Behindertensport
Der Sport bietet den Behinderten eine Möglichkeit sich sozial zu integrieren. Obwohl sich der Behindertensport in den letzten Jahren in Richtung Spitzensport entwickelt hat, soll das Ziel des Behindertensports nicht vergessen werden, durch Sport das Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und den biologischen und psychischen Zustand zu verbessern.
Wie alles begann:
Die ersten Sportvereine für Behinderte entstanden nach dem zweiten Weltkrieg. Österreichs erster Verein wurde 1952 in Wien gegründet. Aufgrund der vielen Kriegsinvaliden entwickelte sich die Bezeichnung Versehrtensport welche später zu dem Begriff Behindertensport umgewandelt wurde. 1958 wurde der Dachverband ÖBSV eingerichtet.
Heute besteht dieser Verband aus fast 6000 Mitgliedern und 65 Vereinen.
Einteilung
Der Behindertensport wird in drei große Gruppen eingeteilt: Mentalbehinderte, Körperbehinderte, Sinnesbehinderte;
Unter den Körperbehinderten unterscheidet man weiter in Amputiertensport, Rollstuhlsport, Cerebralparetiker; Die Sinnesbehindertensportler werden in Blindernsportler und Gehörlosensportler eingeteilt.
Seit 1980 gibt es für jede einzelne Behindertengruppe eigene Fachausschüsse.
Fachausschuß Mentalbehindertensport
In den frühen 80er Jahren begannen die Diözesansportgemeinschaften für geistig- und mehrfachbehinderte Menschen anzubieten. Diese Gemeinschaft stellte erste Kontakte zum ÖBSV her und erreichte die Aufnahme der Mentalbehindertensportler in den Verband. Diese Einbindung der Geistigbehinderten geschah nicht problemlos.
Vorurteile und Ängste der Nichtbehinderten führten zur Ablehnung dieser Behindertengruppe. Doch mittlerweile wird auch diese Gruppe als gleichwertiges Mitglied angesehen. Entgegen den Behauptungen und Befürchteten, mentalbehinderte Menschen wären zu Wettkampfsport gar nicht fähig, kann man einen Aufwärtstrend in der Leistungsentwicklung der Sportler beobachten. Geistigbehinderte brauchen zum Erlernen einer Sportart länger, sie benötigen intensivere Betreuung, aber sie üben ihre Sportarten mit der selben Begeisterung und Freude aus, wie jeder andere Mensch.
Seit 1993 werden jährlich Österreichische Meisterschaften in Keinfeldfußball, Schwimmen, Leichtathletik, Tischtennis, Ski alpine und Ski nordisch ausgetragen. Darüber hinaus ist die alljährliche „Sport-aktiv-woche“ in Wien eine bekannte und beliebte Veranstaltung.
Diese Aktionswoche versucht Behinderte in unterschiedliche Sportarten „hineinschnuppern“ zu lassen.
Ein großes Problem des Sportes mit Mentalbehinderten ist die Einteilung der Sportler in Klassen, die dem Behinderungsgrad entsprechen. Der Weltfachverband für geistigbehinderte Sportler (INAS-FMH) hat noch keine vollständige Klassifizierungkriterien veröffentlicht, was dazu führte, daß es bei internationalen Bewerben zu großen Leistungsunterschieden kam.
Fachausschuß Amputiertensport
Der Amputiertensport umfaßt Behinderte mit Funktionsbeeinträchtigungen der oberen und unteren Gliedmaßen. Dies betrifft vor allem Personen mit Amputationen, Exartikulation, Mißbildung, oder Verkümmerung einer Extremität, hochgradige Bewegungseinschränkung der Gelenke, sowie inkomklette bzw. komplette Lähmung der Arm- und Beinmuskulatur.
Fachausschuß Rollstuhlsport
1959 trat der Verband der Querschnittgelähmten dem ÖBSV (Österreichischer Behinderten Sportverein) bei. Die erstmalige Olympiateilnahme der Querschnittsgelähmten fand 1960 in Rom statt.
Die Zahl der Querschnittgelähmten (Rollstuhlfahrer) hat seit dem 2. Weltkrieg ständig zugenommen. In Österreich sind ca. 4100 Personen von einer Querschnittslähmung betroffen.
Zu den erworbenen Rückenmarkschäden zählen wir außer der Querschnittslähmung noch die Polimyelititis (spezielle Art einer Kinderlähmung). Diese Viruserkrankung führt zur Entzündung und Schädigung bzw. Zerstörung motorischer Vorderhornzellen des Rückenmarks. Die Folgen sind schlaffe Lähmungen, sowie der Verlust von Reflexen. Im Unterschied zur Querschnittslähmung (Lähmung aufgrund der Unterbrechung der Nervenleitungsbahnen im Rückenmark) sind bei der Kinderlähmung keine Sensibilitätsstöhrungen vorhanden.
Aufgrund der enormen Leistungsanstiege in einigen Disziplinen wurde eine Spezialisierung auf eine Sportart notwendig.
Der Rollstuhlsport entwickelte sich vom vielseitigen sportlichen Training zum „Hoch“- Leistungstraining mit all seinen Auswüchsen wie Kommerzialisierung und vereinzelt auch Doping.
Fachausschuß Cerebralparetikersport
Ein junger 17jähriger Spastiker wollte unbedingt bei Schwimmwettkämpfen teilnehmen und regte somit die Überlegung an, Cerebralparetiker ebenfalls Wettkampfsport betreiben zu lassen. Und schon 1981 nahm der erste Spastiker-Sportler in Wien bei einem Schwimmwettkampf teil. 1982 durfte eine kleine Gruppe von Athleten an den Weltspielen in Dänemark teilnehmen.
Die cerebralen Bewegungsstörungen zeigen sich in einem unnormalen Bewegungsablauf. Diese Störungen sind die Folgen einer Hirnschädigung, die während der Entwicklung des Gehirns entstanden ist.
(Früher sprach man fälschlicherweise von cerebralen Lähmungen) In solchen Fällen ist die Muskelkraft normal, allerdings ist das Zusammenspiel der Muskeln bei den Bewegungen gestört. Die Bewegungen können schlecht dosiert werden und abgehackt, sehr langsam oder steif sein. Diese falschen Bewegungsmuster sind einem zielgerichteten Handeln nicht angepaßt und stören damit die Ausführung.
Man unterscheidet die Cerebralparetiker in:
Spastiker
Die Spastiker führen Bewegungen steif und sehr langsam aus. In schweren Fällen sind die Muskeln ständig übermäßig angespannt.
Diplegiker
Bei den Diplegikern wirken sich die motorischen Störungen vorwiegend in den unteren Gliedmassen aus.
Hemiplegiker
Bei den Hemiplegikern ist eine Kopfhälfte betroffen, die andere Kopfhälfte wirkt normal.
Tretaplegiker
Bei den Tretaplegikern ist der Rumpf und alle vier Gliedmassen betroffen.
Athetotiker
Athetotiker sind gekennzeichnet durch unwillkürliche Bewegungen, die durch rasche unberechenbare Schwankungen in der Muskelspannung hervorgerufen werden. In vielen Fällen ist ein langsames Bücken oder ein geräuschloses gehen unmöglich. Ebenfalls typisch für die Athetotiker ist das Grimassenschneiden und Gestikulieren beim Sprechen.
Ataktiker
Den Ataktikern fällt es schwer Kraft und Richtung richtig einzuschätzen.
Dadurch sind die Bewegungen unsicher und langsam. Die Muskulatur ist schlaff, außerdem gibt es Probleme bei Gleichgewichtsaufgaben. Dazu kommen Gehörstörungen, Sprachstörungen und Sehstörungen. Die Ataktiker führen nur Bewegungen aus bei denen sie sich sicher fühlen.
Fachausschuß Blindensport
Nicht nur das völlige Fehlen des Sehvermögens sondern auch starke Sehschwäche oder hochgradige Gesichtsfeldeinschränkungen werden als
Blindheit bezeichnet.
Man teilt in drei Gruppen ein:
B1- Lichtempfindlichkeit, jedoch unfähig Umrisse oder eine Hand in
irgend einer Entfernung oder Richtung wahrzunehmen.
B2- Die Umrisse einer Hand können wahrgenommen werden.
Gesichtsfeld von weniger als 5°
B3- Gesichtsfeld von mehr als 5° und weniger als 20°
Fachausschuß Hörbehindertensport
In Österreich sind nahezu 400.000 Menschen hörbehindert, davon sind rund 9.000 Menschen von Geburt an gehörlos.
Aufgrund ihrer Kommunikationsprobleme sind Gehörlose von vielen wichtigen Bereichen der Gesellschaft, deren Kulturleben sehr stark auf Gehör und auf Lautsprache aufbaut ist, abgeschnitten. Dies hat dazu geführt, daß die Gehörlosen die einzige Behindertengruppe mit eigener Sprache, Kultur und eigenem Weltverband sind.
Trotz ihrer körperlichen Unversehrtheit besteht für gehörlose im Wettkampf keine Chancengleichheit. Der Hörschaden beeinflußt das Erlernen von Bewegungsformen, die akustischen Eindrücke (z.B. Informationen über die Beschaffenheit des Bodens oder Schnitt eines Balles) kommen nicht wahrgenommen werden.
Paralympics
1948 fanden in Aylesbury (nicht weit von London) die Stoke Mandeville Games statt. Bei diesen Spielen handelte es sich um sportliche Bewerbe (Bogenschießen) für ehemalige Soldaten, die im Krieg Querschnittslähmungen erlitten.
Zur gleichen Zeit fanden die ersten Olympischen Spiele nach dem zweiten Weltkrieg statt. So kam dem Begründer der Rehabilitation Rückenmarksverletzter, Sir Ludwig Guttmann, die Idee, die Stoke Mandeville Games zu internationalen sportlichen Wettkämpfen auszubauen.
Diese Idee wurde aber erst 1960 realisiert. Nach den Spielen von Rom fanden die ersten Paralympics statt. 400 Rollstuhlsportler aus 21 Nationen nahmen daran teil.(1964 Tokyo, 1968 Tel Aviv, 1972 Heidelberg) In Toronto 1976 nahmen erstmals nicht nur Rollstuhlsportler teil sondern auch amputierte und sehbehinderte Sportler.
Gelangten bisher die Paralympics nur als Sommerspiele zur Austragung, so wurde 1976 erstmals der Versuch unternommen auch Paralympische Winterspiele auszurichten. Diese Spiele wurden in Schweden mit 250 behinderten Skiläufern ausgetragen.
Einen Rückschlag erlebten die Spiele 1984 in Sarajevo. Die Jugoslawier sahen sich außerstande, die Spiele für Behinderte auszurichten. Innsbruck sprang ein und wurde zum neuen Austragungsort.(ebenso 1988) Bei den Sommer Spielen wurden die Rollstuhlsportler kurzfristig wieder ausgeladen, weil die Einrichtungen am Veranstaltungsort (auf Long Island) nicht rollstuhlgerecht waren.
Die Rollstuhlsportler kehrten an die Geburtsstätte (Soke Mandeville bei Aylesbury) zurück.
Ursprünglich sollten die Paralympics jeweils am selben Ort wie die olympischen Spiele stattfinden, aber viele Olympiaveranstalter konnten oder wollten die Spiele für Behinderte nicht durchführen. In Seoul kehrten die Sommer-Paralympics nach langer Pause wieder an die Stätte Olympias zurück, was einen enormen Anstieg der Teilnehmer zur folge hatte.
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