Sprachentwicklung und sprachstörungen:
Sprachentwicklung und Sprachstörungen:
Das Kind ist ein Buch, aus dem wir lesen und in das wir schreiben.
Peter Rosegger
Die Sprache verbindet die Menschen miteinander. Sie ist das wichtigste
Kommunikationsmittel des Menschen. Aber sie ist mehr als nur das !
„ Die uneingeschränkte Verfügungsmöglichkeit “ der Sprache ermöglicht
erst die volle Entfaltung der Person. Deshalb ist es wichtig der Sprachentwicklung als auch möglichen Sprach- und Sprechstörungen
besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Noch nie waren die Anforderungen
der Gesellschaft an „ Kommunikationsfähigkeit “ so hoch wie heute und noch
nie wurden Menschen mit so viel und so verschiedenartigem sprachlichem
Material konfrontiert wie heute, ganz zu schweigen von der Medienvielfalt
und den technischen Möglichkeiten für eine rasche und lückenlose
Kommunikation.
Das Kleinkind erlebt und beobachtet dieses Bemühen um
eine gute bzw. angemessene Kommunikation bereits sehr hautnah in seinem
engsten Umfeld.
Entwicklung der Sprache:
Am Anfang jeder Entwicklung- insbesondere der sprachlichen- steht der
Gefühlskontakt. Über bestehende Gefühle entsteht der für die Sprachentwicklung so wichtige Mitteilungsdrang.
Es beginnt, wenn die Mutter angelächelt wird und setzt sich fort über
Streicheln, sich anschmiegen bis hin zur stimmlichen und sprachlichen
Vermittlung von Zärtlichkeiten. Innere Sicherheit und auf diese Weise gut
fundiertes Selbstwertgefühl sind Grundvoraussetzungen für eine gesunde
psychische und soziale Entwicklung.
Bis das heranwachsende Kind für alle Dinge Sprachbegriffe anwenden kann
muß es vielfältige akustische Lernerfahrungen machen. Je mehr
Sprachpartner das Kind hat, desto besser kann sich seine theoretische
Intelligenz entwickeln. Dabei kommt die Informationsaufnahme vor der
Informationsabgabe. Die Eingangspforte aller akustischen Intelligenzleistungen
ist unser Ohr. Die akustischen Umweltsignale werden von den Gehörnerven
zur Entschlüsselung dem Hör- und Sprachzentrum zugeleitet.
Ein Baby kann zunächst nur hören, ohne den Sinn des gehörten zu verstehen.
Es lauscht den verschiedenen Geräuschen in seiner Umgebung und will
ergründen, woher sie kommen. Dazu muß es sein Köpfchen drehen, um mit
den Augen die Geräuschquelle ausfindig zu machen. Das alles geschieht noch
ohne Kenntnis von Worten. Beim Sprechenlernen ist es gut, wenn der
Erwachsene Mimik und Gestik einsetzt.
Beim Sprechen kommt der ganze Mund in Bewegung. Die Muskeln der
Lippen und Zunge müssen betätigt werden und dazu ist eine gewisse
Muskelkraft notwendig.
Grundlage jeder Sprache aber ist die Stimme.
Wenn der stimmliche Ausatmungsstrom nicht kräftig genug fließt, kann sich
kein Sprechen entwickeln. Schon das Neugeborene zeigt durch sein Weinen an,
daß es über genügend Kraft in der Stimme verfügt.
Saugen, Schlucken, Lecken und Kauen sind großartige Vorübungen für
das Sprechen wobei der Säugling seine Mundgeschicklichkeit trainiert.
Später kommen Quietschen, Lachen und Kichern hinzu, die dem Baby
wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen.
Dabei kann die Stimme höher und tiefer, lauter und leiser eingesetzt werden.
Die meisten Babys spielen schon im zweiten Monat ihres Leben mit Hauch
und Lippen. Dabei handelt es sich um eine spielerische Funktionsübung
der Sprechmotorik: das Lallen, einer der wichtigsten vorsprachlichen Entwicklungsabschnitten.
Zuerst weiß das Baby nicht, daß es sein Lallen selbst erzeugt hat.
Die eigenen Lautproduktionen sind deshalb so reizvoll, weil die Ohren
das Gelallte akustisch verfolgen können.
Im zweiten und dritten Monat merkt es, daß sich dieses Geräusch von allen
anderen unterscheidet, daß es auf Wunsch erzeugt und wiederholt werden kann.
Diese lallende Lautmalerei hört ebenso abrupt auf, wie sie angefangen hat.
So gegen Ende des ersten Lebensjahres beginnt der Säugling Freude am
Nachahmen zu entwickeln. So werden oft gehörte Laute solange zu imitieren
versucht, bis es endlich gelingt sie genau zu reproduzieren.
Wenn ein Kind Worte oder auch Sätze immer wiederholt, die ihm aufgrund
seiner Lautkombination akustisch so interessant scheinen, hat es den Drang
zur Nachahmung, obwohl es den Sinn meist noch gar nicht begreift.
Dies wird als Echosprache bezeichnet.
Der Säugling benützt seine Lautäußerungen zur Mitteilung von Gefühlen und
Empfindungen oder zur Durchsetzung von Wünschen und Bedürfnissen.
Mit Beginn des zweiten Lebensjahres etwa spricht das Kind das erste
sinnbezogene Wort ( meist Papa, Mama, Auto .
. ).
Es spricht Einwortsätze und von da an erweitert sich der aktiv gebrauchte
Wortschatz ständig. Wenn sich die Mutter also direkt mit dem Baby beschäftigt,
soll sie die Dinge klar und verständlich bezeichnen, mit denen sie umgeht.
Sie sollte ihr Wort durch eine Geste begleiten und mit bekanntem kombinieren,
denn Bekanntes und oft Erlebtes bauen einem Kind die Brücke, damit es eine
unbekannte Vorstellung übernehmen kann.
Kindern zwischen zwei und drei Jahren macht es Freude alle ihnen schon
optisch bekannten Gegenstände nun auch beim Namen zu nennen.
Und wenn sie ihn noch nicht wissen, dann fragen sie mit Ausdauer danach.
Das sogenannte Fragealter.
Bald verwendet das Kind Zwei und Dreiwortsätze, um seine Wünsche oder
Beobachtungen auszudrücken z.B. Teddy haben, Papa komm Keller.
Sein inzwischen angewachsener Wortschatz und auch der verbesserte
Satzbau helfen dem Kleinkind, den sprachlichen Kontakt zu seiner Umwelt
zu intensivieren.
Manchmal verwendet es vorerst irgendwelche Ersatzlaute
für die noch nicht beherrschten- man nennt dies „ Stammeln “.
Irrtümer und Verwechslungen gibt es häufig, wenn das Kleinkind zu sprechen
beginnt. Sagt es Nase für Fuß oder ssön statt schön, so soll die Mutter manchmal
korrigieren, aber niemals lachen oder eine strenge Sprachübung anschließen.
Das vertreibt dem Kind den Spaß am Sprechen.
Es soll seine Zunge, seinen Wortschatz üben, soll dabei ebenso auf die Nase
purzeln dürfen wie beim Laufenlernen.
Sein Wortschatz wächst um so schneller, je friedlicher und erfreulicher seine
Umwelt ist.
Deshalb sollten Eltern besonders im Fragealter viel Geduld
aufbringen und Kinder ohne Unterbrechung ausreden lassen, denn gerade
Sprechfaule neigen dazu am Anfang nur sehr gehemmt zu reden.
Bsp. Die Mutter steigt mit dem Kind in den Autobus. Sie möchte, daß
ihr Kind sich gut hinsetzt, damit es während der Fahrt nicht vom Sitz
herunterrutschen kann.( Buch S. 227 )
Beim Sprechen spielen aber auch die Temperamentunterschiede eine große
Rolle, sowie der Unterschied der Geschlechter:
Kleine Mädchen schnattern eher und hemmungsloser darauf los.
Das liegt daran, daß Buben schon im Krabbelalter mehr an Dingen und Sachen
interessiert sind. Sie konzentrieren sich eher auf Bewegungen und auf
Vollendung der sinnlichen Wahrnehmungen. Mädchen dagegen reagieren
mehr auf Worte und Geschichten.
Die besten Sprachlehrer für das Baby sind andere Kinder, ältere Geschwister
oder Nachbarskinder. Der Wortschatz dieser ist nicht so groß und kompliziert
wie der der Erwachsenen. Deshalb lernen die zweitgeborenen und folgenden
Kinder immer leichter und schneller sprechen als die Erstgeborenen.
Früh oder spät sprechen hat nichts mit der Intelligenz des Kindes zu tun,
sondern nur mit der Reife von Babys Sprachzentren.
Hat ein Baby offensichtlich Schwierigkeiten mit dem Sprechen, läßt man
Augen und Ohren untersuchen, da organische Fehler das Sprechvermögen
beeinträchtigen können.
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