Ethik / 28-1-03
Träume – Was sind sie?
Das Wort Traum (Lat. „Somnium“) leitet sich vom Mittel- und Athochdeutschen „Troum“ ab, Altsächsisch „Drom“, Altfriesisch „Dram“, Mittelenglisch „Dream“ und Altnordisch „Draum“. Die Bedeutung lässt sich wahrscheinlich auf das Wort Trugbild zurückführen, beeinflusst vom Germanischen „Drauma“ und dem Indogermanischen „Dhreugh“ = trügen.
Träume sind daher vor allem bewundernswerte Phänomene, da sie keinem Menschen vorenthalten werden können. Ein vom Grundherrn abhängiger Bauer im Mittelalter erfreute sich an ihnen genau so wie ein verhungerndes afrikanisches Kind oder ein reicher amerikanischer Geschäftsmann (Deshalb werden sie wohl auch als „Fernsehen der Armen“ bezeichnet). Träume sind in einer groben, kalten und unfreundlichen Welt als totaler Kontrast zum Alltag besonders wichtig, werden jedoch heute oft in ihrer Bedeutsamkeit unterschätzt.
Der „unzivilisierte“ Mensch hingegen begegnet dem Phänomen Traum mit einer meiner Meinung nach sehr sinnvollen Lösung. Er sieht darin Botschaften seines Gottes bzw. seiner Geister und Dämonen, eventuell Ahnen. Der Traum erhält dadurch eine geradezu vorrangige Bedeutung wodurch ihm wesentliche Beachtung geschenkt wird. Die durchaus vorhandene Einschränkung nicht jeden Traum als wichtig zu erachten, sondern sich sehr wohl an seiner Qualität und Eindringlichkeit zu orientieren, zeigt auf, dass diese Menschen wesentlich mehr Erfahrung und Einfühlvermögen der „anderen Wirklichkeit“ gegenüber (und somit auch sich selbst gegenüber) offenbaren, als dies heutzutage der Fall ist. Ein meiner Meinung nach, grundlegender Fehler heutiger Gesellschaften!
Wenn man bedenkt, dass die Ursachen für Träume psychologische Beweggründe, verletzende oder prägende Erlebnisse des Alltags, Erfahrungen aus der Kindheit und nicht zuletzt unverarbeitete Elemente aus dem Unterbewusstsein sind, müsste man einsehen, dass dieser komplexe und scheinbar unergründliche Teil des Menschen durchaus seinen Sinn hat.
Doch wie kann ich das Wort „Traum“ definieren? Subjektiv betrachtet ist das Wesen des Schlafes geheimnisvoll, und Träume sind sogar ein noch größeres Geheimnis. Es gibt sie, wir alle kennen sie, aber kein Mensch kann den Traum eines anderen sehen. Es ist, als seien alle unsere Bindungen an die Wirklichkeit abgeschnitten, als beträten wir eine Welt, in der es weder Zeit noch Raum gibt: Wir können wieder jung sein, wir können in der Vergangenheit oder Zukunft leben oder irgendwo anders, wo keine von beiden regiert, wir können durch eine Tür in London schreiten und in Indien oder Australien wieder herauskommen oder auch an einem völlig unbekannten Ort.
Viele Träume führen uns in das Land der Märchen, wo sich ein Stein in einen Kuchen verwandelt, eine Mutter in eine böse Hexe und unser schlimmster Feind in unseren Retter. Alle Menschen träumen. Ein gewöhnlicher Nachtschlaf enthält stets nicht nur eine sondern mehrere Traumperioden.
Einige Menschen „vergessen“ jeden Traum und behaupten, dass sie nie träumen, was natürlich unmöglich ist. Andere behalten ihre Träume fast ganz in Erinnerung, doch ein Grossteil erinnert sich nur an ein paar Bruchstücke und träumt nur hin und wieder einen Traum, der in allen Einzelheiten haften bleibt und aus irgendeinem Grund besonders eindrucksvoll, besonders wichtig erscheint.
Das Werk Freuds, Jungs und anderer hat die Traumdeutung zu einem wichtigen Bestandteil der Psychotherapie erhoben und unsere Einsicht in das Unbewusste vertieft. Seit etwa 35 Jahren wird eifrig in Traumlaboratorien experimentiert. Es wird wissenschaftlich untersucht, ob die schlafenden Versuchspersonen träumen, und wenn, wie häufig und weshalb. Dauer und Art der Träume werden mit physischen und physiologischen Vorgängen, die beim Schlafen und Träumen auftreten verglichen.
Die Versuche auf diesem Gebiet weisen neue Wege der Traumdeutung.
Das Leben würde sicherlich von vielen Menschen als freundlicher und angenehmer empfunden werden, wenn er sich vor seinen eigenen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen (Der Traum ist ein hierfür ein hervorragendes Beispiel) nicht verschliessen würde, sondern sie zulassen und auf sich wirken lassen würde. Träume können für jeden zu einem guten Zugang zu sich selbst werden, was jedoch erfordert, dass man richtig mit ihnen umgeht.
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