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  Facharbeit

        Facharbeit aus Praxis     von   Nina FEICHTINGER, 4EB           VALIDATION Umgang mit alten, desorientierten Menschen      abgegeben an der Bundes-Bildungsanstalt für Sozialpädagogik St. Pölten im April 2002         bei Wolfgang Gruber       INHALTSANGABE 1. Vorwort Seite 3   2. Was ist Validation? Seite 4   3. Ziele der Validation Seite 4   4. Was bewirkt Validation? Seite 5   5.

Verschiedene Stadien der Desorientierung Seite 5 5.1. 1.Stadium : Mangelhafte Orientierung Seite 6 5.2. 2.

Stadium : Zeitverwirrtheit Seite 6 5.3. 3.Stadium: Sich wiederholende Bewegung Seite 7 5.4. 4.

Stadium: Vegetieren Seite 7   6. Techniken der Validation Seite 8   7. Gespräche mit Frau R. – eigene Erfahrungen Seite 9 7.1. Frau R.

Seite 9 7.2. Beispiel 1 Seite 9 7.3. Beispiel 2 Seite 11 7.4.

Beispiel 3 Seite 13   8. Fazit Seite 14   Literaturangabe Seite 15         1. Vorwort   Als ich das erste Mal das Wort „Validation“ hörte konnte, ich mir nicht vorstellen, was dies sein soll. Ich las mich dann in die Literatur von Naomi Feil ein und es entstand ein klareres Bild vor meinen Augen. Mir wurde dann von meinem Praxislehrer und den Praxisbetreuern der Vorschlag gemacht, „Validation“ zum Thema meiner Facharbeit zu machen. Die Praxisbetreuer meinten, es gäbe eine Frau, bei der ich Validation ansatzweise ausprobieren kann.

Ich sah darin eine große Herausforderung, da Zuhören und sich in den anderen Hineinversetzen nicht gerade meine Stärken waren, jedoch bei Validation besonders gefordert sind. Ich nahm diese Herausforderung an und ich war sehr begeistert von der Validations – Arbeit.   Auf den nächsten Seiten werde ich zu Beginn theoretisch auf das Thema Validation eingehen (Begriffsklärung, Ziele der Validation,…). Zugrunde liegen der Arbeit das Buch „Validation - Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen“ von der Sozialwissenschaftlerin Naomi Feil und eine Diplomarbeit von Scheiblechner Renate zum Thema „Validation“. Anschließend folgt ein praktischer Teil, in dem ich eigene Erfahrungen mit Validation aufzeige und anhand derer die Theorie in der Umsetzung klare Konturen erhält.                     2.

Was ist Validation?   In ihrem Buch „Validation – Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen“ hält Naomi Feil fest: „Validieren bedeutet, die Gefühle des anderen anerkennen und zu bestätigen. Sagen, dass seine Gefühle echt sind. Das Ablehnen seiner Gefühle macht den anderen unsicher. Die Erlebniswelt basiert auf Erinnerungen und Wunschdenken; sie ist die persönliche Sicht der Wirklichkeit, die Wahrnehmung mit dem geistigen Auge. Die Erlebniswelt ist eine innere Wirklichkeit.“ (Feil 1990, S.

11)   Die Aufgabe des Betreuers ist hier, sich einfühlsam in die Ursachen des Verhaltens des alten, desorientierten Menschen zu versetzen, und ihn in seinem Dasein zu unterstützen und nicht zu versuchen sein Verhalten zu verändern.   Validation ist nicht nur bei alten Menschen anzuwenden sondern auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Alte Menschen brauchen jedoch in ihrem Alter besondere Unterstützung, denn sie müssen noch mit ihrem Leben ins Reine kommen und eine Rechterfertigung für ihr Leben finden. Oft erleben sie Vergangenes wieder und wieder, bis sie es aufgearbeitet haben und in diesem Prozess sollte man sie mit Hilfe von Validation unterstützen.   3. Ziele der Validation   Validation verfolgt verschiedene Ziele, um alten, desorientierten Menschen zu helfen, die da wären: (Feil 1990, S.

12) Wiederherstellung des Selbstwertgefühles Reduzieren von Stress Rechtfertigen des gelebten Lebens Lösen der unausgetragenen Konflikte der Vergangenheit Sich glücklich fühlen Mit viel Einfühlungsvermögen kann der Betreuer Signale auffangen und so dem betroffenen Menschen das Gefühl vermitteln, anerkannt zu sein. 4. Was bewirkt Validation?   Naomi Feil schreibt in ihrem Buch: „Einfühlungsvermögen – in den Schuhen der andren gehen – schafft Vertrauen. Vertrauen gibt Sicherheit, Sicherheit schafft Stärke. Stärke stellt das Selbstwertgefühl wieder her. Selbstwertgefühl verringert Stress.


“ (Feil 1990, S.12)   „In den Schuhen des anderen gehen“ drückt genau aus, was Validation eigentlich heißt. Sich in den anderen einfühlen, ihn verstehen und nicht verändern wollen. Dazu gehört in erster Linie, dass man die Gefühle des Menschen und vor allem auch den Menschen selber respektiert. Man soll sich auf den anderen Menschen einlassen können und versuchen mit seiner Gefühlswelt mit zu leben.   Validation bedeutet, dass jeder Mensch einzigartig ist, dass nicht über sein Verhalten geurteilt wird, sondern die individuellen Unterschiede respektiert werden und die Weisheit des Einzelnen anerkannt wird.

Manche Menschen haben Mühe, sich mit der Realität abzufinden und sie kehren dann in angenehme Erinnerungen zurück um dort den Sinn ihres Lebens zu finden. Das defekte logische Denken wird durch Gefühle ersetzt und sie haben oft Probleme sich für ihre Existenz zu rechtfertigen.   Validation kann diesen Menschen bei ihrem „Kampf“ helfen, aber es ist darauf zu achten, dass Validation niemanden zu etwas zwingen sollte. Validation kann einem desorientierten, alten Menschen helfen, sich mit dem Hier und Jetzt abzufinden aber sie darf niemanden gegen seinen Willen dazu zwingen sich der Realität zu stellen.   5. Verschiedene Stadien der Desorientierung   Bei Personen mit gelegentlicher Verwirrung kann es vorkommen, dass sie von dem Stadium der mangelhaften Orientierung in das Stadium der ernsthaften Desorientierung kommen.

Sie flüchten in die Vergangenheit, ziehen sich nach innen zurück und fühlen sich dort wohl. Fühlen sie sich doch im Heute gebraucht, kann sich die Orientierung wieder verbessern und sie finden sich einigermaßen zurecht.   Charakteristisch für den Rückzug nach innen ist zum Beispiel der geringe Gebrauch von allgemein anerkannten Wörtern, die Vergangenheit wird zur Gegenwart und der Verlust von Kurzzeitgedächtnis, Gehör, Seh– und Bewegungsvermögen.   Was sind aber nun die Stadien der Desorientierung?   5.1. 1.

Stadium : Mangelhafte Orientierung Personen in diesem Stadium halten an sozial vorgeschriebenen Regeln fest, aber sie haben das Bedürfnis alte, tief liegende Konflikte indirekt zu äußern. Dies geschieht so, dass Personen aus der Gegenwart als Personen der Vergangenheit verwendet werden. z.B.: „Eine sehr betagte eifersüchtige Frau beschuldigt ihre Zimmerbewohnerin, ihre Unterwäsche zu stehlen. Die Mitbewohnerin steht für ihre Schwester.

“ (Feil 1990, S. 42) Emotional charakteristisch für Stadium 1 ist, dass ein tiefer, ungeklärter Konflikt immer wieder wiederholt wird, dass sich die Person der gelegentlich auftretenden Verwirrung bewusst ist, dass die Person noch gut hört, sieht und sich gut bewegt, dass sich die Person an Besitztümer klammert und Berührungen und Intimität abweist. Körperlich charakteristisch ist ein klarer, zielgerichteter Blick, eine steife Haltung, straff gespannte Lippen und dass die Bewegungen im Raum stabil sind.   5.2. 2.

Stadium: Zeitverwirrtheit Personen in diesem Stadium kommen mit vielen sozialen und körperlichen Verlusten nicht mehr zurecht. Sie können diese Verluste nicht mehr leugnen und ziehen sich deshalb in ihre Innenwelt zurück. Sie haben die Gegenwart nicht mehr im Griff, können sich nicht mehr an Regeln des Zusammenlebens halten und sie schaffen sich ihre eigene innere Wirklichkeit. Emotional charakteristisch ist, dass die Realität durch die Beeinträchtigung des Seh– und Hörvermögens verschwimmt, dass Gefühle auf Grund fehlender Erinnerung an Fakten ausgedrückt werden, dass die Person lückenhafte Information gibt und nicht gut verstanden werden kann und dass sie das Schreibvermögen verliert (Lesevermögen bleibt). Körperlich charakteristisch ist das langsame Sprechen, der klare Blick (aber häufig in die Ferne starrend), das langsame, oberflächliche Atmen und die langsamen, indirekten Bewegungen im Raum.   5.

3. 3.Stadium: Sich wiederholende Bewegung Personen in diesem Stadium können ihre Gefühle nicht mehr verarbeiten indem sie sie jemanden mitteilen und ziehen sich zurück um für sich selbst zu sorgen. Dies machen sie durch das Bewusstmachen von Bewegungen und Klänge aus der Zeit, bevor sie geboren wurden. Sie verarbeiten die Vergangenheit ganz alleine. Emotional charakteristisch ist, dass ein zunehmender Verlust des Selbstbewusstseins eintritt, dass das Bedürfnis zu sprechen schwindet, dass der Wunsch nach Denkvermögen verschwunden ist, dass die Person keine Spiele mit Regeln spielen kann und nicht schreiben und lesen kann und dass ein weiterer Verlust des Seh- , Hör-, und Bewegungsvermögens eintritt.

Körperlich charakteristisch ist eine rhythmische hin und her Bewegung, das häufige weinen, das Wiederholen eines bestimmten Geräusches und die oberflächliche, rhythmische, gleichmäßige Atmung.   5.4. 4. Stadium: Vegetieren Personen in diesem Stadium verschließen sich komplett der Außenwelt und sie geben das Streben, ihr Leben zu verarbeiten auf. Emotional charakteristisch ist, dass die Person langsame, unbestimmte Bewegungen macht, dass sie meist schläft oder mit geschlossenen Augen sitzt und sehr schwach murmelt.

Körperlich charakteristisch ist, dass die Augen meist geschlossen sind (geöffnet blicken sie dumpf, ziellos und starrend), dass die Muskeln schlaff sind, dass Angehörige die täglich kommen nicht mehr erkannt werden und dass die Gefühle nicht mehr ausgedrückt werden und nicht mehr versucht wird, unerledigte Konflikte zu lösen.     6. Techniken der Validation   Naomi Feil zeigt bestimmte Wege und Techniken auf, wie man eine Beziehung zu einem alten, desorientierten Menschen beginnen kann: (vgl. Scheiblechner 1995, S.13 – 16) Lassen Sie sich vom mangelhaft orientierten Menschen nicht beleidigen oder verletzen. Gestehen sie sich selbst die Kränkung zwar ein, aber stellen sie sie weit zurück und den desorientierten Menschen in den Vordergrund.

  Fragen Sie immer „Wer, wie, was, wann, wo“, wenn sie etwas wissen wollen. Vermeiden sie „Warum“ Fragen, weil diese Menschen meist keine Antwort darauf wissen, denn die Beantwortung dieser Frage bedarf abstrakten und logischen Denkens, welches aber bei diesen Menschen oft stark eingeschränkt ist.  Benutzen Sie charakteristische Worte der validierten Person, denn dadurch fühlt sie sich verstanden und baut Vertrauen auf.   Fragen Sie nach Extremen (z.B.: Patient: „Es tut mir so weh!“ Pfleger: „Wie sehr tut es ihnen weh? Wann ist es am stärksten?“)   Helfen Sie dem Patienten sich vorzustellen, was wäre, wenn das Gegenteil wahr wäre (z.

B.: Patient: „Unter meinem Bett liegt jemand.“ Pfleger: „Ist der Platz auch manchmal leer?“)   Sprechen Sie das Erinnerungsvermögen an, denn durch Vergangenes können aktuelle Krisen überstanden werden, da alte Bewältigungmechanismen aktiviert werden.   Berührungen und ein längerer, echter Blickkontakt sind ebenso wichtig wie die Anpassung an die Gefühle der validierten Person. Bringen Sie dem alten, desorientierten Menschen Vertrauen und Verständnis entgegen und er wird Ihnen dankbar sein und Sie können ihm in seiner Lebenslage helfen.     7.

Gespräche mit Frau R. – eigene Erfahrungen:   7.1. Frau R.   Frau R. ist eine 89 – jährige, Frau welche seit einigen Jahren in einem Pensionisten- und Pflegeheim lebt.

Sie ist dem Stadium 2 zuzuordnen. Frau R. leidet auch an Parkinson (= eine Erkrankung des Nervensystems; Symptome: verlangsamte Bewegung, Muskelstarre und unwillkürliches Zittern) und bekommt viele Medikamente. Bei ihr ist ein Schwanken der Desorientierung gut zu erkennen (hängt immer vom momentanen Ganz – Körper – Befinden ab). Meine Praxisbetreuer legten mir nahe, dass sie ein gutes Beispiel sei, bei dem man Validation anwenden kann. Sie meinten ich könne bei ihr ansatzweise validieren, aber eben nur in einem geringen Ausmaß, da ich keine Ausbildung dafür habe.

Ich möchte hier nun ein paar Beispiele anführen, in denen ich Validation anwenden konnte.   In meinem ersten Beispiel kam Validation von meiner Seite noch nicht zum Tragen, da ich mich zu dem Zeitpunkt in dieses Thema noch nicht eingelesen hatte, sonst hätte ich bestimmt anders gehandelt.   7.2. Beispiel 1: An einem Nachmittag holte ich Frau R. zum „Mensch ärgere dich nicht spielen“.

Ich fragte sie im Zimmer, ob sie mitspielen möchte und sie ging gerne mit. Zu Beginn erklärte ich das Spiel noch einmal für alle (4 Spieler mit Frau R.) und fragte nach ob es alle verstanden haben. Die Antwort war „ja“, also begannen wir zu spielen. Die Klienten würfelten und ich zog mit den Hütchen weiter. Nach ca.

15 Minuten Spielzeit (Frau R. hat die ganze Zeit immer gewürfelt und es machte den Anschein, als mache es ihr Spaß):   Frau R.: „Sagen Sie einmal, können Sie mir sagen, was ich hier eigentlich mache?“ Ich war etwas verwundert und sagte: „Mensch ärgere dich nicht spielen wir.“ Frau R.: „Und wie geht das überhaupt?“ Ich: „Frau R., ich habe es ihnen doch vorhin erklärt.

“ Frau R.: „Ach ja, ich weiß schon wieder.“   Wir spielten weiter. Frau R. würfelte wieder und spielte wieder mit. Nach weiteren 5 Minuten meinte Frau R.

nicht besonders höflich sondern eher vorwurfsvoll:   Frau R.: „Jetzt sagen sie mir endlich warum ich eigentlich hier sitze.“ Ich: „Frau R. wir spielen Mensch ärgere dich nicht.“ Frau R.: „Können sie mir vielleicht erklären wie das geht und was ich da eigentlich mache.

“ Ich erklärte ihr nun das Spiel noch einmal und nachdem ich fertig erklärt hatte fragte ich noch genau nach, ob Frau R. das Spiel jetzt wirklich verstanden hat. Sie sicherte mir zu, das Spiel verstanden zu haben und wir spielten weiter.   Nach nicht einmal weiteren 2 Runden:   Frau R.: „Was mach ich da eigentlich. Sagen sie mir es jetzt endlich.

“ Sie klang schon sehr vorwurfsvoll. Ich: „Frau R. ich habe es ihnen ja vorher gerade erklärt.“ Frau R.: „ Ich weiß, aber da hab ich ja nicht zugehört.“   Als ich das hörte war ich zuerst einmal sprachlos.

Ich dachte mir, wofür ich eigentlich spreche. Sehr begeistert war ich von der Tatsache nicht, dass sie noch immer nicht verstanden hatte wie das Spiel geht und ich sagte Frau R. einfach, sie brauche nur würfeln und ich ziehe für sie. Dies stellte sie anscheinend zufrieden, und wir spielten so das Spiel weiter ohne dass sie mich noch einmal fragte.   Schlussendlich gewann Frau R. sogar und sie war offensichtlich glücklich darüber.

Ich begleitete sie dann noch ins Zimmer zurück. Beim Gehen fragte sie mich noch ein paar Mal, wo wir denn hingehen und ich war dann froh, als sie in ihrem Zimmer war, ich mich von ihr verabschiedete und ich gehen konnte, denn mit der Zeit wurde es ziemlich anstrengend.   Jetzt im Nachhinein hätte ich in dieser Situation anders gehandelt. Hätte ich Validation angewendet, hätte ich Frau R. fragen können, ob sie früher dieses Spiel schon einmal gespielt hat. Möglicherweise hätte sie sich an die Regeln erinnert und ohne zu fragen mitspielen können.

  7.3. Beispiel 2:   Bei diesem und dem nächsten Beispiel konnte ich Validation bereits anwenden, da ich mich damit schon etwas vertraut gemacht hatte. Ich freute mich auch schon auf so eine Situation, da ich gespannt war, wie es mir und vor allem auch wie es Frau R. dabei gehen wird.   Ich begleitete Frau R.

nach einer Aktivität wieder in ihr Zimmer. Dort angekommen blieb sie bei ihrem Bett stehen, hielt sich fest und kam meinen Aufforderungen, sich nieder zu setzen nicht nach. Sie starrte in eine Ecke des Zimmers und gab mir anfangs keine Antwort. Als ich sie wieder fragte, entwickelte sich folgendes Gespräch:   Ich: „Frau R., komm setzen Sie sich doch auf ihr Bett.“ Frau R.

: „Nein ich kann jetzt nicht.“ Ich: „Aber Sie waren jetzt so tüchtig bei der Aktivität. Sind Sie nicht müde?“ Frau R.: „Nein, ich muss schauen.“ Ich: „Was müssen Sie denn schauen?“ Frau R.: „Auf meinen Wald.

“ Sie starrte noch immer in die gleiche Ecke des Raumes. Mir fiel sofort ein, dass sich Frau R. jetzt wahrscheinlich in der Vergangenheit befindet und davon erzählt (möglicherweise hat sie auch einen Wald vor sich gesehen) und ich begann zu validieren. Ich: „Hatten Sie denn früher einmal einen Wald?“ Frau R.: „Jaaaa.“ Ich: „Hatten Sie einen großen Wald?“ Frau R.

: „Ja einen sehr großen. Gleich neben dem Haus.“ Ich: „Haben Sie dort immer gearbeitet?“ Frau R.: „Ja, viel, viel Arbeit war da immer. Alle haben Sie mich ausgenutzt. Immer nur arbeiten, arbeiten.

“ Ich: „Hatte außer Ihnen auch noch jemand einen Wald?“ Plötzlich schaute Frau R. zu mir herüber und fragte mich ganz erstaunt: „Warum außer uns. Wir hatten doch gar keinen Wald.“   Mit dem hatte ich natürlich nicht gerechnet, aber ich konnte Frau R. nicht mehr näher zu dieser Aussage fragen, weil Sie sofort wieder in die Vergangenheit gefallen ist:   Frau R.: „Still.

Leise. Sonst hört uns jemand. Ich muss zählen.“ Ich: „Was müssen Sie denn zählen?“ Frau R.: „Pssst. Ich muss mich konzentrieren.

1 – 2 – 3 – so, jetzt hab ich sie aber.“ Ich: „Wen haben Sie?“ Frau R.: „Die Bäume.“ Ich: „Welche Bäume?“ Frau R.: „Die, die heraus müssen. Die stören.

“ Ich: „Warum stören sie Sie denn?“ Frau R.: „Weil sie immer streiten.“ Ich: „Wegen was streiten sie denn?“ Frau R.: „Na, sie streiten halt einfach immer so. Die müssen weg.“   Das Gespräch dauerte schon annähernd 20 Minuten und ich war schon sehr müde von dem Gespräch.

Ich wollte versuchen Frau R. wieder zurück in die Realität zu holen. In der Ecke, in die Frau R. die ganze Zeit starrte stand ein Blumenstrauß und ich sagte:   Ich: „Frau R., sehen Sie den schönen Blumenstrauß auch?“ Frau R. starrte weiter in die Ecke.

Ich: „Haben Sie auch schon einmal so schöne Blumen bekommen?“ In dem Moment schaute Sie wieder auf zu mir, lächelte etwas und sagte: „Aber natürlich.“ Ich: „Setzen Sie sich doch ein wenig zu mir aufs Bett. Sind Sie noch nicht müde?“ Frau R. „Ein wenig.“ Sie setzte sich dann zu mir aufs Bett, lächelte und schien glücklich zu sein. Ich verabschiedete mich dann von ihr und vergewisserte mich noch zwei Mal, ob sie es auch wirklich begriffen hat, dass ich jetzt gehe, denn ich dachte mir, wenn sie es vielleicht nicht wirklich begriffen hat, dass ich mich von ihr verabschiedet habe, dann glaubt sie vielleicht, ich hätte sie einfach sitzen gelassen.

Danach ging ich aus dem Zimmer und musste selber einmal tief durchatmen, denn ich hatte mir nicht vorgestellt, dass Validation so anstrengend sein kann.   Während dieses Gesprächs hielt ich die ganze Zeit eine Hand von Frau R. und die andere hatte ich auf ihrem Rücken liegen. Ich glaube, sie hat sich dadurch wohl gefühlt und es war gut für sie, dass jemand da war, der ihr zugehört hat und sie nicht in ihrer Verwirrtheit womöglich ausgelacht hätte. Am Ende, als ich ging hatte Sie ein Lächeln auf dem Gesicht, welches (so vermute ich) davon zeugt, dass ihr das Gespräch gut getan hat und ihr meine Unterstützung eine Hilfe war.   7.

4, Beispiel 3:   Dies ist mein letztes Beispiel, welches ich hier anführen möchte und es war folgende Situation: Es war ein Nachmittag und ein Konzertsänger kam in das Heim auf Besuch. Es wird gesagt, dass alte, desorientierte Menschen sehr gut auf Musik ansprechen und so holte ich Frau R. damit sie dem Sänger zuhören konnte. Ich saß während des Konzertes neben ihr. Zu Beginn war sie sehr ruhig und hörte zu, aber nach einer Weile saget sie:   Frau R.: „Ich muss weg.

“ Ich: „Wohin müssen Sie denn?“ Frau R.: „Na, die warten alle auf mich.“ Ich: „Wer wartet denn auf Sie?“ Frau R.: „Alle.“ Frau R.: „Ich muss weg.

“ Sie wollte aufstehen und gehen, aber ich konnte sie noch zurück halten. Ich: „Frau R., aber jetzt ist ja der Konzertsänger hier. Wollen Sie ihn nicht anhören?“ Frau R.: „Ja, schon, aber die warten alle auf mich. Ich komme zu spät.

“ Ich: „Heute ist ja kein Besuch da. Es wissen ja alle, dass heute der Sänger hier ist.“ Frau R.: „Ach so. Na dann bleib ich noch hier.“ Eine Weile saß sie wieder ruhig da und hörte zu.

Dann wollte sie wieder aufstehen und sagte: „Ich komme zu spät. Die werden dann alle weg sein.“ Ich: „Frau R., hören Sie einmal. Kennen sie vielleicht eines der Lieder die der Sänger singt?“ Frau R. (setzte sich wieder nieder): „Ja, ja.

Die kenne ich alle.“ Plötzlich fing Frau R. zum Mitsingen an und ich war sehr erstaunt, dass sie fast jeden Liedtext ohne Probleme mitsingen konnte. Sie blieb dann auch bis zum Ende des Konzertes ruhig auf ihrem Platz sitzen und es machte den Anschein, dass sie noch große Freude daran hatte.   8. Fazit   Die Theorie über Validation klingt eigentlich sehr plausibel und einfach, aber in der Anwendung steckt viel mehr.

Es kann oft sehr anstrengend werden und man darf es auch nicht unterschätzen, welche Sachen man möglicherweise zu hören bekommt. Für mich persönlich hat sich ein weiterer, wichtiger Weg in der Arbeit mit Pensionisten, speziell mit alten, verwirrten Menschen geöffnet und ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Früher hätte ich wahrscheinlich über viele der Dinge, die ich zu hören bekam gelacht, aber jetzt habe ich begonnen den Umgang damit zu lernen. Ich weiß nun, dass diese Menschen Dinge, die in unseren Ohren „verrückt“ und „absurd“ klingen, nicht bewusst und absichtlich äußern. Es ist ganz einfach ein Weg für sie, den sie in ihrem Alter noch zu beschreiten haben und bei dem man sie unterstützen sollte, auch wenn manche Sachen oft sehr „komisch“ klingen. Ich habe in Validation nur „hineingeschnuppert“, aber ich kann sagen, dass es eine ausgezeichnete Hilfe für alte Menschen ist.

Um Validation wirklich ausführen zu können sollte man jedoch ausführlicher über die Biographie, die Vorlieben und Abneigungen der Person Bescheid wissen. Aber das wichtigste an Allem ist, dass man selber wirklich bereit ist und es auch zulässt „In den Schuhen des anderen zu gehen“.   Literaturangabe:   FEIL, Naomi, A.C.S.W.

(1990): VALIDATION. Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen. Wien: Delle Karth Verlag   SCHEIBLECHNER, Renate (1995): „Validation“. Diplomarbeit zum Lehrgang „Gerontologie und Geriatrie“ (Wissenschaftliche Landesakademie Krems).            

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