Warum turnen wir mit kleinkindern
Warum turnen wir mit Kleinkindern?
In der heutigen, motorisierten, von den Medien beherrschten Zeit, sollte man darauf achten, daß die Kinder, egal welchen Alters, genügend Bewegung haben. Durch den Mangel an Spielflächen im Freien, engen Wohnverhältnissen, TV...kommt es zur Unterdrückung des natürlichen Bewegungsdranges. Dies kann sehr leicht zu Entwicklungsstörungen führen.
Einige wichtige Gründe, weshalb man mit Kindern turnen sollte:
aVorbeugung und Entgegenwirkung von Haltungsschäden
aStärkung der Muskulatur
aFörderung des Sozialverhaltens
aDem natürlichen Bewegungsdrang entsprechen
aSteigerung der Widerstandsfähigkeit des Körpers
aVerbesserung und Erweiterung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten
Für die Entwicklung ist die Zeit zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr ein wichtiger Lebensabschnitt. Große Wachstumsprozesse laufen ab, die Körperproportionen verändern sich, die inneren Organe entwickeln sich zur vollen Funktionstüchtigkeit und die Ausbildung des Zentralnervensystems bewirkt eine rasche Veränderung des Bewegungsverhaltens. Aus den elementaren Bewegungsfertigkeiten (wie Gehen, Sitzen, Hüpfen, Werfen) entwickeln sich erste Bewegungskoordinationen.
Bewegungskoordination:
Das harmonische Zusammenspiel zwischen Muskeltätigkeit, Nerven- und Organleistung nennt man Bewegungskoordination= BEWKO.
Von neuromuskulärer BEWKO spricht man, wenn das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven im Vordergrund steht.
Wenn man auch das Atmungs-, Herz- und Kreislaufsystem in das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven einbezieht, nennt man dies neurophysiologische BEWKO.
Die BEWKO bildet das Fundament für sportmotorische Fertigkeiten (-erst wenn man eine gute BEWKO hat, kann man sportliche Aktivitäten ausüben). Ebenso ist sie Voraussetzung für die sportmotorische Fertigkeitsschulung.
Eine vielfältige BEWKO bewirkt auch eine bessere Auseinandersetzung mit der Umwelt, weil sicherere Bewegungen gelingen.
Nervensystem:
Der Reifungsprozeß des zentralen Nervensystems in der kindlichen Entwicklung bestimmt den Charakter und das Ausmaß der BEWKO des erwachsenen Gesamtorganismus.
Elementare Vorgänge wie Sitzen, Stehen, Gehen sind vor einem bestimmten Lebensalter nicht trainierbar; deshalb sollte man einem Kind für die Entwicklung Zeit lassen. Die Ausreifung des zentralen Nervensystems hängt wesentlich von den Reizungen der Umwelt und der Beanspruchung ab. Bleibt dies aber aus, kommt es zu einer Unterfunktion der Muskelfähigkeit, der Nervenvorgänge und der Organleistung und zum Verfall nervlicher Erregungsmuster. Das Kind kann später kompliziertere Bewegungsabläufe schneller erlernen, wenn ihm im Kindergarten diese auf vielfältige Art vermittelt werden. Der Umfang des späteren motorischen Geschicks und auch die Fähigkeit zum späteren motorischen Lernen (Schreiben, Lesen) hängt von den Bewegungserfahrungen im Kindesalter ab.
Psyche:
Die BEWKO übt einen großen Einfluß auf die psychische Weiterentwicklung des Kindes aus.
Defizite in der Koordination der Bewegungen führen häufig zu psychischen Fehlentwicklungen von Kindern. Wenn das Kind eine gute BEWKO besitzt, kann es seine Umwelteindrücke besser verarbeiten, hat mehr Selbstvertrauen und ein gutes Selbstwertgefühl. Eine gute BEWKO ermöglicht Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Kommt es zu Erfolgserlebnissen im Bereiche der BEWKO, nimmt das Selbstvertrauen zu, und das Kind ist bereit, seinen Problemen nicht aus dem Wege zu gehen sondern sie auf kreative Weise zu lösen. Wenn das Kind Bewegungsabläufe sicher beherrscht, kann es sehr viel alleine leisten, und es ist auf die Mithilfe der anderen wenig angewiesen. Das Kind kann seine Umwelt auf vielfältigste Art und Weise erkunden.
Mangelnde BEWKO macht abhängig und stört die Persönlichkeitsentwicklung.
Sozialverhalten:
Soziale Anerkennung im Kindergarten ist häufig von der Bewegungsgeschicklichkeit und der motorischen Entwicklung abhängig. Wenn das Bewegungsverhalten Mängel aufweist, führt das oft zur Isolierung. Ist dies der Fall, ist das Kind sozialen Aktivitäten gegenüber häufig negativ eingestellt.
Lernprozeß:
Ein wichtiger Prozeß in der Entwicklung des Kindes ist das Erlernen von Bewegung. Die Abfolge des motorischen Lernens ist in 3 Phasen eingeteilt, welche aufeinander aufbauen und ineinander übergehen.
Sie sind voneinander nicht abgrenzbar:
1. Phase: Entwicklung der Grobmotorik
Es treten Mängel im Einsatz von Muskelkraft, in der Muskelwahl (es kommt zum Mitbewegen von nicht benötigten Muskeln), im Bewegungsfluß (Tempo ist zu hastig oder zu langsam) und in der Bewegungspräzision (Bewegungen werden jedesmal anders ausgeführt) auf.
2. Phase: Entwicklung der Feinmotorik
Es kommt zu einer Bewegungskopplung (Bewegungen sind flüssiger miteinander verbunden), zu einer Bewegungsökonomie (mit weniger Kraftaufwand gelingen bessere Ausführungen), zu einer Bewegungspräzision (Einzelversuche sind nicht zufällig, sondern werden präzise) und es kommt zu einer Bewegungskonstanz (Timing und Rhythmisierung gelingen immer besser).
3. Phase: Variable Verfügbarkeit
Es kommt zu einer Stabilisierung des Erlernten, Beherrschung und Teilautomatisierung der Bewegung und zu Regulation und Korrektur während des Ablaufs.
Alle Phasen folgen einander mit aufsteigendem Alter, lassen ein Neuerlernen von Bewegungsformen zu allen Zeitpunkten des Lebens zu und erreichen für einzelne sportliche Bewegungen unterschiedliche Niveaus.
Die Haltefunktion der Muskulatur wird unterstützt von den Bändern, den Sehnen, den Knorpeln und den Knochen. Für die Haltung muß der kindliche Körper ständig Ausgleichsbewegungen vornehmen, um den Körperschwerpunkt und das Gleichgewicht zu sichern.
Von der richtigen Muskelspannung, Anspannung und Entspannung, hängt das Ausbalancieren des Körpers ab. Dies ist eine enorme Koordinationsleistung für das Kind. Die Stützmotorik ist Voraussetzung für jede Ziel- bzw.
Handlungsmotorik. Die Muskulatur des Stützapparates muß mit Sauerstoff versorgt werden um leistungsfähig zu bleiben. Die Zufuhr von Sauerstoff übernimmt das Atmungssystem, die Verteilung das Herz- Kreislaufsystem.
Eine unzureichende Anpassung des Atmungs- Herz- Kreislaufsystems kann zu Atembeklemmungen und Hautblässe führen.
Mangelndes Durchhaltevermögen des Atmungs- Herz- Kreislaufsystems lassen keine Trainingsreize für die Stützmuskulatur zu. Deshalb tritt die Organschulung (Ausdauermotorik) an die erste Stelle und danach kommt erst die Muskelschulung.
Ausdauermotorik:
Die Anzahl der Herzschläge pro Minute liegt beim Kind wesentlich höher als beim Erwachsenen und sinkt im Laufe der Entwicklung (120-90).
Eine Ausdauerschulung verhindert, vermindert und verkürzt Ermüdungserscheinungen in der Bewegungskoordination.
Körperhaltung- Stützmotorik:
Die physiologische S- Krümmung der Wirbelsäule muß durch die Kräftigung der Muskulatur unterstützt werden. Ist aber eine mangelnde Muskelentwicklung vorhanden, kann es zu Haltungsschwächen, wie z.B.: Rundrücken, Hohlrücken, Knickfuß, Senkfuß .
.. und sogar zu einem Haltungsverfall führen.
Deshalb sollte man im Tagesablauf des Kindergartens eine einseitige Belastung vermeiden und auf die Einhaltung von regelmäßigen Turneinheiten achten!
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