Die wirtschaftliche entwicklung japans
Die wirtschaftliche Entwicklung Japans
Vorkriegsentwicklung (1603-1939)
Nachkriegsentwicklung (1945-1994)
Wiederaufbau (1945-1959)
Rapide Wachstumsperiode (1960-1970/72)
„Technopoliskonzept“ (ab 1980)
Vorkriegsentwicklung
Von einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Japans kann erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts gesprochen werden, da das Land vorher über mehrere Jahrhunderte von Bürgerkriegen geprägt war. Militärherrscher kämpften um die Vorherrschaft und die Perioden, in denen Japan als ein Land vereint schien, waren nur relativ kurz.
Dies änderte sich im Jahr 1603, als der Shogun (Feldherr) Tokugawa als Sieger aus den Machtkämpfen hervorging, und sogleich damit begann, eine straffe Staatsorganisation durchzusetzen.
Unter seiner Herrschaft brach Japan alle Kontakte zur Außenwelt ab, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Sogar die im Land verweilenden Kaufleute fremder Nationen wurden ausgewiesen.
Unterdessen wurden innerhalb der Landesgrenzen Reformen und Projekte durchgeführt, die zum Großteil die Produktivität der Landwirtschaft, die fast ausschließlich dem Reisanbau diente, steigern sollten. In drei Reformperioden wurden die Bewässerungsflächen vergrößert, der Terrassenanbau eingeführt sowie die Neulandgewinnung vorangetrieben. Die dadurch gewonnene Produktionssteigerung kam allerdings nicht den Bauern zugute, die zu jener Zeit etwa 80% der Bevölkerung Japans stellten. Sie blieben eine unterdrückte Volksgruppe, die an sog. „Daimyo“, vergleichbar mit Lehnsherren nach europäischem Vorbild, gebunden waren.
Ihre Not schlug sich in zahlreichen Aufständen nieder, die jedoch allesamt niedergeschlagen wurden.
Trotz dieser Probleme erlebte Japan in dieser Periode eine lange Zeit des Friedens, die es den vorher durch den Militärdienst gebundenen Menschen, wie z.B. den Samurai, ermöglichte, in anderen Berufszweigen Fuß zu fassen. So kam es beim Binnenhandel zu einem langsamen aber stetigen Aufschwung.
Ein weiteres Anliegen der Militärregierung war der Auf- und Ausbau der Infrastruktur, wodurch das Wirtschaftswachstum ebenfalls vorangetrieben wurde.
Allerdings kam es zu einer Stagnation im wissenschaftlich-technologischen Sektor, der von staatlicher Seite weitestgehend vernachlässigt wurde.
Ein weiterer Grund für den Stillstand war auch die Isolation des Landes, wodurch keine Innovationen fremder Nationen mehr nach Japan gelangten.
Aufgrund mangelhafter Technik im Bergbaubereich kam es Anfang des 18. Jahrhunderts sogar mehrmals zu Münzmetallknappheit, wodurch es wiederum eine Preissteigerung gab. Diese machte vor allem den ärmeren Bevölkerungskreisen, insbesondere den Bauern, zu schaffen, deren Not somit alles andere als gelindert wurde.
Auch die Amtszeit des 8. Shogun Yoshimune (1716-1745) konnte daran wenig ändern, obwohl er im Vergleich zu seinen Vorgängern sehr aufgeschlossen war und in der wirtschaftlichen Isolation keinen Segen sah.
Er konnte sich trotz seiner Position nicht mit seinen Vorstellungen durchsetzen und so geriet das Land in eine langandauernde Periode wirtschaftlicher Rezession.
Die zum Großteil völlig verarmten Bauern verließen ihre Ländereien und zogen in die Städte, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Gegen diese Landflucht war das Regime machtlos, konnte aber die aus der sozialen Ungerechtigkeit hervorgehenden Unruhen niederschlagen.
Die Forderung einer wirtschaftlichen Neuorientierung, die dem Land wieder auf die Beine helfen sollte, wurde überhört.
Die Wende in der japanischen Wirtschaftspolitik wurde durch das Auftauchen eines US-Kanonenbootgeschwaders in der Bucht von Tokyo am 31. März 1854 eingeläutet.
Der Kommandant erzwang dadurch die Unterzeichnung des sog. „Vertrags von Kanagawa“, der die Öffnung von zunächst zwei Häfen für den Handel zwischen den USA und Japan vorsah.
Ähnliche Verträge wurden auch mit mehreren anderen Staaten abgeschlossen, u.a. mit Frankreich, Russland, Großbritannien und Niederlanden (1858) sowie Preußen (1861).
Diese durch extremen internationalen Druck erfolgte Aufgabe der Isolation verursachte eine innenpolitische Krise.
Die Tokugawa-Herrschaft geriet ins Wanken, da sich, ermutigt durch die US-amerikanische Intervention, eine starke Opposition bildete, die zum Großteil der ehemaligen Kaiserfamilie nahe stand.
Am 3. Januar 1868 kam es schließlich zur Machtübernahme durch Kaiser Mutsuhito, der seiner Regierungsperiode den Namen Meiji (aufgeklärte Regierung) gab.
Unter seiner Herrschaft vollzog sich der Wandel Japans vom agrarischen Feudal- zum modernen Industriestaat nach westlichem Vorbild.
Neue Fabriken wurden aus dem Boden gestampft, die dem Heer der in Armut lebenden Bauern neue Arbeitsplätze gaben.
Im Ausland wurden die neuesten Produktionsmethoden genau studiert, und ausländische Fachkräfte ins Land geholt, die die rasche Industrialisierung vorantrieben.
1875 weilten schon fast 600 Experten im Land, 1890 dann schon fast 3000.
Das Ziel der Industrialisierung bestand darin, mit den Staaten der westlichen Welt wirtschaftlich gleichzuziehen. Obwohl Japan mit diesen Staaten umfangreiche Handelsbeziehungen knüpfte, stand man dem Ausland jedoch äußerst skeptisch gegenüber, was auch in fremdenfeindlichen Ausschreitungen zum Ausdruck kam.
Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf der Textilindustrie, die durch die kaiserliche Regierung besonders gefördert wurde.
Durch gezielten Kapitaleinsatz wurde ab 1885 dann ebenfalls die Eisenindustrie gefördert, die für die geplante Aufstockung des Militärs sehr wichtig war. Zudem begann der Aufbau eines Telegraphennetzes.
Die bis zu diesem Zeitpunkt vorhandene Monopolstellung des Staates in den meisten Industriebereichen ging dann nach und nach verloren, da es zu vielen Neugründungen von privaten Personen kam, die an dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung teilhaben wollten und ihn sogar noch verstärkten.
Allerdings geschah dies in vollem Einvernehmen mit der Regierung, die ihre zu Beginn der Industrialisierung errichteten Fabriken größtenteils privatisierte und kleineren Betrieben finanziell unter die Arme griff. Die Übernahme der ehemaligen Staatsbetriebe erfolgte insbesondere durch politisch einflussreiche Familien.
Im landwirtschaftlichen Bereich kam es, dank der Modernisierung der Produktion, zu einem Überschuss an Gütern, wie z.B. Reis und Rohseide, der nun exportiert werden konnte.
Aus den Erlösen wurde die weitere Modernisierung in diesem Bereich finanziert, sodass die Selbstversorgung zumindest bei bestimmten agrarischen Produkten zunächst gesichert war.
Allerdings war die Ende des 19. Jahrhunderts zum führenden Industriezweig aufgestiegene Textilindustrie in immer größerem Maße auf Importe von Rohbaumwolle angewiesen, die vor allem aus den USA und aus Indien bezogen wurde.
Und auch im Bergbau zeigte sich rasch, dass Japan nicht in der Lage war, den stetig wachsenden Bedarf an Rohstoffen zu decken, der für die aufstrebenden Industrien dringend notwendig war.
Daher mussten vermehrt Rohstoffe wie Eisen, Kohle oder Erdöl eingeführt werden, wobei der Export in einem immer stärkerem Maße Fertigwaren beinhaltete, und der Anteil an landwirtschaftlichen Produkten sank.
Der Wandel vom Agrar- zum Industriestaat war somit vollzogen.
Ebenso war die Herausbildung einer „Dualen Struktur“ zu beobachten, da neben den modern ausgerüsteten Fabriken, die den Großteil der Exportwaren produzierten, eine Vielzahl arbeitsintensiver Mittel- und Kleinbetriebe existierte.
Unter den modernen und vom Staat besonders geförderten Industrien spielte die Elektroindustrie eine immer stärker werdende Rolle.
Neben der Industrie bildete sich zudem der tertiäre Sektor heraus, in dem im Jahr 1902 fast ein Drittel aller erwerbstätigen Japaner Arbeit fand.
Während des ersten Weltkriegs erlebte dann die Schwerindustrie einen Entwicklungsschub, da die Rüstung weiter vorangetrieben wurde und es kam zu einer zunehmenden Konzentration der Industrie in den Küstenstädten, in denen die Bevölkerung zu jener Zeit wanderungsbedingt stark anwuchs. Zudem war dort die Bildungssituation im Vergleich zu den übrigen Landesteilen besser, sodass es ein Heer an Fachkräften gab.
Außerdem spielten natürlich die Überseehäfen dieser Städte eine entscheidende Rolle, über die der Großteil des Außenhandels ablief.
Mit der Machtübernahme der Militärs im Jahr 1932 änderte sich die Zielsetzung der Wirtschaft, die nun wieder verstärkt durch die Regierung gelenkt wurde.
Es erfolgte eine starke Förderung der Schwerindustrie im Zuge der Kriegsvorbereitung sowie der Schutz der einheimischen Industrien durch Handelshemmnisse.
Der Krieg sollte Japan dabei u.a. die Kontrolle über weite Teile Südostasiens bringen, sodass die dortigen Rohstoffe dem selbst rohstoffarmen Land dienen konnten.
Bereits 1927 wurde diese Absicht mit dem sog.
„Tanaka-Memorandum“ deutlich.
Dieses sah „die Errichtung eines expansiven großasiatischen Wirtschaftsblocks mit Japan als Zentrum“ vor.
Ein Grund für die Zustimmung, die die neue Regierung bei der Bevölkerung hatte, mag in den Folgen der Weltwirtschaftskrise gelegen haben, die Japan 1929/30 trafen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde den Japanern ihre Abhängigkeit vom Weltmarkt bewusst, die sich vor allem auf die Rohstoffabhängigkeit gründete. Mit dem Schutz der nationalen Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen sowie dem Ausnutzen der Rohstoffe der Nachbarländer erhofften sie sich eine neue Unabhängigkeit, die zu einer Verbesserung der Lage führen sollte.
Mit der Besetzung Koreas und der Mandschurei schienen diese Ziele zunächst erreicht.
Obwohl es für den einfachen Arbeiter keine Verbesserung in Form von Lohnerhöhungen gab, verbesserte sich die gesamtwirtschaftliche Situation bis zum Jahr 1939 jedoch deutlich.
So lag Japan zu diesem Zeitpunkt beim Welthandel an fünfter Stelle, mit Importen in Höhe von 757 Mio. US-$ und Exporten in Höhe von 928 Mio. US-$, wobei hauptsächlich in die besetzten Gebiete exportiert wurde. Außerdem war Japan in den 30er Jahren eines der Hauptausfuhrländer industrieller Fertigwaren, wobei auch hier vornehmlich der asiatische Markt bedient wurde.
Dieses Wachstum basierte allerdings auf der schlechten Situation der Arbeiter, die in keiner Form sozial abgesichert waren.
Dies bewirkte die Bildung von Gewerkschaften, die zunächst jedoch durch staatliche Gegenmaßnahmen nur wenig Macht ausüben konnten.
Der größte Teil des zu dieser Zeit erwirtschafteten Überschusses diente einzig und allein der weiteren Rüstung und dabei insbesondere dem Ausbau der Marine. Auch die Besatzungsarmee in den annektierten Gebieten, die zeitweilig auf ca. 1,5 Mio. Mann angewachsen war, verursachte enorme Kosten.
Trotz dieser Belastung betrug das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum Ende der 30er Jahre etwa 4% und war somit höher als das Wachstum zu Beginn der Dekade (3%).
Nachkriegsentwicklung
Wiederaufbau
Kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs schien die japanische Wirtschaft wie gelähmt.
Ein Großteil der Industrien war durch die Bombenangriffe zerstört, es gab große Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung, die Inflation schien unaufhaltsam voranzuschreiten und der Schwarzmarkt blühte. Die Industrieproduktion war auf etwa ein Drittel des Vorkriegsniveaus abgesackt.
Die überseeischen Territorien waren verloren und somit auch die ergiebigen Rohstoffquellen sowie eine wichtige Stütze des Außenhandels. Dieser wurde durch die Besatzungsmächte zunächst stark eingeschränkt.
Zudem führte die erzwungene starke Begrenzung des Militärs zu einer weiteren Verschlimmerung der Lage, da es während des Krieges und den Vorbereitungen dazu durch seinen enormen Bedarf an Gütern, insbesondere aus der Schwerindustrie, eine wichtige Stütze der Wirtschaft war. Auch der wissenschaftlich-technologische Sektor brach zunächst völlig zusammen, weil auch er hauptsächlich von den Aufträgen durch das Militär abhängig war.
Durch finanzielle Hilfen seitens der USA und anderer Staaten sowie einer gezielten Einflussnahme des Staates erholte sich die Wirtschaft jedoch relativ rasch und das Bruttosozialprodukt erreicht bereits 1951 wieder das Niveau von 1936.
Allerdings war auch die Bevölkerung im selben Zeitraum rasch gewachsen, sodass das BSP pro Kopf noch nicht auf dem Vorkriegsniveau angelangt war und dies erst im Jahr 1954 erreichte.
Dieses starke Wachstum war vor allem der wirtschaftlichen Planung der Regierung zu verdanken, die sich mit denen durch die Besatzungsmächte auferlegten Restriktionen rasch abfand. So beschloss sie im Jahr 1951 den „Plan zur umfassenden Entwicklung bestimmter Regionen“, der auf die Förderung wirtschaftlich zurückgebliebender Räume abzielte.
Diese lagen vor allem im Hinterland, das durch die vorangegangenen Regierungen stets vernachlässigt wurde.
Aber auch die Tatsache, dass durch den Zusammenbruch des Militärs viele ehemalige Soldaten als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, trug wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei.
Ein weitere Maßnahme war die durch die Besatzungsmächte verlangte Zerschlagung der großen Konzerne, die größtenteils in der Hand einflussreicher Familien („zaibatsu“) lagen.
Auch auf dem Land kam es zu einer Neuaufteilung der Ackerfläche, die darauf abzielte, mehr Menschen in die z.T. nur dünnbesiedelten Regionen zu locken.
Zudem gewährte der Staat den Farmern finanzielle Vergünstigungen sowie die Möglichkeit, relativ billig an produktionssteigernde Maschinen zu kommen.
Im industriellen Sektor wurden die Restriktionen für Gewerkschaften aufgehoben, sodass es zu einer besseren sozialen Absicherung der Arbeiter kam, und der Weg für Lohnerhöhungen nun offen stand.
1946 gab es schon etwa 12.000 Gewerkschaften mit einer Gesamtmitgliederzahl von 3,7 Millionen Erwerbstätigen. Diese Zahl erhöhte dich bis Ende der 70er Jahre auf 70.000 Gewerkschaften mit ca.
12,5 Mio. Mitgliedern.
Unter dem sog. „Prioritätenplan“ der Regierung wurde verstärkt in die Kohle- und Stahlproduktion investiert, wobei vor allem letztere einen enormen Aufschwung erlebte.
Das Wachstum in diesem Industriezweig zog weitere positive Entwicklungen nach sich, wie z.B.
starke Produktionserhöhungen in der Chemiebranche oder auch anderen Bereichen, wie etwa der Automobil- und Fernseherproduktion.
Mit der wieder steigenden Kaufkraft der Bevölkerung wurde der wirtschaftliche Aufschwung schließlich gefestigt und die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg war Mitte der 50er Jahre beendet.
Rapide Wachstumsperiode
Von 1955 bis zum Ende der 60er Jahre erlebte die japanische Wirtschaft ein besonders starkes Wachstum, das nur 1962 und 1965 durch zwei kurze Zeiträume der Rezession unterbrochen wurde. Während der 60er Jahre lag das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum bei fast 11%, was das der Bundesrepublik Deutschland (4,6%) und das der USA (4,3%) bei weitem übertraf und auch das eigene jährliche Vorkriegswachstum (ca. 4%) weit hinter sich ließ.
Die Gründe dafür lagen in der bevorzugten Förderung der großstadtbezogenen Konsum- und Ausstattungsgüterindustrie, wobei besonders in die Elektro-, Fahrzeug- und Maschinenbauindustrie investiert wurde.
Ebenfalls staatlich gefördert wurde die Küsten und Hafen bezogene Schwer- und Petrochemische Industrie, wie etwa Stahlwerke, Großwerften und Thermalkraftwerke.
Ein weiterer Grund lag in der stetigen Modernisierung der Produktionsmethoden, die teilweise durch ausländische Konzerne ins Land kamen, teilweise aber auch von wissenschaftlichen Einrichtungen in Japan selbst entwickelt wurden. Dadurch wurde die Konkurrenzfähigkeit der japanischen Industrie auf dem Weltmarkt erheblich verbessert und es kam zu einer Steigerung des Exports, vor allem in den „modernen Industrien“ wie der Elektroindustrie.
Ebenso verantwortlich für die positive Entwicklung war die Tatsache, dass es, insbesondere in den Großstädten, ein Heer von gut ausgebildeten Arbeitskräften gab, die als Facharbeiter zur Verfügung standen.
Zudem war die Arbeitszeit in Japan so lang wie in keinem anderen Industrieland der Erde, und das bei in etwa ähnlichen Monatslöhnen.
1960 wurde der sog.
„Ikeda-Plan“ verkündet, der die Verdopplung des Volkseinkommens in einem Zeitraum von 10 Jahren vorsah. Dies sollte durch den Schutz der wachsenden (modernen) Industrien, sowie einer weiteren Verstärkung des Exports gewährleistet werden.
Die protektionistischen Maßnahmen wurden dabei durch die USA toleriert, die zu einem der wichtigsten Exportmärkte Japans aufgestiegen waren.
Zudem wurde das Volk ermutigt, ihr zuhause angespartes Geld zur Bank zu bringen, um den Finanzinstituten so mehr Spielraum zu verschaffen.
Während dieser Zeit profitierte Japan auch von der wachsenden Weltwirtschaft und von der Tatsache, dass die dringend benötigten (Energie-) Rohstoffe relativ billig zu beschaffen waren. Die daraus resultierende Folge war eine weitere Steigerung des Wirtschaftswachstums.
Allerdings kam es zu einer Entwicklung, die die japanische Regierung eigentlich vermeiden wollte, nämlich der abermalige Konzentration der Wirtschaftskraft in den großen Küstenstädten.
Daraus resultierte der 1962 beschlossene „Erste Plan zur umfassenden Entwicklung des ganzen Landes“, der als Ziel die Dezentralisierung der Industrie durch die Förderung regionaler Wachstumspole hatte.
Außerdem wurde der Export durch gezielte Investitionen weiter gesteigert und die Produktivität durch verstärkte Maschinisierung erhöht.
Die größten Anteile am BSP hatten zu dieser Zeit die Stahl- und die Aluminiumindustrie sowie die Petrochemie, in denen die Produktivität dank technologisch fortgeschrittener Massenproduktion im internationalen Vergleich sehr hoch war.
So erlebte das Land bis zum Jahr 1970 ein jährliches Wirtschaftswachstum von annähernd 12%. Einen Motor für diese Entwicklung stellten die Olympischen Spiele von 1964 in Tokyo dar, wodurch es zu einem Ausbau der städtischen Infrastruktur in der Hauptstadt kam.
Auch die Einnahmen aus dem Tourismus erreichten zu jener Zeit nie erahnte Dimensionen
und bewirkten einen weiteren wirtschaftlichen Schub.
Allerdings gab es auch zahlreiche negative Aspekte, die mit dieser Entwicklung einhergingen.
Durch die großen Investitionen in den sekundären Sektor wurde die nach dem Krieg begonnene Modernisierung der Landwirtschaft nicht weitergeführt, was zu einer erneuten Landflucht führte. Die größtenteils überbevölkerten Städte waren dem Zuwandererstrom nicht gewachsen und boten nicht genügend Wohnraum.
Die Inflation ging stetig voran und die Lebenshaltungskosten zogen stark an.
Zudem wurde die von den Industriebetrieben ausgehende Umweltverschmutzung offensichtlich, die auch den Menschen in einem erheblichen Maße schadete.
Grund dafür waren Versäumnisse der Regierung, bestimmte Umweltauflagen durchzusetzen.
Aufgrund der Bestrebung, Japan in den Kreis der wirtschaftsstärksten Nationen der Erde zu führen, erschienen derartige Maßnahmen als hinderlich und wurden nicht weiter diskutiert.
Erst mit dem „Zweiten Plan zur umfassenden Entwicklung des ganzen Landes“ aus dem Jahr 1969 kam es zur Durchsetzung von bestimmten Standards, die in den 70er und 80er Jahren noch weiter verbessert wurden.
Die sehr knapp bemessene nutzbare Fläche des japanischen Archipels führte zu einer verstärkten Neulandgewinnung vor der Küste, was jedoch hohe Kosten verursachte. Eine andere Methode zur Ausweitung der Fläche war die Nutzung des Hinterlandes.
Dort errichtete der Staat einige Industrieparks, die als Wachstumspole dienen sollten.
Der Plan ging allerdings nicht auf, da die dort ansässigen Firmen zumeist keine wirtschaftliche Verbindung mit der Umgebung aufnahmen. Dies lag daran, dass die Betriebe der Agglomeration gegenseitige Beziehungen knüpften und sich somit von dem wirtschaftlich unterentwickelten Hinterland abgrenzten.
Trotz dieses fehlgeschlagenen Plans befand sich Japans Wirtschaft weiterhin inmitten des größten Wachstums seit dem Zweiten Weltkrieg, was vor allem im internationalen Vergleich gut erkennbar war.
So war das Land 1971 hinter den USA und Deutschland die drittgrößte Exportnation der Welt und nahm in der Stahlproduktion den ersten Platz ein.
Anfang der 70er Jahre überflügelte es dann Deutschland in der Gesamtwirtschaftsleistung.
Als die USA 1971 die Loslösung des Dollarkurses von anderen internationalen Währungen beschloss, zog Japan 1973 in ähnlicher Weise nach.
Zusammen mit der Ölkrise, die im selben Jahr ihren Anfang nahm, kam es jedoch zu einer Inflation von annähernd 20% im Jahr 1974, worauf die Regierung mit einer Zinsanhebung reagierte. Außerdem kürzte der Staat seine Investitionen in die Wirtschaft, wodurch es im darauffolgenden Jahr zu einer Rezession kam, in der das BSP um 0,5% sank.
Da die japanische Wirtschaft in extremer Weise von dem Rohstoff Öl abhängig war, wurden große Summen für den Import ausgegeben, was zu einer Verschlechterung der Handelsbilanz führte.
“Technopoliskonzept“
Das Jahr 1975 markiert zudem das Ende der sog. „Rapiden Wachstumsperiode“, in der das BSP von 1965 an stets um über 10% jährlich gestiegen war.
Um die Inflation aufzuhalten setzte die Regierung 1977 den „Dritten Plan“ durch, mit dem eine Abkehr von den grundstofforientierten Küstenindustrien und die Neubewertung der Schlüsselindustrien erreicht werden sollte.
Als Schlüsselindustrien gelten dabei forschungsintensive und ökologisch unbedenkliche Branchen wie etwa die Elektronikindustrie.
Die Wirtschaft selbst gelang es, durch die Entwicklung neuer Technologien und Sparmaßnahmen die Abhängigkeit von bestimmten Rohstoffen wie Öl zu senken und stärkte somit ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt. Betrug die durchschnittliche jährliche Zunahme des Energieverbrauchs zwischen 1965 und 1980 noch 6,1%, so sank sie auf 1,9% im Zeitraum von 1980 und 1988.
Auf diese Weise erreichte das BSP im Jahr 1984 wieder eine Steigerung von 4,1%, die auch dem „Technopoliskonzept“ der Regierung zu verdanken war. Dieses förderte seit 1980 verstärkt forschungsintensive High-Tech-Branchen, deren Exportanteil stetig anstieg.
Außerdem versuchte der Staat im Zuge dieses Konzepts, der Wirtschaft technologisch unter die Arme zu greifen und ließ mehrere Forschungszentren bauen, wovon die „Wissenschaftsstadt Tsukuba“ in der Nähe von Tokyo die bedeutendste Einrichtung darstellt.
Die in diesen Einrichtungen erzielten technologischen Fortschritte trugen und tragen wesentlich zur Konkurrenzfähigkeit der japanischen Wirtschaft bei.
Seit dem Anfang der 80er Jahre stützte diese sich mehr und mehr auf die von der Regierung geförderten „modernen Industrien“, während der Anteil der „alten Industrien“, wie der Stahl-, Aluminium- oder der chemischen Industrie am BSP stetig absank.
Die japanischen Stahlproduzenten bekamen eine immer stärker werdende Konkurrenz aus den Schwellenländern des asiatischen Raums wie Korea und auch die Aluminiumindustrie musste sich dieser Konkurrenz erwehren. Lag die Produktion 1977 noch bei 1,19 Mio. Tonnen, so war sie 1982 schon auf 700.000 Tonnen gesunken und erreichte 1985 dann 300.
000 Tonnen.
1987 beschloss die Regierung schließlich den „Vierten Plan zur umfassenden Entwicklung des ganzen Landes, der als Ziel die weitgestreute Entwicklung von Wachstumspolen sowie zunehmende Investitionen und Firmengründungen im Ausland hatte.
Einen besonderen Aufschwung erlebte die Automobilindustrie und erreichte 1993 einen Anteil von 13,4% am BSP, während sie 11% der japanischen Erwerbstätigen band.
Ähnlich erfolgreich verlief die Entwicklung in der Elektronikindustrie, die ihre Produktion von 1984 bis 1991 um fast 50% steigern konnte.
Allerdings nahm der Gesamtanteil der Industrie am BSP besonders seit Anfang der 70er Jahre ständig ab, wohingegen der tertiäre Sektor große Zuwächse zu verzeichnen hatte. Sein Anteil am BIP stieg von 51% im Jahr 1970 auf 62% 1993.
Der Anteil der in diesem Sektor beschäftigten Erwerbstätigen stieg im selben Zeitraum von 47% auf 60%.
Eine gegenteilige Entwicklung ist im primären Sektor zu beobachten, in dem 1960 noch 33% der Japaner beschäftigt waren, 1994 nur noch knapp 6%.
Sein Anteil am BIP sank von 9% auf 1,5%. Wurden 1960 noch 98% aller benötigten Nahrungsmittel im Land selber produziert, waren es 1993 nur noch 59%.
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