Konflikte
KONFLIKTE
Kontakt, Austausch und Beziehung sind lebenswichtig für Entwicklung und Wohlbefinden eines Menschen. Doch nicht jeder nimmt gern und freiwillig Kontakt zu anderen auf, denn jeder hat schon mindestens einmal schmerzlich erfahren, daß Kontakt auch Konflikt bedeuten kann. In allen Altersgruppen geraten Menschen in phasentypische Konflikte.
Konfliktlos macht gleichzeitig trieblos, gefühllos, bewegungslos, freudlos, stumpf- kurz: unmenschlich.
Konflikte sind als Antrieb zum Wachsen und Reifen unumgänglich. Damit sich die Persönlichkeit von Menschen entwickeln und entfalten kann, ist es notwendig, daß sie sich diesen speziellen Konflikten stellen und kreative Lösungsmöglichkeiten finden.
Jeder Konflikt beinhaltet in sich verschiedene und unterschiedliche Alternativen von Bedürfnissen, Wünschen, Trieben, Forderungen, Zielen, Aufträgen, Impulsen und Interessen, wobei die Wahl- und Entscheidungsinitiative intra- und interpersonell ablaufen können.
Einteilung von Konflikten:
Ein einfacher intrapersoneller ( = innerer, seelischer ) Konflikt besteht aus zwei Wünschen, die man befriedigt haben will. Bsp. Die Teilnahme an zwei Ereignissen, die gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten stattfinden.
Ein alltäglicher interpersoneller Konflikt betrifft mindestens zwei Personen, die unterschiedliche Zielsetzungen haben. ( einer ins Kino, der andere ins Theater )
Man kann sie nach Streitgegenstand, Erscheinungsformen und Konfliktparteien einteilen.
Arten von Konflikten:
Nach Kurt Lewin ist es üblich, drei Arten von Konflikten zu unterscheiden:
Appetenzkonflikt ( Annäherungskonflikt ):
Eine Person steht zwischen zwei positiven Alternativen, die gleich wertvoll erscheinen, aber nicht gleichzeitig zu realisieren sind und deshalb eine Entscheidung getroffen werden muß. ( Wahl zwischen Filmen )
Aversionskonflikt ( Vermeidungskonflikt ):
Es besteht die Schwierigkeit zwischen negativen Alternativen zu entscheiden.
( Wahl zwischen Lernen und Versagen bei einer Prüfung )
Appetenz- Aversions- Konflikt:
Eine Person steht vor einer Entscheidung, die sowohl positive wie auch negative Aspekte beinhaltet. Es kommt daher zu Annäherungs- und Vermeidungstendenzen.
( Beruf mit hohem Einkommen aber auch viel Arbeit )
Konfliktverlauf:
Es gibt in der Konfliktaustragung im Prinzip drei typische Möglichkeiten zu reagieren, nämlich durch Kampf, Flucht, Bewältigung oder Los- Lösung.
Beim Kampfmodell ist Auseinandersetzung unvermeidbar und eine Machtverteilung wird sichtbar.
Doch oft wird nur um des Kampfes Willen gestritten.
Beim Fluchtmodell geht man der Auseinandersetzung aus dem Weg und der Konflikt wird verleugnet und ignoriert. Man zieht sich zurück und oft gelingt durch Abstand eine Einsicht in die Konfliktsituation.
Beim Bewältigungs- oder Los- Lösungsmodell ist Auseinandersetzung unvermeidbar.
Die Bewältigung findet statt, indem man sich vom Konflikt löst und verhandelt.
Aufgrund der Erfahrungen und Beobachtungen im Laufe des Lebens wird eines dieser Modelle bevorzugt angewendet.
Im Bereich der Schule ist es sinnvoll Konflikte nach ihren Erscheinungsformen zu unterteilen, denn Sticheleien können in Beleidigungen, Bedrohungen in Erpressungen und Schlägereien münden.
Konflikte von Schülerinnen und Schülern sind an allen gesellschaftlichen, kulturellen und natürlichen Orten anzutreffen.
in der Schule ( Schulhof, Flure, Toiletten, Turnhalle, ... )
auf Schulwegen und öffentlichen Verkehrswegen
auf Sportplätzen
auf Spielplätzen
zu Hause
in kulturellen Räumen
in der natürlichen Umwelt
Schülerinnen und Schüler erleben und erfahren an all diesen Orten Phänomene der Gewalt.
Viele Erzählungen und Berichte zeigen, daß diese Orte oft mit großer Angst besetzt sind.
Die Erscheinungsformen von Konflikten in der Schule können sich äußern in Form von:
„ verbaler Streit “ ( sich gegenseitig nerven, beleidigen, andere schimpfen, bedrohen, ...)
„ handgreiflicher “ Konflikt ( wegnehmen, stehlen, anrempeln, stoßen, abzocken, ..
. )
„ gewalttätiger “ Konflikt ( Schlägerei, unter Einsatz von Waffen, Bandenkriege, ...)
Alle Konflikte oder auch Formen von Gewalt können eskalieren.
Neun Stufen der Konflikteskalation:
Verhärtung:
Die Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander.
Polarisation und Debatte:
Die Parteien scheuen harte, verbale Konfrontationen nicht. Sie reden über Dritte miteinander um ihre Standpunkte durchzusetzen. Sie versuchen im Stil der Debatte mit dem Einsatz rhetorischer Mittel Überlegenheit zu erreichen und die Gegenseite damit unter intellektuellen Druck zu setzen.
Taten statt Worte:
Bestimmte Jargon- Ausdrücke und Fachvokabel dienen dazu, sich von der anderen Partei deutlich zu unterscheiden. Irrtümer und Fehlschlüsse der Gegenpartei werden lächerlich gemacht. Gebärden und Körperhaltung- also ein nonverbaler Verhaltensstil- bekommt nun einen Symbolwert.
Aber mittels nonverbaler „ Sprache “ ist es beinahe unmöglich, bewußt auszudrücken, daß man eine bestimmte spezifische Handlung nicht auszuführen gedenke.
So entsteht die Gefahr von Fehlinterpretationen.
Sorge um Image:
Dabei geht es den Parteien um Gewinn oder Verlust, um Sieg oder Niederlage.
Jede Partei strebt danach, sich vom Gegner nicht unterkriegen zu lassen. Dabei überhöht jede Partei ihr eigenes Selbstbild indem sie sich selbst als klüger, anständiger, gewandter, erfahrener und realistischer darstellt als die Gegenseite.
Die Konfliktparteien sprechen Nichtbeteiligte an, um sich von diesen ihr Selbstbild bestätigen zu lassen.
Auseinandersetzungen werden absichtlich in die Öffentlichkeit getragen, um so Sympathisanten zu erwerben. Die Sachprobleme treten in den Hintergrund.
Gesichtsverlust:
Die Einschaltung der Öffentlichkeit kann dazu gebraucht werden, in der sozialen Umgebung der Gegenpartei, deren Verwerflichkeit darzulegen und den Gegner öffentlich zu diskriminieren. Die Konfliktparteien demütigen sich wechselseitig, sie konfrontieren einander nicht mehr nur mit reiner personaler Gewalt, sondern mit struktureller Gewalt und Aggression.
Sie stoßen sich gegenseitig aus und begeben sich in eine Isolation.
Drohstrategien:
Gewaltdenken, Drohstrategien und Gewalthandeln nehmen zu.
Es geht ihnen nur noch um Macht und nicht um eine eventuelle Zwischenlösung. Die Droher sind gezwungen ihre Entschlossenheit unter Beweis zu stellen.
Begrenzte Vernichtungsschläge:
Der Einsatz von Drohstrategien erschüttert das Sicherheitsgefühl der Parteien.
Sie neigen dazu einander alles zuzutrauen. Darum muß jetzt der Gegner durch gezielte Schläge in seiner Existenz erschüttert werden. Jede Konfliktpartei kümmert sich nur noch darum, wie sie ihre Botschaft so eindringlich wie möglich äußern kann.
Zersplitterung:
Die Vernichtungsaktionen werden heftiger. Es gilt jetzt die Macht- und Existenzgrundlage des Gegners zu vernichten.
Gemeinsam in den Abrund:
Für die Konfliktpartei ist es schwierig den Konflikt wirksam zu begrenzen. Bedenkenlos wird alle verfügbare Gewalt eingesetzt. Die Parteien schalten auf Kollisionskurs.
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