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  Maria montessori: kinder sind anders

Maria Montessori: Kinder sind anders  1936 erschienen (ital.) geht zuerst auf damalige Situation des Kindes ein, dazu vorlesen - “Was sind Kinder?” S. 7f   F1 Glaubt ihr, daß es heute noch immer so ist?   in einem Buch über Montessoripädagogik in der Regelschule aus den 90er J.: “Noch nie beschäftigte man sich so intensiv wie heute mit der Kinderwelt. Die Angebote reichen von Fernsehsendungen, Zeitschriften, Büchern, Kleidung, Spielgeräten, Schallplatten, Lerncomputern bis hin zu Erlebnisparks und eigenen Speisekarten in Restaurants - alles speziell für Kinder entwickelt. Viele unserer Kinder sind Wunschkinder, die ohne Geschwister, umsorgt und überbehütet in der Kleinfamilie aufwachsen.

Materieller Reichtum der Eltern erlaubt es, dem Kind jeden Wunsch von den Augen abzulesen und sofort zu erfüllen. Es erhält Tennisstunden, nimmt an Reitkursen und Ballettunterricht teil. In Kreativ- und Musikkursen wird es zusätzlich gefördert. Räumliche Distanzen schrumpfen angesichts des modernen Verkehrswesens. Urlaubsreisen in andere Länder empfinden Kinder heute oft als selbstverständlich. Dazu liefert das Fernsehen Informationen aus aller Welt und Abwechslung zu jeder Tages und Nachtzeit.

” dadurch ergeben sich aber auch Nachteile und Gefahren, die nicht weniger problematisch sind   zurück ins Jahr 1936 bzw. noch früher Montessori hat Kritik geübt an der Lebens- und Schulsituation der damaligen Zeit. In dem Buch, das ich vorstelle, geht es zunächst um die Entwicklung des Kindes, denn nur wenn man weiß, wie sich ein Kind entwickelt, d.h. seelisch entwickelt, kann man eine darauf ideale Erziehung aufbauen. Sie geht davon aus, daß ein innerer Bauplan für die seelische Entwicklung des neugeborenen Kindes existiert, wie es auch einen für die körperliche Entwicklung gibt.

Die Keimzelle, aus der sich jeder Mensch entwickelt, teilt sich nach einem vorherbestimmten Plan - so, daß aus ihr ein Mensch entsteht - und nicht eine Maus oder ein Vogel. Montessori glaubt, daß es bei der seelischen Entwicklung ähnlich ist, daß also jedes Neugeborene einen natürlichen Bauplan besitzt, nach dem sich die menschliche Psyche (Seele) aufbaut. Trotzdem ist es so, daß das Kind in der ersten Zeit nach seiner Geburt ein passives Verhalten an den Tag legt. Früher hat man deshalb angenommen, nicht nur die Muskeln des Kindes, sondern das Kind selbst sei passiv, leer jedes psychischen Inhalts. Der Erwachsene hat sich deshalb für den schöpferischen Former des Kindes gehalten, für den Baumeister seiner Psyche. Laut Montessori trägt in Wirklichkeit das Kind den Schlüssel zu seinem individuellen Dasein in sich, eben den inneren Bauplan der Seele.

Im Gegensatz zum Tier wird der Mensch aber nicht von festen, vorherbestimmten Leittrieben beherrscht. Das deutet auf das Vorhandensein einer gewissen Handlungsfreiheit, die erst langsam heranreifen kann. Es gibt natürlich auch im Menschen Instinkte, die als grundlegende Kennzeichen der Gattung gelten können, so z.B. der aufrechte Gang oder die Sprache; es stellen sich aber auch unerwartete persönliche Eigenheiten ein. Der innere Bauplan ist sehr empfindlich gegenüber Einflüssen aus der Umwelt, ein unsachgemäßes Einwirken des Erwachsenen auf das Kind kann den Bauplan zerstören oder in Unordnung bringen.

Damit sich die kindliche Psyche gesund entwickeln kann, bedarf es einer Umgebung, die den seelischen Bedürfnissen des Kindes gerecht wird. Die Aufgabe des Erwachsenen ist es, eine solche Umwelt zu schaffen. F2 Glaubt ihr, daß es den Erwachsenen heute gelingt, eine solche Umwelt zu schaffen, die den seelischen Bedürfnissen der Kinder gerecht wird?   beginnt schon bei der Geburt (Krankenhaus - S. 29ff) Verständnislosigkeit für die Bedürfnisse der kindlichen Seele (S. 32f) auch unbewußte Irrtümer [z.B.

: Schlaf] (Schwierigkeit, sie zu erkennen; z.B. Abwehrhaltung gegenüber Kind, S. 31f)   Montessori sagt, daß der Erwachsene das Kind bisher nicht verstanden hat und deshalb mit ihm in ständigem Kampf liegt. Er ist in seinem Verhältnis zum Kind egozentrisch und macht sich selbst zum Maßstab von Gut und Böse. Er ist unfehlbar, nach seinem Vorbild hat das Kind zu richten, und alles im Kind, was vom Charakter des Erwachsenen abweicht, gilt als ein Fehler, den der Erwachsene zu korrigieren sucht.

Mit einem solchen Verhalten glaubt der Erwachsene um das Wohl des Kindes eifrig, voll Liebe und Opferbereitschaft besorgt zu sein. In Wirklichkeit aber löscht er damit die Persönlichkeit des Kindes aus. (S. 23f)   Menschliches Verhalten wird, wie gesagt, nicht durch Instinkte geprägt, wie bei anderen Tieren. Deshalb muß der Mensch selbst die einfachsten Verhaltensweisen erlernen, er muß sein gesamtes Wissen erst aufbauen. Für diese Aufgabe hat die Natur das Neugeborene nach Ansicht Montessoris mit einem besonderen Hilfsmittel ausgestattet: dem absorbierenden Geist.


Das heißt nichts anderes, als daß das Kind Umwelteindrücke aufnimmt und sie im Unbewußten speichert. Auf diese Weise baut es kulturelle Verhaltensweisen auf (auch z.B. Sprache) Die Tätigkeit des absorbierenden Geistes wird ihrerseits von bestimmten inneren Empfänglichkeiten des Kindes gelenkt, den sogenannten sensiblen Perioden.   Def.: Unter sensiblen Perioden versteht man bestimmte Zeitabschnitte in der menschlichen Entwicklung, in denen der Mensch für bestimmte Reize aus der Umwelt in einem besonderen Maße empfänglich ist.

Sie dienen dazu, den Erwerb bestimmter Fähigkeiten zu ermöglichen.   Nach Maria Montessori durchlebt das Kind in seinen ersten drei Lebensjahren drei sensible Perioden: eine für die Bewegung, eine zweite für die Ordnung und schließlich eine für die Sprache. In dieser Zeit nimmt das Kind mit seinem absorbierenden Geist unbewußt die Eindrücke seiner Umwelt auf. Dabei rufen diese besonderen inneren Empfänglichkeiten beim Kind ein gesteigertes Interesse an ganz bestimmten Reizen aus der Umgebung hervor. So bewirkt beispielsweise die sensible Periode für die Sprachentwicklung, daß sich der absorbierende Geist des Kindes besonders auf sprachliche Laute richtet. Andere Geräusche werden dagegen vernachlässigt.

  Montessori schreibt zu den sensiblen Perioden: “Die innere Empfänglichkeit bestimmt, was aus der Vielfalt der Umwelt jeweils aufgenommen werden soll, und welche Situationen für das augenblickliche Entwicklungsstadium die vorteilhaftesten sind. Sie ist es, die bewirkt, daß das Kind auf gewisse Dinge achtet und auf andere nicht. Sobald eine solche Empfänglichkeit in der Seele des Kindes aufleuchtet, ist es, als ob ein Lichtstrahl von ihr ausginge, der nur bestimmte Gegenstände erhellt, andere hingegen im Dunkel läßt. Die ganze Wahrnehmungswelt des Kindes beschränkt sich dann mit einem Male auf diesen einen hell erleuchteten Bezirk.”   Ist eine solche sensible Periode vorüber, so können neue Lernprozesse auf diesem Gebiet nur mit viel Mühe und Aufwand vollzogen werden. Deshalb erlernt ein Erwachsener eine Fremdsprache viel schwerer als ein kleines Kind.

Hieraus ergibt sich, daß diese Zeitspannen nicht ungenutzt verstreichen dürfen. Damit das Kind aber während der sensiblen Perioden bestimmte Fähigkeiten erwerben kann, benötigt es eine entsprechende Umwelt.   Ich möchte als Beispiel die sensible Periode für die Ordnung herausgreifen. (S. 59ff) Die Empfänglichkeitsperiode für äußere Ordnung beginnt bereits in den ersten Monaten und dauert noch während dem zweiten Lebensjahr an. Die Kinder entwickeln eine Liebe für Ordnung; Unordnung verursacht ihnen Pein, die sich in Weinen äußert.

Dagegen empfinden sie Freude, wenn ein Gegenstand immer am selben Platz wiedergefunden wird (z.B. Spaziergang - Mamorplatte; Versteckspiele 2- bis 3-jähriger (S. 64f); etc.)   Montessori schildert einige eigene Erlebnisse damit, z.B.

folgenden Fall - S. 61f (Neapel)   F3 Warum glaubt ihr, ist für das Kind in dieser Zeit Ordnung so wichtig?   Ordnung bedeutet für das Kind, die Lage der Gegenstände im Raum kennen, sich an die Stelle erinnern, wo jedes Ding sich befindet. Das wieder bedeutet, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden und sie in allen Einzelheiten zu besitzen. Besitz der Seele ist nur diejenige Umwelt, die man kennt, in der man sich mit geschlossenen Augen bewegen und jeden gesuchten Gegenstand wiederfinden kann. Nur wenn es seine Umwelt auf diese Weise besitzt, ist das Kind ruhig und glücklich. (S.

63f) [Versteckspiele 2- bis 3-jähriger, S. 64f]   Es gibt auch eine sensible Periode, die dem Kind ermöglicht, sich Bilder aus der Umwelt anzueignen. Es ist eine sehr lange, fast bis zum fünften Lebensjahr reichende sensible Periode. Das Kind ist ein aktiver Beobachter und nimmt mittels seiner Sinne Eindrücke von außen in sich auf. Die Wahrnehmung von Kindern unterscheidet sich aber von der der Erwachsenen. Während des ersten Lebensjahres nehmen Kinder die Sinneseindrücke aus ihrer Umwelt bereits mit solcher Deutlichkeit in sich auf, daß sie diese auch in flächenhaften wie perspektivischen bildlichen Darstellungen ohne weiteres wiedererkennen.

Es läßt sich sogar behaupten, diese Eindrücke seien mit dem Ende des ersten Jahres bereits überwunden, d.h. sie interessieren das Kind nicht mehr sehr lebhaft. Vom Beginn des zweiten Lebensjahres an wird das Kind nicht mehr von den augenfälligen, lebhaft gefärbten Dingen in der für sensible Perioden charakteristischen Weise angezogen, sondern eher von solchen Kleinigkeiten, die Erwachsenen meist entgehen. z.B.

beobachten sie fasziniert winzig kleine, Insekten (Bsp. S. 74f), oder entdecken winzige Einzelheiten auf Bildern, z.B. punktgroße Autos im Hintergrund (Bsp. S.

75f).   Die Erwachsenen haben lange Zeit geglaubt, Kinder reagierten nur auf auffallende, lebhaft gefärbte Gegenstände, auf laute Geräusche; man hat deshalb versucht durch starke Reize auf sie einzuwirken. Diese heftig wirkenden Anregungen von außen spielen aber nur eine vorübergehende Rolle, sie lenken die Aufmerksamkeit ab, zwingen dem kindlichen Bewußtsein gewaltsam äußere Eindrücke auf und stören damit die feineren, auf die Sinne wirkenden Reize. Viel bedeutsamer für den kindlichen Geist sind sorgfältige Betrachtungen ganz kleiner, scheinbar völlig uninteressanter Dinge, in die sich Kinder oft vertiefen. Sie schenken ihre ganze Aufmerksamkeit einem winzigen Gegenstand, versenken sich in dessen Beobachtung und empfinden ihn dabei nicht mehr nur als Sinneseindruck, sondern [empfinden] auch eine Art von Liebe.   20.

5. 97 Mathias Schenner      Maria Montessori: Kinder sind anders      Maria Montessori geht aus von der Existenz eines inneren natürlichen Bauplans, der die seelische Entwicklung des Kindes leitet. Da dieser Bauplan jedoch weitgehend unbekannt ist, muß er wissenschaftlich erforscht werden. Dazu bedarf es einer genauen Beobachtung des Kindes. Auf diese Weise lernt man die Gesetzmäßigkeiten der kindlichen Entwicklung kennen und kann ihnen Rechnung tragen.     Zur Entwicklung braucht ein Kind eine Vielzahl von Umwelteindrücken.

Mit Hilfe des absorbierenden Geistes nimmt es während der ersten Lebensjahre ständig Reize aus der Umgebung in sich auf. Der absorbierende Geist arbeitet dabei einem Photoapparat vergleichbar: Die Eindrücke werden schnell, genau und mühelos aufgenommen. Bei seiner Arbeit steht der absorbierende Geist unter der Lenkung zeitlich begrenzter sensibler Perioden. Während eines solchen Zeitraumes konzentriert sich der absorbierende Geist auf jeweils ganz bestimmte Umweltreize. Durch dieses Absorbieren baut das Kind allmählich kulturelle Verhaltensweisen auf. Es lernt sich in seiner Umwelt zurechtzufinden.

    Bei der kindlichen Entwicklung kann jedoch der Erwachsene ein schwerwiegendes Hindernis darstellen. Da er den inneren Bauplan des Kindes nicht kennt, handelt er oft falsch. Durch Tadel und Verbote hemmt er die natürlichen Aktivitäten des Kindes. Somit unterdrückt er die natürliche Entwicklung. Eine solche Erziehungsmethode erweist sich als untauglich. Deshalb fordert Montessori eine neue Erziehung.

Diese soll neben den erforderlichen hygienischen Notwendigkeiten besonders den inneren Bauplan sowie die psychischen Bedürfnisse von Kindern berücksichtigen. Auf diese Weise unterstützt die Erziehung die Entwicklung und wird dadurch eine Hilfe zum Leben.     Für die kindliche Entwicklung spielt die Umgebung eine wichtige Rolle. In den ersten Lebensjahren kann der absorbierende Geist nur aufnehmen, was er in der Umwelt an Sinnesreizen vorfindet. Die sensiblen Perioden müssen genutzt werden, sonst verstreichen sie, ohne daß wichtige Dinge gelernt wurden.  

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