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  Bevölkerungswissenschaftliches seminar

 Partnerwahl und Ehe Paarungssiebung    1.Allgemeines   Auch wenn in unserer Gesellschaft die freie Partnerwahl selbstverständlich ist und sowohl durch die Menschenrechte als auch durch das Grundgesetz Artikel 2 Absatz 1 die freie Entfaltung der Persönlichkeit, zu der unzweifelhaft auch die Partnerwahl gehört, geschützt ist, so bedeutet das natürlich nicht, daß man aus der Milliardenbevölkerung der Erde völlig beliebig einen Partner auswählen könnte. Tatsächlich steht den meisten Menschen nur eine sehr begrenzte Menge von Personen zur Verfügung, aus der sie ihren potentiellen Partner auswählen können. Diese Gruppe der potentiellen Kandidaten stellt keine Zufallsauswahl aus der gesamten Bevölkerung dar. Um eine andere Person als Partner in Betracht zu ziehen, muß es ein Minimum an Kontakt geben. Allein aus diesen Gründen gibt es eine Vorauswahl der potentiellen Partner einer Bevölkerung.

Diese Vorauswahl erfolgt meist nach soziodemographischen Merkmalen. Mit den Menschen die in der gleichen Gegend wohnen, die gleiche Ausbildung absolvieren, den gleichen oder ähnlichen Beruf haben und die die gleichen Hobbys haben, hat man mehr Kontakt, als mit dem Rest der Bevölkerung. Auch der Volksmund versucht bei der Partnerwahl weiterzuhelfen und hat das Problem der Partnerwahl mit auf den ersten Blick doch widersprüchliche Erfahrungen in Worte gefaßt: - Gleich und gleich gesellt sich gern – und - Gegensätze ziehen sich an - Auch in der Wissenschaft ist die Partnerwahl ein oft untersuchter Gegenstand. Uns interessiert nun, ob es Regelhaftigkeiten in der Partnerwahl gibt und, wenn es sie gibt, ob es aufgrund Regelhaftigkeiten in der Partnerwahl zu Sortierung nach bestimmten sozialen, physischen oder psychischen Merkmalen in einer Bevölkerung kommt. Solche Sortierungsvorgänge in einer Bevölkerung werden Siebungen genannt. Kommt es zu solchen Siebungsprozessen aufgrund Regelhaftigkeiten in der sexuellen Partnerwahl, so nennt man diese Paarungssiebung (assortative mating ≠ random mating).

  1. Paarungssiebung   Weichen Mann und Frau die sich in einer sexuellen Partnerschaft, meist in Deutschland ist dies noch die Ehe und dort läßt es sich auch am leichtesten untersuchen, in gleicher Richtung vom Bevölkerungsdurchschnitt ab, so liegt positiver Partnersiebung oder Homogamie vor; unterscheiden sie sich in der entgegengesetzten Richtung vom Bevölkerungsdurchschnitt, so spricht man von negativer Paarungssiebung oder Heterogamie. Die Homogamie entspricht also der Gleichheitswahl, die Heterogamie dem Tauschprinzip. (Volksmund) Statistisch läßt sich das Ausmaß der Paarungssiebung für alle quantifizierbaren Merkmale als Partnerkorrelation ermitteln. Für alle übrigen Merkmale können Häufigkeitstabellen angelegt werden, die das Häufigkeitsverhältnis der tatsächlichen zu der bei Zufall zu erwartenden Partnerschaft angeben. Chi-Quadrat-Test Im folgenden sollen nun drei Arten der Paarungssiebung näher betrachtet werden:   a) somatische Paarungssiebung   d.

h. die Siebung aufgrund von körperlichen Merkmalen. Da in allen menschlichen Bevölkerungen die Heterosexualität überwiegt, liegt also Heterogamie bezüglich der Geschlechtszugehörigkeit vor. Auch beziehen sich alle folgenden Ausführungen zur Paarungssiebung auf heterosexuelle Partnerschaft. Homogamie wurde vor allem für die Größenvariation gefunden. Insbesondere für die Körpergröße und für damit zusammenhängenden Maße, wie Beinlänge, Armlänge Gewicht.

Allerdings muß man beachten, daß die Partnerkorrelation in der Körpergröße nicht linear ist, sondern eher eine Art Schrankenregel besteht. In fast allen Partnerschaften ist der Mann größer als die Frau. Große Männer finden sich mit dem ganzen Größenspektrum der Frauen zusammen, während kleiner Männer nur mit jeweils kleineren Frauen. Die Größe des Mannes ist also eine Schranke für die Größe der Frau. Wenn man nun eine erste Erklärung für dieses Phänomen sucht, so kann man natürlich sagen, daß sich ein Mann immer nur eine Partnerin sucht, auf die er herabblicken kann und so ein Überlegenheitsstreben des Mannes zu Ausdruck kommt. Diese Annahme ist jedoch nicht zwingend, sondern es könnte sich auch die Einstellung der Frau niederschlagen.

Dazu habe ich selber im Laufe des Entstehen dieses Referats ein paar Frauen befragt, und sie bestätigten mir, daß ein Mann für sie auf keinen Fall kleiner als sie selbst sein sollte, eher größer. In der Literatur findet man den Erklärungsansatz, daß die Einstellung der Frau z.B. in dem Wunsch nach mit dem Aufblicken verbundenen Gefühlen oder das vermeiden einer in der sozialen Meinung negativ bewerteten Situation besteht. Mir fällt es nun schwer, hier eine endgültige Beurteilung zu treffen, aber ich bin der Meinung, daß die Begründung für den Größenunterschied auf keinen Fall nur beim Mann gesucht werden kann, auch wenn der ein oder andere feministische Ansatz in diese Richtung geht. Dazu ist diese Homogamie zu weit verbreitet.


Bei der Paarungssiebung nach Gewicht gibt es schwankende Untersuchungsbefunde. In einigen Untersuchungen ergab sich eine stärkere Homogamie aufgrund der Partnerwahl nach Gewicht als für die Körperhöhe. Hier treffen wir nun auf ein Problem, was auch der Volksmund erkannt hat. Das sich Ehepartner im laufe der Jahre vermeintlich oder tatsächlich immer Ähnlicher werden. Gerade das Gewicht, welches von den Köpermaßen am leichtesten beeinflußbar ist, ist für das Problem der Anähnlichung bei der Untersuchung von Paarungssiebung ein gutes Beispiel. So hat eine Untersuchung in England 1982 unter anderem festgestellt, daß in den Fällen, in denen ein Partner dick ist, der andere in Gefahr läuft, ihm gleich zu tun.

Umgekehrt würde das bedeuten, daß auch die Schlanken häufiger zusammenleben.   Ob sich nun Partner aussuchen, die beide einen Ansatz zur Fettleibigkeit haben, oder ob die Gewichtsentwicklung vom Partner beeinflußt wird, läßt sich nicht so leicht klären. Im ersten Fall würde eine echte Paarungssiebung vorliegen, im zweiten nur eine Anähnlichung oder Modifikation.   Nun hat eine Untersuchung aus dem Jahr 1984 u.a. dies untersucht und um diesen Einfluß auszugleichen, die Gewichtskorrelation für erst kurz zusammenlebende Paare mit denen für lange zusammenlebende Paare verglichen.

In dieser Stichprobe hat sich die oben genannte Hypothese nicht bestätigt. In beiden Gruppen lag eine hohe Korrelation für das Körpergewicht vor. Dies würde bedeuten, daß schon bei jungen Paaren eine Bevorzugung der Gleichgewichtigkeit besteht, die auch bei älteren Paaren, wenn auch in etwas abgeschwächter Form weiterhin vorliegt. Ob dies nun auch für die Gesamtheit der Bevölkerung stimmt, oder nur eine Besonderheit dieser Untersuchten Stichprobe ist, ist unklar und muß noch weiterhin untersucht werden.   Was nun andere Körperliche Merkmale betrifft, ergeben sich unterschiedliche Ergebnisse:   Mäßige Homogamie besteht in Hinsicht auf die Merkmale der Brauen (Höhe, Dichte, Form) und Wimpern (Länge, Biegung, Dichte, Farbe), sowie besteht eine deutliche Homogamie am Mund ( Dicke der Schleimhautlippen, Ausprägung des Philtrums und Form des Philtrumeinschnitts in die Schleimhautlippe). Dies ist besonders interessant, da der erste sexuelle Kontakt in der Regel mit dem Mund erfolgt.

Man küßt sich!   Leichte Heterogamie besteht in Hinsicht auf die leptomorph-pyknomorphe Variationsreihe und die damit zusammenhängenden Gesichtsmerkmale wie Gesichtsrelief und Profil, Nasenprominenz. Auch die Merkmale der Haut (Oberflächenrelief, Talgigkeit) und die des Kopfhaares (Dichte, Haardicke) tendieren zur Heterogamie.     Panmixie, also das Zustandekommen rein zufallsbedingter Paarungen besteht in Hinsicht auf die Form und Farbe des Kopfhaares und für die Augenfarbe. Dies bedeutet allerdings nicht, daß diese Merkmale für die Partnerwahl bedeutungslos sind, sondern nur, daß unsere individuellen Vorlieben nicht mit unsere eigenen Merkmalsausprägung korrelieren.   b) psychische Paarungssiebung   Von den psychischen Merkmalen wurde vor allem die Intelligenz auf Paarungssiebung untersucht. Dabei wurde eine starke Homogamie festgestellt.

Auch bei der Untersuchung von Begabungsbereichen wurde, wenn auch eine schwächere, Homogamie angetroffen. Auch in der aus der Begabung erwachsenen Interessensausrichtung besteht Homogamie und zwar durchaus auch schon vor der Heirat, also nicht durch Angleichung im Laufe langjährigem Zusammenlebens.   Dies deckt sich nun auch mit den landläufigen Erfahrungen und läßt sich vielleicht wie folgt erklären. Allein für eine ausgeglichen Kommunikation zwischen den Partner ist eine einigermaßen übereinstimmende allgemeine Intelligenz erforderlich und auch gleiche Begabung und Interessensausrichtung fördern dies. Außerdem ist zu beachten, daß wie schon einleitend erwähnt, der für eine Partnerbildung notwendige Kontakt durch gemeinsame Interessen erleichtert wird. Auch für die Libido hat man eine vergleichsweise starke Homogamie festgestellt.

  Bei allen weiteren Persönlichkeitsmerkmalen ist das Bild uneinheitlich. Teilweise wurde eine schwache Homogamie festgestellt oder es läßt sich keine Paarungssiebung erkennen. Teilweise wurde jedoch auch eine leichte Heterogamie festgestellt. Hierbei dürfte es sich dann um eine Ergänzung der Persönlichkeiten handeln. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß bei einigen Untersuchungen für mißglückte Ehen bei psychischen Merkmalen weder Homogamie noch Heterogamie festgestellt wurde. Hier kam es zu einer Häufung von Halbkontrastehen.

D.h. bei einem Partner ist ein Merkmal besonders stark ausgeprägt, während es beim andern nur durchschnittlich ausgeprägt ist. Erklären kann man dies vielleicht damit, daß diese Partner weder der einen Regel, daß Gegensätze sich anziehen, noch der anderen , gleich und gleich gesellt sich gern, gehorchen. Das Phänomen der gescheiterten Halbkontrastehen trat auch bei einigen somatischen Merkmalen auf (leptomorph-pyknomorphe Variationsreihe).   c) Paarungssiebung nach Alter und Rasse   Bei der Paarungssiebung nach Rasse spielen wohl vor allem soziale, aber auch psychische und evtl.

auch körperliche Faktoren eine Rolle. Innerhalb gemischter Populationen kommt es zu einer starken Homogamie der großen Rassenkreise. Als Gründe hierfür sind wohl vor allem soziale Schranken und unterschiedliche Mentalitäten zu nennen.  Die vermutlich engste Homogamie besteht nach dem Lebensalter. In Deutschland ist in den meisten Ehen der Mann älter als die Frau. Erst ab einem höheren Alter (30-35 Jahre) verändert sich dies zugunsten der Frau.

Der Grund hierfür dürfte jedoch in den Bedingungen des Heiratsmarktes (è anderes Referat?) liegen. USA Differenz 2,7 Jahre   d) sozial Paarungssiebung   Bezüglich sozialer Merkmale besteht durchweg Homogamie. Dies ist in vielen Untersuchungen vor allem für den sozialen Stand bzw. für den sozioökonomischen Status gut belegt und hält auch in unvermindert an. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Mann und Frau. Frauen heiraten im Vergleich zu ihrer Herkunft und Beruf häufiger in eine höhere soziale Schicht, als in eine niedrigere.

Dies führt wohl zu der Schlußfolgerung, daß der sozial Stand einer Familie vor allem durch den Mann getragen wird und so der “weibliche Zug nach oben”, wie er in vielfältigen Untersuchungen belegt wurde, zu einer Statusverbesserung der Frau und ihrer Kinder führt, während bei einer Partnerschaft mit einem Mann aus einer niedrigeren Schicht die eigene soziale Stellung abgeschwächt wird oder ganz verloren geht. Für eine Frau ist es demnach zum Erhalt der eigenen sozialen Stellung wichtig, einen gleichwertigen Partner zu finden, während Männer auch Frauen aus niedrigeren sozialen Schichten heiraten können, ohne ihren Status zu verändern. Dies führt natürlich dazu, daß in den höheren sozialen Schichten ein Überschuß an ledigen Frauen besteht. Dies ist sehr gut belegt an dem Beispiel der Schulabschlüsse der Partner von Akademikern. Eine besonders starke Homogamie besteht auch nach dem Bildungsniveau, was ohnehin mit dem sozialen Stand eng verbunden ist. Besonders stark war früher in Mitteleuropa auch die Homogamie nach dem Religionsbekenntnis.

Diese konfessionelle Homogamie lockert sich jedoch zunehmend. Was wohl weniger mit der Bedeutungsabnahme der Weltanschauung für die Partnerwahl, als mit der Zunahme konfessioneller Mischehen, die in Wirklichkeit kofessionsneutrale Ehen sind. Jeder Partner hat also noch seine statistisch erfaßte Konfession, im normalen Leben ist sie aber bedeutungslos und hat somit auch keinen Einfluß auf die Partnerwahl.   In anderen Bereichen in denen ebenfalls starke Homogamie vorliegt, wie z.B. soziale Meinung, Lebensgewohnheit, ist nicht eindeutig zu sagen, daß diese Übereinstimmung infolge einer positiven Paarungssiebung erfolgt.

Sie erfolgt wohl eher durch gegenseitige Anpassung der Partner.   Bei allen Merkmalen, bei denen eine mehr oder weniger starke Homogamie vorliegt, stellt sich jedoch immer die Frage, ob dieses Merkmal ein primär Siebendes ist, oder ob es durch Zufälle mitgesiebt wurde. Diese Frage stellt sich vor allem bei den somatische Merkmalen, da man hier auch vermuten kann, daß es durch die Paarungssiebung nach der sozialen Ordnung zu Merkmalsanreicherungen in den einzelnen sozialen Ständen kam und dadurch die Homogamie nach somatischen Merkmalen mitverursacht wurde. Wie einige Untersuchungen zu Sozialtypen zeigen, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, daß bestimmte somatische Merkmale für die soziale Stellung förderlich sind. Inwieweit sich dieses nun mit dem doch offeneren Heiratsmarkt aufzulösen beginnt, ist unklar.   Nun kann man die schon am Anfang vorgestellten widersprüchlichen Erfahrungen des Volksmunds: - Gegensätze ziehen sich an - ; - Gleich und gleich gesellt sich gern – versuchen zu vereinen.

Aus der Gesamtheit der potentiellen Partner bestimmt der Partnersuchende nach dem Prinzip der sozialen und altersmäßigen Homogamie die für ihn akzeptable Gruppe potentielle Partner. Und aus dieser Gruppe sucht er sich nach dem Prinzip der psychischen Heterogamie den passenden Partner. Allerdings sollten sich diese Gegensätze ergänzen und nicht unvereinbar sein. Dieser doch nun sehr theoretische Ansatz wird in der Praxis wohl von den meisten Partnersuchenden emotional gelöst und nach dem Prinzip “trial and error” solange wiederholt, bis der passende Partner gefunden ist. Und das eine Dauerpartnerschaft in unserer Gesellschaft das angestrebte Ziel in fast jeder persönlichen Lebensplanung ist, ist wohl unzweifelhaft.     Literatur: Amelang, M.

u.a. (Hrsg,) (1991): Partnerwahl und Partnerschaft;Formen und Grundlagen partnerschaftlicher Beziehungen. – Göttingen; S.31-60   Jürgens, H.-W.

(1973): Partnerwahl und Ehe. Hamburg   Jürgens, H.-W.; Vogel, C. (1965): Beiträge zur menschlichen Typenkunde. Stutgart   Knussmann, R.

(1996): Vergleichende Biologie des Menschen.- 2.Auflage – Stuttgart   Knussmann, R. (1960): Konstitution und Partnerwahl. - Homo 11, S.123-152   Kunssmann, R.

(1961): Zur Paarungssiebung nach Integument und nach maorphognostischen Merkmalen des Kopfes. – Homo 12, S. 193-251   Stegmann, C.; Knussmann, R. (1984): Empirische Untersuchung zur Paarungssiebung geschlechts- spezifischer Körpermerkmale. – Homo 35, S.

273-285   Schwidetzky, I.(1971): Hauptprobleme der Anthropologie.Bevölkerungsbiologie und Evolution des Menschen. – Rombach, Freiburg  

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