Aktienindizes
1. Einführung und Geschichte
1. 1 Definition
"Allgemein versteht man unter einem Index eine Zahl, welche durch ihre Veränderungen die Schwankungen einer Vielzahl von Werten darstellt."
Um sich gegenüber anderen Börsen einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen und Aktionären einen Leitfaden zu stellen bemühen sich Unternehmen eigenständige, privatrechtlich organisierte Segmente herauszugeben. So hat beispielsweise die Deutsche Börse AG eine Unterteilung des gesamten deutschen Aktienmarktes, unter anderen, in den DAX, MDAX, SDAX und TECDAX unternommen. So gibt es für alle bedeutenden Aktienmärkte in Europa, den USA, Japan und in anderen Regionen Kennzahlen, mit deren Hilfe sich die Entwicklung des Aktienmarktes bewerten lässt.
Diese nennt man Aktienindizes.
1. 2 Entstehung und Entwicklung
Als Väter der Aktienindexierung gelten Edward D. Jones und Charles M. Bergstresser sowie Charles Henry Dow, die 1882 die Firma Dow Jones & Company gründeten. Ein Jahr danach gaben sie erstmals den Tagesbericht "Customer´s Afternoon Letter" heraus.
In dieser Zeitung veröffentlichte Dow den weltweit ersten Aktienindex, der sich aufgrund der Übergewichtung des Eisenbahnbaus hauptsächlich aus Eisenbahn-Gesellschaften zusammensetzte. Neben diesem "Transportation Average" (30 Transportwerte) wurde 1896 auch der "Dow Jones Industrial Average" (30 Industriewerte) entwickelt.
Dow ging davon aus, dass man anhand der Wertentwicklung des Index die Entwicklung des Gesamtmarktes erkennen könne. Das setzt voraus, dass die 30 bzw. 60 Aktientitel den Gesamtmarkt repräsentieren. Und wenn nun nur ein Index abfalle oder aufsteige, wäre das ein Warnsignal für einen bevorstehenden Trendwechsel der Wirtschaft bzw.
des Aktienmarktes.
Der erste Aktienindex in Deutschland war die "Börsenkennziffer" der Frankfurter Zeitung, die durch addieren der Kurse von 25 Aktien und 10 Anleihen 1919 das erste Mal ermittelt wurde. Vier Jahre später entstand der erste amtliche Aktienindex Deutschlands (veröffentlicht im "Statistischen Jahrbuch für das deutsche Reich"). Berechnet wurde er rückwirkend ab Januar 1914.
Die Berechnung der Beiden wurde während des 2. Weltkriegs eingestellt und anschließend nicht weitergeführt.
Nach dem Krieg versuchte die FAZ die Berechnung eines Index auf der Basis der Kurse von 1948, was jedoch wegen der vielen Veränderungen am Aktienmarkt zu dieser Zeit scheiterte. Der älteste deutsche Aktienindex, der noch berechnet wird, ist der Commerzbank-Index von 1953.
Wie bereits erwähnt unterteilen Unternehmen den Markt in verschiedene Segmente. Aber wie setzen sich Indizes zusammen, verändern sich und welchen Stellenwert nehmen sie ein?
2. Indexerklärungen
2. 1 Dow-Jones-Industrial
Er besteht analog zum DAX, aus den 30 bedeutendsten US Aktien an der New York Stock Exchange.
Die Zusammensetzung des beliebtesten Aktienindex der Amerikaner wird von einem zweiköpfigen Komitee gänzlich ohne harte Kriterien bestimmt. Zudem ist er wegen der starken Bedeutung des US-amerikanischen Kapitalmarkts auch international maßgebend und gibt Vorgaben für den restlichen Weltmarkt bzw. den deutschen Markt.
Der Dow berechnet sich seit über 100 Jahren immer auf die gleiche Weise:
mit
n = Anzahl der Gesellschaften im DJIA
pit = Kurs der Aktie i
1/c = Korrekturfaktor zum Ausgleich von
Kapitalveränderungen
Dieser Index wir als ein "unechter" bezeichnet, da er nicht nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, sondern beinhaltet Kursdurchschnitte und Messzahlen aus Kursdurchschnitten.
2. 2 Die Indexfamilie Stoxx (Stocks =Aktien)
Unter diesem Gemeinschaftsunternehmen aus Deutsche Börse, SBF Bourse de Paris, Schweizer Börse und Dow Jones befinden sich die europäischen Aktien unter einem Dach und stellen etwa 80 % der gesamten Marktkapitalisierung.
Der Dow Jones Stoxx ist identisch mit dem europäischen Index des amerikanischen Medienkonzerns. Er umfasst zur Zeit 666 Gesellschaften aus 16 Ländern, deckt Europa insgesamt ab und zieht 18 Branchenindizes mit sich.
Der "Dow Jones Euro Stoxx" ist für jene Länder, die an der Währungsunion teilnahmen. Er umfasst 326 Aktiengesellschaften und zusätzlich gibt es noch wie oben auch 18 Branchenindizes die damit verbunden sind.
Aus diesen zwei breitgefächerten Indikatoren haben sich zwei weitere Indizes herauskristallisiert:
Zum einen der Dow Jones Euro Stoxx 50, der die 50 größten Blue Chips, die der Euro-Währungszone angehören, beinhaltet und sich zu einem der führenden Börsenbarometer Europas entwickelt hat.
Zum anderen der Dow Jones Stoxx 50, in dem die 50 stärksten Unternehmen aus ganz Europa vertreten sind, davon 9 deutsche Unternehmen.
Maßgeblich für die Zugehörigkeit an einem dieser Indizes ist die Zustimmung von Expertengruppen aus Marktteilnehmern, Wissenschaftlern und Börsenvertretern, die über die Marktkapitalisierung (Gesamtwert einer Aktiengesellschaft), Börsenumsatz, Branche- und Länderanghörigkeit richten.
2. 3 Der DAX-Clan
Nach dem großen Börsencrash der Anfang 2000 begann und erst Mitte 2001 zum Stocken kam um dann endgültig die Aktien zu Boden riss wurde beschlossen, dass eine völlige Neustrukturierung des deutschen Börsenhandels nötig sei. Diese Umgestaltung hatte zwar auf den Deutschen Aktienindex keinen großen Einfluss, jedoch umso größeren auf die Technologiewerte und andere Indizes.
a) DAX
Das Muttertier der deutschen Indizes wurde am 23. Juni 1988 an der Frankfurter Wertpapierbörse eingeführt und wird ständig (alle 15 Sekunden) aus den Kursen des elektronischen Handelssystems Xetra ermittelt und aktualisiert.
Als Basis wurde damals ein Stand von 1000 Indexpunkten gewählt.
Durch die Auswahl der 30 besten deutschen Standardwerte gelingt es, die Branchenstruktur der deutschen Wirtschaft weitgehend repräsentativ widerzuspiegeln und den deutschen Gesamtmarkt relativ gut abzubilden. Die DAX-Titel stellen etwa 60 Prozent des gesamten Grundkapitals inländischer börsennotierter Unternehmen, über 70 Prozent des sich im Streubesitz befindlichen Grundkapitals und machen über 70 Prozent der Börsenumsätze mit deutschen Papieren aus.
Er ist außerdem ein Performance-Index, unter anderem wegen Berücksichtigung der Dividende und von Kapitalveränderungen, und gehört zu den "gewichteten" Indizes (nach Anzahl der zugelassenen und für lieferbar erklärten Aktien). Als so genannter "echter" Aktienindex wird der er nach einer statistischen Indexformel berechnet, der Laspeyres-Formel.
Darunter versteht man die relative Veränderung einer Komponente unter Einbeziehung einer Gewichtsgröße des Basiszeitraums.
(Menge gehand. Aktien des Basiszeitraums * Preise der Aktien des Berichtszeitraums)
(Menge gehand. Aktien des Basiszeitraums * Preise der Aktien des Basiszeitraums) *100
Aktuell gehören folgende Aktiengesellschaften zum Hauptindex der Deutschen Börse
Adidas-Salomon Henkel Vz. Allianz Metro
Altana HypoVereinsbank BASF Münchener Rück
Bayer Infineon Lufthansa SAP
BMW Linde Commerzbank Schering
MAN Fresenius Medical Care RWE Siemens
ThyssenKrupp TUI Volkswagen
Der DAX ist für jedes Unternehmen interessant, da eine Eingliederung darin eine starke Nachfrageerhöhung an den dazugehörigen Aktien mit sich zieht. Jedoch müssen die Titel sogenannten "harten Kriterien" entsprechen, um in den Index aufgenommen zu werden. Sie müssen bei der Streubesitzquote (frei handelbare Aktien; nicht in festen Händen) und dem Börsenumsatz zum 31.
Juli mindestens den 30. Platz belegen. Außerdem darf dann ein DAX-Aktie bei einem Kriterium den 36. Rang nicht überschreiten (reguläre Aufnahme). "Weiche Kriterien" wie die Managementführung oder Branchenzugehörigkeit spielen im dort seit neuesten keine Rolle mehr. Um aussortiert werden zu können, darf ein DAX-Mitglied nicht mehr zu den 40 größten Blue Chips gehören.
(regulärer Abstieg).
Daneben sind aber auch Änderungen bei drei weiteren Terminen im Abstand von drei Monaten möglich. Für den "Fast Entry" qualifizieren sich Aktien, die bei beiden Kriterien mindestens auf Rang 25 liegen. Heißer Abstiegskandidat ist der Wert mit der niedrigsten Marktkapitalisierung. Per "Fast Exit" scheiden die Größen aus, die in einem Kriterium unter Rang 45 fallen, zumindest dann, wenn es einen Aufstiegskandidaten gibt, der in beiden Wertungen zu den besten 35 Aktien zählt.
b ) MDAX
Dieser Midcap-Index enthält die 50 Werte, die dem DAX folgen.
Vertreten sind dort hauptsächlich Aktienunternehmen, die aus nicht technologie-lastigen Branchen kommen (Banken, Einzelhandel, usw.). Er spiegelt die Kursentwicklung von Aktien mittelgroßer Unternehmen wider, die eine mittlere Marktkapitalisierung aufweisen. Die Zusammensetzung wird regulär halbjährlich überprüft und mit Wirkung zum März bzw. September angepasst.
c) TecDAX
Er ist die Ergänzung zum MDAX und umfasst die 30 wichtigsten deutschen Technics.
Als Nachfolger des durch Insidergeschäfte und Bilanzfälschungen in Verruf geratenen Nemax50 wurde er am 24. März 2003 ins Leben gerufen.
d ) SDAX
Der Smallcap-Index vervollständigt den Prime Standard der Deutschen Börse. Er repräsentiert die kleinen Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung und Börsenumsatz. Bei der Indexneugestaltung wurde er auf 50 Kleinwerte rationalisiert.
Auswahlvoraussetzungen sind bei den letzten drei Kennzahlen die "harten Kriterien" und, im Gegensatz zum Deutschen Aktienindex, auch die "weichen" , die einen gewissen Ermessensspielraum lassen.
Die Entscheidung, wer in die DAX-Riege aufgenommen wird, trifft der Arbeitskreis Aktienindizes, ein Beratergremium der Deutschen Börse.
Oft sieht man noch die Begriffe L-DAX, L-MDAX, L-TecDAX oder L-SDAX. Sie beschreiben den "Late-Handel", also den zwischen Handelsende des Xetrasystems und des Parketthandels .
Aber neben Aktienindizes gibt es auch noch große Anzahl anderer Kennzahlen, wie den 2. 4 Deutschen Rentenindex (REX)
Er ist ein Kursindex der 1991 von Deutschen Börse AG. Er bildet einen nach Laufzeit und Kupontyp gewichteten Durchschnittskurs aus synthetischen Anleihen mit konstanter Laufzeit.
Die Wertpapiere können allerdings aufgrund eines Fälligkeitstermins jeder Anleihe nicht gehandelt werden (Fiktivdepot). Bestandteil des REX sind 30 Anleihen mit Laufzeiten zwischen 1 und 10 Jahren und drei verschiedenen Zinstypen (6%, 7,5%, 9%), die unter Berücksichtigung ihres Marktanteils in den REX eingehen.
3. Handel mit Indizes
Aber ein Index ist nicht nur ein Leitfaden für die Anleger. Er kann ebenso Objekt der Spekulation werden.
3.
1 Futures und Optionsscheine
An bestimmten Börsen, in Deutschland an der vollautomatischen Terminbörse Eurex, können Interessenten mit unterschiedlichen Zukunftserwartungen auf sie setzen.
Dabei wird in zwei Grundtypen unterschieden:
Fixgeschäfte (Futures) auf Indizes binden zwei Vertragsparteien an die Vereinbarung, einen bestimmten Schein für einen Index zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis zu handeln. Die Preisveränderung richtet sich nach der Schwankung des Basiswertes (Index)
Bei Index-Optionsscheine wird das Recht verbrieft eine Ausgleichszahlung bei über- bzw. unterschreiten eines bestimmten Grenzwertes zu erhalten jedoch kann auch alles verloren werden, da aufgrund einer Hebelwirkung der Schein um das vielfache steigen oder fallen kann. Der Käufer das Recht die Option während der gesamten Laufzeit zu nützen, sie zu verkaufen oder verfallen zu lassen.
3.
2 Indexfonds
Eine sicherere Alternative sind dagegen diese Spezialform von Fonds. Bei ihnen wird versucht einen bestimmten Index mit seinen Aktiengesellschaften nachzubilden. Der Anleger verzichtet bei einer Überperformance im Vergleich auf den Basiswert auf diesen Betrag muss aber im Gegenzug eine Unterperformance nicht selbst ausgleichen.
3. 3 Indexzertifikate
Daneben wären auch noch Indexzertifikate zu nennen. Sie sind Schuldverschreibungen, die sich auf einen bestimmten Aktien- oder sonstigen Index, wie zum Beispiel den DAX, beziehen können.
Im Gegensatz zu Optionsscheinen verfügen Index-Zertifikate über keinen Hebel. Damit fehlt ihnen das spekulative Element.
Quellen: - Vermögensanlagen in Wertpapieren, (Sparkassen RatgeberService; Vermögensanlage), Bank-Verlag GmbH, Köln 2001
- Handbuch Börse 2002, Rainer Schätzle / Heinrich Morgen, Wilhelm Heyne Verlag München
- www.faz.net
- www.akademie.
de; net Lexikon
- https://www.geld-und-boerse.de/rat
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