Kommunikation und interaktion
Kommunikation
(vermittelt zwischen den verschiedenen Wirklichkeiten)
4.1 Kommunikation und Interaktion
Interaktion (=Wechselspiel) ist die wechselseitige Wirkung, welche einzelne Mitglieder eines Kollektivs im persönlichen Kontakt aufeinander ausüben. Zur Interaktion kommt es überall dort, wo ein Mensch mit einem anderen zu tun hat. Jede Interaktion hat individuelle Kontakte zur Voraussetzung. Indem man die Frequenz der Interaktion bestimmt, kann man sowohl Persönlichkeits- als und Verhaltensbeurteilungen vornehmen als auch Gruppenstrukturen untersuchen. Das Verhalten des einzelnen in der Gruppe wird von seiner persönlichen Eigenart und dem Verhalten seines Gegenübers im gegenseitigen Wechselspiel bestimmt.
Ein Mensch wird aber nicht nur durch individuelle und persönliche Kontakte in seinem Verhalten beeinflußt, sondern auch durch andere zwischenmenschliche Beziehungen, bei denen Interaktion mit anderen Menschen nicht unmittelbar gegeben ist. Kommunikation ist schlechthin jede Art von Beziehungen zwischen Menschen: sie umfaßt alles, was eine Beeinflussung durch andere Menschen darstellt - sei es eine gegenseitige Beeinflussung, sei es eine einseitige.
Kommunikation kann in zwei Richtungen gehen, dabei sind beide Menschen sowohl aktiv als auch passiv an ihr beteiligt. Dabei sind beide Personen sowohl "Sender" als auch "Empfänger. Wenn die Kommunikation nur in eine Richtung geht, dann ist einer immer der "Empfänger", der von einem "Sender" (z.B.
: Radio, Fernsehen, Zeitungen,...) Nachrichten erhält.
4.2 Ein Kommunikationsmodell
Bei der Kommunikation ist immer ein Sender und ein Empfänger vorhanden.
Der Sender soll vertrauens- und glaubwürdig sein und Autorität besitzen (Amts-, Fach- und persönliche Autorität). Der Empfänger soll die Bereitschaft haben, zuzuhören (Einstellung), und die Kompetenz haben, die Botschaft zu verstehen (Wissen und verstehen der Zeichen). Die Botschaft soll vom Empfänger dekodierbar sein und nicht dissonant sein (siehe 4.5).
4.3 Die vier Seiten einer Botschaft
Schulz von Thun faßte die Regeln der Kommunikation mit seinem vierseitigen Modell einer Äußerung anschaulich zusammen: Menschen sagen uns mit ihren Äußerungen und ihrem Verhalten "Mehreres und durchaus Verschiedenes gleichzeitig":
Sachinhalt: sachliche Mitteilungen, Informationen, Daten, Fakten, offizielle Botschaft, Inhaltsaspekt; "Worüber ich informiere"
Beziehung: das Zueinander-Stehen, nonverbale Mitteilungen, "zwischen den Zeilen", Du- und Wir-Botschaften; "Was ich von dir halte oder wie wir zueinander stehen"
Selbstoffenbarung: Befindlichkeit, Gestimmtheit, Informiertheit, Status, Ich-Botschaften; "Was ich von mir selbst kundgebe"
Appell: angestrebte Wirkung durch eine Äußerung, Einflußnahme; "Wozu ich dich veranlassen möchte"
Diese vier Aspekte sind in jeder Mitteilung offen oder verdeckt enthalten.
In unserer Kultur, zumal im Arbeitsleben, steht zumeist die Sachseite stark im Vordergrund, gleichwohl sind auch die anderen Seiten gleichwertig wirksam.
4.4 Inhalts- und Beziehungsebene der Kommunikation
Der Psychologe Watzlawick, der unter anderem das Axiom aufgestellt hat, daß man "nicht nicht kommunizieren kann", hat sich auch mit der Inhalts- und Beziehungseben der Kommunikation beschäftigt. Jede Mitteilung, jede Kommunikation, enthält außer einer sachlichen Information (Inhaltsaspekt) auch eine Bestimmung, wie die gegeben Nachricht im Rahmen der bestehenden gegenseitigen Beziehungen emotional aufzufassen ist (Beziehungsaspekt). Durch Tonfall, Ausdruck und Art der Mitteilung kann man z.B.
auch Gefühle der Freundlichkeit, des Neides, der Bewunderung und des Mißtrauens ausdrücken. Diese affektive Mitteilungen, die nonverbal Gefühle übermittelt, funktioniert mittels Blickkontakt, Gesichtsausruck, Stimmlage und Körpersprache.
4.5 Kommunikationssperren und Türöffner für die Kommunikation
Der Erfolg der Kommunikation hängt von mehreren Faktoren ab, von denen Fachkenntnis und Glauben und Vertrauenswürdigkeit die größte Rolle spielen. Ob eine Information eine Änderung der Einstellung und des Verhaltens bewirkt, hängt aber auch von Faktoren ab, die im Empfänger dieser Information gelegen sind. Die Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger versucht, die Bedingungen zu beschreiben, durch die ein Mensch bewogen wird, in einer bestimmten Richtung zu denken und zu handeln:
Jeder Mensch verfügt über eine Anzahl von Informationenen und Kenntnissen, Meinungen und Einstellungen de entweder konsonant oder dissonant sind.
Wenn einzelne Inhalte eine Disharmonie ergeben, besteht die Tendenz, durch Ausscheidung oder Änderung/Angleichung einer dieser dissonanten Inhalte wieder einen Zustand des inneren Gleichgewichts (Harmonie) herzustellen.
Beispiel: Ein starker Raucher (affektiv bestimmtes Verhalten) besitzt die Information, daß Rauchen gesundheitsschädlich ist (kognitives Element). Das ergibt einen dissonanten Zustand. Der Raucher könnte diese Dissonanz so ausgleichen: Er bagatellisiert die Gefährlichkeit des Rauchens, er stellt fest, daß Rauchen ein Attribut der Männlichkeit sei,...
Eine Harmonie könnte er aber auch durch das Aufgeben des Rauchens erzielen.
Man kann Kommunikation aber auch gewollt unterbinden (Kommunikationssperren). So kann man zum Beispiel den anderen durch Ablenkung oder sarkastische Bemerkungen so verunsichern, daß keine "echte" Kommunikation entsteht. Aber auch durch Beschimpfungen, Warnungen, Ausfragen, positiven Bewertungen ("Du wirst das schon schaffen") oder (falschen) Interpretationen ("Du willst Dich nur von der Arbeit drücken") kann man das erreichen.
Ein anderer Weg eine Kommunikation zu unterbinden ist das herausstreichen einer der Seiten der Botschaft (siehe 4.3).
So kann man die Aussage "Dein Zimmer ist ein Saustall." abwerten, indem man zum Beispiel antwortet: "Du bist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden."
4.6 Non-verbale Kommunikation
Auf non-verbaler Ebene kommunizieren wir mittels Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Stimmlage und Körpersprache. Non-verbale Botschaften haben keinen Sachinhalt, sehr wohl aber eine Beziehungsseite, eine Selbstoffenbarung und einen Appell.
Für grundlegende Emotionen wie Freude, Ärger, Überraschung etc.
haben alle Kulturen einen sehr ähnlichen Gesichtsausdruck, der auf der ganzen Welt ziemlich gleich interpretiert wird. Allzusehr sollte man sich jedoch nicht darauf verlassen, daß der Gesichtsausdruck immer dem tatsächlichen Gefühl entspricht, denn wir wissen, daß es ganz ausgezeichnete Schauspieler gibt.
Der Klang der Stimme straft mitunter noch so freundlichen sprachlichen Äußerungen Lügen. Wir spüren dann sehr deutlich, daß der andere nicht ganz ehrlich ist. der Klang seiner stimme mahnt zur Vorsicht, auch wenn wir das auf kognitiver Ebene nicht begründen können.
Ein wesentliches Phänomen nonverbaler Kommunikation ist die Körpersprache.
Haltung, Kopfhaltung, Schulterpartie, Fuß- und Handbewegungen Gangart, Sitzweise etc. vermögen dem aufmerksamen Beobachter Aufschluß über die Befindlichkeit seines Gegenübers zu geben.
4.7 Feedback-Regeln
Keine Pauschalurteile.
Kein Feedback in Bereiten, die für Empfänger nicht zu ändern sind.
Helfen, nicht verletzen.
Unmittelbar -> nicht warten, bis zu spät.
Nicht aufzwingen -> wer nichts hören will, wird es auch nicht hören,
Moralische Wertungen vermeiden (heißt aber nicht, daß man immer zustimmen muß).
Verteidigung vermeiden.
Möglichkeit des Irrtums einräumen.
Sagen, welche Infos ich haben möchte.
Mehrfach Feedback geben.
Leonhard Rathner (webmaster@referate.heim.at)
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