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  Abweichendes verhalten jugendlicher

Einleitung: Jugendliche stehen einer Reihe von Entwicklungsaufgaben gegenüber, die sie bewältigen müssen, um ein befriedigendes Leben als Erwachsener zu führen. Diese Bewältigung des Erwachsenwerdens scheint für die jungen Menschen nicht immer so einfach. Automatisch ergeben sich Probleme, die durch bloßes Nachahmen der Erwachsenen nicht zu bewältigen sind. Die Kluft zwischen Jung und Alt scheint oft schon zu groß zu sein. Eltern verstehen ihre Kinder nicht mehr und andersherum scheint es auch nicht so einfach zu sein. Die Jugendlichen versuchen ihr Leben individuell zu gestalten und bilden sich ihre eigenen Werte und Normen, die oft nicht konform mit denen der Gesellschaft gehen.

Meist wird konventionelles Verhalten der Erwachsenen als unerträglicher Zwang empfunden, woraus sich Abweichungen der Jugendlichen ergeben können. Nicht selten werden hierbei gesellschaftliche Normen verletzt. Und wer die gesellschaftlichen Normen verletzt, zieht die Aufmerksamkeit anderer auf sich. Dabei scheint es auf den ersten Blick egal zu sein, ob diese Abweichungen von der Norm beabsichtigt sind oder nicht. Im folgenden wird nun auf die wichtigsten und häufigsten Erscheinungsformen abweichenden Verhaltens Jugendlicher der heutigen Zeit eingegangen. Ebenfalls wird erklärt, welche Formen diese Abweichungen haben und was die Gründe dafür sind.

1. Begriffserklärung: Abweichenden Verhaltens ,,Unter abweichendem Verhalten sind all diejenigen Verhaltensweisen, Handlungen und Einstellungen zu verstehen, die nicht übereinstimmen mit den als konform angesehenen Erwartungen anderer Personen, Gruppen, Institutionen und schließlich der Gesellschaft."1 Allerdings sollte dabei beachtet werden, daß nicht alles was die Masse der Gesellschaft für konform oder abweichend hält auch wirklich dem zugeordnet werden kann. Jeder Mensch hat seine eigenen Normvorstellungen, die nicht immer auf die ganze Gesellschaft projiziert werden können. Früher ist abweichendes Verhalten als Verstoß gegen geltende Normen definiert worden. Später wird eine Verhaltensweise nur dann als abweichend gesehen, wenn sie als solche von anderen bezeichnet und sanktioniert wird.

Kurz und knapp läßt sich das Ganze mit den vier ,,Definitionen abweichenden Verhaltens" von Helge Peters zusammenfassen2: - Abweichendes Verhalten ist Normbruch - Abweichendes Verhalten ist registrierter und dem Selbstverständnis des Abweichlers nach Normbruch. - Abweichendes Verhalten ist dem Selbstverständnis des Abweichlers nach Normbruch, ohne registriert sein zu müssen. - Abweichendes Verhalten ist Verhalten, das als Normbruch ,,registriert" worden ist. 2. Abweichendes Verhalten Jugendlicher 2.1 Entstehung abweichenden Verhaltens Für die Entstehung abweichenden Verhaltens scheinen die sozialen Bedingungen einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Jugendlichen zu haben.

Vor allem in den Herkunftsfamilien, in deren Umfeld der Sozialisationsprozess eines jeden Menschen beginnt. Entstammen die Jugendlichen jedoch aus einer instabilen und gestörten Familienbeziehung kann dies ein Risiko für dieselben darstellen.3 Ausschlaggebend für die Problembewältigung sind verschiedene personale (Geschlechtszugehörigkeit, psychophysische Konstitution, kognitive und motivale Dissposition) und soziale (finanzielle und soziokulturelle Lage der Familie) Ausgangsbedingungen.4 Probleme können sich daraus ergeben, wenn wegen personaler und sozialer Bedingungen unangemessene bzw. unzureichende Kompetenzen erworben und Erwartungen der sozialen Umwelt nicht erfüllt werden. Jugendliche entwickeln feste Muster der Problembewältigung mit unterschiedlicher Ausprägung, die im günstigen Fall eine gut strukturierte, flexible und eigenaktive Wahrnehmung der sozialen Realität beinhaltet.

Daraus können sich ebenfalls ungünstige Ausgangsbedingungen wie ausweichende, vermeidende und passive Strategien entwickeln.5 Von vielen Formen abweichenden Verhaltens bei Jugendlichen gibt es natürlich auch ,,klassische" Erscheinungsformen, die in der Kriminalitätsstatistik erfaßt werden.6 Die wichtigsten sind zum Beispiel Drogenkonsum, Alkoholismus und Kriminalität, ebenfalls erwähnenswert scheinen die Jugendsekten, Selbstmord und Prostitution. Der folgende Teil konzentriert sich auf Alkoholismus, Drogenkonsum und Kriminalität eingegangen. 2.2 Tabak und Alkohol als legale Form des Drogenkonsums Nach dem neuesten Sucht- und Drogenbericht der Bundesregierung7 geht der Tabakkonsum in der Bevölkerung zwar zurück, dennoch gibt es in der Altersgruppe der Jugendlichen ein Viertel ständiger RaucherInnen, mit etwa gleichen Quoten bei Mädchen und Jungen.

Auf der anderen Seite haben 50% der Jugendlichen noch nicht angefangen zu Rauchen und werden voraussichtlich auch Nichtraucher bleiben. Mit dem Alkoholkonsum sieht es aber ganz anders aus, denn fast alle Jugendlichen haben schon einmal eigene Erfahrungen damit gemacht. Rund ein Drittel trinkt regelmäßig, lediglich ein kleiner Teil trinkt täglich(noch rund 200.000).8 Betrachtet man die Ergebnisse der WHO-Konferenz ,,Jugend und Alkohol" im Februar diesen Jahres ergibt sich einem ein erschreckendes Bild. Laut deren Erkenntnissen sind ,,Alkoholexzesse" bei Jugendlichen zwischen 13 und 15 durchaus schon vorgekommen.


9 Ein weiteres Problem mit Alkohol ist eine weite Verbreitung unter Jugendlichen. In unserem Kulturkreis wird Alkohol häufig nicht als Droge angesehen, sondern als Genußmittel. Dadurch wird die Gefahr abhängig zu werden meist unterschätzt. Im Gegensatz dazu ist beispielsweise in muslimischen Ländern der Alkohol vom Glauben her verboten. Das früheste Lernfeld ist die Familie, hier werden erste Vorstellungen über spezifische Wirkung und Charakteristik von Tabak und vor allem Alkohol gebildet. Hier liegen besondere Risikofaktoren, welche in psychischer, sozialer und materieller Hinsicht auf die Kinder einwirken.

Besonders gefährdet sind sie in Problemfamilien, die zum Beispiel vom sozialen Abstieg gezeichnet sind. Diese können mit der Arbeitslosigkeit eines oder beider Elternteile beginnen und im schlimmsten Fall mit Alkoholismus der eigenen Eltern enden. Die Kinder vermissen die Harmonie innerhalb der Familie oder sind andauernden Beziehungsstörungen ausgesetzt.10 Diese Störungen in den normalen Beziehungsabläufen beeinträchtigen den jungen Menschen in dessen Identitätsbildung. Dies verankert sich in seine Persönlichkeitsstruktur und macht für übermäßigen Alkoholkonsum anfälliger, als Altersgenossen, die in ,,normalen" Familien aufgewachsen sind. Mit steigendem Alter wird die Familie von gleichaltrigen Jugendlichen in der Gruppe abgelöst.

In den Schulen werden erste freundschaftliche Kontakte geknüpft, die sich im laufe der Zeit zu wichtigen Bezugspersonen entwickeln. Die Heranwachsenden verbringen von nun an viel Zeit mit ihren Freunden, bei denen sie oft einem Gruppenzwang ausgesetzt sind. Das Trinkmotiv wandelt sich zum konformitäts- und zum problemorientierten Trinken. Sie versuchen ihre Unsicherheiten durch den Alkohol zu kompensieren.11 Sie erhoffen sich vielleicht dadurch auch ein höheres Selbstwertgefühl. Der Konsum der ,,Alltagsdroge" Nikotin (bzw.

des Tabaks) ist sehr stark mit Selbstwertproblemen verbunden, die sich zum Beispiel in der Pubertät, durch mangelnde Anerkennung von Gleichaltrigen oder auch durch Probleme in der Schule herauskristallisieren können. Die Ausgangssituationen von Alkohol sind teilweise mit denen des Rauchers vergleichbar, jedoch treten spielen beim Alkohol tiefgründigere Faktoren eine Rolle. Die Tatsache das ein Jugendlicher trinkt sagt noch nicht viel darüber aus, ob er gefährdet ist oder nicht. Ob der Jugendliche psychisch oder physisch Abhängig ist hängt davon ab, welche Bedingungen dazu geführt haben. Ebenso ist entscheidend, welche Funktion der Alkohol hat und welche Faktoren das Trinken stabilisieren. Es ist klar, daß Alkohol und Tabak gesundheitsgefärdend sind, jedoch stellt der Konsum für das Jugendalter eine ,,normale" Entwicklung dar.

Laut Hurrelmann ,,müssen Jugendliche sich gedanklich und handelnd mit dem Konsum von legalen Drogen beschäftigen und auseinandersetzen können, weil sie sonst in einer von Drogen geprägten Lebensumwelt sozial inkompetent bleiben würden.12 2.3 Drogenkonsum Zunächst einmal zur begrifflichen Erklärung des Wortes ,,Drogen". ,,Drogen sind aus Pflanzen, Mineralien oder auch chemisch (zum Beispiel LSD) gewonnene Substanzen, die psychische Zustände beim Menschen zu ändern vermögen. Landläufig werden unter Drogen nur illegale Drogen verstanden."13 In der Literatur werden die gebräuchlichsten Präparate oder Drogen in folgende Gruppen gegliedert: Aufputschmittel (Amphetamine, Speed, Kokain, Crack, Designerdrogen), Halluzinogene (LSD, Cannabis, Marihuana, Haschisch), natürliche Opiate (Opium, Morphium, Heroin) und synthetische Opiate (Methadon).

14 Die hier dargestellten Klassifikationen gehen teilweisen ineinander über, d.h. eine Droge kann sowohl Halluzinogen und Opiat in einem sein. Ebenso sollte berücksichtigt werden, daß gewisse Drogen wie zum Beispiel Morphium als schmerzstillende Mittel in der Medizin eingesetzt werden, aber natürlich nur unter ärztlicher Aufsicht. Zwischen 3 und 4% der jungen Menschen konsumiert Ecstasy und Amphetamine, die in den Medien vor allem unter dem Schlagwort ,,Partydrogen" bekannt geworden ist. Die Gruppe der Kokainkonsumenten ist noch klein, nimmt aber stetig zu.

Anders sieht es bei dem Konsum von Opiaten aus, vor allem bei Heroin; diese Droge stagniert auf relativ hohem Niveau.15 In unserem Kulturkreis sind Haschisch/Marihuana die verbreitetste illegale Droge.16 Über ein Viertel der Jugendlichen haben ihre Erfahrung damit gemacht. Der Anteil der aktuellen Konsumenten ist zwar mit 13% um 2% geringer als 1997, jedoch berichtet die Jugend- und Drogenhilfe von riskanten Konsummustern und Mischkonsum der Jugendlichen. Der Einstieg in den Haschischkonsum erfolgt meistens zwischen dem 15. Und 16.

Lebensjahr, wobei Jungen deutlich häufiger konsumieren als Mädchen.17 Die Ausgangssituation in der sich die Jugendlichen befinden, läßt sich mit dem des Alkoholkonsums vergleichen. Die jungen Personen leiden häufig unter tiefsitzenden Familienkonflikten, die mit schweren zwischenmenschlichen Beziehungen, starken Entwicklungskrisen usw. begleitet sind. Probleme sind zum Beispiel Streit in der Familie, Scheidung der Eltern, finanzielle Notlagen, etc.; kurz gesagt ein gestörtes Verhältnis in der Herkunftsfamilie.

Einige Jugendliche sehen in dieser Notlage als einzigen Ausweg, nur noch die Drogen. Sie meinen, mit der Droge, wenn auch nur für kurze Zeit, dem Alltagsleben in eine bessere, heile Welt entfliehen zu können. Sie bekommen für eine kurze Zeit das was sie wollen, nämlich Glücksgefühle. Man sollte aber nicht nur im familiären Umfeld nach Gründen des Drogenkonsums suchen, genauso wichtig können auch die Kontakte zu Gleichaltrigen sein, zu sogenannten peer-groups. Diese spielen eine entscheidende Rolle beim ,,Erstkonsum" der Drogen.18 Die Entwicklung Jugendlicher in den Bereichen Freizeitverhalten und Lebensstil findet schon früh in Gruppen von Gleichaltrigen statt.

Hier versuchen sie sich zum ersten Mal mit Drogen. Gleichaltrige nehmen Drogen ein, und um kein ,,Spielverderber" zu sein oder sogar als Außenseiter zu gelten versucht man es eben mal. Vielleicht auch nur um einmal die Wirkung der Droge auszuprobieren, oder auch bereits mit dem Hintergedanken, dem Alltag zu entrinnen. Bestimmt nehmen viele Jugendliche auch ganz bewußt Drogen ein, um den täglichen Problemen ihres Lebens wenigstens für kurze Zeit zu entkommen. Sie wollen aus ihrem Alltagsleben und ihrer Umwelt entfliehen. Hier können auch schon dem Anschein nach ,,kleine" Probleme, wie schulisches Versagen und Liebeskummer die Auslöser dafür sein.

Doch auch die Pubertät kann in der Entwicklung des Heranwachsenden eine besonders anfällige Zeit der ,,Rebellion" darstellen, in der man grundsätzlich gegen alles und jeden ist. Vor allem was einem die Eltern vorschreiben scheint hier oft zu Gegen- und Trotzreaktionen zu führen, die auch zum Drogenkonsum führen können. Allgemein glauben die Heranwachsenden, ihrer Gesellschaft und Umwelt und vielleicht auch sich selbst entgehen zu können, indem sie Drogen nehmen. Doch die Probleme lassen sich durch dieses Verhalten bestimmt nicht lösen, ganz im Gegenteil. Denn läßt die berauschende Wirkung wieder nach, so kommt das ,,böse" Erwachen zurück in die Realität. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis, es werden immer häufiger Drogen eingenommen, und falls die gewünschte berauschende Wirkung nicht mehr wie am Anfang eintritt, so wird zu stärkeren Präparaten gegriffen.

Die Folge ist die Abhängigkeit, wobei Heroin sozusagen die letzte Instanz darstellt, welche die gesundheitliche, psychische und physische und soziale Verelendung zur Folge hat.19 Am Ende einer solchen ,,Leidensgeschichte" steht nicht selten der Tod. Zu Beginn der 90er Jahre hatte die Bundesrepublik Deutschland mehr als 2000 Drogentote zu verzeichnen. Die meisten starben an einer Überdosis Heroin oder an einer Mehrfachvergiftung.20 Ist es einmal zu einer Heroinsucht gekommen, kümmern sich die Abhängigen nicht mehr um die Realität und um einen festen Arbeitsplatz. Alles was nun noch zählt, ist an ,,Stoff" zu kommen, koste es was es wolle.

Die Drogensucht hat den Abhängigen voll unter Kontrolle gebracht. Hinter den Heroinabhängigen stehen aber oftmals auch Eltern, Geschwister und Bekannte, die unter großen psychischen, physischen und sozialen Belastungen leiden. Für Außenstehende ist es hingegen schwierig Verständnis für die Abhängigen aufzubringen. In unserer Gesellschaft wird Abhängigkeit von illegalen Drogen nämlich sozial geächtet und rechtlich verfolgt, deshalb gesellen sich zur Angst der drogenkranken Menschen, auch Schuld- und Schamgefühle und das ständige bemühen, zu vertuschen und zu verbergen.21 Wie oben schon einmal dargestellt, endet eine Drogenkarriere oftmals mit dem Tod des Süchtigen. Als einzige Rettung erscheint die Entziehungstherapie, welche sehr langfristig und je nach Grad der Abhängigkeit schwierig für den kranken Menschen ist.

Außerdem ist das Risiko, wieder in die Drogenabhängigkeit zurückzufallen, ebenfalls gegeben. Der erste Schritt ist oftmals sehr schwer zu bewältigen, dazu sind nicht ausreichend Therapieplätze vorhanden, was sich wiederum in langen Wartezeiten niederschlägt. Aber entscheidet sich ein Jugendlicher zu einer Entziehungskur, so ist ein erster wichtiger Schritt in die Realität getan. Nun bleibt es an ihm seine Chance zu nutzen und sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. 2.4 Jugendkriminalität Unter Jugendkriminalität versteht man diejenigen ,,Abweichungen" der jungen Menschen, die nach gesetzlichen Festlegungen strafbar sind.

Darunter fallen zum Beispiel Diebstahl, Körperverletzung und illegaler Drogenmißbrauch. Kriminalität ist die verbreitetste Form von Devianz.22 Die Kriminalitätsstatistiken der Polizei zeigen seit 1960 ein Steigen der registrierten Kriminalität bei allen Altersgruppen, sowie eine überdurchschnittlich hohe Steigerung bei Jugendlichen. Vor allem Jugendliche unter 21 Jahren werden straffällig, laut der Statistik von 1990 sind 4% durch die Polizei als tatverdächtig registriert worden. In der Altersgruppe der bis zu 13jährigen sind 6%, bei den 14-20jährigen 14% und bei den 21-24jährigen 13% an der Kriminalität beteiligt. Damit sind fast die Hälfte aller von der Polizei registrierten Tatverdächtigen aus der Altersgruppe der Unter-25jährigen.

23 Bei der Überprüfung, welche Delikte bei diesen Altersgruppen im Vordergrund stehen, zeigt sich, daß Diebstahl und Unterschlagung mit Abstand am häufigsten registriert werden. Relativ hoch sind bei den Jugendlichen auch Delikte wie Körperverletzung, Raub, Erpressung, sowie Sachbeschädigung und Urkundenfälschung, was wohl kaum als Kavaliersdelikt oder als ,,kleine Jugendsünde" angesehen werden kann.24 Ebenfalls zeigt die Kriminalitätsstatistik eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Delikthäufigkeit bei Mädchen und Jungen auf. Verglichen mit der Zahl der männlichen Täter ist der Anteil der Mädchen und Frauen sehr gering.25 2.4.

1 Ursachen der Jugendkriminalität Viele Heranwachsende die mit dem Gesetz in Konflikt kommen, sind ungünstigen Sozialisationsbedingungen ausgesetzt. Sie entstammen einem problematischen Familienumfeld, haben Schulprobleme, eine schlechte oder fehlende Berufsausbildung und sind ohne Arbeit. Jugendliche aus sozial gestörten Familienverhältnissen sind bei kriminellen Verhaltensweisen überrepräsentiert. Kriminelles Verhalten ist also oftmals als Reaktion auf die Mangellagen zu sehen, was fatale Folgen für die weitere Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen darstellen kann.26 Gerade die schlechte Ausgangslage für die Sozialisation der jungen Menschen dürfte eine der wesentlichen Ursachen für deren häufig festgestellten schlechten Leistungen in der Schule und im beruflichen Bereich sein. Die Jugendlichen versuchen durch abweichendes, kriminelles Verhalten ihre Probleme zu verarbeiten.

Diese Art der Verarbeitung ist typisch für die Lebensphase in der sie stecken und spiegelt in besonderer Weise die sozialen Integrationsprobleme wieder. Den Jugendlichen gelingt keine soziale Form der Leistungserbringung. Durch kriminelle Taten versuchen sie dann andere und sich selber davon zu überzeugen, daß sie doch etwas leisten können. Sie sehnen sich nach gesellschaftlich anerkannten Werten wie Erfolg, Status und Prestige. Sie wollen genauso anerkannt sein, schaffen dies jedoch nicht in einem legalem Rahmen. Um diese Anerkennung kämpfen sie ebenfalls in ihren peer-groups, bei denen es um die soziale Integration in der Gruppe oder im Freundeskreis geht.

Anfangs sind es vielleicht noch kleine Mutproben, was sich aber schnell ändern kann, denn die Anerkennung hat auch ihren Preis. Vor allem heutzutage sind die jungen Menschen der Freizeit- und Konsumkultur ausgesetzt. Markenkleidung, Handys, schöne Autos usw., all diese Dinge werden scheinbar benötigt, um auch richtig zur Gruppe zu gehören. Die meisten Jugendlichen geraten schon früh mit dem Gesetz in Konflikt, in einer Zeit in der die Weichen für das spätere Leben gestellt werden und in der durch eine ,,Dummheit" viel zerstört werden kann. Diese erschreckende Tatsache läßt es notwendig erscheinen, daß gezielte soziale Kontrolle und erzieherische Maßnahmen durch Jugendhilfe und Jugendstrafrecht angewandt werden, um kriminell abgestempelte jugendliche Straftäter eine spätere Einbindung in unsere Gesellschaft zu gewähren.

Schluß: Wie an den oben erwähnten Aspekten zu sehen ist, rufen Probleme in den Sozialisationsprozessen unserer Gesellschaft abweichendes Verhalten von Jugendlichen hervor. Dabei ist neben der Kriminalität besonders die hohe Zahl des Drogenmißbrauchs erschreckend. Jedoch darf es sich die Gesellschaft nicht zu einfach machen und sich nur bei illegalen Drogen empören; sie muß vor allem auch auf die legalen Rauschmittel wie Alkohol und Nikotin achten. Auf diesem Gebiet kann eventuell schon einiges durch eine Vorbildfunktion der Erwachsenen erreicht werden. Der Satz ,,Ein Gläschen in Ehren, ..

." ist wohl kaum als pädagogisch wertvolle Erziehungsmaßnahme zu verstehen. Und daß vor allem die Phase der Pubertät stets eine von Problemen jedweder Art dominierter Zeitabschnitt sein wird, steht nicht zur Debatte. Schließlich dient diese zur Selbstfindung und es wird neben dem körperlichen Reifungsprozess auch ein geistiger bewältigt. Jedoch ist die Situation der heutigen Gesellschaft für Heranwachsende besonders schwer und es bedarf großer Anstrengungen seitens der Politik und der Familie, damit Kinder und Jugendliche ,,nicht vom richtigen Wege" abkommen.

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