Sumo
SUMO
(Der traditionelle japanische Ringkampf)
Aus der Geschichte des Sumo
In Japans ältestem überlieferten Geschichtswerk, welches 712 n. Chr. fertiggestellt wurde, wird berichtet, dass die Götter Sumo – Kämpfe bestritten, um das Land Izumo (in Japan) zu beherrschen.
In der ersten offiziellen Reichsgeschichte, die im Jahre 720 n. Chr. fertiggestellt wurde, wird der sagenhafte Kampf zwischen Nomi – no - Sukune, der das Gute darstellt, und Kuehaya, der das Böse personifiziert, beschrieben.
Und dieser Sumo - Kampf soll zu Zeiten des Kaisers Suinin (29 v. Chr. bis 70 n. Chr.) stattgefunden haben.
Von diesem Kampf wird sogar heute noch in den japanischen Volksschulfibeln berichtet, und der Sieger Nomi - no - Sekune, der das Gute verkörpert, gilt als Schutzpatron der Sumotori (die Sumokämpfer).
Diese Berichte gehören auf Grund der modernen Geschichtsforschung ins Reich der Sagen und Legenden.
Man glaubt heute, dass die ersten wirklichen Sumo - Kämpfe im 7. Jahrhundert unter der Herrschaft des Kaisers Temmu (672-686 n. Chr.) als Hofbelustigung stattgefunden haben.
Wie wird man ein Sumotori ?
Auf dem Lande in Japan wird von der Jugend sehr häufig Sumo betrieben.
Tut sich einer der 15- bis 16- jährigen durch besondere Leistungen hervor, so erlangt er schnell eine gewisse Anerkennung in der Gegend.
Heya – Meister (Heya: Trainings – und Wohnstätte der Sumotori) und Trainer sind während der Provinztourneen immer auf Talentsuche, und wenn sie etwas von einem jungen talentierten Mann mitbekommen, so versuchen sie mit ihm in Kontakt zu treten.
Dabei gibt es nur wenige Bedingungen, die ein Bewerber erfüllen muss.
Er sollte keine erkennbaren Krankheiten haben und seine Familie muss ihre Einwilligung geben. Ausserdem muss er die Mindestanforderungen an Grösse und Gewicht erfüllen.
Entspricht der Lehrling diesen Anforderungen, so kann er fortan in einem Heya leben.
Der Heya - Meister stellt ihm Unterkunft, Kleidung und Essen zur Verfügung.
Ein Gehalt wird er in den die nächsten Jahren nicht bekommen, denn er muss sich erst einmal bewähren und mindestens die 2. Hauptgruppe der Sumotorihierachie erreicht haben.
Die Heya – Wohn- und Trainingsstätte der Sumokämpfer
Die Heya ist die Stätte, wo der Sumotori neben dem täglichen Training auch in einer Gemeinschaft mit anderen Sumotori wohnt. Heya sind meist einfache Holzhäuser, die neben einem Trainingsring und einem großen Gemeinschaftsessraum noch mehrere Schlafräume enthalten.
Ausserhalb des Heya dürfen nur verheiratete Männer leben, aber auch sie verbringen viel Zeit im Heya, trainieren und essen dort oder ruhen einfach aus.
Im Heya herrscht ausserdem eine strenge Rangordnung; die jüngeren sind verpflichtet den älteren und oftmals viel schwereren Ringern beim Waschen und Anziehen zu helfen. Hinzu kommt, dass sie das Essen zubereiten müssen und selbst erst dann essen dürfen, wenn die ältern Sumotori mit dem Essen fertig sind.
Das Training
Nachdem sich die Ringer ein paar Runden (in einem sehr kleinen Trainingsraum) warmgelaufen haben, werden zahlreiche gymnastische Übungen gemacht.
Eine besondere Übung, die sich Shiko nennt wird oft bis zu einer Stunde ausgeübt.
Es ist dieselbe Übung, die die Ringer als Teil der Eingangsrituale während eines Turniers ausüben und hat von daher auch einen symbolischen Charakter. Beim Shiko wird das rechte Bein, mit der rechten Hand auf dem Knie, seitwärts so hoch wie möglich gehoben.
Dann wird der Fuß mit aller Kraft zu Boden gestampft, wobei die Ringer zischend ausatmen.
Danach wird die Übung mit dem linken Bein ausgeübt; anschließend wird die ganze Übung wiederholt.
Das Matawari ist eine Dehnungsübung, bei der die Ringer auf dem Boden sitzen, die Beine so weit wie möglich spreizen und den Oberkörper nach vorne vorbeugen, so dass Kopf und Brust den Boden berühren.
Das Teppo ist eine Übung, bei der die Hände abwechselnd gegen einen Holzpfahl schlagen und kräftig drücken. Hierbei kommt es auch wesentlich auf rhythmische Fußarbeit an.
Diese Übung soll die Koordinationsfähigkeit fördern und neben Armen und Händen auch Beine und Rücken kräftigen.
Das Trainieren an Fitnessgeräten wird nur sehr selten ausgeübt. Vielmehr wird darauf Wert gelegt, dass die Sumoringer sich gut dehnen können (Spagat, etc.), gewisse Techniken beherrschen und sich mit Gleichgesinnten an Kraft messen.
Ausdauertraining sowie bestimmte Trainingsmethoden haben im Sumosport nicht viel Annerkennung gefunden. Zum einem trainiert man nach strikten traditionellen Vorgaben und zum anderen wird bei den Kämpfen ohnehin nicht viel Ausdauer verlangt; das Körpergewicht und die angewendeten Techniken bekommen somit beim Sumo einen höheren Stellenwert – so jedenfalls beim japanischen Sumo.
Was man zwangläufig auch zum Training hinzuzählen kann ist das Essen, welches die Sumotori in immensen Mengen zu sich nehmen.
Dabei werden am Tag mehrere größere und kleinere Mahlzeiten gegessen. Es wird vor allen Dingen darauf geachtet, dass das Essen viele Kalorien enthält. Gegessen wird zum Beispiel viel Fisch (Sushi), Fleisch, Gemüse, Reis, Suppen, Tofu, etc.
Zu diesem Essen wird traditionell Reiswein (Sake) oder Bier getrunken. Wer aber lieber Wasser trinken möchte, der darf dieses auch tun ohne dass damit die traditionellen Essgewohnheiten gebrochen worden sind.
Die Regeln beim Sumokampf
Zwei Männer kämpfen innerhalb eines Ringes (eine eingekreiste Fläche auf einem Sand- oder Lehmboden).
Verloren hat, wer zuerst den Ring verlässt oder aber den Boden innerhalb des Ringes mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen berührt.
Wenn beide Kämpfer zusammen zu Boden fallen, gilt der Obenliegende als Sieger, auch wenn er vorher mit einer Hand den Boden berührt, um seinen Gegner dadurch vor Verletzungen beim Fall zu schützen.
Nicht erlaubte Techniken, die zur sofortige Niederlage führen sind z.B. an den Haaren ziehen – auf die Ohren schlagen – die Finger des Gegners mit voller Kraft nach hinten drücken – Faust/Handkantenschläge – das Abdrücken der Kehle – Fußtritte gegen Bauch, Brust, Kopf und Geschlechtsteil (der gesamte Bereich, der mit dem Tuch verhüllt ist). Außerdem darf die Kleidung des Gegners (Kampfgürtel) nicht mit Absicht gelöst werden.
Die Vorraussetzungen: Es gibt keine Gewichtsklassen und keine Beschränkungen nach oben, aber nach unten.
Um Sumokämpfer zu werden, muss man mit 18 Jahren mindestens 170 cm groß und 70 kg schwer sein.
Symbolismus und Traditionen beim Sumo
Neben der strengen Hierarchie, die unter den Ringern im Heya eingehalten wird, gibt es noch eine Menge anderer Symbole und Traditionsformen im Sumokampfsport.
Vor dem Kampf verstreuen die Kämpfer Salz in den Ring als Zeichen der Geistervertreibung. Außerdem sind in der Ringmitte Opfergaben versteckt oder vergraben – Nüsse, Kastanien, Reis, Seetang, getrockneter Tintenfisch und Salz. Sogar einen Tag vor Turnierbeginn werden von den Schiedsrichtern, die in einer traditionellen weißen Robe gehüllt sind, bestimmte Zeremonien am Kampfring abgehalten.
Der Ring, dessen Kreis unsere Erde symbolisieren soll, ist in eine großes Quadrat gefasst, dessen Bedeutung man dem Universum zuteilt.
Wenn zum Beispiel ein Sumotori aus dem Profisumosport zurücktritt, so wird vor dem gesamten Publikum seine Haarpracht (die als Schmuck und zum Schutz vor Verletzungen dient, wenn dieser Sumotori auf den Kopf fällt) abgeschnitten. Dieser Sumotori bekommt dann die Erlaubnis in einem Heya als Trainer oder Leiter arbeiten zu dürfen.
Vor den Turnierkämpfen präsentieren sich alle Beteiligten in prunkvollen Hüftschürzen, die aus Brokatseide gefertigt wurden und bis zu 300.000 Euro kosten können. Dabei stellen sich die Teilnehmer in einem Kreis auf.
Wenn der japanische Kaiser mit seiner Familie bei einem solchen Turnier anwesend ist, so wird darauf geachtet, dass man der Kaiserfamilie bei der Aufstellung keinesfalls den Rücken zukehrt. Denn eine solche Geste gilt als äußerst beleidigend und respektlos.
Quellen:
Sumo – Marianne und Harald Keller – Verlag Weinemann /1998
Sumo, Kampf der Giganten – Alexander v. Groeben und Simone Mennemeier – Dieter Born Verlag / 2000
Sowie zahlreiche Hinweise aus dem Internet unter Yahoo und Google
André Meyer.
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