Biographie
Ernst Werner Siemens (so sein voller Name)
wurde am 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover geboren. Als ältester einer
zehnköpfigen Geschwisterschar mußte er schon sehr früh Verantwortung tragen. Schlechte
Rentabilität, Mißernten und Krankheiten hatten der väterlichen Gutspachtung schweren
Schaden zugefügt. Deshalb zog die Familie 1823 in den Raum Lübeck, wo der Vater die
Domäne Menzendorf übernahm. Doch auch hier traten unerwartete Schicksalsschläge ein.
Sein Vater, Christian Ferdinand Siemens war ein Mann ohne Glück.
Nach dem Gymnasiumsbesuch am Katharineum in
Lübeck zog Werner 1834 nach Berlin, um sich als Offiziersanwärter bei der preußischen
Armee zu bewerben. Er wurde bei der Artillerie aufgenommen und erhielt in dreijährigem
Studium an der Berliner Ingenieur- und Artillerieschule eine umfassende Ausbildung in den
Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Ballistik. 1838 wurde er schließlich zum Leutnant
befördert. Er sollte noch bis 1849 Soldat bleiben.
Durch den Tod seiner Mutter 1839 und seines Vaters 1840 mußte Siemens die Verantwortung
für seine Geschwister übernehmen.
1842 zog er endgültig nach Berlin. 1846
fällt er dort die Entscheidung, speziell auf dem Gebiet der elektrischen Telegraphie zu
arbeiten, um damit Geld für den Unterhalt für sich und seine Geschwister zu verdienen.
Deshalb gründete er am 1. Oktober 1847 die "Telegraphen-Bauanstalt Siemens &
Halske", zusammen mit dem Universitätsmechaniker J.G. Halske.
Das war die Keimzelle
der schnell berühmt gewordenen Siemenswerke, der heutigen Weltfirma Siemens.
1848 gelang es Siemens von der preußischen Regierung den Auftrag zu erhalten, die alte
Telegraphenlinie Berlin-Köln-Koblenz abzuschaffen, und durch ein Netz der neuen, von ihm
entwickelten elektrischen Zeigertelegraphen zu ersetzen. Damit war er bis 1850
beschäftigt. Danach bemühte er sich um neue Aufträge, die er 1853 von der russischen
Regierung erhielt. Er sollte die russische Staatstelegraphenlinien erbauen. Das dauerte
bis 1855 und führte im selben Jahr zur Gründung einer Filiale in St.
Petersburg, deren
Leitung er seinem Bruder Carl übertrug.
Die florierenden Ostaufträge machten seine Firma für die folgenden 15 Jahre krisenfest.
So konnte auch die 1857 hereinbrechende Wirtschaftskrise seine Firma nicht schädigen. Im
Gegenteil. In dieser Zeit entwickelte er mit Hilfe seiner Gewinne verschiedene Relais,
Meßinstrumente, den Doppel-T-Anker, sowie eine Theorie zur sicheren Auslegung von
Tiefseekabeln, die 1857 durch eine Auftrag der britischen Regierung im Mittelmeer
praktisch erprobt wurde. Dieser Auftrag führt 1858 zur Gründung einer Filiale in London,
deren Leitung sein Bruder Wilhelm übernahm, sowie zur Errichtung einer Kabelfabrik in
Woolwich.
Nebenbei war Siemens von 1862 bis 1866 Abgeordneter der Fortschrittspartei im preußischen
Landtag, wo er für den Absatz deutscher Qualitätswaren ins Ausland warb.
1866 entdeckte er das dynamoelektrische Prinzip und baute die erste Dynamomaschine. Dies
war der Beginn der wirtschaftlichen Starkstromtechnik.
Seinen nächsten großen Auftrag erhielt er 1868, als er die nahezu 11.000 km lange
Telegraphenlinie London-Teheran-Kalkutta bauen sollte. Die Arbeiten an diesem Projekt
dauerten bis 1870.
Sein Freund Halske hatte sich übrigens 1867 nach zwanzigjähriger
Zusammenarbeit aus dem Geschäft zurückgezogen.
Es folgte eine Zeit der Triumphe für
Werner Siemens:
Nachdem ihm bereits 1860 von der Berliner
Universität der Ehrendoktor verliehen worden war, wurde ihm 1873 eine noch größere Ehre
zuteil, als er zum Mitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften berufen wurde.
1874 gelang ihm die Auslegung eines selbst fabrizierten Atlantikkabels unter Wasser von
Irland nach Amerika.
1877 trat aufgrund seiner Vorschläge das erste deutsche Patentgesetz in Kraft.
1878 entwickelte er eine elektrische Straßenbeleuchtung und 1879 glückte ihm die
Vorführung der ersten elektrischen Eisenbahn in Berlin. Ein Jahr später gründete er mit
Generalpostmeister Stephan den "Elektrotechnischen Verein" (heute VDE).
1887 entstand, namentlich durch seine Initiative die Physikalisch-Technische
Reichsanstalt.
1888 wurde er für seine Verdienste vom deutschen Kaiser in den Adelsstand erhoben und
durfte sich fortan Werner von Siemens nennen.
Am 6. Dezember 1892 starb Werner von
Siemens, 6 Tage vor seinem 79. Geburtstag in Berlin.
Sein Lebenswerk galt der Begründung im
Bereich der Wissenschaft, als der Elektrotechnik, sowohl auch der Wirtschaft und
Gesellschaft.
Siemens hatte schon früh die Notwendigkeit erkannt, für seine Angestellten
zu sorgen. Der Gründung der "Siemens Pensionskasse" folgte eine Reihe weiterer
Maßnahmen, die im damaligen Deutschland oft Vorbild waren. Sein Unternehmen, das heute in
allen Teilen der Erde vertreten ist, wird von einem Urenkel geleitet und beschäftigt mehr
als 300.000 Mitarbeiter, 50 mal mehr als 1892, als Siemens starb.
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