Arthur schopenhauer
Arthur Schopenhauer
Sein Leben
1788
Arthur Schopenhauer am 22. Februar in Danzig, Heiligengeistgasse 114, geboren; am 3. März in der Pfarrkirche St. Marien getauft.
I793
Freiheitsdrang veranlasst den Vater Heinrich Floris Schopenhauer, als Danzig dem preußischen Staat einverleibt wird, seiner Heimat unter großen Verlusten den Rücken zu kehren und in die Freie Hansestadt Hamburg überzusiedeln. Niederlassung im Haus Neuer Wandrahm 92.
1797
Geburt der Schwester Adele. Arthur zur Erlernung der französischen Sprache nach Le Havre, wo er im Hause des Geschäftsfreundes seines Vaters, Grégoire de Blésimaire, zwei glückliche Jahre verbringt und sich mit dem Sohn des Hauses, Anthime Grégoire, befreundet.
1799
Besuch der Rungeschen Privatschule in Hamburg. Da Arthur über das dort Erlernbare schnell hinauswächst, bittet er den Vater, ihn aufs Gymnasium zu schicken; vergeblich, weil der Vater, der ihn zum Kaufmann erziehen will, die humanistischen Studien überflüssig findet. Schließlicher Alternativvorschlag des Vaters: Gymnasium oder mehrjährige Bildungsreise durch Europa. Arthur entscheidet sich für die Reise.
1800
Reise nach Karlsbad und Prag.
1803-1804
Reise durch Holland, England, Frankreich, Schweiz, Österreich, Schlesien und Preußen. 1803 verbringt Arthur mehrere Wochen zur Erlernung der englischen Sprache im Eagle House zu Wimbledon. Während der ganzen Reise führt er Tagebücher, in denen die vielfältigen Eindrücke erhebender und niederdrückender Art ihren Niederschlag finden. Frühe pessimistische Empfindungen und Urteile.
1805
Heimkehr nach Hamburg.
Antritt der Kaufmannslehre in der Firma Jenisch. Am 20. April tödlicher Unfall des Vaters. Schon vorher kritische Einstellung des Sohnes zum Wesen und Verhalten der Mutter.
1806
September: Nach Auflösung des väterlichen Geschäfts verlassen Johanna und
Adele Schopenhauer Hamburg für immer. Arthur bleibt allein zurück.
Zustand der Zerrissenheit im Schwanken zwischen pflichtmäßiger Fortsetzung der Kaufmannslehre und Neigung zu einem geistigen Lebensberuf. Beschäftigung mit den Werken Matthias Claudius´, W. H. Wackenroders und Ludwig Tiecks. Erotische Wirrnisse und seelische Krisen.
1807-1809
Nach brieflichen Auseinandersetzungen mit der Mutter, die jetzt in Weimar eine glänzende gesellschaftliche Rolle spielt, entscheidet der verständnisvolle Rat des Kunstliteraten Karl Ludwig Fernow Schopenhauers Zukunft: im Juni 1807 wird er Schüler des Gymnasialdirektors Doering in Gotha.
Im Dezember wechselt er nach Weimar über (wichtigster Lehrer: Franz Passow). Umgang mit J. D. Falk und Zacharias Werner. Leidenschaftliche Neigung zu Karoline Jagemann. Großjährig geworden, bekommt Schopenhauer seinen Anteil am väterlichen Erbe ausgezahlt.
Nachdem er innerhalb von zwei Jahren das Gymnasialpensum bewältigt hat, bezieht er am 9. Oktober 1809 die Universität Göttingen.
1809-1811
Umfassende wissenschaftliche Studien in Göttingen. Der Philosoph G. E. Schulze weist Schopenhauer auf Platon und Kant hin, die fortan seine Leitsterne bleiben.
Während der Oster-Semesterferien 1811 Besuch in Weimar. Begegnung mit Chr. M. Wieland. Schopenhauer zu Wieland: Das Leben ist eine missliche Sache: ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken. - Herbst 1811 bezieht er die Universität Berlin.
1811-1813
Berliner Studienjahre. Verehrung für J. G. Fichte und Fr. Schleiermacher schlägt auf Grund von deren Vorlesungen in Geringschätzung und Widerspruch um. Förderung seiner Ansichten durch den Philologen Fr.
A. Wolf. Im Frühjahr 1813 vertreiben die Kriegsunruhen Schopenhauer aus Berlin.
1813-1814
Kurzer Aufenthalt in Weimar. Verstimmung mit der Mutter. Schopenhauer zieht sich nach Rudolstadt zurück und verfasst dort seine Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, zu deren ersten Lesern Goethe gehört.
Nach Empfang des Doktor-Diploms der Universität Jena (18. Oktober 1813) abermals nach Weimar. Jetzt häufigere Begegnungen mit Goethe, der gerade mit der Ausarbeitung seiner Farbenlehre befasst ist. Durch Friedrich Majer wird Schopenhauer mit der altindischen Philosophie, dem Brahmaismus und dem Oupnek´hat bekannt, wodurch sein ganzes künftiges Denken entscheidend mitbestimmt wird.
1814-1818
Zerwürfnis mit der Mutter. Im Mai 1814 geht Schopenhauer nach Dresden.
Verkehr in Literatenkreisen, Erneuerung früherer und Anknüpfung neuer Freundschaftsverhältnisse, vielseitige Studien in den Dresdener Sammlungen und Bibliotheken. 1815 Abhandlung Über das Sehn und die Farben, die 1816 im Druck erscheint und wegen ihrer Selbständigkeit bei Goethe keine ungetrübte Freude auslöst. Entwurf und Ausführung der ersten Fassung des Hauptwerkes Die Welt als Wille und Vorstellung. Volles Bewusstsein der geistesgeschichtlichen Bedeutung der im März 1818 abgeschlossenen Schrift, die Anfang 1819 bei F. A. Brockhaus herauskommt, aber einen totalen geschäftlichen Misserfolg erntet.
1818-1819
Italienische Reise über Venedig, Rom, Neapel, Paestum, Rom, Venedig,
Mailand. In Venedig Liebesabenteuer mit einer unbekannt gebliebenen Dame; unterlassene Fühlungnahme mit Lord Byron. In Mailand empfängt Schopenhauer (Juni 1819) die Nachricht vom Zusammenbruch des Danziger Bankhauses L. A. Muhl, bei welchem er einen Teil seines Vermögens deponiert hat. Zur Regelung dieser Angelegenheit, in deren Gefolge es zu neuen Spannungen zwischen ihm und der Mutter kommt, eilige Rückkehr nach Deutschland.
In Weimar Wiederbegegnung mit Goethe. Die ungeklärte Zukunftsexistenz bestimmt Schopenhauer, sich um eine Dozentur an der Universität Berlin zu bemühen.
1820
Am 23. März Probevorlesung Über die vier verschiedenen Arten der Ursachen an der Berliner Universität. Anschließend Kolleg Über die gesamte Philosophie oder die Lehre vom Wesen der Welt und vom menschlichen Geist. Da Schopenhauer seine Vorlesungen demonstrativ zu den Stunden von Hegels Hauptkolleg ansetzt, bleiben ihm die Hörer aus.
In der "Jenaischen Literaturzeitung" erscheint eine kritische Besprechung der Welt als Wille und Vorstellung; darauf Erwiderung Schopenhauers: Notwendige Rüge erlogener Zitate. Mutmaßlicher Beginn des Liebesverhältnisses mit Caroline Richter, genannt Medon.
1821
Affäre Marquet. Muhl & Co. zahlen Schopenhauer seine Forderungen aus.
1822
Zweite Italienreise über die Schweiz, Mailand, Venedig und Florenz.
1823
Rückkehr nach Deutschtand (Mai). In München durch verschiedene Krankheiten fast ein volles Jahr festgehalten. Tiefe Depression, gesteigert durch Ertaubung des rechten Ohrs.
1824
Zur Kur in Gastein vom 29. Mai bis 19. Juni.
Im September nach Dresden.
1825-1831
Im April 1825 wieder nach Berlin, um, ohne große Erwartungen, einen neuen Anlauf zur Dozentenkarriere zu nehmen. Andauer der Resonanzlosigkeit. In der "Kleinen Bücherschau" rühmende Besprechung der Welt als Wille und Vorstellung aus der Feder des Dichters Jean Paul. Übersetzung von Baltasar Graciáns "Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit", die aber erst nach Schopenhauers Tod veröffentlicht wird. Heiratspläne erwogen und verworfen.
August 1831 Flucht aus Berlin wegen Cholera-Epidemie, welcher Hegel wenig später zum Opfer fällt. Schopenhauer verbringt den Winter in Frankfurt.
1832-1833
Aufenthalt in Mannheim (Juli 1832 bis Juni 1833). Endgültige Niederlassung in Frankfurt a. M.
1835-1836
Abfassung und Erscheinen der Schrift Über den Willen in der Natur.
1837
Denkschrift An das Commitee zur Errichtung des Göthischen Monuments. Schopenhauer greift in die Gestaltung der Kant Gesamtausgabe ein, indem er erfolgreich für die Aufnahme der ersten Fassung der "Kritik der reinen Vernunft" anstatt der zweiten Fassung plädiert.
1838-1841
Tod der Mutter. Preisschrift Über die Freiheit des menschlichen Willens,
1839 gekrönt von der K. Norwegischen Societät der Wissenschaften; Preisschrift Über das Fundament der Moral, 1840 n i c h t gekrönt von der K. Dänischen Societät der Wissenschaften.
1841 erscheinen beide Preisschriften unter dem zusammenfassenden Titel Die beiden Grundprobleme der Ethik. 1840 tritt in der Person Dr. Julius Frauenstädts der erste von Schopenhauers in den folgenden Jahren sich ständig mehrenden "Aposteln und Evangelisten" in seinen Gesichtskreis.
1843-1844
Schopenhauer bezieht für die Dauer von sechzehn Jahren das Haus Schöne Aussicht Nr. 17. Friedrich Dorguths Schrift "Die falsche Wurzel des Idealrealismus" nennt Schopenhauer als Denker von weltgeschichtlicher Bedeutung.
Vollendung des zweiten Teils der Welt als Wille und Vorstellung, 1844 erscheint die so ergänzte und überarbeitete 2. Auflage des Hauptwerks bei Brockhaus - ohne Honorar.
1845
Dorguths Schrift "Schopenhauer in seiner Wahrheit".
1847
Die Dissertation Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde erscheint in zweiter Auflage,
1849
Tod der Schwester, kurz nach dem letzten Wiedersehen.
1851
Parerga und Paralipomena mit dem Hauptstück Aphorismen zur Lebensweisheit vollendet und erschienen - ohne Honorar.
1852
Schopenhauer formuliert sein Testament (Nachtrag am 4.
Februar 1859).
1854
Zweite Auflage des Willens in der Natur. Richard Wagner lässt Schopenhauer seine Dichtung "Der Ring des Nibelungen" überreichen. Der Philosoph meint, Wagner habe mehr Talent zum Dichter als zum Musiker. "Brief über die Schopenhauer'sche Philosophie" von Julius Frauenstädt. Dr.
Wilhelm Gwinner, Schopenhauers erster Biograph, der nach dem Tod des Freundes Dr. Martin Emden an dessen Stelle auch sein Testamentsvollstrecker wird, tritt Schopenhauer näher.
1855
Anfang der Serie der Schopenhauer-Porträts von Jules Lunteschütz und anderen Künstlern.
1857
Friedrich Hebbel besucht, in Gesellschaft Wilhelm Jordans, Schopenhauer (Mai).
1858
Siebzigster Geburtstag am 22. Februar.
Schopenhauer lehnt die ihm angetragene Mitgliedschaft in der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin ab.
1859
Am 1. Juli Umzug in das Nachbarhaus Schöne Aussicht Nr. 16. Dritte Auflage des Hauptwerkes.
Die Bildhauerin Elisabet Ney fertigt eine Porträtbüste Schopenhauers an.
1860
Am 9. September Ausbruch einer Lungenentzündung. 18. September letztes Gespräch mit Wilhelm Gwinner. Freitag, den 21.
September, morgens: Arthur Schopenhauers Tod.
26. September Beisetzung auf dem Städtischen Hauptfriedhof.
Der Mensch Schopenhauer
Es wird berichtet, dass er ein sehr argwöhnischer und jähzorniger Mann gewesen sei. Selbst seine Mutter habe beklagt, dass er immer über die "Dumme Welt und das menschliche Elend" lamentierte. Anscheinend hatte Schopenhauer den Eindruck, seine Mitwelt wolle ihm Böses antun.
Aus diesem Grund versteckte er seine Wertgegenstände in seiner Wohnung sehr sorgfältig und hatte auch immer eine Waffe an seinem Bett liegen. Er war ein leicht reizbarer Mann, der sogar tätlich werden konnte. Er hatte eine durch und durch pessimistische Grundeinstellung dem Leben gegenüber. Trotzdem oder sogar aus diesem Grund begründete er eine "Ethik des Mitleids".
Sein Werk
Bereits im Titel seines Hauptwerks "Die Welt als Wille und Vorstellung" verdeutlicht Schopenhauer die Grundidee seiner Philosophie. Schopenhauer stimmt mit der Auffassung Kants überein, dass der erkennende Mensch die Welt nur innerhalb seiner Vorstellung erfährt, d.
h. dass die Welt durch die Erkenntnisweise des Subjekts bedingt ist. Im Gegensatz zu Kant gibt es jedoch für ihn etwas diesen Vorstellungen Zugrundeliegendes und damit unabhängig von aller Erfahrung und Erkenntnis Bestehendes, das Schopenhauer "Wille" nennt . Der Wille ist kein Ziel oder eine Absicht, sondern eine Art alles durchdringende Kraft, das innere Wesen der Dinge und die Triebkraft der Natur. Als "Ding an sich" liegt der Wille zwar der gesamten Wirklichkeit zugrunde, aber er erscheint stets in einzelnen Willensphänomenen, die Manifestationen dieses einen Willens sind.
Der Grundgedanke seiner Lehre ist in seinem Hauptwerk, das mit großem Scharfsinn und großer Gelehrsamkeit abgefasst ist und sich durch seinen klassischen Stil vor den Werken der meisten Philosophen vorteilhaft auszeichnet, niedergelegt.
Er lehrte, dass allen Einzelerscheinungen, wie sie dem Menschen subjektiv wahrnehmbar sind, ein Objektives, ein Ding an sich zugrunde liege: der Wille; er betätigt sich unbewusst im Pflanzen- und Mineralreich, bewusst im höheren und niederen Tier. Dieser Wille ist aber im Grunde etwas Nichtseinsollendes. Das Leben ist voller Leiden, die Welt enthält mehr Pein als Lust, es geht nie ohne Kampf und Schmerz vonstatten. Wer erkannt hat, dass der Wille zum Leben in dieser Welt des Scheins Mangel, Jammer, Qual und Tod sei, sucht die Erlösung durch Verneinung des Willens zum Leben. Diese Resignation, die im Buddhismus ihren Ursprung hat, lag zum Teil in Schopenhauers leicht melancholischer Natur begründet und wurde durch mancherlei schlimme Lebenserfahrung gefördert. Schopenhauers Gedanken beeinflussten F.
Nietzsche und R. Wagner nachhaltig.
Schopenhauers Philosophie in einer Kurzform
Unter dem Einfluss Platons und Immanuel Kants vertritt Schopenhauer in seiner Erkenntnistheorie die Position des Idealismus. Er beschreitet jedoch innerhalb dieser Grundauffassung einen eigenen Weg und lehnt die Philosophie Hegels ab. Durch das Aufgreifen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit ist Schopenhauer in der Lage, eine Physiologie der Wahrnehmung zu entwickeln. Nach seiner Konzeption existiert die Erscheinungswelt nur insoweit, als sie wahrgenommen wird und im menschlichen Bewusstsein ist, also als Vorstellung.
Er stimmt jedoch nicht mit Kant darin überein, dass das Ding an sich jenseits aller Erfahrung liegt und deshalb nicht erkannt werden kann. Nach Schopenhauer liegt der Vorstellungswelt der Wille zu Grunde, den er als grundlosen und ziellosen (blinden) Drang versteht. Im Gegensatz zur Philosophie Hegels spricht er damit der Welt und der Geschichte jeglichen Sinn ab. Dem Willen liegt nicht nur das Handeln des Menschen zugrunde, sondern er umfasst die gesamte Wirklichkeit, das heißt die organische (tierische und pflanzliche) und die unorganische Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom "Primat des Willens" bildet die zentrale Idee der Schopenhauer'schen Philosophie, sie hatte weit reichenden Einfluss und begründet die Aktualität von Schopenhauers Werk.
Der Wille ist ein nicht zu befriedigender Daseinsdrang, aus dem das Leiden des Menschen erwächst, denn der Wille erzeugt ständig neue Bedürfnisse, die letztendlich nicht befriedigt werden können. Höchster Ausdruck des Willens ist der Geschlechtstrieb. Da es aufgrund der nicht zu befriedigenden Wünsche kein dauerhaftes Glück gibt, ist das Leben unausweichlich von Schmerz und Leiden gekennzeichnet. Auf dieser Einsicht basiert Schopenhauers pessimistische Grundhaltung. Auf einer höheren Stufe kann der Mensch jedoch dem Diktat des Willens entrinnen und ist dadurch fähig, sich selbst zu erlösen. Die Erlösung vom Leiden geschieht durch die Verneinung des Willens, die der Mensch entweder durch Kontemplation in der Kunstbetrachtung oder durch Askese und Entsagung gewinnt, durch die sämtliche Bedürfnisse zum Schweigen gebracht werden.
In der Kunstbetrachtung löst sich der Mensch vom Willen und wird "reines, willenloses Subjekt der Erkenntnis". Nach Schopenhauers Ästhetik wirkt die Kunst als "Quietiv des Willens".
Während der Mensch in der Kunstbetrachtung nur vorübergehend die Fesseln des Willens ablegt, zeigt Schopenhauers Ethik den Weg zur endgültigen Negation des Willens. Schopenhauer fundiert seine Ethik im Gegensatz zu Kant nicht in der Vernunft und im Sittengesetz, sondern er sieht das Mitleid als die Basis des moralischen Handelns. Durch das Mitleid wird der Egoismus überwunden, der Mensch identifiziert sich mit dem anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt. Schopenhauers Metaphysik ist stark vom Buddhismus geprägt, und in seiner Ethik verbindet er buddhistische Anschauungen mit denen der christlichen Mystik.
Bei seinem Erscheinen wurde Schopenhauers Werk kaum beachtet, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann es seine weit reichende Wirkung zu entfalten. Im Bereich der Philosophie beeinflusste er besonders Friedrich Nietzsche und die Lebensphilosophie Henri Bergsons, in der Musik u. a. Richard Wagner, in der Literatur Thomas Mann. Schopenhauers Lehre vom Primat des Willens hatte tief greifenden Einfluss.
In der Psychologie wurden seine Gedanken u. a. von Eduard von Hartmann und Sigmund Freud aufgenommen. Denn
hier ist ein Kerngedanke der Psychoanalyse vorgeprägt, der ein grundlegend anderes Menschenbild hervorbringt: Die Ratio des Menschen ist nur ein Oberflächenphänomen, während das Handeln weitgehend durch verborgene Triebregungen gelenkt wird.
Schopenhauer Zitate
"Aus der Nacht der Bewusstlosigkeit zum Leben erwacht findet der Wille sich als Individuum, in einer end- und gränzenlosen Welt, unter zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend; und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur alten Bewußtlosigkeit."
"Im Reiche der Wirklichkeit, so schön, glücklich und anmuthig sie auch ausgefallen seyn mag, bewegen wir uns doch stets nur unter dem Einfluß der Schwere.
.. hingegen sind wir, im Reiche der Gedanken, unkörperliche Geister, ohne Schwere und ohne Noth."
"Das Leben ist eine missliche Sache: ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken."
"Jede (Gemeinschaft mit Andern,) jede Unterhaltung, hat nur Statt unter der Bedingung gegenseitiger Beschränkung, gegenseitiger Selbstverleugnung; daher muß man in jedes Gespräch sich nur mit Resignation einlassen."
"Ganz er selbst seyn darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei: Zwang ist der unzertrennliche Gefährte jeder Gesellschaft.
.. Was nun andrerseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen... Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zweifachen Vortheil: erstlich den .
mit sich selber zu seyn, und zweitens den, nicht mit Andern zu seyn."
"Das eigentliche Leben eines Gedankens dauert nur bis er an den Gränzpunkt der Worte angelangt ist... Sobald nämlich unser Denken Worte gefunden hat, ist es schon nicht mehr innig, noch im tiefsten Grunde ernst. Wo es anfängt für Andere dazuseyn, hört es auf, in uns zu leben.
.."
"Alle Befriedigung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich und wesentlich immer nur NEGATIV und durchaus nie positiv. Es ist nicht eine ursprünglich und von selbst auf uns kommende Beglückung, sondern muß immer die Befriedigung eines Wunsches seyn. Denn Wunsch, d. h.
Mangel, ist die vorhergehende Bedingung jedes Genusses."
"»Die Welt ist meine Vorstellung« - dies ist eine Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektirte abstrakte Bewußtseyn bringen kann: und thut er dies wirklich; so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten."
"Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondem immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt; daß die Welt, welche ihn umgiebt, nur als Vorstellung da ist, d. h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst Ist."
"Dasjenige, was Alles erkennt und von Keinem erkannt wird, ist das SUBJEKT.
Es ist sonach der Träger der Welt, die durchgängige, stets vorausgesetzte Bedingung alles Erscheinenden, alles Objekts: denn nur für das Subjekt ist, was nur immer da ist."
"Nichts ist ohne Grund warum es sey."
"Ja, das Sehn ist als ein unvollkommenes, aber in die Ferne gehendes Tasten zu betrachten, welches sich der Lichtstrahlen als langer Taststangen bedient."
"Gleich sehr übertrifft er [der Mensch] sie [die Tiere] an Macht und an Leiden. Sie leben in der Gegenwart allein; er dabei zugleich in Zukunft und Vergangenheit. Sie befriedigen das augenblickliche Bedürfniß; er sorgt durch die künstlichsten Anstalten für seine Zukunft, ja für Zeiten, die er nicht erleben kann.
"
"Keiner, der religiös ist, gelangt zur Philosophie, er braucht Sie nicht. Keiner, der wirklich philosophiert, ist religiös: er geht ohne Gängelband, gefährlich aber frei."
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