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  Psychoanalytischer atheismus

Psychoanalytischer Atheismus   Psychoanalyse: von Freud begründete Richtung der Tiefenpsychologie   Alles Wünschen, Denken und Handeln des Menschen entspringt zwei Grundtrieben.   Sexual- und Lebenstriebe (Eros) Aggressions- und Zerstörungstriebe   Alle menschlichen Regungen sind direkte oder verfeinerte, auf Ersatzobjekte umgeleitete Befriedigungen dieser beiden Grundtriebe.     Über-Ich   Ich   Es   Das „Ich“, die bewusste, vernünftige Selbststeuerung des Menschen, muss zwischen der unbewussten Triebsphäre, dem „Es“ und den Forderungen des sog. „Über-Ichs“ vermitteln.   Ödipuskomplex: Konflikt, der die gesamte Persönlichkeitsentwicklung grundlegend prägt Junge (3-5 Jahre) verliebt sich in eigene Mutter à Vater Rivale Kind muss sexuelle Wünsche gegenüber der Mutter, ebenso die Aggressionen gegenüber dem Vater unterdrücken. à Fürchtet Vater auf der einen Seite, bewundert ihn für seine Macht auf der anderen Seite à Übernimmt Forderungen des Vaters in Über-Ich (Selbststeuerung) à Selbstdisziplin à Will aber auch genauso stark sein wie Vater, idealisiert und identifiziert sich mit ihm à Nimmt Züge des Vaters in sein Ich-Ideal auf   Alle Neigungen und Eigenarten spielen sich bei der Bewältigung der frühkindlichen Ödipusspannung ein – auch die Neigung zu religiöser Projektion und Illusion.

  Freuds 1. These: Alle Religion ist Zwangsneurose (Religion als Zwang aus Angst vor einem übermächtigen Vater)   Analogieschluss: Das religiöse Ritual hat, wie die Zwanghandlung, die Aufgabe, Schuldängste zu beschwichtigen, die man wegen lusthafter und aggressiver Regungen unbewusst empfindet. Analogieschluss: Vergleich Vaterbeziehung Junge im Ödipuskomplex mit Beziehung der frühen Menschheit zu Gott   Urhorde von Vater beherrscht à Vater alleiniges Anrecht auf Frauen à Hass der Söhne à Vatermord à trotzdem Übernahme seiner Gebote als Über-Ich wegen Bewunderung   à Verehrung eines Vater-Gottes daraus erwachsen Empfindung des Hasses (wegen Triebverzicht) und der Bewunderung     Totemistische Religionsform   Totemtier als Ersatz und Symbol für den gefürchteten, verbietenden Vater Tötung dient zum Herauslassen der Aggressionen (Rebellion) Verspeisung und Einverleibung macht die Tat wieder gut, weil man sich mit dem Getöteten identifiziert   Christentum (monotheistische Religion)   Gläubige bekennen durch das Fleisch und Blut Genießen ihre Schuld am Vatermord, erklären sich jedoch durch das Opfer Jesus entsühnt Der Sohn wird nun anstelle des Vaters verehrt   Freud fordert: Religion verlangt nur Triebverzicht von den Menschen und bietet dafür einen neurotischen, illusorischen Trost! Religion muss durch Wissenschaft ersetzt werden, weil diese zumindest die Wissbegierde befriedigt!   Diese 1. These wird heute kaum noch vertreten. Grund: Verallgemeinerung These nur auf Vater-, nicht auf Mutterreligionen anwendbar! These gilt nur für zwangsneurotische religiöse Persönlichkeiten!     Freuds 2. These: Religion als regressive Illusion aufgrund des kindlichen Wunsches nach einem schützenden Vater (Gott)   Analogieschluss: Vergleich Sehnsucht des hilflosen Kindes nach schützendem Vater (Hass & Bewunderung) mit Glaube aller Religionen an einen Gott (Furcht & Vertrauen)   à Gottesglaube entsteht aus Schutzbedürfnis des Menschen Kindertrost, den sich Erwachsene spenden   Erklärung: Mensch ist erwachsen, ist sich über Gefahren des Lebens bewusst.

Fühlt sich Hilflos à Suche nach Schutz, nach einem Vater (Erinnerung an Kindheit) Erhebt Bild des Vaters zur Gottheit und rückt es in die Realität   Kern jedes Gottesglaubens ist die Angstbeschwichtigung und Tröstung, verbunden mit der Belehrung über die Herkunft der Welt und mit der moralischen Lenkung durch göttliche Gebote, deren Befolgung belohnt und deren Übertretung von Gott bestraft wird.   Religion legt Menschen ein Denkverbot auf, weil ihre Lehre keine Ergebnisse von Erfahrung und Denken, sondern Inhalte des Wunschdenkens, Illusion sind. Illusion entspringt immer einem Wunsch, ist aber trotzdem nicht unrealisierbar. Kann Menschen deswegen lange Zeit Hoffnung und Kraft geben. Religion leugnet diesen Trostcharakter. Grund: Furcht vor Verlust des Einflusses auf einfache Menschen   Forderung Freuds: Religion muss Wissenschaft Platz machen! Die allgemeine Denkhemmung verhindert den Sieg der Vernunft!   Sofern Religion nicht Zwangneurose ist, ist sie illusionäre Wunscherfüllung.


Sie ist also auf jeden Fall Projektion.   Freud sieht die Psychoanalyse nicht notwendig als atheistisch. Er erkennt die Religion als positive Möglichkeit menschlichen Erlebens an.     Kritik an Feuerbach:   Neigung, Züge von Eltern auf Gott zu übertragen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Neigung wird mit dem zunehmenden Alter schwächer. Es gibt eventuell Einzelfälle.

Haben emotional ausgeglichene, denkfähige Erwachsene wirklich das Bedürfnis nach Schutz? Fragen sie nicht eher kritisch nach Argumenten für den Gottesglauben? Annahme: Kind erkennt, dass Vater nicht so mächtig ist, wie es dachte à Erwachsener müsste daher auch nach vielen sinnlosen Gebeten die Illusion von Gott durchschauen à Gläubige müssten folglich unfähig sein zu realistischer Zukunftsvorsorge und Eigenverantwortung Der christliche Glaube denkt sich Gott nicht als Vater mit grenzenlosen menschlichen Fähigkeiten, sondern als transzendenten Untergrund aller Fähigkeiten, die einen Vater, also alles Leben auszeichnen. Gott ist nicht immer nur Beschützer auf materielle, körperliche Art, sondern dient als inneres, persönliches Getragensein und als Ermutigung gegen Leid und Resignation. Für den Christen ist eine Belohnung in materieller Hinsicht für die Erfüllung der Gebote Gottes eher enttäuschend. Religion verhängt kein Denkverbot. In der Fundamentaltheologie versucht das Christentum, den Anspruch auf Offenbarung gegenüber Fragen der Vernunft zu begründen. Viele berühmte Wissenschaftler waren bzw.

sind überzeugte Christen.

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