–6.
Woche). Zweitens das Umstellen des Servers im Fachbereich Psychologie, währenddessen kein Zugriff auf den Fragebogen möglich war.
1.2.4 Beschreibung der Befunde der deutschsprachigen Gesamtpopulation
Im folgenden werden die Daten der deutschsprachigen Teilnehmerinnen und Teilneh-mer dargestellt. Durch die schon erwähnte Selbstauswahl der Befragten (s.
3.2) können die Daten nicht als repräsentativ angesehen werden. Zudem stellen die Männer, durch die Teilnahme an einem Frauen-Fragebogen, eine besondere Subpopulation der Inter-net-User dar.
1.2.4.
1 Soziodemographische Daten der deutschsprachigen Gesamtpopulation
Der Range der Altersverteilung ist für beide Geschlechter sehr ähnlich (Frauen: 14-54 Jahre; Männer: 16-55 Jahre) . Im Mittel ergab sich bei den Frauen ein Alter von 31,5 Jahren und bei den Männer von 26,8 Jahren, dieser Unterschied ist hochsignifikant . Vergleicht man die Werte mit denen aus anderen deutschsprachigen Studien (IST-Online: 28 Jahre und IBM-Studie: 29 Jahre), zeigt sich, daß im Schnitt die Frauen rund 2 Jahre älter und die Männer ungefähr 2 Jahre jünger sind als dort, allerdings wurde in diesen Studien kein für die Geschlechter getrennter Altersvergleich erhoben. Im Vergleich mit der 4. GVU-Studie, ergibt sich eine gute Übereinstimmung bei den Frauen. Das Durchschnittsalter aller weiblichen Befragten lag bei 31,94 Jahren.
Bezüglich des Bildungsstandes zeigt sich, daß Frauen signifikant häufiger einen Hochschulabschluß haben als Männer, woraus geschlossen werden kann, um so höher das Bildungsniveau von Frauen ist, desto eher bewegen sie sich auch im Internet bzw. haben sie überhaupt Zugang zum Netz (s. Abb. 2). In die Kategorie "Sonstige" wurden signifikant häufiger Männer eingeordnet als Frau-en, dies lag zum einen an der größeren Zahl Schüler (die zu "Sonstige" gerechnet wur-den) und an solchen Äußerungen wie: "hoffentlich, Computerfreak" oder "Studium abgebrochen, Rentner".
Das Bildungsniveau ist in dieser Umfrage eher niedrig.
Im Vergleich mit den Internet-Umfragen IST-Online und IBM-Studie, bei denen 33%–40% ein abgeschlossenes Hochschulstudium haben, und der Anteil der Studierenden mit 45% und 39% angegeben ist, liegt das Bildungsniveau um einiges höher als bei dieser Umfrage. Hierfür könnten ursächlich die Semesterferien vieler Universitäten während des Erhebungs-zeitraumes verantwortlich sein.
1.2.4.2 Spezifischer Teil für die deutschsprachige Gesamtpopulation
Bei Frage 4 (Welche Bereiche nutzen Sie im Internet?) konnten vier verschiedene Bereiche der Internetnutzung ausgewählt werden.
Diese vier Kategorien decken nicht alle möglichen Bereiche ab, am ehesten noch die des World Wide Web. Die Möglichkeit der Mehrfachnennung nutzten Männer hier signifikant häufiger als Frauen. Die weibli-chen Befragten nutzen am häufigsten wissenschaftliche Themengebiete, wie Artikel zu bestimmten Fachgebieten und wissenschaftliche Diskussionen. Nach Geschlechtern getrennt, sagen hier 80,4% der Frauen und 86,4% der Männer "ja" (s. Abb. 3).
Männer geben am häufigsten die Kategorie "EDV-Programme herunterladen (download)" an, 88,6% Männer gegenüber 50% Frauen. Unterhaltungsangebote, wie Informationen zum Fernsehprogramm, Tages- und Wochenzeitungen, nutzen Frauen zu 54,4% und Männern zu 79,5%. Regionale Informationen werden eher wenig genutzt, aber wiederum mehr von Männern als von Frauen. Somit ergibt sich für die weiblichen und männlichen User eine unterschiedliche Rangfolge von Nutzungsbereichen, mit signifi-kanten Mittelwertsunterschieden bei den folgenden Kategorien: "download", Unterhaltungsangebote und regionale Informationen. Männer nutzen den Bereich am meisten, den Frauen am seltensten nutzen, dieses Ergebnis ist sehr interessant, da gerade der Bereich "download" am meisten technisches Verständnis erfordert. Fraglich bleibt, ob Frauen diese Kategorie tatsächlich weniger benötigen oder sich vielmehr nicht zutrauen, mit z.
B. ZIP- Dateien umzugehen. Die Ergebnisse der Women Online-Studie (1995) sprechen für ersteres: Frauen nutzen das Internet hauptsächlich zu kommunikativen Zwecken.
Bei der Frage nach dem Einstieg ins Internet, wurde die Möglichkeit der Mehrfachantwort von beiden Geschlechtern ungefähr gleich häufig bzw. selten gewählt. Das Gesamtbild ist für beide Geschlechter auch eher einheitlich, keiner der Mittelwertsunterschiede ist signifikant.
Die meisten Befragten kamen durch den beruflichen Bereich zum Internet, Frauen häufiger als Männer (s. Abb. 4). Durch Freunde/Freundinnen oder Bekannte kamen Frauen mit 40,9% öfter als Männer (34,1%) zum Internet. Durch die Medien haben sich mehr Männer inspirieren lassen als Frauen. Bei der Antwortkategorie "anderes" war keine freie Antwort möglich, daher ist nicht festzustellen, welche Einstiegsmöglichkeiten gemeint sind.
Frauen geben diese Kategorie zu 17,0% und Männer zu 22,7% an.
In Bezug auf die Nutzungsdauer zeigen sich große Geschlechterdifferenzen. Für die Gesamtpopulation ergibt sich eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 14,2 Mona-ten, der Median liegt bei 10 Monaten. Frauen nutzen das Internet durchschnittlich seit 12,9 Monaten und Männer seit 18,5 Monaten. Im Mittel verbringen die Befragten 9 Stunden pro Woche im Internet, die 50%-Grenze liegt bei 6 Stunden. Frauen und Männer "surfen" signifikant unterschiedlich lange: Frauen im Schnitt 7,24 und Männer 15,38 Stunden.
Männer sind also schon länger mit dem Internet vertraut und verbringen im Durchschnitt mehr als doppelt soviel Stunden online.
Den Prozentsatz der aktiven Internet-Userinnen schätzen die Befragten sehr ähnlich ein. Die Frauen schätzen den Anteil ihrer Geschlechtsgenossinnen mit 16,4% ein. Die Männer schätzen den Frauenanteil auf 15,86%. Für den deutschsprachigen Raum gibt es keine zuverlässige Untersuchung, die diese Werte bestätigen könnte. Die GVU (1996) hat in ihrer 4.
Studie im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs an Frauen von 10,5% auf 15,2% in Europa ermittelt.
Den Umgangston im Internet finden 22,5% der Frauen und 20,9% der Männer ge-genüber Frauen diskriminierend. Auf diskriminierende oder sexistische Äußerungen gegenüber Frauen sind 63,6% der Männer, jedoch nur 47,8% der Frauen gestoßen. Diese Ergebnisse sind nicht signifikant, jedoch die Tatsache, daß Männer auf mehr sexistische Äußerungen als Frauen selbst gestoßen sind, ist ein wenig verblüffend. Möglicherweise liegt es an der längeren und häufigeren Nutzung des Internets durch männliche User oder an unterschiedlichen Inhalten, die besucht werden. Es könnte auch sein, daß einige Frauen solche Äußerungen ignorieren bzw.
anders wahrnehmen, da sie vermutlich häufiger mit sexistischen Aussagen konfrontiert werden. Vielleicht meiden Frauen auch eher Bereiche in denen sie besonders oft auf solche Äußerungen treffen und bewegen sich nun in "frauenfreundlicheren Zonen". Dafür spricht, daß über 60% schon nach Frauenseiten gesucht haben. Nicht erfragt wurde, wie oft die Teil-nehmer und Teilnehmerinnen schon auf sexistische oder diskriminierende Aussagen gestoßen sind. Anzunehmen ist, daß mit der Häufigkeit, auf sexistische Bemerkungen zu stoßen, auch eine negative Einschätzung des Umgangstons einhergeht . Da aber nur 1/5 der Befragten den Umgangston gegenüber Frauen diskriminierend finden, ist es wahrscheinlich, daß sexistische und diskriminierende Äußerungen nicht die Regel im Internet sind.
63,5% der Frauen und 22,7% der Männer haben nach Frauenseiten gesucht (s. Abb. 5). Interesse an frauenpolitischen Themen geben 72,2% der Frauen und 27,3% der Männer an. Für sinnvoll halten 63,7% der Frauen und 27,3% der Männer die Einrichtung von Frauennetzen. Diese drei Ergebnisse sind hochsignifikant und eigentlich auch nicht verwunderlich, schließlich bemühen sich hauptsächlich Frauen um Frauenbelange.
Interesse an Frauenthemen haben dennoch 1/4 bis 1/3 der hier befragten Männer signalisiert, die Motivation dazu ist aufgrund der vorliegenden Ergebnisse nicht zu klären. Interesse am Abrufen von Informationen zu Frauengruppen und - projekten haben Frauen zu 78,8% und Männer zu 29,5%.
Die Frage nach Frauenthemen, die noch nicht angeboten werden, wurde offen gestellt. 99 Frauen (61,9%) und 34 Männer (77,3%) gaben keine Antwort bzw. setzten z.B.
Fragezeichen. Auf die genauere Auswertung dieser Frage, werde ich in Punkt 3.5.2 eingehen.
1.2.
5 Beschreibung der Befunde der deutschsprachigen Frauen
1.2.5.1 Beschreibung der Befunde der deutschsprachigen Frauen in Altersgruppen
Das Alter wurde in vier Gruppen, die jeweils 10 Jahre umspannen, unterteilt. Die größte Gruppe, Frauen zwischen 25 und 34 Jahren, stellen schon 59,5% der Befragten dar. Die Altersgruppen sehen hinsichtlich ihres Bildungsgrades folgendermaßen aus: jüngere Frauen (bis 24 Jahre) sind zu 75% Studentinnen, Frauen zwischen 25 und 44 Jahren haben zu fast 90% einen Hochschulabschluß und zu 77% sind die älteren Frau-en (45 bis 54 Jahre) Angestellte (s.
Tabelle 2). Die recht klare Aufteilung der einzelnen Altersgruppen zu einem Bildungsniveau ist auf den ersten Blick etwas außergewöhn-lich. Da aber die meisten Hochschulabsolventinnen vermutlich auch Angestellte sind, relativieren sich die absoluten Zahlen wieder. Bei den Studentinnen wurde eine angegebene Nebenbeschäftigung nicht berücksichtigt.
Die Nutzungsdauer in Monaten ist für Frauen bis zu 44 Jahren recht breit gestreut. Frauen zwischen 45 und 54 Jahren sind zu 66,7% erst fünf Monate oder kürzer Userinnen, von ihnen nutzt keine das Internet seit 18 Monaten oder länger.
Frauen zwischen 35 und 44 Jahren "surfen" am häufigsten zehn Stunden oder mehr pro Woche (40,5%).
Den Umgangston im Internet empfinden Frauen aller Altersbereiche zum größten Teil nicht diskriminierend, dagegen sind sie sehr unterschiedlich häufig auf sexistische Äußerungen gestoßen. Frauen zwischen 35 und 44 Jahren empfinden das Internet am stärksten als eine Männerdomaine. Sie geben am häufigsten an, auf sexistische und diskriminierende Äußerungen gestoßen zu sein (64,9%) und 31,4% von ihnen finden den Umgangston diskriminierend.
Tabelle 2: Items auf das Alter bezogen (Anzahl Frauen und %)
bis 24 Jahre 25 - 34 Jahre
(n=20) (n=94)
Studentinnen 15 75% 31 33%
Hochschulabsolventinnen 1 5% 36 38,3%
Angestellte 3 15% 21 22,3%
Selbständige - 5 5,3%
"Sonstige" 1 5% 1 25%
5 Monate u. weniger 5 25% 32 34%
6 - 11 Monate 6 30% 20 21,3%
12 - 17 Monate 5 25% 19 20,2%
18 Monate u.
mehr 4 20% 23 24,5%
10 Std./Woche und mehr 3 15% 25 26,9%
Ton ist diskriminierend 4 20% 17 19,1%
sex. Äußerung gestoßen 5 25% 44 47,3%
mach Frauenseite gesucht 5 25% 61 65,6%
Interesse Frauenthemen 13 65% 64 68,8%
Frauennetz sinnvoll 9 45% 55 58,5%
35 - 44 Jahre 45 - 54 Jahre
(n=37) (n=9)
Studentinnen 1 2,7% -
Hochschulabsolventinnen 19 51,4% 1 11,1%
Angestellte 13 35,1% 7 77,8%
Selbständige 2 5,4% 1 11,1%
"Sonstige" 2 50,0% -
5 Monate u. weniger 9 24,3% 6 66,7%
6 - 11 Monate 15 40,5% 2 22,2%
12 - 17 Monate 4 10,8% 1 11,1%
18 Monate u. mehr 9 24,3% -
10 Std./Woche und mehr 15 40,5% 2 22,2%
Ton ist diskriminierend 11 31,4% 2 28,6%
sex.
Äußerung gestoßen 24 64,9% 3 33,3%
mach Frauenseite gesucht30 81,1% 5 55,6%
Interesse Frauenthemen 30 83,3% 7 77,8%
Frauennetz sinnvoll 27 72,9% 9 100%
Die spezifischen Frauenthemen sind für die jüngeren Teilnehmerinnen nur sehr begrenzt von Interesse. Frauen zwischen 35 und 44 Jahren haben signifikant häufiger schon nach Frauenseiten gesucht, als Frauen aus anderen Altersgruppen. Sie sind die Interessiertesten an frauenpolitischen Themen und mit die stärksten Befürworterinnen eines Frauennetzes. Interessant ist, daß sie den Frauenanteil aktiver Userinnen für am geringsten halten, 67,5% von ihnen glauben, der Anteil betrage 10% oder weniger (s. Abb. 6).
Frauen zwischen 35 und 44 Jahren sind in Frauenbelangen sehr engagiert, vermutlich, weil sie sich sehr diskriminiert und untervertreten fühlen. Die älteren Frauen halten alle ein Frauennetz für sinnvoll. Der Zusammenhang zwischen Alter und dem Wunsch nach einem Frauennetz ist hochsignifikant. Es scheint so, daß ältere Frauen mehr das Bedürfnis haben, unter ihresgleichen zu sein und vielleicht hat die jüngere Generation eher das Gefühl, sich in einer geschlechtlich-gemischten virtuellen Welt gut behaupten zu können. Die jungen Frauen fühlen sich in nicht so starkem Maße untervertreten im Netz: 35% von ihnen schätzen, daß 21% oder mehr aktive Userinnen sind. 1.
2.5.2 Beschreibung der Befunde der deutschsprachigen Frauen in Bildungsgruppen
Werden die Frauen nach ihrem beruflichen Status eingeteilt, so ergeben sich folgende Kategorien: Studentinnen, Hochschulabsolventinnen, Angestellte und Selbständige. Da lediglich vier Frauen (2,5%) diesen Kategorien nicht zugeordnet werden konnten, können sie im Weiteren unberücksichtigt bleiben.
Tabelle 3: Items auf den Beruf bezogen (Anzahl Frauen und %)
- nicht eingefügt -
Die Rangfolge der genutzten Bereiche ist für die einzelnen Berufsgruppen sehr verschieden. Bis auf die Selbständigen nutzen alle Berufsgruppen am häufigsten wissenschaftliche Themengebiete, Selbständige laden am häufigsten EDV-Programme herunter.
Angestellte nutzen am häufigsten Unterhaltungsangebote, alle anderen Bereiche werden von den Hochschulabsolventinnen am häufigsten genutzt (s. Tabelle 3).
Den Einstieg ins Internet haben alle Frauen in erster Linie durch den beruflichen Bereich gefunden. Durch die Medien haben sich am ehesten noch die Angestellten anregen lassen, während Studentinnen zu annähernd 60% auch durch Freunde und Freundinnen zum Internet kamen.
Die Nutzungsdauer beträgt für 60% aller Frauen unter einem Jahr. Am längsten sind Frauen mit einem Hochschulabschluß im Netz: knapp 37% geben an, seit 18 Mo-naten oder länger online zu sein.
Studentinnen (34%) und Angestellte (43,2%) haben zu einem hohen Prozentsatz erst fünf Monate oder kürzer einen Netzzugang.
Auf sexistische Äußerungen sind Studentinnen am seltensten gestoßen, von ihnen halten auch am wenigsten den Umgangston im Internet für diskriminierend gegenüber Frauen. Es gibt einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Frauen, die den Umgangston diskriminierend finden und Frauen, die auf sexistische Äußerungen stoßen, mit dem Alter dieser Frauen. Je älter die Frauen sind, umso eher stoßen sie sich an sexistischen oder diskriminierenden Aussagen. Und Studentinnen sind die jüngeren Teilnehmerinnen der Umfrage.
Frauen im Studium äußern auch am wenigsten Interesse an Frauenseiten und frauenpolitischen Diskussionen und ein Frauennetz halten gerade 50% von ihnen für sinnvoll.
Auch sind sie die Bildungsgruppe, die am wenigsten Interesse an Informationen zu Frauenprojekten und -gruppen hat. Studentinnen sehen anscheinend für sich wenig Gewinn in der Beschäftigung mit Frauenthemen online und haben kein großes Bedürfnis sich in Frauenräumen zu bewegen. Sehr interessiert an Frauenthemen zeigen sich die Frauen, die selbständig tätig sind.
Viele Frauen (über 60%) können keine Aussage treffen, welche Frauenthemen im Internet noch nicht angeboten werden. Dieser hohe Prozentsatz ist erstaunlich, zeigen sich die Userinnen doch sehr interessiert an Frauenthemen. 12,5% geben an, keinen Über- blick zu haben oder gar keine frauenspezifischen Seiten zu kennen.
5,6% der Frauen hätten gerne mehr Informationen zu politischen Frauengruppen und -vereinen. 3% der Frauen geben an, es würde sie alles interessieren und 2% sind der Ansicht, daß zu jedem Thema auch etwas zu finden sei. 4,4% hatten sehr gemischte Wünsche, z.B. von Eisprung bis Frauensprache. Je länger die Userinnen schon Internetanschluß haben, desto eher haben sie auch schon sexistische Äußerungen angetroffen, ein hochsignifikanter Zusammenhang.
Bei dem Umgangston zeigt sich kein so klares Bild: diskriminierend finden die Frauen, die bis zu 17 Monaten im Netz sind den Ton, umso länger sie dabei sind (s. Abb. 7). Userinnen, die 18 Monate und länger online sind, stören sich nicht mehr so daran. Frauen, die sich erst seit kurzem im Internet bewegen, haben vielleicht noch nicht soviel Erfahrungen gesammelt, sind noch mehr von dem "neuen" Medium fasziniert und deswegen weniger kritisch. Frauen, die viele Stunden im Internet verbringen, scheinen tendenziell den Umgangston wenig anstoßerregend zu finden.
Beschreibung der Befunde der Subpopulation aus den USA
Die Befragten sind eine sehr homogene Gruppe, die im Rahmen eines Deutschkurses an der Erhebung teilgenommen haben. Es handelt sich um 68 Personen, 29 Frauen und 39 Männer. Ich werde hier nur auf die Frauen eingehen.
Die Frauen sind zwischen 17 und 22 Jahren alt, der Mittelwert liegt bei 18,8. Alle Frauen sind Studentinnen. Die durchschnittliche Nutzungsdauer in Monaten (13,1 Monate) stimmt gut mit den Werten der deutschsprachigen Frauen überein, allerdings "surfen" die US-Amerikanerinnen wesentlich weniger Stunden in der Woche (im Mittel: 5,5 Stunden; der Median liegt bei 2 Stunden).
Den Interneteinstieg haben die US-Amerikanerinnen komplett anders gefunden, als die deutschsprachigen Frauen (s. Tabelle 4). Der berufliche Bereich spielt für die US- Amerikanerinnen kaum eine Rolle, dafür Freunde und Freundinnen umso mehr.
Tabelle 4: Rangfolge Interneteinstieg getrennt für Studentinnen aus USA und BRD
- noch nicht enthalten -
Auch in den Bereichen, die genutzt werden, gibt es in der Rangfolge Unterschiede zu den deutschsprachigen Studentinnen (s. Tabelle 5). Der Bereich "download" wird von allen Studentinnen am wenigsten genutzt.
In allen anderen Bereichen gibt es keine Übereinstimmung.
Tabelle 5: Rangfolge der Nutzungsbereiche getrennt für Studentinnen aus USA und BRD
- noch nicht enthalten -
US-Amerikanerinnen glauben, daß der Frauenanteil im Internet zwischen 20% und 50% liegt, im Mittel 37%. Der Mittelwert kommt den Werten aus Erhebungen in den USA nahe. In der GVU-Untersuchung waren von den in den USA Befragten 34,35% Frauen. MIDS gibt den Frauenanteil für Oktober 1995 mit 37% an.
Den Umgangston im Internet haben 27,6% negativ bewertet, auf sexistische und dis- kriminierende Aussagen sind 34,5% gestoßen.
Nach Frauenseiten haben nur 20% der Frauen gesucht, für frauenpolitische Themen und Diskussionen interessieren sich knapp über 50%. Ein Frauennetz halten 65,5% der Userinnen für sinnvoll. In eingegangenen Mails der US-Amerikanerinnen kam zum Ausdruck, daß die Frauen sich bisher keine großen Gedanken zu Frauenthemen gemacht haben, sie aber das Thema an sich sehr spannend finden. Dieses Ergebnis ist eigentlich erstaunlich, da es gerade in den USA viele, auch sehr gute Frauenseiten online gibt. Vergleicht man die deutschsprachigen mit den amerikanischen Studentinnen, so findet man viele Gemeinsamkeiten in den spezifischen Frauenbelangen, lediglich beim Ton findet sich ein größerer Unterschied.
Diskussion
In bezug auf die Themenbereiche Nutzungsverhalten und Diskriminierung im Internet, sowie die Einstellung zu frauenspezifischen Themen, erbrachte die hier vorgelegte Untersuchung zusammenfassend folgende Ergebnisse.
Das Bildungsniveau der Teilnehmerinnen ist eher hoch einzuschätzen, 2/3 der Befragten sind Studentinnen oder Akademikerinnen. Der berufliche Bereich bietet den meisten Teilnehmerinnen den Internet-Einstieg. Knapp 60% der Frauen berichten, daß sie das Internet seit weniger als einem Jahr nutzen und 1/3 sind Neueinsteigerinnen mit einem Netzzugang seit 5 Monaten oder kürzer. Diese Werte stimmen mit denen der 4. GVU-Studie gut überein (56% der Frauen sind weniger als ein Jahr dabei und 34% weniger als 6 Monate).
Der Umgangston im Internet wird von gut einem Viertel der Frauen als diskriminierend eingestuft und fast die Hälfte ist schon auf sexistische Äußerungen gestoßen.
In dem hier vorliegenden Fragebogen wurde nicht detailliert erhoben, wo bzw. wie die Frauen auf solche Äußerungen gestoßen sind. Es ist nicht festzustellen, ob es sich eher um Diskriminierungen durch die CMC handelt oder beim "surfen" pornographisches oder sexistisches Material gefunden wurde. Da Frauen in erster Linie das Internet als kommunikatives Medium nutzen, wie die Women Online-Studie (1995) herausfand, werden Frauen wahrscheinlich hauptsächlich in Diskussionsforen und durch E-Mail diskriminiert. Exemplarisch sind im Anhang E jeweils eine kritische Mail von einer Frau und einem Mann zu diesem Fragebogen abgebildet. Die Frau entschuldigt sich für ihre (konstruktive) Kritik und bietet Hilfe mit Beispielen an, der Mann ist beleidigend und destruktiv.
Zu spezifischen Frauenthemen signalisieren die Frauen großes Interesse. Wieviele der Befragten Frauen-Mailbox-Systeme kennen, wurde hier nicht ermittelt. Da die "virtuelle Schwesternschaft" noch ein kleiner Kreis ist, kann daraus geschlossen werden, daß viele Teilnehmerinnen diese Frage als eine Zukunftsvision angesehen haben, insbesondere ältere Frauen, die sich am stärksten für ein Frauennetz aussprechen, aber oft erst seit kurzem einen Internet-Zugang haben.
Das Interesse von Männern an Frauenseiten bestätigt sich auch durch ihre Beteiligung an einem Frauenforum . Die Verfasserin der Frauenseite stellt aktuelle Themen zur Debatte z.B.
"Bayern will neue Gesetze für Sexualtäter" oder "Vergewalti- gung in der Ehe". Wer möchte, kann per E-Mail seine Meinung äußern. Der Männeranteil der gemachten Äußerungen auf dieser Frauenseite betrug 42%!
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Frauen vorwiegend an der Kommunikation im Internet interessiert sind, an einem interaktiven Austausch, weniger an den technischen Anwendungen. Durch den Umgangston im Internet diskriminiert fühlen sich nur wenige Frauen. Frauen haben großes Interesse an Frauenthemen im Internet, scheinen sich bisher aber noch nicht besonders gut auszukennen.
Ausblick
Der Fragebogen vermittelt einen ersten Überblick, welche Frauen sich im Internet tummeln.
Weitere Untersuchungen sollten mehr offene Antwortkategorien beinhalten, in denen Frauen selbst zu Wort kommen könnten. Ich denke viele interessante Antworten gingen verloren, da die Frauen nicht die Möglichkeit hatten, sich differenzierter zu äußern. Der hier vorgestellte Fragebogen konnte keine detaillierten Angaben zu dem Themenbereich "Diskriminierung von Frauen im Internet" machen. Wünschenswert wären weitere Analysen, z.B. wie oft Frauen überhaupt auf sexuelle Äußerungen stoßen und ob sie sich gegen Diskriminierungen wehren.
Da ein Großteil der Frauen über den beruflichen Bereich zum Internet kamen wäre auch die Frage, von wo aus die Userinnen ins Netz gehen (vom Arbeitsplatz oder von zu Hause aus) ein weiterer interessanter Untersuchungsgegenstand.
Der Frauenanteil im Internet nimmt zu. Um eine frauenfreundlichere Internet- Atmosphäre zu schaffen, ist es wünschenswert und auch notwendig, daß sich mehr Frauen aktiv an der Gestaltung des Cyberspaces beteiligen.
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